Cujo - Lewis Teague (1983)
Moderator: jogiwan
Cujo - Lewis Teague (1983)
Cujo (USA 1983, Originaltitel: Cujo)
Knuffelhund auf Abwegen
Die Cambers wohnen abgelegen vor den Toren der Stadt, Familenoberhaupt Joe (Ed Lauter) betreibt auf dem Anwesen eine kleine Autowerkstatt. Cujo, ein freundlicher Bernadiner, ist der Hund der Familie Camber, um den sich in erster Linie Brett -Joes John- kümmert. Eines Tages stellt der Hund einem Karnickel nach, als dieses in eine Erdhöhle flüchtet, scheut Cujo durch sein Nachsetzen Fledermäuse auf, die sich in ihrem Schönheitsschlaf gestört fühlen. Ein herzhafter Fledermausbiss in den Nasenschwamm infiziert den Hund mit Tollwut, doch niemand nimmt von der kleinen Wunde Notiz. Die in der nahen Kleinstadt lebende Familie Trenton, hat derweil ganz andere Sorgen. Die Ehe von Vic (Daniel Hugh Kelly) und Donna (Dee Wallace) läuft nicht mehr rund, Donna hat ein Verhältnis mit einem Typen namens Steve Kemp (Christopher Stone). Tad (Danny Pintauro), der kleine Sohn der Trentons, fürchtet sich in der Dunkelheit und wird von Albträumen heimgesucht. Donna beendet die Affaire mit Steve, bittet ihren Mann um Verzeihung. Der verletzte Vic begibt sich frustriert auf eine längere Dienstreise, seine Frau muss sich selbst um die Reparatur ihres Autos kümmern, die alte Karre raus zu Joe Camber bringen. Zusammen mit Söhnchen Tad macht sich Donna auf den Weg, ihre Schrottkiste schafft es mit letzter Kraft bis zur Werkstatt. Doch das Grundstück der Cambers scheint wie ausgestorben, offenbar ist die gesamte Familie unterwegs. Plötzlich bricht der pure Terror über Donna und ihr Kind herein. Cujo dreht völlig durch, greift die verängstigten Menschlein immer wieder an. Zwar bietet das Auto zunächst Schutz, doch wer soll Donna und Tad zu Hilfe kommen? Während die Verzweiflung im Auto wächst, setzt der wahnsinnige Hund zu neuen Attacken an...
"Cujo" ist eine von zahlreichen Stephen King Verfilmungen. Deren Qualität deckt bekanntlich eine grosse Bandbreite ab, die sich von "sehr gut" bis "miserabel" erstreckt. "Cujo" gehört -angenehmerweise- zu den besseren King Verfilmungen, Regisseur Lewis Teague -und seine Mitstreiter- haben gute Arbeit geleistet. Teague war kein Neuling im Bereich "Tierhorror", denn bereits 1980 sorgte er mit "Alligator" (Der Horror-Alligator), für einen sehr gut gelungenen Genrebeitrag. Man darf von "Cujo" alledings keine wüste Orgie der Gewalt erwarten. Der Body Count bleibt sehr überschaubar, die Angriffe und Kämpfe sind zwar eindeutig, verzichten aber auf ausufernde Härten. Der Film lebt von den sehr gut gewählten Darstellern, dem "Familiendrama-Drehbuch", sowie der erstklassigen Kameraarbeit von Jan de Bont. Besagter Herr de Bont, nahm später auch auf dem Regiestuhl Platz. Bereits sein Debüt "Speed" (1994), sorgte für jede Menge Aufsehen. Schon die Eröffnungsszene von "Cujo" ist herrlich inszeniert und gefilmt, einerseits ist es sehr putzig anzusehen, wie der tapsige Bernadiner das flinke Karnickel hetzt, andererseits deutet sich bereits eine erste Bedrohung an, wenn auch zunächst sehr subtil, unterschwellig. Kurz danach eine weitere Szene, in der Teague und de Bont wundervolle Arbeit abliefern. Wie sehen den kleinen Tad, wie er in seinem Zimmer das Licht ausschaltet, schnell auf sein Bett zurennt und hineinspringt. Was sich wenig aufregend liest, wurde optisch derartig packend und ansprechend umgesetzt, dass man den Hut vor den Machern ziehen muss. Wer den Film aufmerksam verfolgt, wird noch ein paar weitere Momente erhaschen, in denen man sich Fragen nach dem Motto: "Wie haben die das bloß hinbekommen..." stellt. Dabei verkommt "Cujo" keinesfalls zur Technikprotzerei, der Gesamteindruck überzeugt durch solides Handwerk, besser formuliert: Kunsthandwerk, kreatives Kunsthandwerk.
Nun ein kurzer Blick auf die Besetzung, die auf keinen Fall unerwähnt bleiben darf. Star des Films ist eindeutig Dee Wallace, die noch heute sehr aktiv ist, in etlichen Produktionen mitwirkt. 1982 spielte sie in Steven Spielbergs Mega-Kassenschlager "E.T." eine Hauptrolle, wodurch sie einem sehr breiten Publikum bekannt wurde. Die Mutterrolle in "Cujo" ist ihr perfekt auf den Leib geschneidert. Ihr recht "bodenständiges" Erscheinungsbild, lenkt nicht durch "unnnötigen" Sexappeal vom Kern der Sache ab. Sie wirkt aber trotzdem noch attraktiv genug, um die ausserehelichen Reitstunden auf einen nachvollziehbaren Ständer zu stellen (Wie meinen?). Die Verzweiflung und Angst wird von ihr ebenso überzeugend rübergebracht, wie der Kampfgeist, der Wille ihr Kind um jeden Preis zu retten. Anerkennung verdient sicher auch Danny Pintauro, der während der Dreharbeiten erst sechs Jahre alt war. Für ein Kind ist seine Darbietung sehr glaubwürdig, allerdings ging mir sein Gekreische und Gekeife ab und an auf die Nerven (Was freilich noch stärker für das Talent des Rotzlöffels spricht). Daniel Hugh Kelly kam aus dem TV-Bereich, er liefert eine gute Leistung ab, hat aber weniger eindrucksvolle Szenen zu spielen. Der fürsorgliche Familienvater gibt halt nicht viel her. Besser haben mir Ed Lauter und Christopher Stone gefallen. Lauter verfügt sowieso über eine der markantesten Visagen des US-Kinos, er gibt den knurrigen Autoschrauber -mit eindeutigen Tendenzen in Richtung Hinterwäldler- absolut souverän. Christopher Stone hat ein paar sehr gute Szenen, er zeigt als abservierter Hengst psychotische Züge. Damit wären die relevanten Schauspieler aufgezählt, man muß dem Ensemble eine Topleistung attestieren, alle Achtung.
Der " tierische Bösewicht" schlägt sich nicht minder beeindruckend. Man hatte einige Hunde während des Drehs im Einsatz, der Film offenbart die sehr gute Arbeit, die von den fleissigen und fähigen Tiertrainern geleistet wurde. Ausgerechnet ein Bernadiner muss als Killerköter herhalten, wo doch keine andere Großrasse so extrem friedlich und knuffig aus dem Fell äugt. Ganz abgesehen vom "Bergretter-Image", dass die Rasse zumindest in Europa geniesst. Vielleicht wirkt die "Verwandlung" des liebenswerten Knuffels umso verstörender, denn hätte man z.B. auf einen Rottweiler oder Dobermann-Pinscher gebaut, wäre diesen sofort mit "Tierterror" in Verbindung gebracht worden. Die Maske lässt sich auch bei den Hunden nicht lumpen, das arme Getier wirkt im Verlauf des Films immer zerzauster, geifert und schäumt. Aber -es kann nicht oft genug betont werden- wir bekommen es bei "Cujo" mit einem recht ruhigen Film zu tun. Bevor der Horror überhaupt in die Gänge kommt, nimmt sich Teague einige Zeit, um die wichtigen Charaktere mit Leben zu erfüllen. Für hektische Zuschauer scheint mir "Cujo" daher kaum geeignet, sie werden spätestens nach einer halben Stunde nörgeln oder einschlafen.
Während Lewis Teague mit seinem "Alligator" auf der ironisch-lockeren Spur unterwegs war, ist "Cujo" ein ernsthaftes "Tierhorror-mit-echten-Charakteren-Drama" geworden. "Künstlerisch" hat der Hund sicher die Nase vorn, der Unterhaltungswert pendelt sich jedoch auf Augenhöhe ein. Würde der Entstehungszeitpunkt der Werke nicht so nah zusammenliegen, wäre der Vergleich sowieso kaum sinnvoll/noch sinnfreier. Die ganz grosse Karriere blieb dem Regisseur versagt, doch er konnte z.B. mit "Navy Seals" (1990) und "Wedlock" (1991), noch ein paar kleinere Ausrufezeichen setzen.
Die Blu-ray aus den USA, bietet "Cujo" in sehr schöner Qualität an (mir fiel nur kurz ein Schwächeln der Kompression auf, doch wir wollen nicht in Erbsenzählerei verfallen). Es existiert auch noch ein etwas längerer "Director's Cut", der aber keine weltbewegenden Änderungen aufweist. Der DC ist in Deutschland als DVD-Bootleg erhältlich, ich bin allerdings mit der normalen Fassung rundum zufrieden. Die Blu-ray hat zusätzlich die Dokumentation ""Dog days: The Making of Cujo" an Bord, die es auf eine Spielzeit von knapp 43 Minuten bringt. Die Sichtung lohnt sich, man erfährt interessante Details über die Produktionsumstände.
Cujo verbeisst sich mit Nachdruck im Herz des Tierhorrorfreundes, ergo ziehe ich solide 7/10 (gut)
Lieblingszitat:
"What are you growling at?"
Zuletzt geändert von Blap am So 7. Nov 2010, 19:57, insgesamt 1-mal geändert.
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
Re: Cujo - Lewis Teague
Klasse beitrag zum Thema Tierhorror, der Film gefällt mir auch .
7/10
7/10
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
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- Registriert: Sa 19. Dez 2009, 19:55
Re: Cujo - Lewis Teague
Kannte ich bisher nur aus dem TV, zu einer Zeit als ich noch hormonbedingt an den meisten Stellen unbehaart war.
Bislang dann vor vielen Jahren noch mal als Tape gesichtet, aber eine DVD-VÖ steht bei mir schon seit längerem auf der Wunschliste.
Bislang dann vor vielen Jahren noch mal als Tape gesichtet, aber eine DVD-VÖ steht bei mir schon seit längerem auf der Wunschliste.
Re: Cujo - Lewis Teague
Sehr guter Film, der mir immer wieder eine Monstergänsehaut macht!!
Ich hatte als Kind immer Alpträume von tollwütigen Tieren, deswegen funktioniert "Cujo" bei mir wahrscheinlich auch so gut!
7,5/10
Ich hatte als Kind immer Alpträume von tollwütigen Tieren, deswegen funktioniert "Cujo" bei mir wahrscheinlich auch so gut!
7,5/10
- horror1966
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Re: Cujo - Lewis Teague
Klasse Film, werde ich mir die Tage endlich mal wieder anschauen, habe nun endlich die DVD in meinem Besitz.
7,5/10
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- horror1966
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Re: Cujo - Lewis Teague
Cujo
(Cujo)
mit Dee Wallace, Danny Pintauro, Daniel Hugh Kelly, Christopher Stone, Ed Lauter, Kaiulani Lee, Billy Jayne, Mills Watson, Sandy Ward, Jerry Hardin, Merritt Olsen, Arthur Rosenberg, Terry Donovan-Smith, Robert Elross, Robert Behling
Regie: Lewis Teague
Drehbuch: Stephen King (Roman) / Don Carlos Dunaway
Kamera: Jan de Bont
Musik: Charles Bernstein
FSK 16
USA / 1983
Mit Horrorträumen reagiert der sechsjährige Tad (Danny Pintauro) auf die Schwierigkeiten seiner Eltern. Dabei waren Donna (Dee Wallace) und Vic Trennton (Daniel Hugh-Kellys) eigens von New York fortgezogen, um in einer Kleinstadt ein besseres Leben zu führen. Doch anstatt der erhofften Idylle stellen sich immer größere Probleme ein, bis eines Tages auch der Horror reale Gestalt annimmt: Cujo, der gutmütige Bernhardiner, verwandelt sich urplötzlich in eine blutrünstige Bestie.
Eigentlich sind Bernhardiner ja als äusserst gutmütige Hunde anzusehen, die ja zudem auch noch zur Rettung schneeverschütterter Menschen eingesetzt werden. In dieser Verfilmung eines Romans von Stephen King allerdings bekommt man einen vollkommen anderen Eindruck dieser gutmütigen Hunderasse, verwandelt sich doch der lammfromme Cujo durch den Biss einer Fledermaus in eine reissende Bestie, die zu einer großen Gefahr für ihre Mitmenschen wird und einigen Leuten auf brutale Art und Weise das Leben nimmt. Bis es allerdings dazu kommt vergeht doch eine geraume Zeit, denn in der ersten Filmhälfte ist von Tierhorror noch herzlich wenig zu verspüren. Die ersten gut 45 Minuten bieten vielmehr eine recht gute Charakterzeichnung der Hauptdarsteller und bieten einen tiefen Einblick in die Eheprobleme von Donna und Vic, dessen kleiner Sohn Tad von ständigen Alpträumen geplagt wird. Dabei ist diese Phase des Filmes allerdings keineswegs langweilig gestaltet, sondern bietet eine solide Grundlage für einen dramaturgisch äusserst gelungenen Spannungsaufbau, der sich zwar eher langsam dafür aber sehr stetig aufbaut und insbesondere in der zweiten Hälfte der Geschichte seinen absoluten Höhepunkt erreicht.
Ebenso verhält es sich auch mit der vorherrschenden Grundstimmung des Geschehens, das zu Beginn noch keine Spur einer bedrohlichen Situation erkennen lässt, sondern vielmehr den Eindruck eines soliden Ehe-Dramas vermittelt, in dem von Tierhorror so gut wie nichts zu verspüren ist. So sieht man dann auch den eigentlichen Hauptdarsteller Cujo eher selten, lediglich ab und zu wird der Berhardiner eingeblendet, der sich mit der Zeit immer mehr verändert, was einerseits rein Äusserlich aber auch in seiner Wesensveränderung zu erkennen ist. Und so dauert es auch nicht mehr lange, bis der ehemals gutmütige Hund sein erstes Opfer tötet, dem schon kurz danach das nächste folgen soll. Nun sollte man in diesem Film nicht unbedingt die große visuelle Härte erwarten, denn Gorehounds werden sicherlich nicht auf ihre Kosten kommen. Ein wenig Blut und einige Bissattacken sind alles, was man in diesem Bezug zu sehen bekommt und dennoch entfaltet der Film einen immens hohen Härtegrad, der sich besonders im zweiten Teil des Geschehens bemerkbar macht.
Dabei wird die Härte allerdings nicht durch explizite Gewaltdarstellungen freigesetzt, sondern ergibt sich aus der Lage, in der sich Donna und ihr kleiner Sohn befinden, die bei Cujos Besitzer ihren defekten Wagen reparieren lassen wollten. Nichtsahnend, das dieser schon längst seinem Hund zum Opfer gefallen ist, befinden sie sich nun auf dessen Grundstück und müssen sich in dem Wagen vor der reissenden Bestie in Sicherheit bringen. Wenn man versucht, sich in diese scheinbar aussichtslose Situation hineinzuversetzen, dann kann einem schon ganz schön mulmig werden. Die Tatsache, das der Wagen auch noch in der sengenden Hitze steht, macht die Lage der beiden nicht unbedingt erträglicher und so ist es auch nur eine Frage der Zeit, bis sie an die psychischen und physischen Grenzen geführt werden. Auch wenn in dieser Phase des Filmes gar nicht einmal sonderlich viel passiert, gestaltet sich das Geschehen extrem spannend und setzt dabei eine unglaublich starke Intensität frei, die sich ganz automatisch auf das Sehverhalten des Zuschauers überträgt. Von einer Minute auf die andere entpuppt sich das bis dahin eher ruhige Geschehen als atmosphärisch äusserst dichtes Szenario, das gleichzeitig eine enorme Faszination ausstrahlt. Nichts ist mehr zu spüren von der eher beschaulichen Stimmung der ersten 45 Minuten, nicht selten entsteht dabei das Gefühl das man sich in einem vollkommen neuen Film befindet, der jetzt wirklich Tierhorror der besseren Art bietet.
Sicherlich mag es genügend Leute geben, denen es etwas an blutigen Passagen mangelt doch insgesamt gesehen ist "Cujo" auf jeden Fall einer der sehr guten Vertreter des Tierhorrors, dessen Stärke meiner Meinung nach gerade in den beiden vollkommen verschiedenen Filmhälften liegt. Wird man zunächst teilweise richtiggehend eingelullt und in Sicherheit gewogen, so trifft einen die enorme Intensität der zweiten Geschichtshälfte umso stärker. Stärker hätte Regisseur Lewis Teague den Kontrast kaum herausstellen können, der hier definitiv vorhanden ist. Sein Film bietet auch ohne große Mengen an Blut allerbeste Horror-Unterhaltung die zwar eine gewisse Anlaufzeit benötigt, dafür dann aber umso heftiger zur Geltung kommt und ein insgesamt sehr gelungenes Filmerlebnis bereitet. Dazu trägt auch das gut agierende Darsteller-Ensemble bei, das durch jederzeit überzeugendes Schauspiel zu überzeugen weiss. Insbesondere Dee Wallace in der Rolle der Mutter sticht dabei besonders hervor, ist sie doch als ehebrüchiges Frauenzimmer ebenso überzeugend wie als die Mutter, die mit allen Mitteln um das Leben ihres Sohnes kämpft.
Fazit:
"Cujo" ist bestimmt nicht zu den ganz großen Highlights des Sub-Genres zu zählen, jedoch siedelt sich der Film auf jeden Fall im oberen Drittel an. Trotz einer eher ruhigen ersten Hälfte bietet das Geschehen jederzeit kurzweilige und sehr unterhaltsame Filmkost, die ihre Höhepunkte allerdings ganz klar im zweiten Teil hat. Dennoch kann man das gesamtpaket als sehr gut bezeichnen, so das sich eine Sichtung des Werkes immer wieder lohnt.
8/10
(Cujo)
mit Dee Wallace, Danny Pintauro, Daniel Hugh Kelly, Christopher Stone, Ed Lauter, Kaiulani Lee, Billy Jayne, Mills Watson, Sandy Ward, Jerry Hardin, Merritt Olsen, Arthur Rosenberg, Terry Donovan-Smith, Robert Elross, Robert Behling
Regie: Lewis Teague
Drehbuch: Stephen King (Roman) / Don Carlos Dunaway
Kamera: Jan de Bont
Musik: Charles Bernstein
FSK 16
USA / 1983
Mit Horrorträumen reagiert der sechsjährige Tad (Danny Pintauro) auf die Schwierigkeiten seiner Eltern. Dabei waren Donna (Dee Wallace) und Vic Trennton (Daniel Hugh-Kellys) eigens von New York fortgezogen, um in einer Kleinstadt ein besseres Leben zu führen. Doch anstatt der erhofften Idylle stellen sich immer größere Probleme ein, bis eines Tages auch der Horror reale Gestalt annimmt: Cujo, der gutmütige Bernhardiner, verwandelt sich urplötzlich in eine blutrünstige Bestie.
Eigentlich sind Bernhardiner ja als äusserst gutmütige Hunde anzusehen, die ja zudem auch noch zur Rettung schneeverschütterter Menschen eingesetzt werden. In dieser Verfilmung eines Romans von Stephen King allerdings bekommt man einen vollkommen anderen Eindruck dieser gutmütigen Hunderasse, verwandelt sich doch der lammfromme Cujo durch den Biss einer Fledermaus in eine reissende Bestie, die zu einer großen Gefahr für ihre Mitmenschen wird und einigen Leuten auf brutale Art und Weise das Leben nimmt. Bis es allerdings dazu kommt vergeht doch eine geraume Zeit, denn in der ersten Filmhälfte ist von Tierhorror noch herzlich wenig zu verspüren. Die ersten gut 45 Minuten bieten vielmehr eine recht gute Charakterzeichnung der Hauptdarsteller und bieten einen tiefen Einblick in die Eheprobleme von Donna und Vic, dessen kleiner Sohn Tad von ständigen Alpträumen geplagt wird. Dabei ist diese Phase des Filmes allerdings keineswegs langweilig gestaltet, sondern bietet eine solide Grundlage für einen dramaturgisch äusserst gelungenen Spannungsaufbau, der sich zwar eher langsam dafür aber sehr stetig aufbaut und insbesondere in der zweiten Hälfte der Geschichte seinen absoluten Höhepunkt erreicht.
Ebenso verhält es sich auch mit der vorherrschenden Grundstimmung des Geschehens, das zu Beginn noch keine Spur einer bedrohlichen Situation erkennen lässt, sondern vielmehr den Eindruck eines soliden Ehe-Dramas vermittelt, in dem von Tierhorror so gut wie nichts zu verspüren ist. So sieht man dann auch den eigentlichen Hauptdarsteller Cujo eher selten, lediglich ab und zu wird der Berhardiner eingeblendet, der sich mit der Zeit immer mehr verändert, was einerseits rein Äusserlich aber auch in seiner Wesensveränderung zu erkennen ist. Und so dauert es auch nicht mehr lange, bis der ehemals gutmütige Hund sein erstes Opfer tötet, dem schon kurz danach das nächste folgen soll. Nun sollte man in diesem Film nicht unbedingt die große visuelle Härte erwarten, denn Gorehounds werden sicherlich nicht auf ihre Kosten kommen. Ein wenig Blut und einige Bissattacken sind alles, was man in diesem Bezug zu sehen bekommt und dennoch entfaltet der Film einen immens hohen Härtegrad, der sich besonders im zweiten Teil des Geschehens bemerkbar macht.
Dabei wird die Härte allerdings nicht durch explizite Gewaltdarstellungen freigesetzt, sondern ergibt sich aus der Lage, in der sich Donna und ihr kleiner Sohn befinden, die bei Cujos Besitzer ihren defekten Wagen reparieren lassen wollten. Nichtsahnend, das dieser schon längst seinem Hund zum Opfer gefallen ist, befinden sie sich nun auf dessen Grundstück und müssen sich in dem Wagen vor der reissenden Bestie in Sicherheit bringen. Wenn man versucht, sich in diese scheinbar aussichtslose Situation hineinzuversetzen, dann kann einem schon ganz schön mulmig werden. Die Tatsache, das der Wagen auch noch in der sengenden Hitze steht, macht die Lage der beiden nicht unbedingt erträglicher und so ist es auch nur eine Frage der Zeit, bis sie an die psychischen und physischen Grenzen geführt werden. Auch wenn in dieser Phase des Filmes gar nicht einmal sonderlich viel passiert, gestaltet sich das Geschehen extrem spannend und setzt dabei eine unglaublich starke Intensität frei, die sich ganz automatisch auf das Sehverhalten des Zuschauers überträgt. Von einer Minute auf die andere entpuppt sich das bis dahin eher ruhige Geschehen als atmosphärisch äusserst dichtes Szenario, das gleichzeitig eine enorme Faszination ausstrahlt. Nichts ist mehr zu spüren von der eher beschaulichen Stimmung der ersten 45 Minuten, nicht selten entsteht dabei das Gefühl das man sich in einem vollkommen neuen Film befindet, der jetzt wirklich Tierhorror der besseren Art bietet.
Sicherlich mag es genügend Leute geben, denen es etwas an blutigen Passagen mangelt doch insgesamt gesehen ist "Cujo" auf jeden Fall einer der sehr guten Vertreter des Tierhorrors, dessen Stärke meiner Meinung nach gerade in den beiden vollkommen verschiedenen Filmhälften liegt. Wird man zunächst teilweise richtiggehend eingelullt und in Sicherheit gewogen, so trifft einen die enorme Intensität der zweiten Geschichtshälfte umso stärker. Stärker hätte Regisseur Lewis Teague den Kontrast kaum herausstellen können, der hier definitiv vorhanden ist. Sein Film bietet auch ohne große Mengen an Blut allerbeste Horror-Unterhaltung die zwar eine gewisse Anlaufzeit benötigt, dafür dann aber umso heftiger zur Geltung kommt und ein insgesamt sehr gelungenes Filmerlebnis bereitet. Dazu trägt auch das gut agierende Darsteller-Ensemble bei, das durch jederzeit überzeugendes Schauspiel zu überzeugen weiss. Insbesondere Dee Wallace in der Rolle der Mutter sticht dabei besonders hervor, ist sie doch als ehebrüchiges Frauenzimmer ebenso überzeugend wie als die Mutter, die mit allen Mitteln um das Leben ihres Sohnes kämpft.
Fazit:
"Cujo" ist bestimmt nicht zu den ganz großen Highlights des Sub-Genres zu zählen, jedoch siedelt sich der Film auf jeden Fall im oberen Drittel an. Trotz einer eher ruhigen ersten Hälfte bietet das Geschehen jederzeit kurzweilige und sehr unterhaltsame Filmkost, die ihre Höhepunkte allerdings ganz klar im zweiten Teil hat. Dennoch kann man das gesamtpaket als sehr gut bezeichnen, so das sich eine Sichtung des Werkes immer wieder lohnt.
8/10
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Re: Cujo - Lewis Teague
US-Regisseur Lewis Teague („Der Horror-Alligator“) setzte 1983 Stephen Kings Tierhorror-Roman um einen tollwütigen Bernhardiner für die Leinwand um; zwei Jahre später verfilmte er mit „Katzenauge“ erneut King, bevor er sich 1990 für militaristische Propagandazwecke („Navy Seals“) einspannen ließ. Auch hier ist mir die Literaturvorlage unbekannt.
Zunächst einmal dauert es sehr lange, bis wirklich etwas passiert. Man muss schon eine Vorliebe für US-Kleinstadt-Soaps haben, um von der ersten Dreiviertelstunde vollauf begeistert zu werden. Während die eigentlich gar nicht so spannenden Charaktere ausführlich vorgestellt werden, versüßt eine dynamische Kameraarbeit Jan de Bonts mit Gespür für stimmige Bilder aber die Wartezeit ziemlich gut und Dee Wallace spielt auffallend glaubwürdig eine unglückliche Ehefrau und Mutter.
Als die rasende Töle dann endlich auf Mutter und Kind trifft, bekommt der Film seinen ausgiebigen Terrorpart. Obwohl es, wie bei derartigen Filmen häufig der Fall, recht vorhersehbar ist, wie es ausgehen wird, kommt dank der sehr gelungenen Inszenierung dennoch Spannung auf. Cujo wurde sehr furchterregend zurechtgemacht, seine Dressur erlaubt im Zusammenhang mit meisterlicher Schnitttechnik und Kameraführung die perfekte Illusion des wütenden Untiers.
Damit ist „Cujo“ ein unterhaltsamer, kurzweiliges Stück Tierhorror, das auch Kings typisches Kleinstadtflair atmet. Sehr souverän in eigentlich allen Belangen, aber auch ein bisschen unspektakulär.
Zunächst einmal dauert es sehr lange, bis wirklich etwas passiert. Man muss schon eine Vorliebe für US-Kleinstadt-Soaps haben, um von der ersten Dreiviertelstunde vollauf begeistert zu werden. Während die eigentlich gar nicht so spannenden Charaktere ausführlich vorgestellt werden, versüßt eine dynamische Kameraarbeit Jan de Bonts mit Gespür für stimmige Bilder aber die Wartezeit ziemlich gut und Dee Wallace spielt auffallend glaubwürdig eine unglückliche Ehefrau und Mutter.
Als die rasende Töle dann endlich auf Mutter und Kind trifft, bekommt der Film seinen ausgiebigen Terrorpart. Obwohl es, wie bei derartigen Filmen häufig der Fall, recht vorhersehbar ist, wie es ausgehen wird, kommt dank der sehr gelungenen Inszenierung dennoch Spannung auf. Cujo wurde sehr furchterregend zurechtgemacht, seine Dressur erlaubt im Zusammenhang mit meisterlicher Schnitttechnik und Kameraführung die perfekte Illusion des wütenden Untiers.
Damit ist „Cujo“ ein unterhaltsamer, kurzweiliges Stück Tierhorror, das auch Kings typisches Kleinstadtflair atmet. Sehr souverän in eigentlich allen Belangen, aber auch ein bisschen unspektakulär.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Cujo - Lewis Teague
In den Genuss des Films bin ich noch nie gekommen (die DVD ist doch auch unfassbar teuer, oder?) - das Buch hingegen war mein überhaupt erster King (also nach "The Body", welches wiederum Hierzulande wohl am ehesten durch die Verfilmung des Stoffs "Stand By Me – Das Geheimnis eines Sommers" bekannt sein dürfte)! Jedenfalls ist das Buch großartig und bitter böse (ich wusste vorher wohl gar nicht, dass es auch mal kein Happy End geben kann - war aber auch noch sehr jung )! Die Atmosphäre stimmt und der Köter ist einfach furchtbar - und es ist nichtmal so ein fieser Hund, es ist einfach nur der große Drollige mit dem Faß am Hals - und er ist echt angepisst!
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
Re: Cujo - Lewis Teague
Ich muss an dieser Stelle anmerken, dass ich das Buch schon nicht so besonders fand und auch der Streifen hat mich gestern dann auch so überhaupt nicht überzeugt. Zwar ist das Bernhardiner-Hündchen wirklich hübsch auf Tollwut getrimmt, aber die Panik und die ausweglose Situation einer verzweifelten Mutter, die der Film vermitteln soll, hat sich so überhaupt nicht auf mich übertragen. Viel mehr gibt es in der verlängerten Fassung lahme Beziehungsprobleme und mehrere Handlungsstränge die erklären sollen, warum sich niemand auf die Suche nach der Mutter mit ihrem Kind macht, während das Killerdoggie erst in der zweiten Halbzeit so richtig aufdrehen darf. Trotz Dee Wallace, die ich ja immer gerne sehe, und der routiernierten Inszenierung ist der Streifen daber dennoch ziemlich mau und die Entwicklungen sind für mein Empfinden leider so gar nicht schlüssig - aber darüber kann man ja durchaus streiten.
Aber eines würde mich dann doch interessieren, die auch das Buch gelesen haben:
Aber eines würde mich dann doch interessieren, die auch das Buch gelesen haben:
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it´s fun to stay at the YMCA!!!
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Re: Cujo - Lewis Teague
Ja, so war das. Ich weiß gar nicht, ob ich das jetzt gut oder schlecht finden soll, dass sie das im Film geändert haben.jogiwan hat geschrieben: Aber eines würde mich dann doch interessieren, die auch das Buch gelesen haben:
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Das Buch war übrigens eines der ersten, die ich von King gelesen habe. Und die von dir beschriebene Szene hat mich damals ziemlich fertig gemacht.
Früher war mehr Lametta
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