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Paperhouse - Albträume werden wahr - B. Rose (1988)
Verfasst: Mo 11. Okt 2010, 14:16
von buxtebrawler
Paperhouse
Originaltitel: Paperhouse
Herstellungsland: Großbritannien / 1988
Regie: Bernard Rose
Darsteller: Charlotte Burke, Jane Bertish, Samantha Cahill, Glenne Headly, Sarah Newbold, Gary Bleasdale, Elliott Spiers, Gemma Jones, Steven O'Donnell, Ben Cross, Karen Gledhill, Barbara Keogh u. A.
Die von diversen Problemen geplagte elfjährige Anne zieht sich immer mehr in eine Phantasiewelt zurück. Alles beginnt mit einem alten Haus, das sie während des Schulunterrichts in ihr Heft malt. Bei einem darauf folgenden Ohnmachtsanfall findet sie sich vor dem Haus wieder. Sie versucht, nach und nach durch weitere Zeichnungen in das Haus zu gelangen. Dort trifft sie auf den schwerkranken Mark. Anne fällt es immer schwerer, zwischen Traum und Realität zu unterscheiden...
Quelle:
www.ofdb.de
Re: Paperhouse - Albträume werden wahr - Bernard Rose
Verfasst: Mo 11. Okt 2010, 14:16
von buxtebrawler
„Paperhouse“ vom britischen Regisseur Bernard Rose („Candymans Fluch“) aus dem Jahre 1988 ist zunächst einmal eine hochinteressante Mixtur aus Mysterythriller und Fantasy-Streifen, dessen ihm zugrunde liegende Geschichte neugierig macht. Die elfjährige Anne, der anscheinend einzige Filmauftritt von Charlotte Burke, die ihre Sache dafür sehr gut macht, wird mit surrealen Traumwelten konfrontiert, die sie selbst erdenkt bzw. erzeichnet. Ihr Unterbewusstsein, in dem sie sie Belastendes verarbeitet, nimmt die Form düsterer Traumwelten an, die hervorragend inszeniert wurden und immer mal wieder den Horrorbereich kratzen. Das ist in dieser Form ungewöhnlich und die große Stärke des Films. Die Atmosphäre pendelt dabei zwischen einem gewissen Wohlfühlfaktor und alptraumhaftem Surrealismus und fesselt den Zuschauer an den Bildschirm. Ihr gegenüber steht die trist anmutende Realität, in der die Spuren für Annes Traumwelt gelegt werden. Hierbei fällt die subtile Charakterisierung Annes auf, die facettenreich mitsamt teilweise vom Zuschauer als negativ aufgefassten Eigenschaften ausfiel und damit realistischer wirkt als im Falle vieler anderer Kinderrollen in anderen Filmen. Allerdings steuern die mitunter von einem recht dominanten Soundtrack unterlegten, immer gruseliger und rauer werdenden Visionen Annes nicht, wie sicherlich vom Publikum zunächst erwartet, auf einen gewieften Plottwist oder eine mehr oder weniger schlüssige Erklärung zu, sondern negieren inkonsequenterweise nach dem vorläufigen erschreckenden Höhepunkt in einem kitschigen Ende die emotionale Schärfe des Films. Das will nicht so recht passen und scheint mir eine Reminiszenz an das evtl. ebenfalls angepeilte, sehr junge Publikum zu sein, dem man ein „Non-Happy-End“ möglicherweise nicht zumuten wollte. Das ist sehr schade und führt zu meiner persönlichen Abwertung des ansonsten über weite Strecken gelungenen, ungewöhnlichen Ausflugs in die plastischen Traumwelten einer mit den unerbittlichen Härten und Ängsten des Lebens konfrontierten Kinderseele.
Re: Paperhouse - Albträume werden wahr - Bernard Rose
Verfasst: Di 14. Mai 2019, 08:09
von jogiwan
Die elfjährige Anne ist nicht nur ein Kind mit einer lebhaften Fantasie, sondern auch etwas störrisch und leidet darunter, dass sie von ihren geschäftigen Eltern etwas vernachlässigt wird. Als sie ausgerechnet an ihrem Geburtstag aufgrund ihres Verhaltens vom Unterricht suspendiert wird und wenig später kollabiert, erwacht sie vor einem Haus, das sie zuvor im Unterricht in ihr Heft gemalt hat. Wenig später wird Anne schwer krank, muss ein paar Tage im Bett verbringen und malt aus Langweile einen Jungen ans Fenster ihrer Zeichnung, dem sie ebenfalls wenig später in ihren Träumen begegnet. Mark leidet ebenfalls an einer schweren Krankheit und wirkt hoffnungslos, während Anne versucht den Jungen aufzumuntern. Als Annes Fieber aber ebenfalls steigt, verschlimmern sich die Träume und sie und Mark werden von einer mysteriösen Figur verfolgt, die mit Gewalt versucht, in den Zufluchtsort der Beiden einzudringen und die Beiden zu sich zu holen.
„Paperhouse“ ist eigentlich ein recht ungewöhnlicher „Coming-of-Age“-Streifen, in dem ein elfjähriges und mit einer lebhaften Fantasie ausgestattetes Mädchen eine schwere Krankheit durchlebt. Da Anne sich ihren körperlichen Zustand nicht wirklich erklären kann, erschafft sie bewusst und unbewusst eine Fantasiewelt, die sie zuvor in ihr Heft gemalt hat und ihr die Dinge erklärt, für die sie in ihren jungen Jahren noch keine logische Erklärung hat. Dabei wirkt „Paperhouse“ aber wie eine Mischung aus Drama, Fantasy und Horror und erinnert auch stark an „Sieben Minuten nach Mitternacht“ oder auch „Die Zeit der Wölfe“, die hier eine ähnliche Geschichte erzählen. Außergewöhnlich sind hier jedenfalls nicht nur die überraschend düsteren und alptraumhaften Momente und Settings, sondern auch die Tatsache, dass Anne als störrische Kind am Anfang der Pubertät gezeichnet wird, das durchaus eigensinnig ist. Anfänglich sind die Ereignisse aber nicht nur für Anne, sondern auch für den Zuschauer recht schwer zu verorten, da das Geschehen aus der Perspektive des elfjährigen Kindes erzählt wird und der Streifen so wirkt, als würde sich sein Inhalt in Richtung Mystery-Thriller entwickeln. Dieses Versprechen wird letzten Endes aber nicht eingelöst und so ist es auch wenig verwunderlich, dass „Paperhouse“ die Geschmäcker der Genre-Fans durchaus spaltet.
Re: Paperhouse - Albträume werden wahr - B. Rose (1988)
Verfasst: Di 1. Nov 2022, 14:09
von buxtebrawler
Erscheint voraussichtlich am 04.11.2022 bei Tiberius noch einmal auf Blu-ray und DVD: