Sneakers - Die Lautlosen - Phil Alden Robinson (1992)
Verfasst: Fr 26. Jan 2024, 17:45
von buxtebrawler
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Originaltitel: Sneakers
Herstellungsland: USA / 1992
Regie: Phil Alden Robinson
Darsteller(innen): Jo Marr, Gary Hershberger, Robert Redford, Sidney Poitier, David Strathairn, Dan Aykroyd, River Phoenix, Bodhi Elfman, Denise Dowse, Hanyee, Timothy Busfield, Eddie Jones, Time Winters, Mary McDonnell, Jun Asai, Donal Logue, George Hearn u. A.
Die Sneakers, eine Gruppe von Hackern und ehemaligen Agenten, dringen für Unternehmen in deren Sicherheitssysteme ein um diese zu überprüfen. Eines Tages wendet sich der amerikanische Geheimdienst NSA an deren Chef Bishop (Robert Redford) und verlangt von ihm eine kleine schwarze Box sicherzustellen, die von einem ausländischen Mathematiker entwickelt wurde. Diese Box stellt sich als Dechiffriergerät heraus, mit dem es möglich ist jeden Code zu knacken. Bei der Übergabe der Box entdecken die Sneakers, daß es sich bei den angeblichen NSA-Agenten um eine Verbrecherbande handelt, die von Bishops tot-geglaubtem früheren Partner Cosmo (Ben Kingsley) angeführt wird. Um sich zu entlasten und die Box der amerikanischen Regierung zu übergeben, versuchen die Sneakers in Cosmos schwerbewachtes Hauptquartier einzudringen ...
Re: Sneakers - Die Lautlosen - Phil Alden Robinson (1992)
Verfasst: Fr 26. Jan 2024, 17:48
von buxtebrawler
„Wir werden die Welt verändern, Marty.“
Phil Alden Robinson („Feld der Träume”), vornehmlich als Drehbuchautor tätig, inszenierte den im Jahre 1992 veröffentlichen „Sneakers – Die Lautlosen“, eine US-amerikanische Mischung aus Heist-Movie und Spionage-Thriller, der sich als äußerst massenwirksam erwies und zum Riesenerfolg an den Kinokassen wurde.
„Man kann heutzutage niemandem mehr trauen!“
Die „Sneakers“ sind eine Hackerorganisation unter der Leitung Martin Bishops (Robert Redford, „Die Unbestechlichen“), die sich von Unternehmen dafür bezahlen lässt, deren Sicherheitssysteme zu knacken, um Schwachstellen aufzudecken. Eines Tages bittet der US-amerikanische Geheimdient NSA die Sneakers darum, für ihn ein im Ausland entwickeltes universelles Dechiffriergerät zu stehlen, das jeden Sicherheitscode knacken kann. Bei der Übergabe des Diebesguts müssen die Hacker jedoch realisieren, auf Martins totgeglaubten ehemaligen Partner Cosmo (Ben Kingsley, „Gandhi“) hereingefallen zu sein, der nun eine Verbrecherorganisation anführt. Das Gerät, ein äußerlich unscheinbarer schwarzer Kasten, muss also schnellstmöglich zurück…
„Wir werden langsam zu alt für sowas!“
Der Hacking-Aktivitäten zweier Studenten, aus denen soziale Geldtransfers resultieren, zeigende Prolog in blassen Farben entpuppt sich als Martins Erinnerungen an den Dezember 1969, als sein Freund Cosmo verhaftet wurde, er aber entkommen und untertauchen konnte. In der filmischen Gegenwart des Jahres 1992 wird die volle Farbintensität ausgeschöpft und geben sich Martins Angestellte ein Stelldichein: Der durchgeknallte Mother (Dan Aykroyd, „Ghostbusters“), der erblindete Whistler (David Strathairn, „Auf kurze Distanz“), der besonnene ehemalige CIA-Mann Crease (Sidney Poitier, „Die Saat der Gewalt“) und Jüngling Carl (River Phoenix, „Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers“). Eine tolle, charakterlich sehr diverse, sich mit ihren individuellen Fähigkeiten aber prima gegenseitig ergänzende Nerd-Truppe, die Martin um sich geschart hat. Nach dem dramatischen Prolog ist die Stimmung locker und beschwingt, ins Komödiantische tendierend, und die Ausrichtung anarchistisch: Ein vermeintlicher Bankraub, der gerade durchgeführt wird, fasziniert, und Marty ist um keinen CIA- und NSA-feindlichen Spruch verlegen. Dies soll uns sagen, dass, auch wenn er längst für die freie Wirtschaft tätig ist, er sich eine Ideale bewahrt hat.
Jedoch: Martin hat sich seit den schicksalhaften Ereignissen aus dem Dezember 1969 eine Scheinidentität zugelegt, lebt seither also inkognito. Dies weiß die vermeintliche NSA, als sie Martin mit ihrem Ersuchen konfrontiert – und bietet ihm als Gegenleistung an, sämtliche Vorwürfe gegen ihn fallenzulassen. Ein für Martin attraktiver Deal, auf den er sich daher einlässt. Der Coup ist dann auch recht schnell erledigt – derart schnell gar, dass man ahnt, dass das nicht bereits die Klimax des Films gewesen sein kann. Und tatsächlich ist spätestens ab der Hälfte Schluss mit lustig und es gibt Tote.
Die Versatzstücke kennt man aus diversen Filmklassikern: Die späte Konfrontation zu Erzfeinden gewordener ehemaliger bester Freunde, ein überzeichneter Superschurke, atemberaubende Heist-Szenen, ein MacGuffin als Objekt der Begierde, Misstrauen in Regierungsorganisationen und vermutete bzw. reale Verschwörungen (u.a. wird augenzwinkernd auf die Theorie der gefälschten Mondlandung Bezug genommen), ein bisschen Romantik um Martins ebenfalls involvierte Ex-Freundin Liz (Mary McDonnell, „Der mit dem Wolf tanzt“), wohldosierte Action und aus skurrilen Figuren resultierender Humor. Regisseur und Autor Robinson fügt all dies jedoch dramaturgisch meisterlich zusammen. Zudem fasziniert „Sneakers – Die Lautlosen“ mit all den Gerätschaften der Hacker und sensibilisiert für die technischen Möglichkeiten, die diese mit sich bringen. Die Vermittlung eigentlich komplexer Ereignisse und Zusammenhänge ist erzählerisch gut gelungen, wenngleich Hintergrundinformationen zu Martys Angestellten leider auf das Nötigste beschränkt bleiben.
Dennoch: Der Film mischt klassische Motive mit moderner Hochtechnologie und wird von einem Top-Schauspielensemble getragen. Er arbeitet mit erlesenen Kameraperspektiven und wunderbaren Bildkompositionen, die die visuellen Möglichkeiten freudig nutzen. „Sneakers“ markiert den Beginn der Zeit der Warnungen vor dem informationszeitalter und vor der Macht der Daten – und lässt auch an der realen US-Stasi kaum ein gutes Haar. Das Ende mit einer etwas befremdlichen Wunschrunde fällt dann leider recht albern aus, der antirepublikanische Epilog wiederum ist höchst befriedigend. Ein bis auf seine marginalisierten Frauenrollen sehr gut gealterter, unterhaltsamer Hacktivismus-Film (was indes leider nicht gerade für unsere gegenwärtige Realität spricht).