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9 lives of a wet pussy - Abel Ferrara (1976)

Verfasst: Di 4. Apr 2023, 05:03
von Maulwurf
 
9 lives of a wet pussy
9 lives of a wet pussy
USA 1976
Regie: Abel Ferrara
Pauline LaMonde, Dominique Santos, Abel Ferrara, Everett East, Peggy Johnson, Shaker Lewis,
Ack Ming, David Pirell, Tony Richard, Joy Sliver, Nicholas St. John


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Einen Film wie 9 LIVES OF A WET PUSSY darf man nicht mit modernen(?) Maßstäben beurteilen. Weder gängige Porno-Klischees ziehen hier, noch die Leitlinien eines Mitt-70er-Genrefilms. 9 LIVES ist der erste ernsthafte Gehversuch eines jungen und ambitionierten Regisseurs, mal zu schauen, wie weit man mit einer Kamera und einer Ansammlung begeisterungsfähiger Schauspieler denn kommt.

Und man kommt eigentlich sehr weit damit. Paulines Liebesleben ist das, was man gerne promiskuitiv nennt – Sie treibt es mit jedem und überall, gerade dass die Katze ihrer Freundin noch unberührt bleibt. Ein Tankwart beim Stopp mit ihrem derzeitigen Lover, der Stallbursche, alle müssen für ihre schier unersättliche Lust herhalten. Ihrer Liebhaberin Gipsy passt das gar nicht, und weil Gipsy sich mit Magie ein wenig auskennt, spinnt sie einen Plan, Pauline wieder für sich zu bekommen. Und nur für sich allein.

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Gefilmt ist das ganze mitnichten in Schmuddelvision, wie man anhand des Entstehungsdatums und des vorhandenen Budgets vielleicht meinen könnte, sondern narrativ und bildlich sehr überzeugend. In ansprechenden Bildern liebt Pauline einen Mann, und im Off hören wir, wie sie Gipsy einen Brief schreibt, in dem sie diesen Akt beschreibt. Harter Cut, wir sehen Gipsy, wie sie diesen Brief liest, sich zur Kamera wendet – Und dem Zuschauer über ihre Beziehung zu Pauline berichtet.

Zum Ende hin löst sich dann selbst diese grobe Narration immer mehr auf, Gipsy läuft halbnackt durch den Wald auf der Suche nach einem mystischen Ritual, und die dazu eingeblendeten Bilder erinnern zunehmend an Jess Franco: Die Großaufnahmen werden immer großaufnahmiger und die Objekte des Interesses immer behaarter. Wobei trotz der Haare und der Vergewaltigung der Prinzessin größtenteils ein ständiges erotisches Flirren über den Handlungen schwebt. Pauline LaMonde ist sehr sexy und hat sichtlich Spaß an ihrem Treiben, und diese Ausstrahlung kommt dem Film sehr zu Gute. Stellenweise denkt man ein wenig an Francos Spätwerke – Wenn PAULA-PAULA 35 Jahre früher gedreht worden wäre, dann hätte durchaus 9 LIVES dabei herauskommen können. Die Musik ist mal jazzig und mal rockig, erinnernd an die Rolling Stones in ihrer Goats head soup-Zeit, und erst gegen Ende wird der Score experimentell, passt sich damit aber den Bildern auf merkwürdige Weise an. Der Cunnilingus der Prinzessin jedenfalls löst sich irgendwann in seine bildlichen Bestandteile auf, ohne dabei aber interessanter Weise an Spannung zu verlieren. Was für ein himmelschreiender Unterschied zu den heutigen stupiden Welten von Kink.com oder Ultimate Surrender

9 LIVES ist kein Film für einen gemütlichen Fernsehabend mit der Freundin. Er ist tief in den 70ern verhaftet, sein Bilder des schmutzigen und dunklen New Yorks und seine Seitenhiebe gegen die Religion sind typisch Ferrara, und es hat hier weder Logik noch irgendeinen Sinn, dafür viel Erotik und etwas Sex, und mit der Figur der Gipsy porträtiert Ferrara in wenigen geschickten Strichen eine Greenwich Village-Boheme, die damals sicher nicht unüblich war: Orientalische Kleidung und Einrichtung, Opium rauchend, Isaac Asimov lesend und eine homosexuelle Ausrichtung pflegend. 9 LIVES ist das Langfilm-Debüt eines jungen und ambitionierten Regisseurs, und als solches ist der Film gut und macht auch richtig Spaß. Andere Maßstäbe, ich erwähnte es, kann und darf es da nicht geben. Außer vielleicht den, der heutigen businessorientierten Sexwelt zu zeigen, dass man früher Sexfilm und Gefühl, Hardcore und Anspruch, sehr wohl unter einen Hut bekommen konnte …

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6/10