5 against the house - Phil Karlson (1955)
Verfasst: Di 10. Okt 2023, 05:13
5 against the house
5 against the house
USA 1955
Regie: Phil Karlson
Guy Madison, Kim Novak, Brian Keith, Alvy Moore, Kerwin Mathews, William Conrad, Jack Dimond, Jean Willes,
Adelle August, George Brand, Thom Carney, Bill Catching
OFDB
5 against the house
USA 1955
Regie: Phil Karlson
Guy Madison, Kim Novak, Brian Keith, Alvy Moore, Kerwin Mathews, William Conrad, Jack Dimond, Jean Willes,
Adelle August, George Brand, Thom Carney, Bill Catching
OFDB
Vier Studenten, die auf dem Rückweg aus den Semesterferien sind, machen einen kurzen Abstecher nach Reno, und besuchen dort ein Kasino. Ein Besuch mit Folgen, denn einem von ihnen, Ronnie, geht es einfach nicht mehr aus dem Kopf, dass dort Millionen von Greenbacks einfach so herumliegen, und die Polizei doch glatt behauptet, dass ein Raub vollkommen unmöglich sei. Ronnie steckt mitten in einer leichten Depression – Er möchte so gerne mal etwas Herausragendes schaffen, einmal die Nummer eins sein. Zum Beispiel der erste sein, der es schafft in Reno ein Casino zu berauben. Sein Freund Brick wird von wiederum diesem Gedanken infiziert, denn Brick hat im Koreakrieg einiges Schreckliches erlebt, gehört von Rechts wegen eigentlich in eine Anstalt, und will unbedingt aus diesem Teufelskreis aus Erfolglosigkeit und Kriegstrauma ausbrechen. Brick ist eine wandelnde Zeitbombe, die jederzeit explodieren kann. Und der Funke mit dem „Einmal die Nummer 1 sein“ reicht schon um die Lunte in Gang zu setzen …
Guy Madison, Genre-Fans wahrscheinlich am Ehesten aus Enzo G. Castellaris 1967er-Western DIE SATANBRUT DES COLONEL BLAKE bekannt, war Mitte der 50er-Jahre mal ein ziemlich heißes Eisen. Extrem gutaussehend lief er sogar als „The most promising actor for 1955!“, mangels Talent allerdings kam er nie so richtig aus der B-Schiene heraus, und selbst im Gelobten Land der gescheiterten B-Darsteller, dem Italien der 60er- Jahre, war seine Karriere eher überschaubar.
Madison war einfach von seiner ganzen Ausstrahlung her brav, und mit brav kann man sowohl seine Rolle in 5 AGAINST THE HOUSE wie auch gleich den ganzen Film passend beschreiben. Sein Al,
sichtlich der gereifteste der vier Freunde, ist von Haus aus einfach wohlanständig und spießig. Eben brav. Er ist derjenige, der die anderen permanent mit dem Blick auf die Uhr davor warnt, ihr Geld in Reno auszugeben, und er trägt sich als einziger auch mit Heiratsgedanken. Sein Love Interest ist die wunderschöne Kay, die in einem Nachtclub auftritt, und somit also gewissermaßen mit dem Verruchtsein kokettiert. Aber die Liebe zu Al wird sie retten und in eine gesicherte Existenz überführen. Ist das nicht schön?
Und neben Al und den, in der Inhaltsangabe erwähnten, Ronnie und Brick ist da noch der vierte der Freunde, Roy, eine Nervensäge, die keinen einzigen Satz ohne vermeintlichen Witz oder ach so lustiges Wortspiel absondern kann, und der die amerikanische Durchschnittlichkeit treffend illustriert. Eigentlich ist das Grüppchen also ein Querschnitt durch die Gesellschaft jener Zeit: Ein Braver der sich auf ein vorgezeichnetes Leben freut, ein Lustiger der irgendwann als nerviger Nachbar enden wird, ein Ambitionierter der immer an seinen viel zu hoch gesteckten Zielen scheitern wird – Und ein Psychopath, der die Albträume des Krieges nicht überwunden hat. Ach ja, und die fünfte Person des Titels ist natürlich Kay, die Schöne, deren Charakter darin besteht, von Al geliebt und geheiratet zu werden, und sich irgendwann, spätestens in den 70ern, nach dem endgültigen Begraben der Träume, dem Alkohol hinzugeben. Kim Novak war eine unglaublich schöne Frau, doch erst Alfred Hitchcock wird ein paar Jahre später aus dieser Traumfrau eine Leinwandgöttin machen. Hier wirkt sie noch relativ unauffällig und bieder - Brav, gewissermaßen.
Und genauso, wie vier brave Menschen hier ihre Schicksale zusammenwerfen, genauso brav ist auch der größere Teil des Films. Einzig Brian Keith als Brick ist es vorbehalten, gegen die ständige Anständigkeit zu rebellieren, einen eifersüchtigen Liebhaber seiner Ex zu Brei zu schlagen (und sogar fast zu töten), und den von Ronnie als reines Test Piece angesehenen Raub als Mittel zum Zweck zu nutzen, um endlich aus der Mittelwesten-Hölle der Bürgerlichkeit ausbrechen zu können, und seine Dämonen aus dem Krieg bei der Gelegenheit gleich mitzunehmen. Oder ihnen Zucker zu geben, das kann man sehen wie man will. Die Geschichte wird lang und ausschweifend erzählt, was bei einem 83-Minüter schnell mal in die falsche Richtung losgehen kann, und erst die letzten 20 Minuten, wenn Bricks Drang nach Gewalt sich Bahn bricht und er Kay quasi in Geiselhaft nimmt um die anderen zum Durchziehen des Jobs zu zwingen, sind dann spannendes und druckvolles Krimikino. Wobei der Showdown dann wiederum die Abfahrt nach Entenhausen nimmt und sich vor lauter Gutbürgerlichkeit einer Schießerei oder Schlägerei glatterdings verweigert. Ein psychologischer Showdown, der so brav ist, dass Gewalt hier keine Lösung zu sein scheint …
Nein, aufregend geht anders. Kim Novak ist in einem ihrer frühesten Filme unglaublich schön, Guy Madison wird bezüglich Aussehen auf den zweiten Rang und bezüglich Schauspielkunst auf den hintersten Rang verwiesen, und Brian Keith gibt sich Mühe, kann aber unmöglich den ganzen Film alleine stemmen. Was übrig bleibt sind die authentischen Bilder der Glückspielstadt Reno sowie das Wissen, hier einem der frühesten Heist-Filme zugesehen zu haben. 5 AGAINST THE HOUSE ist ganz klar die Vorlage für den fünf Jahre später entstandenen OCEAN’S 11, aber wenn ich entscheiden müsste, würde ich jederzeit und ohne Zögern den Klassiker des Ratpacks ansehen. Oder gleich dessen Remake, den vor Spielfreude schier überbordenden OCEAN‘S ELEVEN von 2001. Da werden dann die Unterschiede zum braven 5 AGAINST THE HOUSE erst so richtig deutlich …
5/10