Dr. Mabuse Box von Universum Film
Das Testament des Dr. Mabuse (Deutschland 1962, Originaltitel: Das Testament des Dr. Mabuse)
Gert hat Schmerzen
Mortimer (Charles Regnier) befehligt eine ruchlose Verbrecherbande, die für einen geheimnisvollen Chef ertragreiche Raubzüge durchführt. Stets verbirgt sich der Auftraggeber und tatsächliche Boss hinter einem Vorhang, keiner der Ganoven bekommt das Antlitz des finsteren Obermotzes zu sehen. Als ein bewaffneter Goldtransport von den Gangstern überfallen wird, erinnert die Vorgehensweise den leitenden Ermittler Lohmann (Gert Fröbe) an die Methoden des legendären Dr. Mabuse (Wolfgang Preiss). Bei nüchterner Betrachung scheint eine Mitwirkung des Supergangsters unmöglich, immerhin fristet Dr. Mabuse sein tristes Dasein hinter den verschlossenen Türen einer Nervenheilanstalt. Der Leiter der Einrichtung Professor Pohland (Walter Rilla) gewährt Lohmann ohne Schwierigkeiten einen Blick auf Mabuse. Tatsächlich sitzt das wahnsinnige Genie entrückt in seiner Zelle herum, verbringt die Tage mit wirren Kritzeleien, mit unglaublicher Ausdauer füllt der durchgedrehte Dr. Mabuse zahllose Blätter Papier. Derweil kümmert sich Mortimer um die Rekrutierung eines neuen Mitstreiters, mit hinterhältiger Cleverness wickelt er den Boxer Jonny Briggs (Helmut Schmid) ein. Dessen Freundin Nelly (Senta Berger) zeigt sich zunächst sehr erfreut über das Ende der Boxerkarriere ihres Liebsten, wird aber bald von einem sehr unguten Gefühl ergriffen...
Einige Monate nach
"Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse" erreichte der vierte Teil der von CCC-Film produzierten Reihe die deutschen Kinos. Fans freuen sich über die Rückkehr von Gert Fröbe, die Regie übernahm Werner Klingler. Besagter Klingler zeichnet für den recht durchwachsenen
"Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1962) verantwortlich, den ersten Film aus der
Bryan Edgar Wallace Reihe von CCC-Film. An dieser Stelle kann sofort Entwarnung gegeben werden, der vierte Mabuse-Streifen reiht sich ohne nennenswerte Schwachpunkte neben seinen Vorgängern ein. Der geneigte Zuschauer wird mit den ersehnten Zutaten verwönht, der Treffpunkt der Gauner befindet sich gut gesichert unterhalb einer Gruft, die Überfälle der Bande sind launig ausgeführt, wohlige Atmosphäre macht sich breit.
"Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse" erzeugte vor allem durch die unheimliche Präsenz unsichtbarer/schemenhafter Gestalten eine herrliche Gruselstimmung, nun sorgt Wolfgang Preiss für diese Momente, dazu mehr im nächsten Absatz.
Da ist er also wieder, der allseits geschätze und verehrte Gert Fröbe. Selbstverständlich lässt sich Fröbe nicht lumpen, seine energiegeladene Vorstellung packt diesmal sogar noch energischer zu, das Nervenkostüm des Kommissars ist durch die zurückliegenden Erfahrungen dünner geworden. So poltert Fröbes Lohmann immer wieder lautstark durch die Kulissen, gerät zu allem Überfluss in höchste Lebensgefahr! Klar, mit Lobgesängen auf Gert Fröbe könnte man noch viele Seiten füllen, ich will es beim Hinweis auf seine erwartungsgemäß hochklassige Darbietung belassen, der Mann war ein Naturereignis, ist durch seine Schauspielerei unsterblich geworden! Neben Fröbe haben mich drei weitere Mitwirkende sehr begeistert: Charles Regnier, Walter Rilla und Wolfgang Preiss. Regnier gibt den vornehmen Ganoven, der sich die Hände nicht gern selbst beschmutzt, im Ernstfall aber nicht vor Gewalt zurückschreckt. Während die untergebenen Bandenmitglieder sich im Sumpf des primitiven Knallschotentums suhlen, erspielt sich Regnier geschickt die Sympathie des Zuschauers, obwohl an der Haltung Mortimers nie Zweifel bestehen. Walter Rilla kommt zunächst als freundlicher und hilfsbereiter Mediziner daher, darf dem Part des Klinikchefs aber später ganz andere Facetten hinzufügen, die akute Spoilergefahr verbietet mir weitere Ausführungen. Ganz, ganz großartig Wolfgang Preiss, der nun nicht nur als kaum sichtbares Schreckgespenst mit minimaler Spielzeit agiert, er versprüht in seinen Szenen eine regelrecht dämonische Präsenz, eine fantastische Darstellung des Dr. Mabuse! Schaut euch das Duell zwischen Rilla und Preiss an, mehr verrate ich nicht. Die bereits genannten Herren sind vier verdammt gute Gründe den Film als Pflichtprogramm zu deklarieren, die Nebenfiguren sollen jedoch nicht ohne Würdigung bleiben. Harald Juhnke sorgt für einen
(erträglichen) Anflug von Klamauk, er eiert als debiler Kriminalassistent namens Krüger um seinen Filmboss Gert Fröbe herum, nagt mit Ausdauer an dessen Geduld. Der Depp vom Dienst scheint quasi unvermeidbar, Juhnke zieht den starken Gesamteindruck glücklicherweise nicht runter. Helmut Schmid tappt als naiver Boxer in die Falle, Leon Askin mutet wie eine weniger wilde Ausgabe von Adi Berber an. Für Schmunzler sorgen die Namen der Gauner, wir haben z. B.
"Augapfel-Rolf",
"Lachgas-Frankie" und
"Paragraphen-Joe" im Angebot.
"Paragraphen-Joe" wird übrigens von Albert Bessler vortrefflich dargeboten, Rolf Eden ist als
"Jeton-Eddie" am Start. Damen finden nur am Rande statt, Senta Berger gewinnt mit fortschreitender Handlung an Boden, Ann Savo hört in ihrer kleinen Rolle auf den Namen
"Wackel-Heidi".
Wer durch die drei vorherigen Beiträge gut unterhalten wurde, der wird sich auch ohne Schwierigkeiten mit dem vierten Auftritt des schröcklichen Supergangsters anfreunden. Das Ensemble ist großartig, die Kulissen und Schauplätze sehr stimmungsvoll, die Handlung schreitet ohne Durchhänger dem Finale entgegen. Sicher sind die Zusammenhänge leicht durchschaubar, dennoch packt der Film den Zuschauer, rundum zufrieden und bei bester Laune lag ich nach kurzweiligen 85 Minuten auf dem Sofa. Repeat bis zur Ekstase: Wer die Wallace-Filme mag, der sollte sich auf jeden Fall auch mit den Dr. Mabuse-Sausen beschäftigen, wem die Wallace-Filme eine Spur zu humorig erscheinen, der sollte es ebenfalls mit Dr. Mabuse probieren. Mir liegt das
"Dr. Mabuses Meisterwerk" getaufte Box-Set von Universum vor, welches alle sechs Mabuse-Streifen aus den sechziger Jahren enthält:
• Die 1000 Augen des Dr. Mabuse (1960)
• Im Stahlnetz des Dr. Mabuse (1961)
• Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse (1962)
• Das Testament des Dr. Mabuse (1962)
• Scotland Yard jagt Dr. Mabuse (1963)
• Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse (1964)
Die DVDs kommen in einem schicken Digipak ins Haus, das von einem nicht minder hübschen Schuber umhüllt wird. Ferner liegt ein Booklet bei, in dem Auszüge aus einem Buch des leider kürzlich verstorbenen
Wallace-Experten #1 Joachim Kramp zu lesen sind. Der von Kriminalfilmfreunden
(und nicht nur denen) sehr geschätzte Joachim Kramp, hinterlässt eine nicht zu schliessende Lücke im
"Wissensgebiet Wallace und Co.". An der Qualität der DVD gibt es nichts zu meckern, Universum präsentiert auch den zweiten Beitrag zur Mabuse-Reihe in schöner Verfassung. Für Fans
(und solche die es werden wollen) stellt diese Box einen unverzichtbaren Pflichtkauf dar!
Werner Klingler macht einen guten Job, im Vergleich zu den von Fritz Lang und Harald Reinl inszenierten Vorgängern fällt sein Beitrag nicht ab.
Zunächst belasse ich es bei dicken 7/10 (gut), aber da geht noch mehr...
Lieblingszitat:
"Verräter bestraft der Chef mit dem Tode!"