Ein Wunsch geht in Erfüllung - George Miller (1990)

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Ein Wunsch geht in Erfüllung - George Miller (1990)

Beitrag von buxtebrawler »

Ein Wunsch geht in Erfüllung (1990).png
Ein Wunsch geht in Erfüllung (1990).png (538.27 KiB) 62 mal betrachtet

Originaltitel: A Mom for Christmas

Herstellungsland: USA / 1990

Regie: George Miller

Darsteller(innen): Olivia Newton-John, Juliet Sorci, Doug Sheehan, Carmen Argenziano, Aubrey Morris, Jim Piddock, Doris Roberts, Elliot Moss Greenbaum, Erica Mitchell, Jesse Vincent, Brett Harrelson, Steve Russell u. A.

Jessica (Juliet Sorci) ist eine kleine Halbwaise, deren Mutter starb, als sie gerade einmal drei Jahre jung war. Sie hat’s nicht leicht in der Schule und auch ihr alleinerziehender Vater (Doug Sheehan) leidet noch unter dem Tod seiner Frau. Als Jessie in einem Kaufhaus auf eine Zauberin trifft, die alles über sie zu wissen scheint, erfüllt ihr diese ihren sehnlichsten Wunsch: Sie schickt Jessie eine neue Mama, indem sie eine Schaufensterpuppe dauerhaft zum Leben erweckt. Amy (Olivia Newton-John), wie die lebendige Puppe heißt, ist fortan für Jessie da, was jedoch nicht ganz ohne Reibereien verläuft…

Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Ein Wunsch geht in Erfüllung - George Miller (1990)

Beitrag von buxtebrawler »

„Sieht aus, als wären wir wieder mal allein...“

Bei „Ein Wunsch geht in Erfüllung“ handelt es sich um einen fürs US-amerikanische Fernsehen von Disney produzierten Weihnachts-Fantasy-Märchenfilm aus dem Jahre 1990, der auf Barbara Dillons Roman „A Mom By Magic“ basiert und von George Miller inszeniert wurde – nein, nicht etwa dem „Mad Max“-Regisseur, sondern seinem britischen Namensvetter, der mir bislang nur durch „Les Patterson rettet die Welt“ bekannt gewesen ist.

Jessica (Juliet Sorci, „Die Besucher“) ist eine kleine Halbwaise, deren Mutter starb, als sie gerade einmal drei Jahre jung war. Sie hat’s nicht leicht in der Schule und auch ihr alleinerziehender Vater (Doug Sheehan, „Die Traumfrau“) leidet noch unter dem Tod seiner Frau. Als Jessie in einem Kaufhaus auf eine Zauberin trifft, die alles über sie zu wissen scheint, erfüllt ihr diese ihren sehnlichsten Wunsch: Sie schickt Jessie eine neue Mama, indem sie eine Schaufensterpuppe dauerhaft zum Leben erweckt. Amy (Olivia Newton-John, „Grease“), wie die lebendige Puppe heißt, ist fortan für Jessie da, was jedoch nicht ganz ohne Reibereien verläuft…

Den ‘80er-Pop-typischen Titelsong singt Olivia Newtown-John gleich selbst, die Handlung beginnt im Kaufhaus. Dort wird Jessica von Mitschülerinnen gehänselt, weiß sich aber schlagkräftig zu wehren. Ebenda findet die schicksalhafte Begegnung mit der Zauberin statt. Zugleich seltsam und bedrückend mutet es an, wenn Vater und Tochter sich nach Feierabend gegenseitig fragen, wie der Tag gewesen sei, beide mit schlecht bis mittelmäßig antworten, man sich jedoch nicht gegenseitig nach den Gründen fragt. Dies suggeriert, dass diese als bekannt vorausgesetzt werden können, da sie schlicht Alltag für die beiden sind.

In der Nacht vor Amys Ankunft tobt ein Unwetter wie in einem Horrorfilm, das als eine Art Symbol für das Wirken übersinnlicher Mächte herhalten muss. Der Film begibt sich nun bauchnabeltief ins Fahrwasser der ‘80er-Erfolgskomödie „Mannequin“ um eine zum Leben erwachte Schaufensterpuppe als Love Interest und weiß mit netten subtilen Gags zu gefallen, die darauf anspielen, dass es sich bei Amy eigentlich um eine Puppe handelt. Zudem lernen wir, dass nachts alle Schaufensterpuppen für zwei Stunden zum Leben erwachen, was Zugeständnissen an kindliche Fantastereien gleichkommt. Amy stellt den anderen Puppen die kleine Jessie vor; gemeinsam mit einer weiteren Puppe, die stets im Auto sitzt, unternimmt man eine Spritztour.

Zuhause indes kriselt es weiterhin, denn der Weihnachtsbaum fängt Feuer, wodurch das Wohnzimmer abbrennt. Amy kritisiert Jessies Vater für seinen generellen Umgang mit seiner Tochter, woraufhin er jedoch beginnt, sich wieder mehr für ihr Leben zu interessieren. Ob Schaufensterpuppe oder nicht: Eine vernünftige Frau im Haushalt haut auch mal auf den Tisch und bewirkt Veränderungen zum Positiven. Ihre Versuche, Jessie mit deren heimlichem Schwarm Chip (Elliot Moss Greenbaum) zu verkuppeln, sind jedoch grenzüberschreitend, was folgerichtig zum Disput führt. Es ist also beileibe nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen nach Amys Menschwerdung, und zu allem Überfluss ahnt der zynische Kaufhauschef etwas und legt sich auf die Lauer – doch die Puppen sind schlauer (und das reimt sich).

Ein Drama um eine Weihnachtsmann-Schaufensterpuppe etabliert einen Nebenhandlungsstrang, währenddessen die Handlung etwas auf der Stelle tritt. Im Zuge dieses nächtlichen Ausflugs lernt man andere Puppen aus den Hausdekos kennen, was nicht sonderlich spannend ist. Die wieder heile Weihnachtsmannpuppe wird in die Schule gelotst, wo sie Jessie während der Aufführung einer Weihnachtsgeschichte bei einem Texthänger beisteht – ein weiterer Freund für Jessie also, der ihr aus einer Notsituation hilft. Welches kleine Mädchen träumt nicht davon? Nach Weihnachten soll Amy wieder verschwinden, worüber Jessie so traurig ist, dass sie die Zauberin noch einmal aufsucht. Und natürlich kommen schließlich Amy und Jessies Vater ebenfalls einander näher. Doch, oh je: Leblose, moderne Schaufensterpuppen, die nach moderner Kunst aussehen, sollen nach und nach die anderen Puppen ersetzen. Handelt es sich hierbei um eine chiffrierte konservative Aussagen? Ein dramatischer Showdown im Kaufhaus jedenfalls mündet in einem kitschigen Happy End.

Kurios: „Ein Wunsch geht in Erfüllung“ vermittelt nicht, dass man seine Probleme auch ohne Mutter respektive Frau im Haus irgendwie lösen kann und sollte, sendet auch kaum entsprechende Appelle, sondern – und das ist irgendwie typisch USA, Land der unbegrenzten Möglichkeiten – zaubert einfach Ersatz herbei. Dass man sich nicht auf Fantasiewesen verlassen kann, sondern selbst anpacken muss, möchte man seine Probleme lösen, ist jedoch die Aussage des Texts, den Jessie während der Schulaufführung aufsagt. Welch große Rolle hier ein Kaufhaus, also ein Konsumtempel, spielt, ist gewissermaßen ebenfalls entlarvend. Auch die üppig bis übertrieben geschmückten Häuser in den Außenaufnahmen passen zum USA-Klischeebild.

Von diesen Widersprüchlichkeiten und Kritikpunkten einmal abgesehen, offenbart Millers Film durchaus Qualitäten: Juliet Sorci als Jessica ist niedlich und spielt toll, und von Newton-John bekommt man, was man erwartet und darüber hinaus sogar einen zweiten Song. Die Ausleuchtungen sind schön bunt wie ein geschmückter Weihnachtsbaum geraten, in bestimmten Szenen beherrschen George Miller und sein Team zudem eine symbolträchtige Bildsprache. Als auch bei solchen Familienfilmen um kritische Reflexion bemühter sowohl Weihnachts- als auch Antiweihnachtsfilm-Glotzer bin ich hin- und hergerissen und mir unsicher, ob „Ein Wunsch geht in Erfüllung“ in ausreichendem Maße eine konstruktive Botschaft an von derart harten Schicksalen geplagte Kinder vermittelt. Aber, und da beißt die Maus keinen Faden ab: Unterm Strich ist das schon ein nicht schlecht gemachter Familienfilm, vielleicht eine Art Guilty Pleasure für die Kleinen wie die Großen.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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