Ekel - Roman Polanski
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Ekel - Roman Polanski
Ekel
(Repulsion)
mit Catherine Deneuve, Ian Hendry, John Fraser, Yvonne Furneaux, Patrick Wymark, Renee Houston, Valerie Taylor, James Villiers, Helen Fraser, Hugh Futcher, Monica Merlin, Imogen Graham, Mike Pratt
Regie : Roman Polanski
Drehbuch : Roman Polanski / Gerard Brach
Kamera : Gilbert Taylor
Musik : Chico Hamilton
FSK 18
Großbritannien / 1965
Die in London lebende Französin Carol, fühlt sich in einer von Männern dominierten Welt hilflos, von den Menschen angewidert und bedroht. Als ihre Schwester verreist und sie allein lässt, gerät sie immer stärker in den Bann ihrer paranoiden Wahnvorstellungen. Die psychische Hölle ihrer Angst und der Ekel gegenüber dem männlichen Geschlecht lässt sie schließlich zur Mörderin werden...
Das der polnische Regisseur Roman Polanski ein absoluter Meister seines Fachs ist, stellt er auch mit diesem Film von 1965 wieder einmal unter Beweis. "Ekel" ist eine gelungene Mischung aus Thriller, Drama und auch etwas Horror. Man sollte allerdings keinen waschechten Horrorfilm erwarten, denn hier handelt es sich um eine sehr feine, subtile Art des Horrors, der sich im Kopf des Zuschauers abspielt, wenn man versucht, sich in die Rolle der Hauptdarstellerin hineinzuversetzen.
Polanski ist es hier gelungen, einen sehr ruhigen Film zu kreieren, der ohne unnötigen Aktionismus auskommt und fast vollkommen von der genialen Darstellung der jungen Catherine Deneuve lebt, die den Charakter der Carol einfach fantastisch und sehr glaubhaft spielt. Kaum merklich verändert sich das junge und von Natur aus schüchterne und in sich zurückgezogen wirkende Mädchen immer mehr. Der Übergang zur vollkommenen Paranoia vollzieht sich so still und schleichend, aber trotzdem sehr intensiv, das dies auf den Betrachter eine unglaubliche Faszination ausübt. Und genau dieser ruhige, aber sehr intensive Übergang wird von Catherine Deneuve mit einer unglaublichen Ausdruckskraft dargestellt, das es eine wahre Freude ist, ihr beim spielen zuzusehen.
Auch die anderen Darsteller machen ihre Sache sehr gut, obwohl sie in diesem Film doch eher wie nötiges Beiwerk wirken und über einen Statisten-Status nicht hinauskommen, was aber keineswegs despektierlich gemeint ist.
Besonders gut sind bei diesem Film die Veränderungen der Spannung und der vorherrschenden Atmosphäre herausgearbeitet. Wirkt der Film am Anfang noch eher etwas belanglos oder gar langatmig (obwohl er das zu keiner Zeit ist), so steigt die Spannung von Minute zu Minute an und die Atmosphäre verdichtet sich immer mehr, so das beim Betrachter ein starkes Gefühl der Beklemmung entsteht, dessen man sich einfach nicht entledigen kann. So kommt es, das man fast zwangsläufig mit Carol mitleidet, ihr am liebsten helfen möchte, aber genau weiss, das dies nicht möglich ist und sich deshalb selbst hilflos und gar ohnmächtig fühlt.
Es gibt selten Filme, in denen eigentlich verhältnismässig wenig passiert, die aber so stark und intensich auf einen einwirken, doch "Ekel" gehört eindeutig zu diesen wenigen Ausnahmen und versteht es, den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen und zu einem Teil der Geschichte zu machen. Ein absolutes Meisterwerk, das auch im Lauf der Jahre rein gar nichts von seiner Faszination verloren hat. Ein Film, den man unbedingt gesehen haben sollte.
Die DVD:
Vertrieb: mc one / Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 2.0 Mono
Bild: 1.85:1 / 16:9 s/w
Laufzeit: 100 Minuten
Extras: Trailer, Fotogalerie, Biografien
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Re: Ekel - Roman Polanski
Klaustrophobisches Meisterwerk mit einer brillanten Catherine Deneuve, die langsam in den Wahnsinn driftet. Neben dem vorzüglichen Drehbuch, muss auch die geniale Kameraarbeit von Gilbert Taylor (Star Wars, Das Omen, Dr. Strangelove) hoch gelobt werden. Der Film bildet zusammen mit Rosemary's Baby und Der Mieter eine sich ständig steigernde Trilogie über Menschen, die in einem Mietshaus in den Wahnsinn getrieben werden. Sollte man gesehen haben. 8/10
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Re: Ekel - Roman Polanski
„Ekel“, nach einer ganzen Reihe von Kurzfilmen und zwei Spielfilmen Regisseur Roman Polanskis („Rosemaries Baby“) erste britische Produktion aus dem Jahre 1965, ist das Psychogramm einer psychotischen jungen Frau, die sich unbemerkt von der Außenwelt immer weiter in ihren letztlich tödlichen Wahn hineinsteigert und damit der Auftakt zu Polanskis loser „Mieter-Trilogie“, die als verbindendes Element das sich schon eine Tür weiter ereignen könnende Grauen in der Anonymität der Großstadt aufweist.
Die französische Schönheit Catherine Deneuve spielt die junge Carol, die wie ein verschüchtertes, naives Schulmädchen mit französischem Akzent wirkt, aber einen immer schlimmer werdenden Verlauf nehmenden Ekel und Verfolgungswahn vor Männern entwickelt, der sie im Alltag, insbesondere nachdem ihre Schwester, in deren Appartement sie lebt, zu einer Urlaubsreise aufgebrochen ist, fast vollständig lähmt und sie zwingt, sich immer mehr in ihre schizophrene, bedrohliche Welt zurückzuziehen.
„Ekel“ ist kein Unterhaltungsfilm im engeren Sinne, kein Film zum Genießen. In Schwarzweiß gedreht, ist er ein eher nüchterner Film, der außer einem beständigen Unwohlsein kaum Emotionen schürt. Man identifiziert sich kaum mit Carol, aus deren Sicht sich der Großteil der Handlung abspielt, man schließt sie weder ins Herz, noch hasst oder verachtet man sie. Man ist vielmehr dazu verdammt, als ungläubiger, ohnmächtiger Beobachter ihren psychischen Teufelskreis zu beobachten. Dabei wählte Polanski ein extrem langsames Erzähltempo, das gerade in Anbetracht heutiger Sehgewohnheiten eine große Bereitschaft von seinem Publikum einfordert, sich auf das Geschehen einzulassen und sich von einer herkömmlichen, gewohnten Dramaturgie zu verabschieden. Wem dies gelingt, wird aber Zeuge eines sorgfältig inszenierten psychischen Derangements, das die Hilflosigkeit seines Opfers nachvollziehbar macht und daraus seinen eigentlichen Schrecken bezieht. Der oberflächliche Umgang ihres Umfeld mit ihr kommt einem auch als psychisch mehr oder weniger intakte Person bekannt vor, die penetranten Annäherungsversuche eines Möchtegern-Don-Juans lassen Carols Ekel fast schon als eine logische Konsequenz erscheinen (aber eben nur fast) und symbolisieren den schmalen Grat zwischen Realitätsbezug und -verlust. Einzelne Szenen, die Carols Wahnvorstellungen grafisch umsetzen, sind zwar effektiv, spielen aber eine untergeordnete Rolle. Deneuves aufs Wesentliche beschränkte Schauspiel fügt sich in dieses Konzept ein.
Ein nicht leicht zu konsumierender Psychotrip; für das, was er sein will und ist, aber sehr gut gelungen. „Ekel“ dürfte zudem einen nicht unbeachtlichen Einfluss auf die Entwicklung des Thrillers und Horrorfilms gehabt haben und ist allein schon deshalb in jedem Falle von historischem Interesse.
Die französische Schönheit Catherine Deneuve spielt die junge Carol, die wie ein verschüchtertes, naives Schulmädchen mit französischem Akzent wirkt, aber einen immer schlimmer werdenden Verlauf nehmenden Ekel und Verfolgungswahn vor Männern entwickelt, der sie im Alltag, insbesondere nachdem ihre Schwester, in deren Appartement sie lebt, zu einer Urlaubsreise aufgebrochen ist, fast vollständig lähmt und sie zwingt, sich immer mehr in ihre schizophrene, bedrohliche Welt zurückzuziehen.
„Ekel“ ist kein Unterhaltungsfilm im engeren Sinne, kein Film zum Genießen. In Schwarzweiß gedreht, ist er ein eher nüchterner Film, der außer einem beständigen Unwohlsein kaum Emotionen schürt. Man identifiziert sich kaum mit Carol, aus deren Sicht sich der Großteil der Handlung abspielt, man schließt sie weder ins Herz, noch hasst oder verachtet man sie. Man ist vielmehr dazu verdammt, als ungläubiger, ohnmächtiger Beobachter ihren psychischen Teufelskreis zu beobachten. Dabei wählte Polanski ein extrem langsames Erzähltempo, das gerade in Anbetracht heutiger Sehgewohnheiten eine große Bereitschaft von seinem Publikum einfordert, sich auf das Geschehen einzulassen und sich von einer herkömmlichen, gewohnten Dramaturgie zu verabschieden. Wem dies gelingt, wird aber Zeuge eines sorgfältig inszenierten psychischen Derangements, das die Hilflosigkeit seines Opfers nachvollziehbar macht und daraus seinen eigentlichen Schrecken bezieht. Der oberflächliche Umgang ihres Umfeld mit ihr kommt einem auch als psychisch mehr oder weniger intakte Person bekannt vor, die penetranten Annäherungsversuche eines Möchtegern-Don-Juans lassen Carols Ekel fast schon als eine logische Konsequenz erscheinen (aber eben nur fast) und symbolisieren den schmalen Grat zwischen Realitätsbezug und -verlust. Einzelne Szenen, die Carols Wahnvorstellungen grafisch umsetzen, sind zwar effektiv, spielen aber eine untergeordnete Rolle. Deneuves aufs Wesentliche beschränkte Schauspiel fügt sich in dieses Konzept ein.
Ein nicht leicht zu konsumierender Psychotrip; für das, was er sein will und ist, aber sehr gut gelungen. „Ekel“ dürfte zudem einen nicht unbeachtlichen Einfluss auf die Entwicklung des Thrillers und Horrorfilms gehabt haben und ist allein schon deshalb in jedem Falle von historischem Interesse.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Ekel - Roman Polanski
Hab den als sehr intensiv in blasser Erinnerung, vielleicht sollte ich den mal wieder schauen.
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Re: Ekel - Roman Polanski
Unglaublich intensives Psychogramm, das auch vor Schockeffekten nicht zurückschreckt, was ihm in seiner bestürzenden inszenatorischen und darstellerischen Überzeugungskraft aber nicht abträglich ist.
Re: Ekel - Roman Polanski
Der Film bleibt lange im Gedächtnis, selten hab ich etwas gesehen was mich trostloser gestimmt hat.
Tolle schauspielerische Leistung von der Deneuve, man nimmt ihr, ihre Reise in den Wahnsinn ab!
Das langsame Erzähltempo verstärkt eher noch die dramatische Story und trägt viel zur düsteren Stimmung des Filmes bei.
Da schrie aber etwas in der Handlung nach, kann das sein, oder hab ich das falsch interpretiert??
Wie dem auch sei, starker Film von Polanski!!
8/10
Tolle schauspielerische Leistung von der Deneuve, man nimmt ihr, ihre Reise in den Wahnsinn ab!
Das langsame Erzähltempo verstärkt eher noch die dramatische Story und trägt viel zur düsteren Stimmung des Filmes bei.
Da schrie aber etwas in der Handlung nach
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Wie dem auch sei, starker Film von Polanski!!
8/10
Re: Ekel - Roman Polanski
Deine Interpretation im Spoiler ist sehr einleuchtend. Ich bin noch nie darauf gekommen, aber das ergibt schon sehr viel Sinn.
- horror1966
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Re: Ekel - Roman Polanski
Eben nach langer Zeit mal wieder gesichtet und dieser grandiose Beitrag schafft es immer noch spielend, den Zuschauer mit einem extrem beklemmenden Gefühl auszustatten.
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