Orgy en noir - Ovidie (2002)
Verfasst: Sa 21. Jun 2025, 06:07
Orgy en noir
Orgy en noir
Frankreich 2002
Regie: Ovidie
Ovidie, Daniella Rush, Titof, Karma, Marc Barrow, Sidney Blond, Christopher, Diosa, Juliette Dragon, Reda, Sandra Russo, Christel Starr, Bruno SX, Szilvia, Dora Venter
OFDB
Orgy en noir
Frankreich 2002
Regie: Ovidie
Ovidie, Daniella Rush, Titof, Karma, Marc Barrow, Sidney Blond, Christopher, Diosa, Juliette Dragon, Reda, Sandra Russo, Christel Starr, Bruno SX, Szilvia, Dora Venter
OFDB
Die Schauspielerin, Regisseurin und Feministin Ovidie kenne ich in erster Linie von ihrem Film CLAUDINE. Ovidie versucht in ihrem Leben und ihrer Arbeit, Sexualität und Feminismus unter einen Hut zu bringen. Eine spannende Aufgabe, und da die Dame nebenbei auch noch der schwarzen Szene angehört, bietet es sich natürlich an einen Film zu drehen, der alle diese Dinge kombiniert: Frauenorientierter Sex auf dem Friedhof unter der strengen Begutachtung der Herrscherin der Nacht.
Ein junges Pärchen treibt es nachts betrunken in einem Auto, verläuft sich dann auf einem Friedhof, wo den beiden wiederum der Sinn nach Sex steht, und dadurch fallen sie den untoten Lakaien der Herrscherin Ovidie in die Hände. Sie bekommen eine Chance zu flüchten, Ovidie aber lauert dem Mann auf und treibt es mit ihm (und mit einem ihrer Untoten). Anschließend dürfen die beiden gehen, während der Zuschauer gebannt verfolgt, wie ein Jeep mit zwei Männern in der Nacht eine kaum bekleidete Blondine über ein Feld jagt. Auch hier mischt sich Ovidie ein, dieses Mal aber eindeutiger auf der Seite der Frau. Mehr Handlung hat es nicht, wir reden hier immerhin von einem Porno, und nicht einmal von einem Handlungsporno. Stattdessen wirken die einzelnen Sequenzen oft wie aneinandergereihte Ideen, die einzig durch die Person Ovidie miteinander verbunden sind.
Was nicht wirklich schlimm wäre – Ovidie hat Ausstrahlung, kann sich in Szene setzen, und ihre Darsteller sind, männlich wie auch weiblich, sehr schön anzusehen. Der 1965er ORGY OF THE DEAD von Stephen C. Apostolof, an den ich wegen des ähnlichen Settings öfters denken musste, hat im Prinzip auch nichts anderes gezeigt, nur natürlich ohne den Sex. Die Lächerlichkeit und die Komik des älteren Vehikels vermeidet Ovidie angenehmerweise, ihre Herrscherin der Nacht ist bierernst und naturgeil. Was aber ORGY EN NOIR leider ein wenig herunterzieht ist diese furchtbare Videooptik, die den eigentlich gar nicht so schlechten Film erheblich billiger aussehen lässt als er wahrscheinlich war. Etwas, was ich bei einem Film, der von Marc Dorcel produziert wurde, und der bei seinen Filmen normalerweise sehr viel Wert auf eine beeindruckende Präsentation legt, so nicht erwartet hätte. Die Kulissen sind hübsch gestaltet, die Kostüme fantasievoll und zum Teil ausgesprochen antörnend, und die einzelnen Szenen sind nicht unbedingt ein Ausbund an Einfallsreichtum, aber sehr schön inszeniert und ziemlich sexy. Unterlegt ist das ganze zum großen Teil mit einer eingängigen und sehr stimmigen Melange aus Chor und tranceartigem Getrommel, eingespielt von Marc Dorcel persönlich. Vor allem die Einführungsszene Ovidies in der Gruft, in der nackte Tänzerinnen mit brennenden Fackeln und ein Feuerspeier rund um den Thron der Herrscherin eine Art Mittelalterspektakel für Erwachsene aufführen, vor allem diese Szene legt die Messlatte schon reichlich hoch (obgleich Ovidie in ihrem Leopardenbikini ein wenig an Elvira erinnert, aber dies nur nebenbei). Wenn der Film auf diesem Niveau weitergegangen wäre, dann würde ich ihm so einiges verzeihen. Aber leider musste ich, bei allen Erinnerungen an die großen Filme Jean Rollins, öfters einmal an das Spätwerk Jess Francos denken: Hübsche Stories mit hübschen Darstellern und grottiger Inszenierung …
Denn die Qualität der Szenen baut dann kurzzeitig etwas ab, und die erwähnte Billigoptik zieht alles ein wenig runter. Was wirklich schade ist, denn gerade im Nachhinein, wenn ich über den Film nachdenke, fällt mir auf, was für eine schöne und gruselig-erotische Stimmung hier erschaffen wurde. Eine Stimmung, die den Zuschauer sehr wohl gefangennehmen und in den Film hineinziehen kann. Hin zu den Untoten, die Sex haben dürfen mit den Lebenden. Hin zu den beiden weiblichen Statuen, die zum Leben erwachen und der Lust dienen. Hin zu den Dienerinnen im knappen Lederschurz, die die verfolgte Schönheit auf die Herrscherin vorbereiten. Und natürlich hin zu Ovidie, die auf ihrem Thron sitzend knappe Anweisungen erteilt und bei Bedarf selber gerne zur Verfügung steht. Oder sich das nimmt, was einer Herrscherin zusteht.
Sex. Feminismus. Gothic. Eine schöne Kombination. Sehr sexy! Und jetzt das Ganze noch mal mit einer wertigeren Optik, bitteschön …
6/10