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GB 2024
Regie: Andrea Arnold Die 12-jährige Bailey lebt mit ihrem etwas älteren Halbbruder Hunter und ihrem Vater Bug zusammen mit einer Reihe weiterer Menschen in einem besetzten Haus in der Hafenstadt Gravesend im Norden von Kent unweit von London. Bug ist arbeitslos, und seine neuste Geschäftsidee ist der Verkauf eines halluzinogenen Schleims, den er aus einer importierten Kröte namens „the“ gewinnt.
Quelle: Wikipedia
Re: Bird - Andrea Arnold (2024)
Verfasst: Di 28. Okt 2025, 13:35
von fritzcarraldo
Bird
Sozialdrama, Coming of Age, Identitätssuche, Drogen, die Suche nach Familie. Mal wild, mal sehr ruhig und poetisch und mit Fantasy-Einschlag erzählt.
Dabei ist auch die Gewalt allgegenwärtig. Während des Films hat man immer das Gefühl, dass wieder eine besonders bedrohliche Situation im Anmarsch ist.
Häusliche Gewalt, Missbrauch, Gewalt unter den Kids, die Suche nach Gewalt, Tierquälerei.
Das machte den Film für mich in Teilen sehr unangenehm anzuschauen.
Anfangs scheint es auch so, als ob sich niemand um niemanden kümmert. Höchstens die Kids um sich selbst und gegenseitig. Ein toller Film, der oft hoffnungslos wirkt, aber letztendlich durch ihre Protagonisten Bailey und Bird zur Hoffnung anregt.
Sehenswert.
Jetzt auf MuBi.
Re: Bird - Andrea Arnold (2024)
Verfasst: Mi 29. Okt 2025, 18:20
von karlAbundzu
Direkt nach der Kinosichtung:
England am Rand: geografisch in Kent am Meer. Gesellschaftlich befinden wir uns im prekären Milieu: Wohnungen in heruntergekommenen Sozialbau, im Squad, leben zwischen Müll, Gewalt, Drogen. Sehr junge Elternschaften ohne Verantwortungsbewusstsein, mittendrin die 12jährige Bailey. Mit einem guten Draht zu Tieren, lebt zusammen mit ihrem sehr jungen Vater und ihrem älteren Halbbruder. Schön sehr auf sich gestellt, versucht sie ihren Weg zu finden, trifft dabei auf Bird, ein merkwürdiger Fremder auf der Suche nach seinen Wurzeln.
Ein Sozialdrama mit leicht fantastischen Elementen.
Der Film schafft es, dass es nicht zu sehr nach Klischee aussieht. Und auch kein entschuldigender sozialpädagogischer Blick: die Figuren werden genau und differenziert gezeigt, eine Erklärung der Lebensumstände bleiben aus. Die Regisseurin und Autorin wuchs wohl selbst in Kent auf und übernahm früh Verantwortung für ihre jüngeren Geschwister, nachvollziehbare Nähe und Verständnis für die Figuren.
Stark hier die Spieler*innen: Nykiya Addams als Hauptfigur, um der sich alles dreht. Beeindruckend. Barry Keoghan als ihr Trashvater. In so einer Rolle habe ich ihn noch nicht gesehen, und auch nicht so spielen sehen: sehr körperlich, dabei eher biegsam, ständig in Bewegung. Und Franz Rogowski als Fremder, wie immer starke Ausstrahlung.
Und Tiere, gerade wie Bailey und die Fauna sich immer näher kommen ist schön erzählt und wichtiger Teil.
Dazu wirklich brillante Kameraarbeit, die auch allgegenwärtige Handyfilmperspektiven mit einbaut , wenn es passt.
Und tolle Musik: neben den intensiven Burial Score sind u.a. Songs von Fontains DC und Sleaford Mods wichtig, die mir zum ersten Mal richtig nahe gingen.
Leider synchronisiert geschaut: kam mir nicht ganz so gelungen vor und war auch irritiert, daß Rogowski von jemand anderen gesprochen wurde. Empfehle OmU.
Also: modernes Sozialdrama. Da hat das britische Kino ja eine lange Tradition und das ist ein aktueller Höhepunkt.