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Beau Is Afraid - Ari Aster (2023)

Verfasst: Di 9. Mai 2023, 09:18
von fritzcarraldo
Beau Is Afraid
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0410543.jpg (341.9 KiB) 130 mal betrachtet
(USA 2023)
Kinostart: 11.05.23
Regie: Ari Aster
Darsteller:
Joaquin Phoenix
Parker Posey
Amy Ryan
Kylie Rogers
Richard Kind
Patti LuPone
Nathan Lane

....Beau begibt sich auf eine kafkaeske Reise, nachdem er vom Tod seiner Mutter erfahren hat.... (Wikipedia)


Re: Beau Is Afraid - Ari Aster (2023)

Verfasst: Di 9. Mai 2023, 09:20
von fritzcarraldo
Bald ist Muttertag
Beau is Afraid
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IMG_20230509_074542.jpg (5.21 MiB) 127 mal betrachtet
Sneak Preview.
Schauburg Bremen.
Regie: Ari Aster (Midsommar, Hereditary)
Beau bereitet sich auf den alljährlichen Besuch zum Todestag seines Vaters bei seiner Mutter vor. Schon anfangs erfahren wir, dass die Beziehung zu seiner Mutter etwas problematisch sein könnte, als er die Reise zum wiederholten Male bei seinem Therapeuten erwähnt. Aber dies scheinen nicht die einzigen psychischen Probleme zu sein, wie wir später erfahren. Am nächsten Morgen, dem Tag der eigentlichen Abreise, funktioniert dann gar nichts mehr. Beaus Gepäck und auch der Wohnungsschlüssel werden ihm noch direkt vor seiner Wohnung entwendet. Nur diese Situation löst dann Chaos und fast schon einen Aufstand in seinem heruntergekommenen Stadtteil aus.
Beau scheint nicht vom Fleck zu kommen.
Aber er muss zu seiner Mutter, auch weil er mal eben so nebenbei erfährt, dass sie verstorben sein könnte.
Aber dies ist nur der Anfang.
Was danach kommt ist fast nicht mehr in Worte zu fassen. Es ist nicht nur die Reise zu seiner Mutter. Es ist auch eine Reise in den vermeintlichen Wahnsinn Beaus. Mal ruhig und mit feinen Hinweisen, dann wieder mit dem ganz großen Holzhammer.
Dabei ist die erste Stunde mit das unfassbarste, was ich je im Kino gesehen habe. Horror mit genialen Absurditäten gehen dabei Hand in Hand mit Beaus Neurosen und seinen Angstzuständen.
Dann nimmt Aster das Tempo aus dem Film und entwickelt in der zweiten Stunde pures Paranoia-Kino. In der letzten Stunde gleitet der Film dann endgültig ins Surreale ab. Dabei hält der Film dann auch noch ein paar Überraschungen parat.
Der Film wirkt, als ob er Aster irgendwann völlig entglitten wäre. Er wird im Prinzip immer maßloser. Dabei wird so einiges verquirlt, so dass der Film genremäßig nicht wirklich einzuordnen ist. Psychodramödie mit Horror- und sogar Actionelementen.
Wirkt der Anfang in und um Beaus Wohnung noch wie ein 80s Film im kaputten New York, geht es dann weiter Richtung Paranoia-Film, und beim Rest kam mir dann noch der Schluss aus Lars von Triers THE HOUSE THAT JACK BUILT in den Sinn. Das sind aber nur hilflose Versuche meinerseits das alles irgendwie zu beschreiben.
Die Frage bleibt, ob Aster den Film nicht besser gezügelt hätte. Keine Ahnung.
Er ist halt so wie er ist. Aber wenn man ehrlich ist beschreibt er nur so den Zustand von Beau am besten.

Re: Beau Is Afraid - Ari Aster (2023)

Verfasst: Di 9. Mai 2023, 09:59
von Blap
Würde ich gern im Kino sehen. Steht hier aber -noch- nicht auf dem Spielplan. Aaaarrrgh ...

Re: Beau Is Afraid - Ari Aster (2023)

Verfasst: Di 9. Mai 2023, 10:05
von fritzcarraldo
Blap hat geschrieben: Di 9. Mai 2023, 09:59 Würde ich gern im Kino sehen. Steht hier aber -noch- nicht auf dem Spielplan. Aaaarrrgh ...
Kinostart erst 11.05. oder auch nicht in der Vorankündigung?

Re: Beau Is Afraid - Ari Aster (2023)

Verfasst: Di 9. Mai 2023, 10:07
von fritzcarraldo
Bewertung der gestrigen Sneak.
Quelle: Facebook / Instagram Story Schauburg Bremen. (Screenshots)
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Re: Beau Is Afraid - Ari Aster (2023)

Verfasst: Di 9. Mai 2023, 10:14
von Blap
fritzcarraldo hat geschrieben: Di 9. Mai 2023, 10:05
Blap hat geschrieben: Di 9. Mai 2023, 09:59 Würde ich gern im Kino sehen. Steht hier aber -noch- nicht auf dem Spielplan. Aaaarrrgh ...
Kinostart erst 11.05. oder auch nicht in der Vorankündigung?
Nicht in der Vorankündigung.

Vermutlich besteht wenig Interesse daran, einen Dreistünder zu zeigen, der dann auch noch eher weniger Zuschauer anlockt. Bei "Midsommar" waren damals nur zwei Männeken im Kino. Tja, der Rest hat den besten Film der 2010er verpasst. Pech gehabt.

Prächtige Bewertung. Ein echter Spalter. :D

Re: Beau Is Afraid - Ari Aster (2023)

Verfasst: Mi 14. Jun 2023, 02:04
von Adalmar
Meine OFDb-Rezension:

"Beau Is Afraid" ist erst der dritte abendfüllende Spielfilm von Ari Aster und erreicht in Besetzung und epischem Ausmaß schon eine beeindruckende Dimension. Joaquin Phoenix als von einer dominanten Mutter traumatisierter Mann Ende Vierzig, eingeschüchtert und zurückgezogen, der in einem trostlosen Wohnblock inmitten einer von Verbrechen und Irrsinn gezeichneten Nachbarschaft lebt, spielt den Titelhelden mit Inbrunst, wie man es von diesem bewährten Charakterdarsteller erwartet.

Dabei ist es natürlich Geschmackssache, ob man sich eine derartige Figur gerne als Protagonisten etwa drei Stunden ansieht. Unablässiges Zittern und Zagen sind auf Dauer schon eine etwas einseitige Figurenzeichnung, auch wenn Beau aufgrund diverser haarsträubender Ereignisse und inmitten von Charakteren, die zumeist nahe am Durchdrehen sind, tatsächlich allen Grund hat, sich ständig zu fürchten. Denn auch wenn er auf der irrwitzigen Reise zum Begräbnis seiner Mutter mal Glück hat und auf freundliche Menschen trifft, steht die nächste alptraumhafte Wendung meist schon vor der Tür. Bei aller schauspielerischen Erfahrenheit von Phoenix sind hier doch die Nebencharaktere das Salz in der Suppe.

Das Horrorgenre, das seine vorhergehenden Werke Hereditary und Midsommar geprägt hat, macht hier ein wenig Platz zugunsten eines gar nicht so leicht einzuordnenden Mischwesens aus Psychogramm und Abenteuerfilm. Aber in Form zahlreicher alptraumhafter Wendungen bleibt es doch stark präsent, so dass Fans seiner bisherigen Filme auch hier goldrichtig sind. Das beginnt schon mit Beaus Wohngegend, in der sich psychisch angeschlagene Menschen im Drogenrausch auf der Straße gegenseitig abmurksen. Aber auch sein dauergrinsender Therapeut wirkt wie einem Alptraum entsprungen.

Hat er die dystopische Umgebung seiner Wohnhölle in einem vermeintlichen Fall von Glück im Unglück hinter sich gelassen, wird von dem freundlichen Ehepaar Roger und Grace aufgenommen und liebevoll behandelt, lauern aber auch hier schon die nächsten Gefahren hinter der heilen Fassade und Beaus Odyssee geht weiter. Dabei bleibt es stets unvorhersehbar, bizarr und bedrohlich. Realität und Angstfantasien sind kaum zu unterscheiden, insbesondere im Finale, das mehr und mehr zu einer Vision von Beaus zerrüttetem Innenleben wird.

Die epische Länge des Films ist durchaus spürbar, aber ebenso ist es faszinierend zu sehen, wohin uns Ari Asters cinematische Reise als nächstes führen wird. Denn vorhersehbar ist der Film nun wirklich an keiner Stelle und überzeugt als wahrhaft epischer Trip durch die Abgründe einer gequälten Psyche, dem sich alle Fans ungewöhnlicher, mutiger und bizarrer Filme anschließen sollten.