Zwischen zwei Feuern - André de Toth (1955)

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Maulwurf
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Zwischen zwei Feuern - André de Toth (1955)

Beitrag von Maulwurf »

 
Zwischen zwei Feuern
The indian fighter
USA 1955
Regie: André de Toth
Kirk Douglas, Elsa Martinelli, Walter Matthau, Diana Douglas, Walter Abel, Lon Chaney Jr., Eduard Franz, Alan Hale Jr., Elisha Cook Jr., Ray Teal, Michael Winkelman, Frank Cady, William Phipps, Harry Landers, Hank Worden, Lane Chandler, Robert 'Buzz' Henry


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Kirk Douglas ist der grinsende Trapper Johnny Hawks. Johnny ist gewitzt, Johnny ist immer gut gelaunt, Johnny hat immer noch einen Trick auf Lager. Er kann gut mit den Indianern, vor allem Häuptling Rote Wolke ist sein Freund der ihm auch vertraut, im Gegensatz zu dem Grauen Wolf, der die Bleichgesichter nicht mag. Aber auch Rote Wolke hat so seine Probleme mit den Eindringlingen, sitzt er doch auf einer riesigen Goldmine, die von allen Weißen begehrt wird. Johnny sagt, dass Rote Wolke sich von dem Gold alles kaufen könne was er wolle. Decken für den Winter, Lebensmittel für sein Volk, und solche Sachen. Rote Wolke aber antwortet: „Gibt mir das Gold den Büffel wieder, der vom weißen Mann abgeschlachtet wird? Macht das Gold die Flüsse sauber, die vom weißen Mann verschmutzt werden?“ Johnny grinst, aber man merkt schon, dass es in ihm zu arbeiten beginnt.

Johnny verliebt sich in Onahti, die junge und ziemlich geile Indianerin. Onahti ist glutäugig, sie ist wild, und sie ist heiß. Heiß auf Johnny. Doch Johnny muss losziehen, im Fort übernimmt er einen Treck Siedler die er nach Oregon führen soll. Bei dem Treck sind auch ein paar miese Typen dabei, Goldsucher (Herrlich verkommen und schmierig: Walter Matthau und Lon Chaney jr.), die keine Probleme damit haben, Feuerwasser gegen Gold zu tauschen. Oder einen Indianerkrieg vom Zaun zu brechen, um an die Mine zu kommen. Einen Krieg, den Johnny nur mit Mühe und Not vermeiden kann, und wo ihm sogar kurz sein neckisches Dauergrinsen vergeht.

Johnny führt also die Siedler nach Westen. Doch weil er Onahti wiedersehen und mit ihr schlafen will, führt er die Siedler statt auf dem direkten Weg lieber durch das Indianergebiet. Und während seiner triebbedingten Abwesenheit töten die Goldsucher den Grauen Wolf und erklären, dass die Indianer jetzt Krieg machen wollen. Johnny grinst nicht mehr, denn er ist letzten Endes daran schuld, dass die Indianer jetzt ziemlich sauer sind und das Blut der Weißen wollen. Und dass die Weißen ebenfalls ziemlich sauer sind und das Blut der Roten wollen. Und er sich nicht mehr mit Onahti unter den Bäumen wälzen kann …

Man merkt schon was mich an ZWISCHEN ZWEI FEUERN ziemlich stört, nämlich die Darstellung Kirk Douglas‘ als hemdsärmelig-patenter All-American-Boy mit Hang zur Indianer-Folklore. Douglas‘ physische Präsenz ist stark, und seine Actionszenen wie etwa der Zweikampf mit dem Grauen Wolf hauen richtig rein, aber das Dauergegrinse ist mindestens genauso nervig wie Johnnys Pflichtvergessenheit.

Moment mal, ein weißer Mann, der unter dem Befehl der Army seine Pflicht schleifen lässt um mit einer Indianerin zu schlafen? Im Jahr 1955? Und der dafür nicht einmal bestraft wird? An dieser Stelle ist ZWISCHEN ZWEI FEUERN dann doch wieder ein echter André de Toth-Film, der sich weigert das Schema Guter Weißer vs. Wilder Roter auszuerzählen, sondern sich stattdessen ganz klar auf die Seite der Indianer schlägt. Die Weißen sind oft ziemlich dumm, die Darstellung der Engstirnigkeit und Borniertheit vor allem der Siedler ist erschreckend, und besonders die Provinzialität und dumpfbackige Spießigkeit der selbsternannten Helden des Westens steht Filmen wie etwa WEISSER TERROR oder JAGDSZENEN AUS NIEDERBAYERN in nichts nach. So etwas macht Angst und wirkt entsprechend nach, auch heute noch. Und so wird auch irgendwann klar warum Johnny dauernd grinst, hat er doch die grundsätzliche Möglichkeit sich in den Wäldern eins zu lachen und seine Ruhe vor dem weißen Siedlerpack zu haben. Wilden Sex zu haben mit Onahti, und dass die Liebesszenen durch die Zensur gekommen sind verwundert mich sowieso, so erotisch und aufregend-sinnlich ist das Geturtel dargestellt. Dazu kommen einige Gewaltausbrüche die ich so im Jahre 1955 auch nicht verortet hätte, und allein das Schlussbild, das einen Tritt in die Fresse eines jeden aufrechten weißen Ariers ist, allein dieses Schlussbild holt den Film locker aus dem Mittelmaß heraus. Wenn nicht die ersten zwei Drittel so viel beglückenden Zwangsoptimismus versprühen würden, dann wäre hier ein ganz starker Kommentar eines freigeistigen Regisseurs gegen die Hexenjagd auf alles, was nicht weiß und vollkommen ist, entstanden. Aber vielleicht musste de Toth das so machen um durch die Zensur zu kommen? Trotzdem, ZWISCHEN ZWEI FEUERN ist spannend, ist im letzten Drittel wild und anarchistisch, ist erotisch, und macht viel gute Laune.

6/10
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Jack Grimaldi
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buxtebrawler
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Re: Zwischen zwei Feuern - André de Toth (1955)

Beitrag von buxtebrawler »

Sehr interessant, danke für die Vorstellung.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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Maulwurf
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Re: Zwischen zwei Feuern - André de Toth (1955)

Beitrag von Maulwurf »

buxtebrawler hat geschrieben: Fr 10. Jan 2025, 09:02 Sehr interessant, danke für die Vorstellung.
Gern geschehen. Ich staune ja selber, was im vielfach geschmähten US-Western alles für Perlen gehoben werden können, die, wenn man vom Italo-Western kommt, ursprünglich gar nicht für möglich gehalten wurden.
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