Die Leichenfabrik des Dr. Frankenstein - R. Oliveros (1973)
Verfasst: Fr 1. Okt 2010, 02:32
DARSTELLER:
ROSSANO BRAZZI als Dr. Frankenstein
MICHAEL DUNN als... Zwerg!
(Politisch nicht ganz korrekt)
GORDON MITCHELL als Igor
LUCIANO PIGOZZI (Credits: Alan Collins) als Hans
SIMONE BLONDELL als Frankensteins Tochter
XIRO PAPAS als Buckelmann
CHRISTIANE ROYCE als Frankensteins Geliebte
(Links: Siegfried "ASTARON" Rauch)
EDMUND PURDOM als Prefekt
SALVATORE BACCARO (Credits: Boris Lugosi!) als Neanderthaler
Foto: Italienische DVD des Films
Also DIE LEICHENFABRIK DES DR. FRANKENSTEIN lässt auf jeden Fall sämtliche Socken qualmen, da spricht der herrlich bekloppte deutsche Titel schon Bände! Die Story??? Nun, wenn es eine gäbe, würde ich sie euch gerne erzählen...
Ok, ich versuche es: zu Beginn des Filmes wird ein Neanderthaler zusammengekloppt und auf das Schloss Frankenstein geschleppt, weil der Onkel Doktor neues Menschenmaterial braucht, um seine Experimente fortsetzen zu können.
Seine Bediensteten sind wirklich eine illustre Runde: Gordon Mitchell (Trash-Papst Nummero Uno), ein Zwerg (Michael Dunn), ein Buckliger (Xiro Papas aka Ciro Papa) und Hans (der italienische Peter Lorre namens Luciano Pigozzi, der sich in den Credits jedoch Alan Collins nennt - hat er auch in anderen Streifen gerne gemacht, zum Beispiel in SIEBEN JUNGFRAUEN FÜR DEN TEUFEL).
Dann taucht eine Kutsche - der Film spielt, denke ich mal, so ungefähr 1820 - auf, in der Frankensteins Tochter (Simone Blondell, im realen Leben die Tochter von Trash-Regisseur Demofilo Fidani!) und seine Geliebte Krista (Christiane Rücker als Christiane Royce) hocken und den Graf Frankenstein besuchen wollen.
Die beiden Ladies werden natürlich erstmal von sämtlichen Dienern Frankensteins heimlich beim Baden und im Bett liegend beobachtet. Naja, der Zwerg baut dann Mist und wird per Arschtritt an die frische Luft befördert. Das gibt Rache!
Denn schon am nächsten Tag freundet sich der Zwerg mit einem weiteren Neanderthaler an, der von Salvatore Baccaro gespielt wird - den kann man zum Beispiel aus SS HELL CAMP von Luigi Batzella kennen, in dem Salvatore Baccaro einer Frau die Schamhaare abbeisst. No kidding! An diejenigen, die HELL CAMP nicht kennen: ihr habt nix versäumt... Zusammen vergewaltigen die beiden dann eine junge Frau, was man (zum Glück!) nicht wirklich zu sehen bekommt.
Foto: Nazi-Exploitation mit Salvatore Baccaro
Foto: Neanderthaler und Zwerg sinnen auf Rache!
Zwischenzeitlich bastelt Dr. Frankenstein an seinem Monster, das aussieht wie ein Clown auf LSD...
Foto: Frankensteins Monster ist wütend
Der Zwerg befreit schliesslich das Monster und die beiden können entkommen, doch Frankensteins Schergen heften sich an ihre Fersen. Dann kloppt das Clown-Monster mit einem Knüppel (bei dem man wirklich haargenau sieht, das er nur aus Gummi ist ) Gordon Mitchells Klüsen dicht und dackelt mit dem Zwerg auf und davon. Doch die wütenden Dorfbewohner kommen schon mit Fackeln und Heugabeln...
Sorry, das das jetzt so wirr klingt, aber der Film ist wirklich ein Trash-Klopper wie er im (Dreh-)Buche steht! Wie soll man das halbwegs vernünftig beschreiben?
Überhaupt ist LEICHENFABRIK ein Mysterium: niemand weiss so genau, wer eigentlich der Regisseur ist! Da gibt es einige Möglichkeiten - Kameramann Mario Mancini zum Beispiel, der auch FRANKENSTEIN '80 fotografierte. Eine weitere Vermutung der Experten ist Oscar Brazzi, der wiederum der Bruder vom Frankenstein-Darsteller Rossano Brazzi ist. Andere glauben, das der Mexikaner Robert Oliver aka Roberto Oliveros aka William L. Rose der Regisseur ist! Dieser hatte unter anderem in Italien auch den Gialloknaller THE GIRL IN ROOM 2A abgekurbelt.
Und der Produzent soll Dick Randall gewesen sein, der zum Beispiel den ulkigen Giallo FRENCH SEX MURDERS aka DAS AUGE DES BÖSEN produzierte. Wirrwarr wohin man sieht...
Und die Schauspieler, die in LEICHENFABRIK durch die Gegend geistern, sind dem Italofreak bestimmt reihenweise bekannt. Selbst Mike Monty, der in unzähligen Söldnerfilmen mitwirkte, fliegt irgendwo rum! Salvatore Baccaro spielt meistens Höhlenmenschen und Irre, wie im bereits erwähnten SS HELL CAMP aus dem unschönen Naziexploitation-Genre. Sich in den Credits Boris Lugosi zu nennen, also das ist schon ein Ding! Das soll wohl ein Mix aus Boris Karloff und Bela Lugosi sein...
Foto: Dick Randall
Foto: Mike Monty
LEICHENFABRIK wirkt wie eine Mischung aus LADY FRANKENSTEIN und einem trashigen Experimentalstreifen. Diese '70er-Jahre-typische Verquickung von Horror und Sex - wobei beide Elemente für einen Film von 1973 recht harmlos sind. Kein Vergleich also mit ANDY WARHOL'S FRANKENSTEIN... Seine Vorbilder hat der Film auf jeden Fall in '60er-Jahre-Gothic-Gruslern wie Antonio Margheritis DANSE MACABRE und THE LONG HAIR OF DEATH. NIGHTMARE CASTLE fällt mir dazu noch ein. Dazu gesellt sich ein comicartiger, knallbunter Trash-Charme, weil eben jene in Italien sehr beliebten Comics namens TERROR (siehe den italienischen Originaltitel!) und JACULA einen grossen Einfluss auf die Produktion gehabt haben sollen.
Foto: Italienisches Kinoplakat
Die italienische DVD TERROR! IL CASTELLO DELLA DONNE MALEDETTE ist der reinste Augenschmaus, denn das heutzutage selbst solche kleinen Schundfilme so professionell restauriert werden, das ist wahrlich kaum noch zu glauben. Wenn mir das jemand in den '80ern prophezeit hätte, den hätte ich sofort in die Anstalt verwiesen... Dem Label RARO VIDEO / HORROR CLUB sei tausend mal gedankt! Das ist das tolle Label, das auch schon für die exzellenten Editionen von THE PERFUME OF THE LADY IN BLACK und ANDY WARHOL'S FRANKENSTEIN sorgte. Und wie in diesen schönen Kultfilmen gibt es auch für LEICHENFABRIK einen ordentlichen, englischen Sound. Französischen und italienischen Ton gibt es auch - da ist für alle was dabei, oder? (Wer jedoch deutschen Ton möchte, muss auf die eine oder andere VHS-Edition zurückgreifen - siehe unten). Die Bildqualität ist wirklich sensationell für so einen C-Film von 1973 - satte, knallige Farben, keine Bildschäden, hohe Schärfe, einfach alles bestens...
Anbei gibt es noch ein sehr informatives Interview mit Kritiker Antonio Bruschini, der viele interessante Details vom Stapel lässt in Sachen Dreh und Darsteller. Was will man mehr? Fazit zum Film:
Foto: Deutsche Videokassette mit dem
LEICHENFACTORY-Titel