Handlung:
Ein Lastwagenfahrer (Adrian Hoven) wird beauftragt eine geheimnisvolle Ladung zu transportieren. Während der Fahrt wird jedoch sein Auftraggeber von Gangstern ermordet und Mr. Lastwagenfahrer findet sich bald selbst im Fadenkreuz zweier gefährlicher Rauschgift-Syndikate…
Kritik:
„Die schwarze Kobra“ ist ein österreichischer Thriller der Spitzenklasse, der weniger versucht an den Erfolg der Edgar-Wallace-Filme anzuknüpfen und mehr etwas eigenes zu kreieren. Neben einer düsteren Atmosphäre und einem spannenden Erzählstil besticht Rudolf Zehetgrubers Film besonders dadurch, dass wir einige sehr sympathische Charaktere bekommen, die durch die in verschiedene Partein gespalteten Antagonisten in konstanter Gefahr zu schweben scheinen.
Auf der guten Seite haben wir zunächst mal Adrian Hoven, der als normaler Lastwagenfahrer, welcher versehentlich in üble Machenschaften verstrickt wurde, wahrscheinlich wesentlich mehr Zuseher ansprechen kann, als sämtliche aufgeblasenen Hollywood-Helden. Er weiß sich durchaus zu wehren, ist aber kein Übermensch und genau daher kann man so gut mit ihm mitfiebern.
An seiner Seite befinden sich Ady Berber, welcher als liebenswerter Ex-Boxer Punkti den Film auf sehr charmante Weise mit Humor versorgt, und Ann Smyrner. Manchmal scheint sich Smyrner zwar nicht ganz sicher zu sein, welche Emotion sie vermitteln will und ihre Ausdrücke wirken manchmal unpassend, aber zumindest glaubhaft. Ihre Hauptaufgabe bestand sowieso darin möglichst liebreizend und unschuldig zu wirken, damit wir umso mehr um ihre Figur bangen können, wenn sie schlussendlich von den Gangstern entführt wird, und dies meistert sie mit Bravur. Die Szenen, wenn die Schurken die zuckersüße Smyrner kidnappen und sich klein Adrian und groß Ady aufmachen sie aus der Höhle des Löwen zu befreien bilden für mich übrigens den Höhepunkt des Filmes.
Die Polizei ist auch eine lustige Truppe bestehend aus Kommissar Fast-Marek (Paul Dahlke) und seinen beiden Assistenten Inspektor Grießgram (Hans Richter) und Kriminalassistent Frischvonderakademie (Peter Vogel). Diese drei passen hervorragend zueinander. Der Kommissar ist der übliche gemütliche biedere Beamte, den wir automatisch gerne haben. Der Inspektor sorgt anfangs dafür, dass die Polizei bedrohlich wirkt und wir verstehen, dass sich Adrian Hovens Charakter nicht an sie wendet, wird gegen Ende dann aber richtig sympathisch und geht in der letzten halben Stunde auch ein paar Mal in over-acting-overload. Und der Kriminalassistent ist der reinste Sherlock Holmes und hätte den Fall sicher auch locker im Alleingang lösen können und sorgt daher für einige witzige Momente an der Seite des erfahreneren aber einfältigeren Inspektors.
Die Schurken sind auch super besetzt: Marianne Schönauer gibt als Paola Manuzzo keine diabolische aber eine ziemlich interessante Verbrecherchefin, Klaus Löwitsch stielt die meisten Szenen, in denen er ist, mit der Rolle eines naiven aber dafür umso psychopathischeren Gehilfens und Herbert Fux als Messerwerfer ist sowieso von Haus aus super.
Hoven and Friends die drei von der Polizei und die beiden Verbrechersyndikate bilden also vier Parteien die teilweise untereinander noch mal zerstritten sind und ständig gegeneinander agieren. Der Film zeigt einen spannenden Kampf von jedem gegen jedem bei dem wir nie genau wissen wer jetzt auf welcher Seite steht und dies ist, bedenkt man auch wie gern wir die Sympathieträger haben, unheimlich spannend anzusehen.
Dann gibt es noch ein paar Extras: Einerseits nämlich Klaus Kinski als drogensüchtigen Pianisten, der keiner der vier Fraktionen angehört und immer für den arbeitet, der ihn mit Heroin versorgt, egal ob dies ein Verbrecher oder Staatsdiener ist. Und andererseits spielen in der Geschichte noch ein unbekannter Agent und ein ebenso unbekannter Verbrecherboss eine Rolle, wir haben also auch noch zwei geheime Identitäten zu erraten.
In Sachen Härtegrad beginnt der Film recht ruhig, am Anfang wird einer erschossen und das war’s dann auch in Sachen Tote für die nächste Stunde. Gegen Ende geht’s dann allerdings plötzlich richtig zur Sache und die Ganger löschen sich gegenseitig wie die Fliegen aus, dies auf teilweise für die Entstehungszeit äußerst grausame Arten. Der Film gerät dabei aber nie in Gefahr depressiv zu werden und der vereinzelte Humor, der von Ady Berber und den Dudes von der Gendarmerie ausgeht, wird dadurch nicht abgeschwächt.
Wenn ich etwas an dem Film kritisieren müsste, so wären das zwei kleinere Aspekte, die das Sehvergnügen in keinster Weise abschwächen, der Vollständigkeit halber hier jedoch erwähnt seien: Zum einen die Identität des Oberschurken, die vom Film so schön bis zum Ende geheim gehalten wird, ABER: Wenn in einem Film mit einem geheimnisvollen Oberschurken eine Figur groß eingeführt wird, die rein theoretisch weniger als gar nichts zu der Handlung beiträgt, dann ist es keine große Überraschung mehr, wenn sich diese Figur am Schluss als der geheimnisvolle Oberschurke herausstellt. Naja, wenigstens konnte mich der Streifen mit der Identität des Agenten überraschen und das ist ja auch was wert.
Eine andere Szene die mich ein wenig gestört hat ist der ungefähr in der Mitte des Filmes stattfindende Kampf einer Kobra gegen einen Mungo. Ady Berber hat nämlich einen kleinen Privatzoo aus dem eine Kobra entfleucht, die einige Zeit ihn und Adrian Hoven bedroht, bis sich Adrian überwindet, die Schlange packt und aus ihrer Reichweite schleudert. Und das war eine wundervoll spannende Szene, die genial nervenzerreißend gefilmt ist und mit der ich absolut keine Probleme habe. Doch aus irgendeinem Grund ist der Kobra-Subplot damit noch nicht zu ende, die Schlange kriecht nämlich in die Freiheit, Berber versucht sie zu fangen und Hoven hat die „geniale“ Idee einen Mungo freizulassen, damit sich der um die Kobra kümmert. Was folgt sind fünf Minuten von Ady Berber, Adrian Hoven und Ann Smyrner, die in einer verschneiten nächtlichen Winterlandschaft stehen und sich Archivaufnahmen von einer Kobra, die in einer sonnenumfluteten Wüste mit einem Mungo kämpft, ansehen.
Ich würde mich ja nicht über diese Szene aufregen, wenn sie nicht so sinnlos wäre. Zehetgruber konnte ja nichts dafür, dass sein Archivmaterial nicht zum Film passte, aber warum lässt er es dann nicht weg? Hat er diesen Ausschnitt während der Dreharbeiten in einer Dokumentation gesehen und wollte ihn einfach echt gerne in seinem Film haben? Oder hat der Kampf der Tiere eine symbolische Bedeutung? Steht die Kobra für die Gangster und der Mungo für…nein, das Gasthaus von Ann Smyrner heißt „Zur schwarzen Kobra“, also symbolisiert die Schlange Smyrner und der Mungo die Gangster…aber Berber und Hover halten zu dem Mungo…oder die Schlange steht für alle drei und die Tatsache, dass sie zum Mungo halten zeigt, dass sie nicht wissen auf welcher Seite sie stehen sollen…oder…nein, symbolisch lässt es sich nicht deuten…die einfachste Erklärung wird sein, dass Rudolf Zehetgruber einfach eines Morgens aufwachte, sich irgendwie bruno-matteiisch fühlte und beschloss zufälliges Archivmaterial in seinem Film zu inkludieren.
Fazit: Die Nachteile des Filmes sind nichtig, die Helden liebenswert, die Schurken zahlreich, die Geschichte mitreißend und die Stimmung spannungsgeladen. Inklusive Patriotismusbonus (immerhin ist es ein in Wien gedrehter Film) erhält „Die schwarze Kobra“ von mir 9/10