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Blutjunge Nymphomaninnen - John Sone (1971)

Verfasst: Di 2. Jul 2024, 16:32
von buxtebrawler
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Originaltitel: Loving and Laughing

Herstellungsland: Kanada (1971)

Regie: John Sone

Darsteller(innen): André Lawrence, Mignon Elkins, Michèle Mercure, Gordon Fisher, Susan Petrie, Céline Lomez, Julie Wildman, Burt Adkins, Steve Michaels, Richard Comar, Leon Morenzie, Henry Gamer, Jimmy Tapp, Walter Massey, Tony Westman, Louise Blondin u. A.
Alles beginnt mit einer Autopanne. Der 17-jährige Reggie Parker (Gordon Fisher) setzt seine Fahrt anschließend mit einem Leichenwagen fort. Doch das ist kein Grund zur Traurigkeit. Das zum Hippiemobil umfunktionierte Gefährt ist voller junger, verrückter Teenager. Reggie, der bisher nur seine nervtötende Mutter um sich hatte, ist plötzlich umringt von heißen Frauen… und hat gar keine Lust mehr, seinen Ferienjob als Sprachlehrer bei den Harrisons anzutreten. Als Reggie dann noch in der Hippie-Kommune von Lucien (André Lawrence) eingeführt wird, erwartet ihn eine Zeit voller Mädchen, Nacktbaden und Drogen.
Quelle: Covertext

Re: Blutjunge Nymphomaninnen - John Sone (1971)

Verfasst: Di 2. Jul 2024, 16:34
von buxtebrawler
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Ein Sommer der wilden Liebe

„Hier ist doch jeder in jeden verliebt!“

Der zweite von nur zwei Spielfilmen des Kanadiers John Sone heißt im Original „Loving and Laughing“, bekam vom deutschen Verleih den reißerischen Blödsinnstitel „Blutjunge Nymphomaninnen“ verpasst und lautet in meiner DVD-Ausgabe weniger irreführend „Ein Sommer der wilden Liebe“. Die Erotikkomödie aus dem Jahre 1971 ist, um das vorwegzunehmen, ebenso nudistisch wie harmlos.

Reggie (Gordon Fisher), ein junger Mann aus besseren Kreisen, soll Belinda Harrison (Susan Petrie, „Parasiten-Mörder“), der Tochter einer befreundeten Familie, in den Sommerferien in Vermont Französisch beibringen. Auf dem Weg dorthin reißt ihm jedoch der Keilriemen seines Autos. Er lässt sich daraufhin von einer Gruppe Hippies in deren bunten Auto mitnehmen. Diese befindet sich gerade auf der Flucht vor den Bullen, die erfolgreich verläuft. Anschließend geht’s nach einem gemeinsamen Nacktbad in die Hippiekommune auf einer Farm. Hippie Lucien (André Lawrence, „Thibaud, der weiße Ritter“), Teil der Kommune, wird wegen Drogenvergehen polizeilich gesucht. Kurzerhand wird er rasiert, vornehm angezogen und anstelle Reggies zu Belinda und ihrer Familie geschickt, wo er sich als ihr Französischlehrer ausgibt…

Sone wendet einige Zeit auf, den Hippie-Lifestyle, der neben solidarischem Miteinander in erster Linie aus natürlicher Nacktheit und freier Liebe zu bestehen scheint, zu skizzieren. Beim Einkaufen verzichtet man auf die Benutzung von Umkleidekabinen und der anfänglich noch ein wenig fremdelnde Reggie lässt sich nacktzeichnen (wobei ihn die Kamera aber nur bis zum Bauchnabel einfängt). Nach dem Identitätstausch changiert der Film fortwährend zwischen beiden Handlungsorten. Mutter Harrison (Mignon Elkins, „Geliebte Lügen“) ist sogleich hin und weg von Lucien und möchte Sex mit ihm. Hippie Dora ist aus unerfindlichen Gründen scharf auf Reggies Füße (?!), Hausmädchen Diane (sehr sexy: Céline Lomez, „Après-ski“) verführt Lucien, während Reggie sich mit einer Blondine näherkommt. Beides wird parallel montiert in relativ anregend gefilmten Softsexszenen gezeigt. Joan Harrison (Julie Wildman, „Das Mädchen am Ende der Straße“), die ältere Tochter, will nun auch etwas von Lucien und so weiter und so fort.

Doch noch etwas darüberhinausgehende Handlung wird einem geboten, wenn ein betrunkener Richter das Hippiemobil in einen Unfall verwickelt, aber die Hippies anstelle seiner verhaftet werden. Dies bleibt jedoch der einzige Anflug von Sozialkritik. In der Zelle zieht man sich (natürlich) aus und macht miteinander herum, bis man herausgeworfen wird. Lucien vernascht derweil auch Belinda und mischt den Gästen einer spießigen Hausparty zusammen mit Diane Marihuana ins Essen. Im Zuge einer Duschszene bekommt nun doch auch Reggies bestes Stück zu sehen. Ein paar Gesangseinlagen verstärkten den Eindruck naiver Lebensfreude, die den eher rar gesäten Humor des Films überlagert. Von Eifersucht oder dergleichen ist weit und breit keine Spur. „Ein Sommer der wilden Liebe“ ist ein nettes, ok geschauspielertes und inszeniertes Märchen für eine heteronormative männliche Zielgruppe, das gnadenlos von der Zeit eingeholt und von der Pornografiewelle überrannt wurde, kann für End-‘60er/Früh-‘70er-Hippieploitation-Nostalgiker aber vielleicht genau davon eskapistisch ablenken.

Die deutschen Heimkinofassungen sind leider um rund zehn Minuten gekürzt; was genau einem da vorenthalten wird, weiß ich nicht.