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Garfield: alle Kurzfilme - Phil Roman und weitere Regisseure (1982-1991)

Verfasst: Di 1. Jul 2025, 17:10
von buxtebrawler
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Hier kommt Garfield

„Zu Hause ist da, wo man dich versteht.“

Garfield, seit 1978 von Jim Davis gezeichnet, ist eine der populärsten Comicfiguren überhaupt. Im Jahre 1982 hatte er in Form des 24-minütigen Zeichentrick-Kurzfilms „Hier kommt Garfield“ (auch bekannt als „Garfield im Tierasyl“) seinen ersten Bewegtbildauftritt. Das Drehbuch zu diesem für den US-Fernsehsender CBS produzierten Film verfasste Jim Davis persönlich. Inszeniert wurde er von Phil Roman, der zuvor bereits die Regie bei zahlreichen „Peanuts“-Zeichentrickabenteuern geführt hatte.

„Ich bin auch nur ein Mensch!“

Kater Garfield und Hund Odie spielen im Garten des Nachbarn ihres alleinstehenden Herrchens Jon und machen sich einen Spaß daraus, den älteren Mann zu foppen. Dieser versteht jedoch wenig Spaß und ruft die Tierfänger, die Odie, der in seiner Naivität von der Gefahr nichts ahnt, mitnehmen und ins Tierheim stecken. Garfield, der eigentlich nie sonderlich viel von seinem Kompagnon hielt, langweilt sich jedoch bald ohne Odie, weshalb er versucht, ihn zu befreien – und dabei selbst geschnappt und zum „Knastinsassen“ wird…

Garfield ist ein wie ein Mensch denkender, jedoch nicht sprechen könnender Kater, der seine Gedanken dennoch beständig den Zuschauerinnen und Zuschauern mitteilt – wodurch diese in der Regel einen Wissensvorsprung vor dem häufig an ihm verzweifelnden Jon haben. Ein lässiger Garfield-Song begleitet die Morgenroutine des Katers, der in dieser seiner TV-Premiere zunächst einmal charakterisiert wird: als fett, faul, gefräßig und sarkastisch. Im Gegensatz zu anderen Garfield-Cartoons betont dieser die Freundschaft zwischen Garfield und Odie und wird dabei nicht zu knapp sentimental. Das städtische Tierheim wird als Knast des Schreckens gezeichnet; dennoch handelt es sich, analog zu den dem Funny-Bereich zuzurechnenden Comics, um ein komödiantisches Filmchen, das das häufig von Egoismus geprägte Verhalten von Stubentigern karikiert – wenngleich Garfield hier den Beweis antritt, im Grunde seines Herzens ein sympathisches Kerlchen zu sein, das, unbemerkt von seinem Herrchen, über sich hinauszuwachsen bereit ist, wenn es darauf ankommt.

Ein schöner und rührender, zudem kunterbunter und flüssig animierter, dadurch zeitloser Zeichentrickspaß, der mit viel beschwingter Musik unterlegt ist. Zugegeben, für die eine oder andere Pointe muss man gewisse Dinge als gegeben akzeptieren – weshalb z.B. nachts in Jons Haus Unmengen an Essen herumstehen, bleibt Jim Davis‘ Geheimnis. Der Epilog wartet sogar noch mit einem Bonusgag auf.

Für diese Geschichte hat Davis seinen Comic indes in einem bedeutenden Punkt abgewandelt: Während sich Garfield und Odie dort erst zu einem wesentlich späteren Zeitpunkt in ihrer beiden Leben kennenlernen, werden sie hier bereits seit ihrem Kätzchen- bzw. Welpenalter gemeinsam von Jon gehalten.

Re: Garfield: alle Kurzfilme - Phil Roman und weitere Regisseure (1982-1991)

Verfasst: Do 17. Jul 2025, 12:45
von buxtebrawler
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Garfield in der Großstadt

„...und da sagt man, dass Haustiere beruhigend wirken...“

Ein Jahr nach seinem ersten Auftritt in Zeichentrickform stand Comickater Garfield im Mittelpunkt eines weiteres 24-minütigen Cartoons: „Garfield in der Großstadt“, hierzulande auch bekannt als „Garfield und die ,Krallen‘“ oder „Garfield schleicht durch die Stadt“. Das Drehbuch verfasste diesmal Lorenzo Music zusammen mit Garfield-Zeichner Jim Davis, die Regie übernahm erneut Phil Roman. Auftraggeber CBS strahlte den Film erstmals am 28. Oktober 1983 aus.

Garfield geht auf der Fahrt zum Tierarzt verloren, streunt abends durch die Stadt und trifft auf die „Krallen“, eine Bande verwilderter Straßenkatzen. Als er sich in ein leerstehendes Gebäude flüchtet, kommt es ihm seltsam bekannt vor: Es entpuppt sich als sein Geburtsort, und er trifft auf niemand Geringere als seine Mutter.

Im Prolog bringt Garfield Jon um sein Frühstück. Die Fahrt zum Tierarzt erweist sich als ebenso schicksalhaft wie lehrreich für Garfield, der offenbar keine größere Stadt gewohnt ist. Das Aufeinandertreffen mit den „Krallen“ ist gestaltet wie ein Musical. Zunächst trifft er auf ein einzelnes Mitglied, mit dem er sich quasi tanzend duelliert, bis dieser mit seiner Gang anrückt – ein herrliches Bild wahrlich wilder Katzen! In den verlassenen Räumlichkeiten eines ehemaligen italienischen Restaurant trifft er seine Mutter wieder, was mit Rückblenden, aber ohne übertriebene Rührseligkeiten inszeniert wird. So erklärt sich seine Leidenschaft für Lasagne. Darüber hinaus lernt er sogar weitere Familienmitglieder kennen – und das harte Straßenleben, wodurch er realisiert, wie gut er es bei seinem Herrchen Jon hat.

Es kommt zu einer weiteren Konfrontation mit den „Krallen“, die sich als eben diese nach einem weiteren Song in Musical-Manier vorstellen. Die unmittelbare Folge ist ein Kampf, nach dem Garfield wieder auf sich alleingestellt ist. Letztlich geht alles gut aus, da Odie und Jon ihn wiederfinden. Die Aussage lautet Home sweet home, darüber hinaus wird auf sehr süße Weise Mutterliebe thematisiert – womit Garfields urbanes Abenteuer auch eine Art Origin-Story darstellt. Für 24 Minuten ist das vielleicht ein bisschen viel, nichtsdestotrotz ist auch „Garfield in der Großstadt“ eine sehr ansprechende und auch memorable Zeichentrick-Komödie für die ganze Familie mit Humor und ebenso viel Herz.

Re: Garfield: alle Kurzfilme - Phil Roman und weitere Regisseure (1982-1991)

Verfasst: Do 31. Jul 2025, 11:31
von buxtebrawler
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Garfield in Hollywood

„Ach, zu schade, dass keiner von euch ein Talent hat...“

Garfields sechster Zeichentrick-Kurzfilm „Garfield in Hollywood“ alias „Garfield im Showgeschäft“ erschien im Jahre 1987 und entstand wie gewohnt unter der Regie Phil Romans nach einem Drehbuch des Garfield-Zeichners Jim Davis.

„Es ist Showtime!“

Als sich Jon gemeinsam mit Garfield und Odie die Talentshow „Haustier gesucht“ im Fernsehen ansieht, wünscht er sich, dass auch seine Haustiere über Showtalent verfügten. Dass dies sehr wohl der Fall ist, beweisen ihm die beiden auf dem Fuße, sodass Jon sich zusammen mit ihnen als Rock’n’Roll-Trio anmeldet und man tatsächlich in die Sendung eingeladen wird…

Der Prolog zeigt Garfield als wenig beliebten Stand-Up-Comedian auf dem Gartenzaun. Während der Aufzeichnung im Fernsehstudio gehen sämtliche Konkurrenznummern schief, was irre komisch und der humoristische Höhepunkt dieses 25-minütigen Filmchens ist. So haben Garfield & Co. leichtes Spiel, gewinnen den Wettbewerb und fahren mit ihren 1.000 Dollar Preisgeld nach Hollywood. Dort träumt Garfield von verschiedenen Rollen und versucht, wie auch Odie, zum Star zu werden, worunter ihre Beziehung zu Jon leidet – ihr Herrchen beachten sie kaum noch. Beim Jahresendausscheid von „Haustier gesucht“ bekommt man wieder spaßige Nummern zu sehen, doch werden Garfield, Odie und Jon diesmal nur Zweitplatzierte, womit der Traum von der großen Showkarriere dahin ist.

Die Film- und Fernsehbranche bekommt hier ein paar Seitenhiebe zu spüren, wenn auch ohne, dass „Garfield in Hollywood“ sonderlich satirisch ausfiele. Garfields Vermenschlichung ist mittlerweile weit vorangeschritten, sein Verhalten karikiert allzu menschliche, nicht sonderlich schmeichelhafte Eigenarten und Verhaltensmuster. Der Humor ist eher sanft und familientauglich und dieser Kurzfilm damit ein typischer kurzweiliger Zeichentrickspaß seiner Zeit – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Re: Garfield: alle Kurzfilme - Phil Roman und weitere Regisseure (1982-1991)

Verfasst: Mo 11. Aug 2025, 17:53
von buxtebrawler
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Garfield macht Ferien

„Mein Leben hat alle Farbe verloren...“

Nach nur zwei Zeichentrick-Kurzfilm-Auftritten meldete der adipöse Stubentiger bereits Urlaubsbedarf an: „Garfield macht Ferien“ alias „Garfield in der Wildnis“ wurde wie gewohnt von Garfields Zeichner Jim Davis geschrieben für den US-Fernsehsender CBS unter der Regie Phil Romans produziert. Die Erstausstrahlung erfolgte am 26. Oktober 1984.

Garfield und Jon sind vom Alltagstrott völlig angeödet und schleppen sich mehr schlecht als recht saft- und kraftlos durch den Tag. Daher beschließen sie, gemeinsam Urlaub zu machen. Familienhund Odie ist natürlich auch dabei. Zu Garfields Enttäuschung will Jon campen, und als wäre das noch nicht unkomfortabel genug, treibt auch noch ein entlaufener Panther ausgerechnet dort sein Unwesen, wo Jon sein winziges Zelt inmitten der Natur aufgeschlagen hat…

Der Prolog ist komplett farbentsättigt; erst mit dem Vorspann – nachdem der Entschluss, Urlaub zu machen, gefasst wurde – hält die gewohnt bunte Funny-Comic-Farbe Einzug. Garfield malt sich visualisiert verschiedene Urlaubsziele aus, wodurch wir ihn in den verschiedensten Urlaubs-Outfits zu sehen bekommen. Durch Jons Campingpläne erweisen sich diese Tagträume jedoch schnell als Schäume. Vor Ort wird das Camping auf die Schippe genommen, wobei Jon die Rolle des naiven Optimisten zuteilwird, Garfield die des Dauernörglers und Odie, nun ja, der freut sich eben immer über alles.

Garfield lernt nach der Warnung vor dem Panther zunächst ein Karnickel und einen Biber kennen, dann aber leider auch besagte Wildkatze. Darauf hätte er verzichten können, denn diese greift tatsächlich an. Als einzige wurde sie nicht im karikierenden Funny-Stil gezeichnet, um die Ernsthaftigkeit der Gefahr, die von ihr ausgeht, herauszustellen. Natürlich geht das Abenteuer gut aus; der Weg zum Happy End dieses 24-Minüters ist gespickt mit diversen Musikeinlagen (die für die deutsche Fassung unübersetzt blieben). So singt Jon bereits auf der Hinfahrt ein Lied, das zum Duett mit Garfield gerät und nach der Ankunft fortgesetzt wird, abends am Lagerfeuer schmettert Jon eine Country-Nummer usw.

Das ist alles nett gemacht, familientauglich sowieso und kurzweilig unterhaltsam, die emotionale Tiefe der beiden vorausgegangenen Kurzfilme geht „Garfield macht Ferien“ jedoch ab.