Verbrechen nach Schulschluss (1975) - Alfred Vohrer
Moderator: jogiwan
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Verbrechen nach Schulschluss (1975) - Alfred Vohrer
Im Laufe seines Lebens inszenierte Alfred Vohrer gleich zwei Filme mit dem Titel "Verbrechen nach Schulschluss", womit er einem anderen Alfred nacheiferte, drehte Hitchcock doch "The man who knew too much" twice.
Über Vohrers Film von 1959 ist nicht viel bekannt, immerhin etwas mehr kann man über die 1975er-Fassung sagen, die etwas auf den Report-Spuren jener Tage wandelt und als Episodenfilm daherkommt. Wobei die Storys absolut wahr sind...
In Episode 1 schwärmt die 18jährige Sabine (Evelyne Kraft) für ihren Kunstlehrer Melzer, was dieser nicht erwidert. Dafür stehen diverse Mitschüler auf Sabine, blitzen aber stets ab. Das verlangt nach Rache! Sabine wird von 3 Mitschülern (einer von ihnen ist Pierre Franckh) unter einem Vorwand in eine Villa gelockt, mit KO-Tropfen des Bewusstseins beraubt und entkleidet. Just als man Nacktfotos schießen will, klingelt es an der Tür. Der Melzer! Kurzerhand wird auch er betäubt, denn so kann man nach viel interessantere und erpressungstaugliche Fotos machen. Dummerweise kann auch einer der Jungs angesichts der nackten Sabine nicht mehr an sich halten (sehr psychedelisch gedreht), was auch bei den anderen Kurzschlußreaktionen hervorruft. Sabines Leben dauert nicht mehr lange...
In der zweiten Story lässt Schüler Uli die gleichaltrige Betty fallen, hat er doch ein Verhältnis mit einer Ford-Mustang-Cabrio-fahrenden MILF (Terry Torday). Blöderweise ist sie auch die Ehefrau seines Onkels, eines Bankdirektors (Herbert Fleischmann). Der gesteht nun seiner Frau, dass er sich verspekuliert hat, und dabei nicht nur sein gesamtes Vermögen verloren, sondern auch noch Geld der Bank veruntreut hat (Was für ein Visionär der Vohrer war!). Um noch aus der Sache rauszukommen, soll seine Holde zum Schein entführt werden, die Bank würde dann schon 5 Millionen Lösegeld zahlen. Die Entführung soll Uli ausführen, so geschieht es denn auch. Dummerweise geschieht dies vor Bettys Augen, die daraufhin gleich mit eingesackt wird. Aber welcher Verbrecher kann schon Zeugen gebrauchen...?
Am schönsten ist die dritte Episode, in der eine böse Rockergang die Gegend rund um Passau unsicher macht. Da werden harmlose Öko-Bauern drangsaliert, Getränkekioske demoliert und durch eine christliche Prozession fährt man auch gerne mal mitten durch mit den Motorrädern, Christenverfolgung anno 1975!. Immerhin haben sie (im Gegensatz z.B. zu den Nazi-Rockern aus "Mad Foxes") echte Bikes und keine Enduros. Enduro fährt hier nur einer, nämlich der "Typ mit der Maico" (NICHT "Maica", wie es in der "Absurd3000" geschrieben wurde, denn "Maica macht das Würstchen" ), der sich nach und nach jeweils einen der Rocker mit einer dicken Kette vom Bike schlägt, um ihm gleich Handschellen anzulegen, was die Polizei natürlich begeistert ("Wenn ich zynisch wäre, würde ich sagen, Sie haben uns 'ne Menge Arbeit abgenommen"). Und was soll ich sagen, der anonyme Freund der Polizei ist SASCHA HEHN! Der stellt sich dann im Showdown alleine den verbliebenen Rockern, während uns in einer Rückblende seine Motive verklart werden, die etwas mit Rache, Inzest, Vergewaltigung und Suizid zu tun haben! Der Chefrocker hat es übrigens auch auf das Videocover geschafft, wo er m.E. wie Evelyne Kraft ausschaut! (Christian Keßler vergleicht ihn allerdings eher mit Peter Blumenstock...)
Ein ziemlich vergessener Vohrer-Film zwischen Derrick und Deep-Sleaze, den ich mir gut in der geplanten "Edition Deutsche Vita" vorstellen könnte.
BTW: Kennt jemand Vohrers "Anita Drögemöller" aka "Jet-Set-Girl und Spionage"?
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Re: Verbrechen nach Schulschluss (1975) - Alfred Vohrer
AHF's Deutschland
Re: Verbrechen nach Schulschluss (1975) - Alfred Vohrer
Ein schöner Film mit vielen herrlichen Szenen, die zum Schmunzeln einladen...wenn ich das Bild von den Rockern sehe, wie sie den Ökofuzzi in seinem Krüppelmobil drangsalieren, ach, einfach zum Liebhaben!
„Ist es denn schade um diesen Strohhalm, Du Hampelmann?“
- AL NORTHON
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Re: Verbrechen nach Schulschluss (1975) - Alfred Vohrer
Alfred Vohrer hatte echt was drauf,schade dass seine Filme (E. Wallace ausgeschlossen) immer noch recht unbekannt sind.Jess Franco sprach auch in den höchsten Tönen von Alfred.
Re: Verbrechen nach Schulschluss (1975) - Alfred Vohrer
Nicht nur der . Herr Tarantino hat wohl mal (ich glaube auf einer Berlinale-Pressekonferenz) laut gerufen, Alfred Vorher wäre ein Gott... und keiner von dem anwesenden Pressevolk wusste, wer da gemeint warAL NORTHON hat geschrieben:Alfred Vohrer hatte echt was drauf,schade dass seine Filme (E. Wallace ausgeschlossen) immer noch recht unbekannt sind.Jess Franco sprach auch in den höchsten Tönen von Alfred.
Früher war mehr Lametta
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Re: Verbrechen nach Schulschluss (1975) - Alfred Vohrer
Leider noch nicht als vernünftiger Datenträger (DVD) erhältlich
Und dies ist ein Selbst-Remake???
Siehe hier:
http://www.ofdb.de/film/54964,Verbreche ... chlu%C3%9F
Und dies ist ein Selbst-Remake???
Siehe hier:
http://www.ofdb.de/film/54964,Verbreche ... chlu%C3%9F
Re: Verbrechen nach Schulschluss (1975) - Alfred Vohrer
Leider habe ich diesen Film noch nicht gesehen. Viel schlimmer wiegt jedoch die traurige Tatsache, dass Alfred Vohrer heute -auch der älteren Generation- kein Begriff mehr ist. Ich habe mich erst vor kurzem mit Verwandten unterhalten, die einige der Wallace-Streifen im Kino gesehen haben. Klar, die Filme haben die Damen und Herren noch auf dem Schirm, doch fragt man nach dem aktivsten Regisseur der Wallace-Ära, erntet man nur ratlose Fratzen und zuckende Schultern.
Vermutlich liegt es daran, dass bis weit in die achtziger Jahre hinein, alles nicht völlig pseudointellektuell-verquaste Zeug aus deutschen Landen, von den Dampfbüglern des "Fülletong" aus Prinzip als "trivial" und damit "wertlos" abgestempelt wurde. Selbst grandiose Bücher (wie z.B. Werke von Simmel) wurden stets als "Trivialliteratur" abgetan, gleichzeitig als niveaulos und undeutend kategorisiert. Ich erinnere mich noch nach die nahezu hasserfüllten Ausführungen meiner Deutschlehrerin, die kein freundliches Wort für solche "Schmierfinken" übrig hatte. Was unterhält und Freude macht, muss bösartig sein, sorgt für den Untergang des Abendlandes. Film und Literatur müssen von grösster Ernsthaftigkeit geprägt sein, schliesslich weilen wir nicht aus Spass an der Freude auf diesem Planeten!
Ächz, was zum Geier... Ok, ich gerate in OT-Gefilde. Man sehe es mir nach, ich musste am Abend die doppelte Dosis meiner üblichen Medikation einnehmen.
Vermutlich liegt es daran, dass bis weit in die achtziger Jahre hinein, alles nicht völlig pseudointellektuell-verquaste Zeug aus deutschen Landen, von den Dampfbüglern des "Fülletong" aus Prinzip als "trivial" und damit "wertlos" abgestempelt wurde. Selbst grandiose Bücher (wie z.B. Werke von Simmel) wurden stets als "Trivialliteratur" abgetan, gleichzeitig als niveaulos und undeutend kategorisiert. Ich erinnere mich noch nach die nahezu hasserfüllten Ausführungen meiner Deutschlehrerin, die kein freundliches Wort für solche "Schmierfinken" übrig hatte. Was unterhält und Freude macht, muss bösartig sein, sorgt für den Untergang des Abendlandes. Film und Literatur müssen von grösster Ernsthaftigkeit geprägt sein, schliesslich weilen wir nicht aus Spass an der Freude auf diesem Planeten!
Ächz, was zum Geier... Ok, ich gerate in OT-Gefilde. Man sehe es mir nach, ich musste am Abend die doppelte Dosis meiner üblichen Medikation einnehmen.
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
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Re: Verbrechen nach Schulschluss (1975) - Alfred Vohrer
Dir sehe ich doch alles nach
Ja, Jugenderinnerungen prägen einem bis ins spätere "echte" Leben. Diese Deutschlehrerin wird ja wohl nicht mehr leben (dürfen). Zum Glück bin ich einige Jahre später geboren, aber auch ich hatte meine Erfahrungen mit kriegsheimkehrenden Pädagogen oder daheimgebliebenen Frauen von Frontkämpfern, die sich als "Lehrerinnen" ihren kargen Wohlstand aufzubessern versuchten, um beim Wirtschaftswunder mitreden zu können.
Natürlich galt ihr eigenes Bestreben nicht der neuen Zukunft, sondern der Zukunft, wie sie nach einem Kriegsgewinn hätte stattfinden sollen.
Ich hatte auch noch Lehrer, die einem am Ohr zogen oder mit dem Lineal auf die Finger kloppten (ich würde mich gerne noch erkenntlich zeigen dafür, die Wut und das Verlangen ist immer noch da, durch dich grade wiedererweckt).
Aber meine Mutti hatte die ganzen Romane im Regal, deren Cover mich nur noch daran erinnern, was ich hätte alles lesen sollen, mir aber ewig im Gedächtnis geblieben sind und aufgrund der hier vorgestellten Filme bzw. deren Plakatmotive an diese erinnern. Schade, zu spät zu schätzen gewusst, denn diese Bücher wurden mir nicht vererbt.
Ja, Jugenderinnerungen prägen einem bis ins spätere "echte" Leben. Diese Deutschlehrerin wird ja wohl nicht mehr leben (dürfen). Zum Glück bin ich einige Jahre später geboren, aber auch ich hatte meine Erfahrungen mit kriegsheimkehrenden Pädagogen oder daheimgebliebenen Frauen von Frontkämpfern, die sich als "Lehrerinnen" ihren kargen Wohlstand aufzubessern versuchten, um beim Wirtschaftswunder mitreden zu können.
Natürlich galt ihr eigenes Bestreben nicht der neuen Zukunft, sondern der Zukunft, wie sie nach einem Kriegsgewinn hätte stattfinden sollen.
Ich hatte auch noch Lehrer, die einem am Ohr zogen oder mit dem Lineal auf die Finger kloppten (ich würde mich gerne noch erkenntlich zeigen dafür, die Wut und das Verlangen ist immer noch da, durch dich grade wiedererweckt).
Aber meine Mutti hatte die ganzen Romane im Regal, deren Cover mich nur noch daran erinnern, was ich hätte alles lesen sollen, mir aber ewig im Gedächtnis geblieben sind und aufgrund der hier vorgestellten Filme bzw. deren Plakatmotive an diese erinnern. Schade, zu spät zu schätzen gewusst, denn diese Bücher wurden mir nicht vererbt.
- AL NORTHON
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Re: Verbrechen nach Schulschluss (1975) - Alfred Vohrer
Wegen erneuter Sichtung:
Ich sagte
Ich sagte
ugo-piazza hat geschrieben:
Ein ziemlich vergessener Vohrer-Film zwischen Derrick und Deep-Sleaze, den ich mir gut in der geplanten "Edition Deutsche Vita" vorstellen könnte.
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