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Nackt und verdammt - Seijun Suzuki (1965)
Verfasst: Mi 29. Jan 2025, 15:19
von karlAbundzu
Shunpuden / Story of a prostitute / Nackt und verdammt (1965)
R: Seijun Suzuki, D: Yumiko Nogawa, Tamio Kawachi, Isao Tamagawa, Jūkei Fujioka, Shoichi Ozawa
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Story von dem DVD-Cover: " Die Prostituierte Harumi geht freiwillig als eine so genannte "Comfort Woman" an die mandschurische Front, um die dort stationierten japanischen Soldaten zu bedienen. Zu ihrem Leidwesen landet sie bei dem brutalen japanischen Hauptmann Narita, der äußerst gewalttätig mit ihr umgeht und sie als ihr Eigentum betrachtet. Dem Befehlshaber schutzlos ausgeliefert, sucht sie Trost bei dessen Untergebenen Mikami..."
Re: Nackt und Verdammt - Seijun Suzuki (1965)
Verfasst: Mi 29. Jan 2025, 15:21
von karlAbundzu
Shunpuden / Story of a prostitute / Nackt und verdammt (1965)
DVD
OmenglU
Kriegsdrama und Liebesgeschichte. Von Seijun Suzuki, mir und einigen eher bekannt von Branded to kill und Tokyo Drifter. Hier etwas ganz anderes.
Eine enttäuschte Frau geht als Prostituierte, sogenannte Comfort Woman, an die Front, in einen japanischen Soldatenpuff. Wir sind im Zweiten Weltkrieg, die Japanische Armee ist in China einmarschiert. Ein Offizier möchte sie gerne als Sexsklavin halten, sie verliebt sich aber in dessen Diener und Prügelknaben, der zwischen Liebe und Ehre schwankt.
In scharfen schwarz-weiß Bildern schwankt Suzuki zwischen Realismus (er selbst hat im WW2 an der Front, wenn auch woanders gedient) und manchen experimentellen Bildern. Und es ist kein Hohelied auf die Arme, der Ehrenkodex und die menschlichen Probleme, die er auslöst, werden genannt. Aber auch die Love Story ist bei weitem keine Reine: Die Bedürfnisse und Sehnsüchte der Liebenden spielen immer mit hinein, so dient die Zuneigung auch oft einem anderen Zweck, Rache, Entkommen, Abhängigkeit, spielt alles eine Rolle. Getragen wird das alles von der tollen Hauptdarstellerin Yumiko Nogawa. Die mimt alle Facetten mit einer unglaublichen Leidenschaft. Und ihre Rolle zeigt auch einiges auf: In welchen Auswegslosigkeiten die Frauen zu der Zeit waren. So sind auch andere Nebenrollen, die durchweg ein eigenes Gesicht bekokmmen, interessant: Eine Hure freut sich auf eine arrangeirte Ehe, um da raus zu kommen, und kommt desolat zurück. Auch das Soldatenleben ist ungeschönt. Und das die Soldaten dem Kodex folgen, geschieht meist nur auf Druck: so gibt es immer wieder dementsprechende Kommentare und Befehlsverweigerungen. Spannend auch hier ein Soldat in einer Nebenrolle: der geht zu seiner bevorzugten Hure, um in Ruhe ein Buch zu lesen, Diderots Philosophische Gedanken, um später zu den Chinesen überzulaufen. Diese werden tatsächlich anständiger gezeigt als die japanische Armee.
Und obwohl ich einiges ob meines Unwissen der japanischen Geschichte und Kultur nicht verstand (so hat Japan wohl in china unglaublich gewütet. Und ein Lied, das eine wichtige Rolle spielt, war mir natürlich auch unbekannt. Vielleicht eine Art Lili Marleen?)
Kurzum: Ihr seht mich begeistert.
Weitere Seijun Suzuki Sichtungen müssen ran, und da ist ja noch einiges, schließlich drehte er bis 2009. Logisch böte sich Nakito – Profis der Liebe mit der selben Darstellerin an.
Es lag die DVD von Eye See Movies vor, der Film nur auf japanisch mit englischen oder polnischen UTs und keinen Extras, aber sehr guter Qualität.