Deliria-Italiano

Anatomie eines Falls Frankreich 2023
Regie: Justine Triet
Mit Sandra Hüller, Swann Arlaud, Milo Machado Graner.
"Sandra (Sandra Hüller), Samuel (Swann Arlaud) und ihr elfjähriger sehbehinderter Sohn Daniel (Milo Machado Graner) leben seit einem Jahr weit weg von jeglicher Zivilisation in den Bergen. Eines Tages wird Samuel tot am Fuße ihres Hauses aufgefunden. Es wird eine Untersuchung wegen des verdächtigen Todes eingeleitet. Die Ermittler scheinen den Fall selbst zu einem schnellen Ende bringen zu wollen. Denn die Beweislast auf Sandra ist nicht gerade hoch, als die Staatsanwaltschaft Anklage gegen sie erhebt. Sandra selbst kämpft weiter mit dem Tod ihres Mannes: Hat er sich selbst umgebracht oder war es wirklich – wie von den Ermittlern vermutet – Mord? Es vergeht ein Jahr, bis die Verhandlung vor Gericht aufgenommen wird. Auch Daniel wird in den Zeugenstand gerufen. Die Beziehung zwischen Mutter und Sohn wird daraufhin auf eine harte Probe gestellt – vor allem durch die Staatsanwaltschaft, die damit beginnt, mit ihren Fragen die beiden brutal zu durchleuchten."
Quelle: https://www.filmstarts.de/kritiken/297303.html

Sezieren einer Beziehung
Anatomie eines Falls Nachdem ihr Mann nach einem Sturz verstarb, gerät auch die Schriftstellerin Sandra (Sandra Hüller) unter Verdacht.
Während einer Gerichtsverhandlung wird die Beziehung der beiden immer mehr unter die Lupe genommen.
In ANATOMIE EINES FALLS geht es mehr um die Beziehung an sich als um den vermeintlichen Kriminalfall. Regisseurin Justine Triet wählt für ihren Film die Form des Kriminal- und Gerichtsfilms, um die Beziehung des Ehepaares aus nächster Nähe zu beleuchten. Und dies über 150 Minuten lang.
Das ist aus meiner Sicht höchst interessant und auch spannend umgesetzt. Es ist aber auch quälend und vor allem an einigen Stellen quälend ehrlich.
Was macht ein Paar aus? Wie gehen sie miteinander um? Wie verändert sich ihre Beziehung? Wie verändert sich deren Beziehung nach einem einschneidenden Schicksalsschlag? Welche Kompromisse geht man ein? Und so weiter, und so weiter.
Nach THE ZONE OF INTEREST der nächste Film diese Woche für mich mit Sandra Hüller. Dieses Mal in einer französischen Produktion. Auch hier legt sie erneut eine brillante Performance hin.
Bei den Oscars ist ANATOMIE EINES FALLS sogar in den Kategorien BESTER FILM, BESTE REGIE und BESTE HAUPTDARSTELLERIN nominiert, wird aber gegen OPPENHEIMER keine Chance haben. Sandra Hüller könnte "gegen" Lily Gladstone (KILLERS OF THE FLOWER MOON) und Emma Stone (POOR THINGS) noch die größte Möglichkeit haben, einen Oscar zu gewinnen.

Den Oscar für Sandra Hüller gab es nicht. Dafür aber einen für "Bestes Drehbuch".

Für 5€ beim örtlichen Dreckspert eingesackt, die Neugier hat gesiegt.

In den ersten Minuten befürchtete ich einen Reinfall, Kamera und Schnitt gefielen mir überhaupt nicht. Aber das legte sich recht schnell und ich wurde mehr und mehr in die Erzählung eingesogen. Justiz- und Familiendrama der Oberklasse. Ja, Frau Hüller spielt wirklich toll, um ihre Leistung wurde definitiv kein substanzloser Hype erzeugt.

Die eher nüchterne Optik des Treibens wird teils bemängelt, aus meiner Sicht passt sie jedoch vortrefflich zur Handlung. Der Film bewegt sich abseits von Glanz und Glamour, lässt den Zuschauer an einem Ehedrama mit tödlichem Ausgang teilhaben. Sehr gut gefällt mir der Verzicht auf den Erklärbär, das Fehlen einer eindeutigen Auflösung, eines klaren Endes. Feministische Tendenzen sind auszumachen, werden dem Zuschauer aber nicht via Holzhammer um die Ohren gehauen.

Guter Film. Anschauen!