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Originaltitel: It's a Wonderful Life
Herstellungsland: USA / 1946
Regie: Frank Capra
Darsteller(innen): James Stewart, Donna Reed, Lionel Barrymore, Thomas Mitchell, Henry Travers, Beulah Bondi, Frank Faylen, Ward Bond, Gloria Grahame, H.B. Warner, Frank Albertson, Todd Karns u. A.
Es ist Weihnachten. Oben im Himmel erhält Jungengel Clarence eine Chance, sich seine Flügel zu verdienen, denn unten auf der Erde will sich George Bailey (James Stewart) das Leben nehmen. Clarence sucht George auf, der völlig verzweifelt und in schlimmen Geldsorgen steckend, sich von einer Brücke stürzen will. Er wünscht sich, es hätte ihn nie gegeben, dann hätte er auch nicht solchen Schaden verursacht. Tatsächlich ist es auch nicht Georgs Schuld, also führt ihn sein Schutzengel in die Stadt Bedford Falls zurück, in ein Bedford Falls, in dem es George Bailey nie gegeben hat. Nun sieht George, welchen Einfluß er auf das Leben aller in der Kleinstadt hatte und das es keinesfalls allen besser gegangen wäre...
Re: Ist das Leben nicht schön? - Frank Capra (1946)
Verfasst: Mi 7. Dez 2022, 18:14
von buxtebrawler
„Er hasst die Menschen, weil er nicht anders kann.“
„Ist das Leben nicht schön?“, jene vom italienischstämmigen US-Regisseur Frank Capra („Hier ist John Doe“) inszenierte, auf der Kurzgeschichte „The Greatest Gift“ Philip Van Doren Sterns basierende Fantasy-Tragikomödie aus dem Jahre 1946, gilt jenseits des Atlantiks als einer der beliebtesten Weihnachtsfilme und genießt auch hierzulande viel Renommee. Dem in Schwarzweiß gedrehten Original wurden drei verschiedene nachkolorierte Varianten zur Seite gestellt, von denen die dritte aus dem Jahre 2007 den Segen der Capra-Nachlassverwaltung erhielt.
„Die Jugend von heute ist doch zu dämlich!“
Nachwuchsengel Clarence (Henry Travers, „Drachensaat“) bekommt an Weihnachten die Möglichkeit, sich seine Flügel zu verdienen, indem er auf Erden, genauer: in der Kleinstadt Bedford Falls, George Bailey (James Stewart, „Tanz auf dem Eis“) vom Selbstmord abhält. Dieser ist ob seiner finanziellen Nöte vollkommen verzweifelt und wäre am liebsten gar nicht erst geboren worden. Clarence nimmt sich seiner an und zeigt ihm, was aus seinem Heimatort und dessen Bewohnerinnen und Bewohnern geworden wäre, hätte es ihn tatsächlich nie gegeben…
„Sentimentales Gefasel!“
Zunächst erklingen Stimmen aus dem Off, es wird zu Gott für Mr. Bailey gebetet. Im Weltall unterhalten sich zwei Galaxien über ihn, schließlich wird Engel Clarence entsandt. Diesem gewährt Gott Einblicke in George Baileys Leben, beginnend mit dessen Kindheit. Capra visualisiert diese in ausgedehnten Rückblenden à la „Citizen Kane“ und Konsorten, die einen Großteil des Films ausmachen. So sehr der Prolog auch im von christlicher Mythologie geprägter Fantasy angesiedelt ist, so sehr ist Georges persönlicher Werdegang in der Realität und somit der jüngeren Geschichte der USA verwurzelt. Die Rückblenden setzen im Jahre 1919 ein, als der zwölfjährige George seinem Bruder Harry das Leben rettet, dadurch aber auf einem Ohr das Gehör verliert. Nach der Schule arbeitet er in einem Drogeriegeschäft, dessen Chef Mr. Gower (H. B. Warner, „Blutrache“) ihn ohrfeigt. Dank seiner Achtsamkeit rettet George dort einem weiteren Jungen das Leben und bewahrt Gower vor schwerwiegenden Problemen.
„Willkommen zu Hause, Mr. Bailey.“
Im jungen Erwachsenenalter fängt George in der Bausparkasse „Building and Loan“ seines Vaters (Samuel S. Hinds, „Lebenskünstler“) an und übernimmt das Geschäft nach dem überraschenden Tod seines Vaters. Miethai Henry F. Potter (Lionel Barrymore, „Dr. Kildare“) beginnt, in der Bausparkasse eine unliebsame Konkurrenz zu sehen, und hat es auf sie abgesehen. George verteidigt das Unternehmen erfolgreich, muss jedoch dessen Leitung übernehmen, um den Fortbestand zu sichern. Dafür stellt er seine eigenen Pläne, Bedford Falls zu verlassen, zu studieren und die Welt zu sehen, hintenan. Sein Bruder Harry (Todd Karns, „The Courtship of Andy Hardy“) besucht indes das College, heiratet in eine reiche Familie ein und lässt George mit „Building and Loan“ und all seinen unerfüllten Träumen allein.
„Sie sind ja tot mehr wert als lebendig!“
George heiratet seine Jugendfreundin Mary (Donna Reed, „Schnellboote vor Bataan“), doch die geplante Hochzeitsweltreise platzt, als die USA in der Depression versinken. „Building and Loan“ steht dadurch vor dem Kollaps und kann nur gerettet werden, weil George und Mary ihr für die Weltreise gedachtes Privatvermögen ins Unternehmen stecken. Sie beziehen ein bescheidenes Heim und bekommen vier Kinder. Für Mr. Potter ist George weiterhin ein Dorn im Auge, insbesondere, weil dieser durch sozialen Wohnungsbau seine Macht gefährdet. Potter versucht, George zu kaufen, doch dieser bleibt standhaft. Den Zweiten Weltkrieg verbringt George an der Heimatfront, während sein Bruder als Kriegsheld zurückkehrt. Ausgerechnet an Heiligabend des Jahres 1945 geschieht das Unglück: George verliert versehentlich 8.000 Dollar an Mr. Potter, der die Summe unterschlägt und hofft, dass die am selben Tag stattfindende Buchprüfung „Building and Loan“ und George aufgrund des fehlenden Betrags wegen vermeintlicher Bilanzfälschung den Garaus macht. Potter zeigt George gar polizeilich an und entspinnt eine schmierige Rufmordkampagne gegen ihn. Als der tieftraurige George dann auch noch verprügelt wird und einen Autounfall baut, ist er des Lebens überdrüssig.
So werden also die wichtigsten Stationen im Leben eines Mannes abgeklappert, der nie egoistisch handelte und immer wieder zurücksteckte, um Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen und zu helfen. Sein Antipode ist der raffgierige alte Kapitalist Potter, der auch nicht vor unlauteren Methoden zurückschreckt, um sich seinen eigenen Vorteil zu sichern, aus dem heraus er seine Mitmenschen ausbeutet. Georges Geschäftsmodell hingegen ist auf Gemeinnützigkeit ausgerichtet, er bereichert sich nicht an hohen Zinsen oder Säumniszuschlägen bei verzögerten Ratenrückzahlungen. Entsprechend niedrig ist sein Gewinn, dafür kann er aber seinen Kundinnen und Kunden unter die Arme greifen, unbürokratisch Notlagen durchzustehen helfen und dazu beitragen, dass Bedford Falls für möglichst viele Menschen ein Ort bleibt, in dem es sich zu leben lohnt. Einen entsprechend guten Leumund genießt er in der Kleinstadt. Und doch erscheint ihm am Ende alles so schrecklich sinnlos.
Dass dem nicht so ist, tritt Engel Clarence ihm zu zeigen an. In der Vision eines Bedford Falls, das einen George Bailey nie gekannt hat, ist aus der beschaulichen Kleinstadt ein Sündenpfuhl geworden, der ganz auf Profitmaximierung ausgerichtet ist und kaum noch glücklich Menschen kennt. „Ist das Leben nicht schön?“ ist nicht nur die persönliche Geschichte George Baileys, die suggeriert, man habe mehr Einfluss, als man oft zu glauben geneigt ist, sondern auch eine sehr direkte Parabel auf gesellschaftliche und politische Entwicklungen. Ein Thema wie das Recht auf eine Wohnung wird lediglich gestreift, in den unterschiedlichen Geschäftsmodellen Baileys und Potters lässt sich jedoch auch mit wenig Fantasie eine Gegenüberstellung von sozialistischer und kapitalistischer Wirtschaft herauslesen. Das sah auch das FBI zu Zeiten der Kommunismusparanoia so, das dem Film seine Kapitalismuskritik vorwarf. Nicht übel für einen „Wohlfühlfilm“.
Kapitalist Potter trägt Züge Mr. Scrooges aus Charles Dickens’ Weihnachtsgeschichte, wird jedoch nicht geläutert. Auch dass ein Fantasiewesen dem Protagonisten Einblicke gewährt, die ihm sonst verborgen blieben, erinnert an Dickens. Capra schuf aus der (mir unbekannten) Vorlage Van Doren Sterns dennoch etwas sehr Eigenes, dessen Ende (das zur bis heute andauernden Popularität der Weihnachtslieder „Hark! The Herald Angels Sing“ und „Auld Lang Syne“ beigetragen haben dürfte) vielleicht etwas sehr dick aufgetragen ist – aber wenn nicht an Weihnachten, wann dann?
Unabhängig davon, als wie dominant man die politische Ebene des Films empfindet oder werten möchte, ist „Ist das Leben nicht schön?“ ein zu Herzen gehender Appell an ein solidarisches Miteinander. Die Rezeptionsgeschichte des Films klingt dabei fast selbst wie eine Episode aus Baileys Leben: Der sorgfältig inszenierte und hochkarätig besetzte Film floppte zunächst an den Kinokassen, avancierte insbesondere durch seine regelmäßigen Fernsehausstrahlungen jedoch zu einem angesehenen Klassiker, der aus dem Geschichte des Weihnachtsfilms nicht mehr wegzudenken ist.
Re: Ist das Leben nicht schön? - Frank Capra (1946)
Verfasst: Do 8. Dez 2022, 20:57
von FarfallaInsanguinata
Danke für diese schöne Besprechung!
Einer von diversen die Tränendrüsen-ansprechenden Filmen, die uns alljährlich zur Weihnachtszeit wieder begegnen. So fand, kaum überraschend, meine erste, und meiner Überzeugung nach auch einzige, Sichtung selbstverständlich im Fernsehprogramm der siebziger Jahre statt.
Ich mochte den Film überhaupt nicht! An Gott und Engel glaubte ich nicht, diesen selbstlosen Lebenswandel von George fand ich total unrealistisch und besonders im Gedächtnis blieb mir, wie Clarence George seine Ehefrau Mary präsentiert, die zu einer alten Jungfer wurde und nie einen Mann fand, da es ihn, George, ja nicht gegeben hatte. Was für ein Blödsinn! Überall ließen sich Elternpaare scheiden, inklusive meiner, und gingen einfach neue Beziehungen ein. Überhaupt war es schließlich jedermanns Recht, sein eigenes Leben zu beenden, wann es ihm passte!
Was mich länger verfolgte, war der erzählerische Aufbau des Films. Ich spielte in Gedanken durch, wie das bei mir ausgesehen hätte und war fest überzeugt, dass niemand mich auch nur eine Sekunde vermissen würde.
Retrospektiv finde es es ziemlich erschreckend, wie hoffnungslos, verbittert und desillusioniert vom Leben ich mit etwa zehn Jahren bereits war. Dass ich den Hass auf mein eigenes Schicksal diesem Film überstülpte, war mir damals natürlich nicht klar. Das Werk ist bestimmt viel besser, als ich es in Erinnerung habe. So gesehen wäre eine erneute Ansicht heute sicherlich interessant, allerdings traue ich mich da nicht ran.
Re: Ist das Leben nicht schön? - Frank Capra (1946)
Verfasst: Fr 9. Dez 2022, 09:01
von buxtebrawler
FarfallaInsanguinata hat geschrieben: ↑Do 8. Dez 2022, 20:57
Danke für diese schöne Besprechung!
Einer von diversen die Tränendrüsen-ansprechenden Filmen, die uns alljährlich zur Weihnachtszeit wieder begegnen. So fand, kaum überraschend, meine erste, und meiner Überzeugung nach auch einzige, Sichtung selbstverständlich im Fernsehprogramm der siebziger Jahre statt.
Ich mochte den Film überhaupt nicht! An Gott und Engel glaubte ich nicht, diesen selbstlosen Lebenswandel von George fand ich total unrealistisch und besonders im Gedächtnis blieb mir, wie Clarence George seine Ehefrau Mary präsentiert, die zu einer alten Jungfer wurde und nie einen Mann fand, da es ihn, George, ja nicht gegeben hatte. Was für ein Blödsinn! Überall ließen sich Elternpaare scheiden, inklusive meiner, und gingen einfach neue Beziehungen ein. Überhaupt war es schließlich jedermanns Recht, sein eigenes Leben zu beenden, wann es ihm passte!
Was mich länger verfolgte, war der erzählerische Aufbau des Films. Ich spielte in Gedanken durch, wie das bei mir ausgesehen hätte und war fest überzeugt, dass niemand mich auch nur eine Sekunde vermissen würde.
Retrospektiv finde es es ziemlich erschreckend, wie hoffnungslos, verbittert und desillusioniert vom Leben ich mit etwa zehn Jahren bereits war. Dass ich den Hass auf mein eigenes Schicksal diesem Film überstülpte, war mir damals natürlich nicht klar. Das Werk ist bestimmt viel besser, als ich es in Erinnerung habe. So gesehen wäre eine erneute Ansicht heute sicherlich interessant, allerdings traue ich mich da nicht ran.
An Gott und Engel und sich unterhaltende Galaxien glaube ich auch nicht Das verortet diesen Film aber ein gutes Stück weit im Fantasy-Bereich, was eine Art Weihnachtsmärchen aus ihm macht, das nicht unbedingt auf Realismus hin abgeklopft werden sollte. Umso bemerkenswerter finde ich, wie sehr er dafür dann doch in der Realität fußt.
Bemerkenswert finde ich aber auch, dass du dir als zehnjähriges Kind ausgerechnet die Szene mit Mary so eingeprägt hast. Klar, "Ist das Leben nicht schön?" ist eben auch ein Kind seiner Zeit. Mit zehn Jahren allerdings sollte nun wirklich niemand schon hoffnungslos, verbittert und desillusioniert sein. Das lesen zu müssen, tut mir sehr leid.
Re: Ist das Leben nicht schön? - Frank Capra (1946)
Verfasst: Mo 26. Dez 2022, 13:23
von karlAbundzu
Dank 3sat eine bisher unverzeihliche Lücke geschlossen.
Ist das Leben nicht schön? (1946)
James Stewart als Geschäftsführer einer Bausparkasse, aufgrund gutem Tuns immer am Rande des Konkurses, will immer die große weite Welt sehen, kommt aber nicht weg. Bis Weihnachten 8000 Dollar verschwinden und alles in die Hände eines fiesen Megakapitalisten fallen wird...
Ein Klassiker, hundertmal zitiert, vor allem das was wäre wenn. Tatsächlich einen grundsätzlich komödiantischen Ton. Und eine unglaubliche Leistung von James Stewart. Von den Kleinigkeiten, wie er zum Beispiel seine einseitige Taubheit in kaum merklichen Bewegungen einbaut, bis zu seinen Ausbrüchen aus Verzweiflung.
Die letzten fünf Minuten komplett durchgeheult. Und auch meine hartgesottene Mitschauerin liefen ein paar Tränen.
Toll.
Re: Ist das Leben nicht schön? - Frank Capra (1946)
Verfasst: Mo 26. Dez 2022, 14:32
von Maulwurf
karlAbundzu hat geschrieben: ↑Mo 26. Dez 2022, 13:22
Dank 3sat eine bisher unverzeihliche Lücke geschlossen.
Ist das Leben nicht schön? (1946)
James Stewart als Geschäftsführer einer Bausparkasse, aufgrund gutem Tuns immer am Rande des Konkurses, will immer die große weite Welt sehen, kommt aber nicht weg. Bis Weihnachten 8000 Dollar verschwinden und alles in die Hände eines fiesen Megakapitalisten fallen wird...
Ein Klassiker, hundertmal zitiert, vor allem das was wäre wenn. Tatsächlich einen grundsätzlich komödiantischen Ton. Und eine unglaubliche Leistung von James Stewart. Von den Kleinigkeiten, wie er zum Beispiel seine einseitige Taubheit in kaum merklichen Bewegungen einbaut, bis zu seinen Ausbrüchen aus Verzweiflung.
Die letzten fünf Minuten komplett durchgeheult. Und auch meine hartgesottene Mitschauerin liefen ein paar Tränen.
Toll.
Den habe ich gestern auch endlich zum ersten Mal gesehen, und ein paar leise Tränchen musste ich gegen Ende auch verdrücken. Was mich aber vor allem umgehauen hat war die unverblümte Kapitalismuskritik in Verbindung mit einer klaren Befürwortung einer sozialen Marktwirtschaft (nämlich mit Baileys Finanzierung der Häuser der ärmeren Menschen - Ein Schlag ins Gesicht jedes Neoliberalen), und damit ungeheuer mutig für diese Zeit:
Wikipedia hat geschrieben:
Zeitweise geriet der Film ins Visier des FBI, welches ihn aufgrund seiner Kapitalismuskritik begutachtete und im Mai 1947 in einem Memorandum schrieb: „In Hinblick auf den Film „It’s a Wonderful Life“, sagte [Redigiert] vor allem, dass der Film recht offensichtliche Versuche macht, Bankiers zu diskreditieren, indem man Lionel Barrymore als „Scrooge-Typus“ zum meistgehassten Mann des Filmes macht. Das ist laut diesen Quellen ein üblicher Trick von Kommunisten. Außerdem sagte [Redigiert], dass seiner Meinung nach dieser Film absichtlich die Oberschicht schlecht macht, indem er zu zeigen versuche, dass Leute, welche Geld haben, gemeine und verachtenswerte Charaktere hätten.“
Ein schöner Film. Die erste Hälfte war deutlich an Filme der 30er angelehnt und hatte mit persönlich zu viele nervige Screwball-Elemente, aber nichtsdestotrotz ein schöner Film. Ein Wohlfühlfilm ...
Re: Ist das Leben nicht schön? - Frank Capra (1946)
Verfasst: Do 29. Dez 2022, 22:11
von CamperVan.Helsing
Die 3SAT-Ausstrahlung habe auch ich genutzt, um meine Erinnerung aufzufrischen. Und auch meinereiner hat dann bei "Auld Lang Syne" die eine oder andere Träne verdrücken müssen.
Für mich geht es bei der Geschichte von George Bailey, dem Mann, der seine eigenen Lebensträume zurückstellte, die große Welt nie zu sehen bekam, sich für das Gemeinwohl einsetzte und sein persönliches (familiäres) Glück in seinem Heimatort fand, und der dennoch glaubte, dass die Welt ohne ihn besser dran sei und niemand ihn vermissen werde, ja auch um die Frage, wie wir uns selbst wahrnehmen. Während er praktisch für jeden anderen in Bedford Falls ein "Held des Alltags" ist, sieht er selbst sich als Versager, der eben nicht wie erhofft die Welt bereist und neue Flughäfen erbaut hat.
Frank Capra hat sich ja stets auf der Seite der kleinen Leute positioniert. Und zweifellos ist George der Sympathieträger der Geschichte, während auf der anderen Seite Mr. Potter an Scrooge aus Charles Dickens' Weihnachtsgeschichte erinnert. Ob aber die typische amerikanische Kleinstadt mit ihren Vorzeigefamilien nun wirklich so erstrebenswert ist, erscheint mir dann doch sehr fraglich. Aus der Pottersville-Vision, dem Vorläufer des veränderten Hill Valley in Zurück in die Zukunft II, in dem Biff den Ort total kontrolliert, hätte man doch wenigstens eine Striptease-Bar für Bedford Falls übernehmen können. Finanziert von George Bailey.
Re: Ist das Leben nicht schön? - Frank Capra (1946)