Bettkantengeschichten - Gerburg Rohde-Dahl / Rudolf Fischer / Heide Wlazik u.a. (1983-1990) [TV-Serie]

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Bettkantengeschichten - Gerburg Rohde-Dahl / Rudolf Fischer / Heide Wlazik u.a. (1983-1990) [TV-Serie]

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Originaltitel: Bettkantengeschichten

Herstellungsland: Deutschland / 1983-1990

Regie: Gerburg Rohde-Dahl, Rudolf Fischer, Heide Wlazik, Jens-Peter Behrend, Thomas Draeger, Carin Braun, Gabriele Degener, Krislov Brändli, Carsten Krüger, Barbara Weller, Peter Bauhaus, Jindrich Mann, Brigitte Dresewski, Peter Kirsch, Nenad Djapic, Jan W. Habarata, Elmar Maria Lorey, Bärbel Lutz-Saal, Susanne van Lessen, Caspar Harlan, Stefan Julian Neuschäfer

Darsteller(innen): David Bredel, Thomas Hodin, Gerrit Schmidt-Foß, Serin Avunc, Carin Braun, Alexandra Burgholz, Dorothea Dörge, Gonca Efe, Andreas Feick, Peter Kirsch, Alexandra Luckmann, Freddy Martens u. A.

Zu Beginn jeder Folge macht ein Kind eine böse Erfahrung. Es wird von anderen Kindern schikaniert, von einem Lehrer ungerecht behandelt, muss plötzlich woanders übernachten oder anderes. Ein Erziehungsberechtigter erinnert sich, in seiner eigenen Kindheit etwas Ähnliches erlebt zu haben und erzählt es dem Kind. Diese Geschichte wird meistens in Form eines Schwarzweißfilmes gezeigt, um die Vergangenheit zu unterstreichen, und hat immer ein Happy End. In "Schutzgeld" zum Beispiel zahlte ein Vater es seiner Schwester heim, daß sie ihm vorgaukelte, Gespenster wären real.
(Stephan Jungemann; Quelle: https://www.fernsehserien.de/bettkantengeschichten)

Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Bettkantengeschichten - Gerburg Rohde-Dahl / Rudolf Fischer / Heide Wlazik u.a. (1983-1990) [TV-Serie]

Beitrag von buxtebrawler »

German Grusel

Da gibt es diesen Dokumentarfilm „German Grusel“ von Oliver Schwehm über die Edgar-Wallace-Verfilmungen. Im Ausland jedoch gelten auch ganz andere deutsche Film- und Fernsehproduktionen als gruselig. Ich erinnere mich an ein Interview mit einem Metal-Musiker in einer Musikzeitschrift, in dem der Interviewte zu Protokoll gab, die Krimiserie „Derrick“ als besonders gruselig empfunden zu haben. Tapperts Tränensäcke inmitten bundesdeutscher Tristesse – wer will es dem Musikus verdenken?

Ich hingegen musste an etwas ganz anderes denken, nämlich an die Serie „Bettkantengeschichten“, deren rund halbstündige Episoden von 1983 bis 1990 im Kinderprogramm des ZDF liefen. Meine Erinnerungen an jene auf pädagogischen Wert getrimmte Serie lassen mich erschaudern, vereinen sich in ihr doch trostlose Schwarzweißbilder, ein von Entbehrungen geprägtes Nachkriegsdeutschland und verwunschene Mystik. Letztere vernehme ich bereits beim Vorspann, in dem eine mittelalterlich instrumentierte, irgendwie melancholisch-düstere Melodie zu Bildern sich in einem endlos scheinenden Schlafsaal räkelnder Kinder erklingt, die von allerlei grotesken Gestalten in irren Kostümen offenbar Geschichten – vermutlich von Tod und Teufel! – erzählt bekommen. Ein zuvor in der beklemmenden Dunkelheit des Massenschlafsaals kaum zu erkennender Junge erhebt sich am Schluss, wirkt ganz schlaftrunken und spricht nichts außer den geheimnisumwitterten Namen der Serie in die Kamera: „Bettkantengeschichten“ – ein Titel, der zeitgleich inklusive eines Deppenleerzeichens eingeblendet wird: „Bettkanten Geschichten“.

Das Konzept der Serie sieht vor, dass ein kleines Kind am Ende seines Tages irgendein Problem hat, woraufhin sich ein Elternteil oder eine andere erwachsene Bezugsperson zum Kind ans Bett setzt und ihm eine lehrreiche Anekdote aus der eigenen Kindheit erzählt, die zumeist Parallelen zum vom Kind Erlebten aufweist. Diese Geschichten werden in ausgedehnten Rückblenden visualisiert, die das in der Gegenwart Spielende zur Rahmenhandlung degradieren. Die Geschichten sind in sich abgeschlossen und die Figuren wie auch die Regisseurinnen und Regisseure sowie Autorinnen und Autoren – jeweils um die 20 an der Zahl – changieren von Episode zu Episode, an deren Ende jeweils ein Happy End steht – und hoffentlich kein traumatisiertes Kind vor dem Fernseher.

„Ich krich ‘ne Gänsehaut...“

Episode 1: Brotmarken

Es geht direkt ans Eingemachte: Die kleine Petra wurde von ihrer Mutter geschlagen und liegt nun trotzig im Bett, wo es zur Aussprache kommt. Die Ohrfeige wird in einer Rückblende in Zeitlupe ausgekostet. Petras Mutter erklärt sich, woraufhin eine Schwarzweißrückblende in die frühe Nachkriegszeit installiert wird, in der die Mutter als Off-Erzählerin fungiert und ihr junges Alter Ego von Alexandra Burgholz gespielt wird. Sie erzählt von Entbehrung, Zerstörung und Tod, angereichert mit vielen Originalarchivaufnahmen und sogar abgefilmten Fotos. Die Mutter der Mutter Petras, als Petras Großmutter, hatte Petras Mutter ein rotes Kleid aus einer Hakenkreuzfahne genäht. Sie soll Brot holen, hat aber ihre Lebensmittelmarken verloren und sucht diese verzweifelt. Zusammen mit ihrer Freundin Sabine (Julia Grupp, „Smaragd“) will sie wenigstens Suppe mitbringen, muss aber erst einmal einen Topf ohne Löcher finden. Die Suppe bekommt man angeblich ohne Marken. Tatsächlich kann man sie mit nach Hause bringen, Muttis Mutti ist aber trotzdem alles andere als begeistert.

Die Spielszenen sind gut ins Archivmaterial eingefügt, zwischendurch geht’s immer mal wieder kurz zurück zur farbigen Rahmenhandlung. Sabine sieht aus wie die junge Anke Engelke, ansonsten ist hier aber alles betont traurig und trist. Es gibt auch keinerlei musikalische Untermalung. Man buhlt um Verständnis dafür, dass einer kriegstraumatisierten Generation auch mal die Hand ausrutscht, und schließt mit einem melancholischen Bild der als Kind im Kornfeld sitzenden Mutter. Vorher erfährt Petra noch: „Satt waren wir eigentlich nie. Die nächsten Tage haben wir noch mehr gehungert.“ Gruselig? Definitiv!

Wird fortgesetzt…
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Re: Bettkantengeschichten - Gerburg Rohde-Dahl / Rudolf Fischer / Heide Wlazik u.a. (1983-1990) [TV-Serie]

Beitrag von buxtebrawler »

Episode 2: Der grüne Rauch

„Sie sieht so böse aus!“

Die kleine Katja hat Angst vor der alten Frau Schneider, der neuen Nachbarin, weil sie sie für eine Hexe hält. Mutti Monika erzählt Katja als Gutenachtgeschichte einen Schwank aus ihrer Kindheit: Sie wollte ihre Freundin Sabine (schon wieder eine Sabine?) besuchen. Ihr Bruder Christian (Andreas Feick) gab ihr einen Brief mit komplizierter Wegbeschreibung mit, sie solle ihn persönlich einwerfen. Auf dem Weg kommt sie (nun gespielt von Katrin Zöll) an einem Haus vorbei, aus dessen Schornstein es grün qualmt – ausgerechnet dieses verruchte Gemäuer entpuppt sich als das Haus, zu dem der Brief soll. Dort wird sie von einem älteren Herrn in Zaubererkluft (Heinrich Sauer, „Tatort: Adlerwirt“) entdeckt. Sie fürchtet sich vor ihm und läuft weg. Sie hat immer ihre Puppe Pauline dabei, mit der sie auch spricht. Herr Abra heiße der Mann, erzählt ihr Christian. Der bejaht ihre Frage, ob es sich bei ihm um einen Zauberer handele. Sie hat nun Angst, dass er sie in eine Maus oder ein Reh verwandele, geht seltsamerweise aber trotzdem noch einmal hin... Sie versteckt sich vor ihm in dessen Garten (!) und rennt dann nach Hause. Am nächsten Tag sucht sie abermals dessen Grundstück auf, um die Maus zu füttern, die sie im Garten entdeckt hatte und von der sie annahm, es könnte sich um einen verzauberten Menschen handeln – aber sie findet sie nicht mehr. Dafür betritt ihr Bruder das Haus, was sie für leichtsinnig hält. Sie schleicht am Haus entlang und linst durchs Fenster, erspäht dabei seltsame grüne, mannshohe Gnome – doch anstatt sich davor nun zu fürchten, hält sie diese für „zwei komische Leute“. Plötzlich verschwinden diese auch noch. Anschließend trifft sie Frau Neumann und geht mir in den Kaufmannsladen, eigentlich sollte sie ja einkaufen. Auf der Suche nach ihrem Bruder geht sie zum wiederholten Male zum Haus. Ihren Bruder hat sie aber verpasst. Dann plötzlich steht ein Reh dort herum, und für sie ist klar: Man hat ihren Bruder in ein Reh verzaubert! Statt wegzurennen klingelt sie und Herr Abra erklärt ihr alles: Er sei früher beim Theater gewesen und helfe Christian und dessen Freunden bei einer geplanten Theateraufführung... Zurück in der Gegenwart hat sich Katja überzeugen lassen, dass Frau Schneider keine Hexe sei. Schön: Sie hat Pauline, die alte Puppe der Mutter, „geerbt“.

Diese Episode hatte ich aus meiner Kindheit noch als besonders gruselig in Erinnerung: Eine vermeintliche Hexe, ein möglicherweise Haunted House, grüner Rauch, Gnome, Tiere, die vielleicht einmal Menschen waren – und zu allem Überfluss auch noch ein Kind, das, so versucht die Geschichte zu vermitteln, sich eigentlich vor alldem fürchtet, das es aus nicht nachvollziehbaren Gründen aber immer wieder an den Ort des Schreckens zieht. Aus Erwachsenensicht erkenne ich an, dass man ein paar Einblicke in Theatertricktechnik bekommt, und alles in allem ist das ganz niedlich gemacht. Der Gruselfaktor jedoch ist immens.
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Re: Bettkantengeschichten - Gerburg Rohde-Dahl / Rudolf Fischer / Heide Wlazik u.a. (1983-1990) [TV-Serie]

Beitrag von McBrewer »

buxtebrawler hat geschrieben: Do 2. Feb 2023, 16:06 Bild

Originaltitel: Bettkantengeschichten

Danke sehr für die schöne Erinnerung @Bux. :verbeug:

An diese Serie habe ich gar nicht mehr gedacht, seit 30 - 35 Jahren.
Um die Wendezeit bin ich damals öfters beim Zappen durch das Gesamtdeutsche Fernsehprogramm bei den "Bettkantengeschichten" bewusst hängen geblieben.
Ich müsste mir da echt mal wieder ein paar Folgen anschauen, gestern via YouTube eine recht ältere "Nicole oder die Zeit heilt" geschaut und glatt hängen geblieben.
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Re: Bettkantengeschichten - Gerburg Rohde-Dahl / Rudolf Fischer / Heide Wlazik u.a. (1983-1990) [TV-Serie]

Beitrag von buxtebrawler »

Episode 3: Die Stoffpuppe

„Beinah wär' sie ertrunken!“

Die kleine Ruth (Serin Avunc), stets „Rutt“ genannt, wird von ihren Eltern für zwei Tage (und Nächte…) bei Tante Ilse (Brita Sommer, „Buddenbrooks“) abgegeben. Es ist das erste Mal, dass Ruth woanders übernachtet, und ihr ist nicht ganz wohl dabei. Da erzählt ihr Ilse, wie sie selbst früher einmal woanders schlafen musste. Die Familie habe vorm Essen gebetet, das habe sie gar nicht gekannt. In der Rückblende sitzt sie, nun von einer Kinderdarstellerin gemimt, total verschüchtert am Tisch. Sie hat Durst, aber die Familie pflegt beim Essen nicht zu trinken, weil das ungesund sei. Die erste Nacht im fremden Bett wird von unheilschwangerer und trauriger Streichermusik begleitet. Am nächsten Tag soll es gemeinsam an einen Badesee gehen, aber ihr ist unwohl dabei und behauptet daher, krank zu sein. Etwas später entschließt sie sich dann doch, mit zum See zu fahren, will aber nicht ins Wasser und sondert sich von den anderen ab. Als alle wieder loswollen, wirft sie eine Puppe der anderen Kinder ins Wasser. Als diese vermisst wird, springt sie ins Wasser und holt sie zurück. Man beeilt sich, um die Bahn zu bekommen. Beim Abendessen gesteht sie, was los war, und stößt auf Verständnis. Nun ist alles gut, sie ist endlich aufgetaut – so auch die kleine Ruth in der Gegenwart des Jahres 1983, die nun eben jene Puppe geschenkt bekommt.

Fremde Betten und eine religiös verbrämte Familie, die pseudomedizinischem Irrglauben nachhängt, ein introvertiertes Kind, das an einen Badesee entführt wird, wo es sich nicht nur seiner Kleider und damit seiner letzten Schutzschicht vor der Außenwelt entledigen, sondern in diesem gefährlichen Ambiente auch noch mit ihr fremden Kindern sozial interagieren soll – das ist hochgradig gruselig, ich bekomme Gänsehaut beim Tippen dieser Zeilen. Das macht die Puppe, eine wenig originell wiederaufgegriffene Idee aus der vorherigen Episode, auch nicht mehr wett – zumal sie Zeichen einer widerrechtlichen Untat aus purer Verzweiflung in einer Extremsituation ist. Bleibt nur zu hoffen, dass Ruth bei Tante Ilse genug zu trinken bekommt.
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Re: Bettkantengeschichten - Gerburg Rohde-Dahl / Rudolf Fischer / Heide Wlazik u.a. (1983-1990) [TV-Serie]

Beitrag von buxtebrawler »

Episode 4: Linke Hand – rechte Hand

Ein Wohnblock wird von außen gezeigt, in einem Fenster brennt Licht. Dahinter befindet sich ein Badezimmer, in dem das kleine Julchen gerade von seiner Mutter trockengerubbelt wird. Sie findet es gemein, dass andere Kinder sie heute nicht mitspielen ließen. Mutti bringt sie ins Bett und kommt Julchens Bitte nach, eine Geschichte aus ihrer Kindheit zu erzählen, die zum Inhalt hat, dass andere gemein zu ihr waren. Und Mutti erzählt: Ihre Schwester Hedi habe sie immer untergebuttert, und ständig habe es geheißen: „Lass das Hedi machen, du kannst das nicht!“ – zum Beispiel Schuhe zubinden. Eines Tages, und das zeigt die Visualisierung ihrer Erinnerungen, ging sie einfach mit offenen Schuhen los. Auf dem Weg zur Schule will sie probieren, ob sie es nicht doch schafft, sich die Schuhe allein zuzubinden, und setzt sich auf eine Bank. Da taucht eine Art Clown mit einem großen Koffer auf! In anderen Filmen oder Serien wäre dieser ein fieser Kidnapper, der sie in den Koffer steckt; hier aber bindet er sich seine Schuhe zu, führt eine humoristische Nummer auf, in der seine Hände „Patsch“ und „Pfote“ ein Eigenleben entwickeln, und baut aus seinem Koffer ein Zirkuszelt auf. Plötzlich jedoch ist alles um ihn herum dunkel und zahlreiche Kinder wohnen zusammen mit Julchens Mutter dem Spektakel bei – seltsam und surreal. Julchen hört sich die Geschichte interessiert an und erfährt, dass ihre Mutter bei dieser Aufführung voll mitgegangen war. Tatsächlich besteht fast die gesamte Episode ausschließlich aus dieser Zirkusnummer, durch die Mutter plötzlich Schuhezubinden lernt, obwohl es inhaltlich überhaupt nicht darum geht. Nach dieser Pointe wird die Aufführung kurzerhand weiter gezeigt. Dass Mutter an diesem Tag offenbar gar nicht mehr in die Schule ging und es sich bei den anderen Kindern ebenfalls um Schulschwänzerinnen und -schwänzer handeln musste, verschweigt sie Julchen, die durch diese Geschichte neuen Mut fasst.

Erstmals also fordert ein Kind aktiv eine Geschichte ein – und ist im weiteren Verlauf anscheinend eher bereit, die Geschichte vollumfänglich wie erzählt hinzunehmen, als ich es bin. Sicher, in Prä-Pennywise-Zeiten waren auch bei Clowns mit großen Koffern sicherlich nicht Horror und Schrecken die ersten Assoziationen. Dass dieser aber anscheinend über magische Kräfte verfügt, die zum oben beschriebenen surrealen Setting führen, ist mir ebenso wenig geheuer wie mir Mutters plötzliches Vermögen, die Schuhe zuzubinden, nachvollziehbar erscheint. Bei mittlerem Gruselfaktor wirft diese eher dem Mystery-Bereich zuzuordnende Episode mehr Fragen auf, als sie beantwortet.
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Re: Bettkantengeschichten - Gerburg Rohde-Dahl / Rudolf Fischer / Heide Wlazik u.a. (1983-1990) [TV-Serie]

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Episode 5: David und die Riesen

„Aber ich bin auch kein Quälgeist!“

David (Patrick Strasser) kann nicht schlafen, viel lieber will er mit den Erwachsenen noch aufbleiben. Davids Mutter (Carin Braun, „Am Südhang“) möchte ihm daher am Bett noch ein Märchen erzählen, doch David dreht den Spieß um und erzählt seiner Mutter eines – laut ihm auf realen Begebenheiten beruhend. So gäbe es Riesen wirklich und sei er in Wirklich ein Däumling, der am Nachmittag ganz woanders gewesen. Wo genau und was er da erlebt haben will, wird visualisiert, nachdem die Kamera zuvor den Gummibaum im Kinderzimmer mehrfach in bedeutungsschwangeren Großaufnahmen eingefangen – ganz so als handele es sich bei ihm etwas Gruseliges, als würde er David Angst und verwandle sich bald in ein Monster.

Die Geschichte beginnt mit einem Metzger, der in Großaufnahme mit einem Messer Wurst schneidet. David kauft dort Wurst, von der seine Freunde etwas abhaben wollen. David aber rückt nichts heraus, sondern begibt sich allein in einen grünen Park, in dem einige Menschen normale Parkdinge tun – laut David „komische Leute“. Zwei gruselige ältere Damen, die wie spießige Gouvernanten oder so aussehen, quatschen ihn an, was er mutterseelenallein im Park mache. Endgültig surreal wird’s, als zwei auf Stelzen laufende Pantomimen des Weges kommen, einer von ihnen in seine Tröte blasend. David lässt sich von ihnen tragen und unterhält sich mit ihnen. Da knurrt dem einen der Magen. Wird er David nun fressen? Nein, David holt seine Fleischwurst heraus, beißt noch einmal ab und schenkt sie dem bestelzten Pantomimen, den David in seiner Naivität für einen Riesen hält. Seiner Mztter gegenüber schmückt er die Geschichte sogar noch etwas spektakulärer aus.

Im Anschluss findet er einen Glasflaschenboden und freut sich darüber. Welch genügsames Kind! Durch diesen guckt er nun ständig hindurch, bis seine „Freunde“ ihn johlend wiedertreffen und verspotten – warum auch immer. Rache für Davids Wurstegoismus? Einer der Rasselbande kauft am Kiosk eine Dose Cola, ext sie und fällt um, woraufhin die Kioskbetreiberin auf Bayrisch mit ihm schimpft. „Schade, tot!“ – es handelte sich jedoch lediglich um eine schauspielerische Einlage des Görs. Dann weint David, weil die Rabauken sein Glas gestohlen haben – „Blödiane!“, schimpft er. Nun stößt auch sein Vater an der Bettkante hinzu und lauscht aufmerksam den weiteren Ausführungen seines Filius. Ganz dunkel sei es plötzlich geworden – weil er es gewollt habe! Die Rabauken sind nun allein im Dunkeln im Wald unterwegs – „Der Wald ist verhext!“ David will ihnen den Weg weisen, wenn er sein Glas wiederbekommt. Angeblich habe ein unsichtbarer Zauberriese auf seiner Schulter ihn zu ihnen geführt. Tatsächlich latscht er zu einem der Pantomimen nach Hause, zusammen mit seinen vermeintlichen Freunden. Auch dort bleibt der Pantomime in seiner Rolle und führt Zaubertricks vor. Sein Glas bekommt David wieder. Am Ende kommt der Gummibaum wieder ins Spiel: Über ihm befindet sich ein Riss in der Zimmerdecke, durch den David zurückgekommen sein will. Dann endlich legt er sich schlafen.

Ein mystischer Gummibaum, ein Metzger mit Messer, wenig vertrauenserweckende Omas, ein scheintotes Kind, trötende Pantomimen auf Stelzen, die fremde Kinder zu sich nach Hause laden: Das Gruselpotential ist einmal mehr enorm, wird hier aber in einer zuweilen erneut surrealen Geschichte verarbeitet, die erstmals nicht von einem Erwachsenen in Form Jahrzehnte zurückliegender Erinnerungen, sondern vom nicht schlafen könnenden bzw. wollenden Kind erzählt wird. Dies geschieht jedoch immer wieder mit vermeintlich bedeutungsschwangere Pausen, in denen rein gar nichts passiert, und die Geschichte wirkt auf mich, als hätten Erwachsene naive Vorstellungen kindlich naiver Fantastereien gehabt, was David zuweilen eher dämlich erscheinen lässt. Statt Davids Riesen-Assoziationen anhand der Stelzläufer zu einer Episode zu formen, die ihren Reiz ausschließlich daraus generiert, die wenig fantastische Realität Davis Ausschmückungen gegenüberzustellen, also mit einer Art Text-Bild-Schere zu arbeiten, wird das Gezeigte um weitere Merkwürdigkeiten ergänzt, deren Sinn sich nicht immer erschließt. Dem gegenüber steht ein Gefühl unbekümmerter Freiheit, in der man als Kind allein draußen spielen oder sogar mit seltsamen Gestalten nach Hause mitgehen kann, ohne dass einem etwas passieren würde. Ob es klug ist, dies einem kindlichen Publikum zu vermitteln, sei dahingestellt.

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Episode 6: Serab ist fremd

„Es wird auch mal wieder besser werden...“

Es ist Mittagsschlafzeit im Kindergarten. Serab (Gonca Efe), eine niedliche kleine Türkin, mag sich nicht hinlegen, blickt traurig drein und klagt gegenüber Erzieherin Edith (Dorothea Dörge) über Bauchweh. Edith nimmt Serab in einen abgegrenzten Raum mit, wo diese sich hinlegt und mit der Wahrheit herausrückt: Da sie im Streit mit anderen Kindern ausländerfeindliche Sprüche an den Kopf geworfen bekomme, wolle sie mit niemandem mehr spielen und auch niemand mehr mit ihr. Da erzählt Edith ihr ihre Geschichte: Sie sei ein Flüchtlingskind aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten gewesen. Die nun obligatorisch folgende Rückblende in Ediths Kindheit beginnt mit Schwarzweißfotos und authentischen alten Aufnahmen. Ediths Vater ist im Krieg gestorben, mit Mutter Margot, Bruder Dieter und Tante Hertha ging es mit dem Zug nach Norddeutschland. Sogar ihre geliebte Puppe Hannelore habe sie zurücklassen müssen. Nun bekommen sie ein Zimmer bei der Bäuerin Frau Bruhns zugewiesen, die davon gar nicht begeistert ist und behauptet, einmal täglich durch eben jenes Zimmer gehen zu müssen, in dem sie nun zu viert leben. Zusammen mit Dieter spielt Edith Mutter und Kind. Kreuzunheimlich: Das Zimmer hat eine verschlossene Tür, von der niemand weiß, was sich dahinter befindet. Der Baum wirft von draußen seine Schatten auf die weiße Tür. Frau Bruhns‘ Kinder dürfen nicht mit Dieter und Edith spielen; Mutter weint, u.a. weil Frau Bruhns so fremdenfeindlich ist und sich auch die Dorfgemeinschaft größtenteils abweisend verhält. Immerhin ist Nachbarin Wulf nett und kümmert sich bisschen, sehr zur Freude Margots. Die Kinder beobachten, wie die Bruhns etwas aus dem verschlossenen Zimmer holt. Als sie sich einmal allein auf dem Hof wähnen, sehen sie sich um. Edith entdeckt eine Puppe, die sie in den Arm nimmt, wird dabei jedoch von der schimpfenden Bruhns erwischt: „Ihr Flüchtlinge seid doch alle gleich! Am besten, ihr wärt dageblieben, wo ihr hergekommen seid, anstatt uns hier die Sachen zu klauen!“

Zurück in der Gegenwart erzählt Edith der kleinen Serab, sie habe sich damals genauso wie Serab gefühlt und dass es aber auch heute nette Menschen gebe. Serab hingegen berichtet von ausländerfeindlichen Schmierereien an ihrem Haus. Wir tauchen wieder in die Rückblende ein: Nun schimpft auch Mutter Margot mit Edith wegen des Vorfalls. Edith entgegnet jedoch, dass Dieter und sie beobachtet hätten, wie Frau Bruhns vertrauliche Briefe der Familie gelesen habe. Gemeinsam erwischen sie die böse Bruhns sogar in flagranti, es kommt zum Streitgespräch. Nun ist die geheime Zimmertür offen: Hinter ihr befindet sich ein nahezu leerer Raum, in dem lediglich etwas Hühnerfutter gelagert wird.. Dieses dient Bruhns als Begründung, täglich einmal durchs Zimmer und damit die Privatsphäre der Flüchtlingsfamilie latschen zu müssen. Der Spuk hat endlich ein Ende, als das Wohnungsamt ihnen auch jenes Zimmer zuweist. Zurück im Kindergarten betont Edith gegenüber Serab, dass es wichtig sei, sich nicht unterkriegen zu lassen – und dass auch sie und ihre Familie ein Recht hätten, hier zu sein. Serabs Bauchschmerzen sind endlich weg, sie möchte nun auch bei den anderen schlafen.

Diese Episode greift einmal mehr die harte Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg auf und bringt diese in Verbindung mit der zur Zeit der Ausstrahlung aktuellen Situation von Migrantinnen und Migranten in Deutschland. Sie ruft ins Gedächtnis, dass Deutsche selbst einmal Flüchtlinge gewesen sind und zieht entsprechende Parallelen. Die Gestaltung der Rückblende in Schwarzweiß lässt diese Zeit zusätzlich trist erscheinen, Die Entwurzelung und der Neuanfang unter widrigsten Bedingungen berühren, Frau Bruhns unfassbar herzloses und ungerechtes Verhalten macht wütend. Mit der geheimnisvollen Tür und den Schattenwürfen des Baums ist auch diese Geschichte zeitweise richtiggehend gruselig geraten. Freude kommt hier keine auf, dafür erhalten die kleinen Zuschauerinnen und Zuschauer eine weitere Lektion in jüngerer Geschichte. Das Happy End für Serab ist ein offenes, denn aufgrund der Geschichte, die Edith ja nur ihr erzählt hat, werden sich die anderen Kinder kaum anders verhalten. Zweifelsohne aber wird den Zuschauerinnen und Zuschauern vor der Flimmerkiste vermittelt, wie daneben ausländerfeindliches Verhalten ist. Dramaturgisch ist diese Episode recht gut gelungen, denn ereignislose Füllszenen gibt es keine und die bedrückende Stimmung wird nachvollziehbar vermittelt. Dass es sich bei einer Schwarzweiß-Geschichte aus der Nachkriegszeit nicht unbedingt um das handelt, was kleine Kinder gern konsumieren, wenn sie Zerstreuung vor der Glotze suchen, steht indes auf einem anderen Blatt.
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Episode 7: Papierblume

Der sechsjährige Markus ist mit seinen Eltern bei Onkel und Tante zu Besuch. Die Oma ist jüngst gestorben und Markus‘ Eltern fahren mit Onkel und Tante abends noch los, um die Beerdigung zu besprechen, die am nächsten Tag stattfinden soll und zu der Markus nicht mitdarf. Seine ältere Cousine Silke bringt ihn ins Bett und leistet ihm noch Gesellschaft, spricht mit ihm. Er will wissen, wie Oma gestorben sei, was die übliche Rückblende einleitet, die diesmal aus Silkes ausführlicher Berichterstattung besteht: Man ist zu einer Kaffeegesellschaft bei Oma geladen, doch ihr geht’s nicht gut. Der Notarzt bringt sie ins Krankenhaus, Silke bleibt allein in der Wohnung zurück und gruselt sich ein bisschen, schaut sich aber auch genau um. Erst spät in der Nacht wird sie von ihrem Eltern abgeholt. Ihre Mutter fährt nun ständig ins Krankenhaus und hat erst einmal keine Zeit mehr für Silke, unterhält sich dann aber mit ihr über den Tod. Silke geht daraufhin allein die Oma im Krankenhaus besuchen, die aber gerade schläft. Als Silke beim Schwimmtraining ist, taucht ihre Mutter auf und eröffnet ihr, dass Oma gestorben ist. In der nächsten Zeit unterstützt Silke ihre Mutter im Alltag. Opa räumt Omas Sachen weg, Silke ist irritiert. Markus hatte Oma ein Päckchen ins Krankenhaus geschickt, das zu spät ankam. Opa gab es Silke, die es nun Markus zurückgibt. Es enthält eine Papierrose, die er nun Oma aufs Grab legen will. Silke beschließt, ihn einfach mit zur Beerdigung zu nehmen.

Erstmals erzählt nun eine ebenfalls noch recht junge Person die Geschichte, die hier als Moral beinhaltet: Wenn man mit kleinen Kindern einfühlsam darüber spricht, kann man sie auch mit zu Beerdigungen nehmen und das Thema Tod ihnen gegenüber damit enttabuisieren. Das ist hier tatsächlich recht sensibel, ohne Beschönigungen, aber auch frei von Dramatisierung gelungen, sodass die Zielgruppe trotz unangenehmem und erneut irgendwie gruseligem Thema aufmerksam zugeschaut haben dürfte. Nicht schlecht.
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Episode 8: Das Geständnis

„Ich verliere nie etwas!“

Die kleine Lisa wird von ihrer Mutter ins Bett gebracht. Anscheinend ist es ein Ritual, dass Mutti eine Zwergenhandpuppe überstülpt und der Zwerg gute Nacht wünscht. Diesmal scheint Lisa aber noch nicht wirklich bereit und fragt, ob sie morgen einen Rollschuh kaufen dürfe – sie habe nämlich einen einzelnen geschenkt bekommen. Mutter fragt, wie es dazu gekommen sei, und Lisa erzählt: Der Kinderchor sei ausgefallen und Lisa ganz allein dort aufgeschlagen. Die obligatorische Rückblende zeigt daraufhin, wie sie mit der etwas älteren Pike anderen Kindern beim Spielen zuguckt und sich mit ihr über Rollschuhe unterhält. Dann finden sie ein Portemonnaie mit Geld und suchen eine Trödelhändlerin auf, wo sie von dem Geld zwei Paar Rollschuhe kaufen. Doch Lisa plagt ihr Gewissen. Sie bringen die Rollschuhe zurück, aber die Trödlerin will das Geld nicht wieder herausrücken. Nun suchen sie den vermeintlichen Besitzer der Geldbörse auf. Bizarr: Der reagiert sauer und behauptet, nie etwas zu verlieren, schon gar kein Portemonnaie. Süß hingegen: Sie haben im Portemonnaie ein Hundefoto gefunden („So’n ganz Lieber!“) und machen sich Sorgen, dass der Hund nun nichts mehr zu fressen bekommt, weil Herrchen oder Frauchen kein Geld mehr haben. Schließlich bekommen sie den entscheidenden Hinweis, liefern das Portemonnaie ab und streicheln Oskar, den Hund (tatsächlich ein ganz Lieber). Frauchen ist ganz begeistert und dankbar, gibt den Mädchen Finderlohn. Diese sagen ihr dann aber die Wahrheit über den Verbleib des Gelds. Daraufhin lässt sie sich überraschenderweise von Lisa und Pike Rollschuhfahren beibringen, die ihr die Rollschuhe zudem überlassen. Als Finderlohn schenkt sie den beiden aber jeweils einen einzelnen Rollschuh. Zurück am Bett versichert Lisas Mutter ihr, sie am nächsten Tag zum Trödelladen mitzunehmen und nach Rollschuhen zu gucken.

Mein erster Gedanke war in etwa: WTF?! So ein kleines Mädchen läuft ganz allein draußen herum? Und seine Mutter erfährt erst beiläufig am Abend, dass der Kinderchor ausgefallen ist? Mein zweiter Gedanke: Was sagt der erste Gedanke eigentlich über die Gesellschaft aus, in der wir leben? Ungewöhnlich an dieser Episode sind die häufigen Wechsel zwischen der Rückblende, die erneut vom Kind statt vom Erwachsenen erzählt wird, und der Unterredung am Bett. Die Geschichte ist frei von jeglichem Gruselgehalt, wirkt dafür aber mitunter etwas eigenartig konstruiert: Weshalb reagiert der Mann so empört auf die Mädchen? Und weshalb die rechtmäßige Portemonnaie-Besitzerin derart nachsichtig? Vermittelt diese Geschichte tatsächlich, dass es falsch war, das Geld auszugeben? Darüber sollen sich aber andere Gedanken machen.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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