Der Schrei der Eule - Jamie Thraves (2009)

Moderator: jogiwan

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horror1966
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Der Schrei der Eule - Jamie Thraves (2009)

Beitrag von horror1966 »

Der Schrei der Eule

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(Cry of the Owl)
mit Paddy Considine, Julia Stiles, Karl Pruner, Phillip MacKenzie, Gord Rand, James Gilbert, R.D Reid, Caroline Dhavermas, Alex Karzis, Marcia Laskowski, Krista Bridges, Charlotte Sullivan, Robbie Campbell, Jennifer Kydd, Dru Viergever
Regie: Jamie Thraves
Drehbuch: Patricia Highsmith (Roman) / Jamie Thraves (Drehbuch)
Kamera: Luc Montpellier
Musik: Jeff Danna
FSK 12
Deutschland / Großbritannien / Kanada / Frankreich / 2009

Der sensible und labile Robert Forester lebt nach der Trennung von seiner Frau in der Kleinstadt Langley. Auf seinen einsamen Spaziergängen beobachtet er in einem Haus ein Mädchen und wird immer stärker von ihrem Anblick angezogen. Als er Jenny eines Tages kennenlernt, verliebt sie sich in ihn und trennt sich von Greg. Greg versucht, Jenny wiederzugewinnen, doch sie liebt Robert. Der mag sie zwar, liebt sie aber nicht. Die Lage scheint für Jenny ausweglos zu werden ...


"Der Schrei der Eule" basiert auf einem Roman der britischen Bestseller-Autorin Patricia Highsmith, ist aber nicht die erste Verfilmung des Stoffes. Denn schon 1987 nahm sich Frankreichs Regie-Legende Claude Chabrol der Geschichte an und verfilmte sie. Die Neuverfilmung übernahm der Brite Jamie Thraves und es ist keineswegs übertrieben, wenn man das Ergebnis als sehr gelungen bezeichnet.

Dabei ist es besonders zu erwähnen, das hier der Focus des Films nicht allein auf den kriminalistischen Aspekten der Geschichte beruht, sondern das es perfekt gelungen ist, mehrere Genres ineinander einfließen zu lassen. Entsteht zu Beginn des Films noch der Eindruck, das es sich hier lediglich um eine ziemlich aussergewöhnlich entstehende Liebesgeschichte handelt, so ändert sich diese Betrachtungsweise der Geschichte im Laufe der Zeit doch sehr stark. Denn nach einem doch eher beschaulichen und ruhigen Beginn entwickelt sich die Story immer mehr zum spannenden Krimi, in dem sich eine sehr dichte und bedrohlich wirkende Atmosphäre entwickelt und auch die Spannungsschraube immer fester angezogen wird.

Der Zuschauer befindet sich auf einmal in einem packenden Verwirrspiel aus Liebe, Hass und Eifersucht, bei dem man auf die Details achten sollte, um nicht den roten Faden zu verlieren. Die am Anfang eher ruhige Geschichte ändert schlagartig die Richtung und nimmt eine Wendung, die man nicht unbedingt vorhersehen konnte. Als sich das Geschehen dann langsam dem Ende nähert, kommen dann noch die Züge des Dramas hinzu, die den Film nun endgültig zu einem äusserst gelungenen Genre-Mix klassifizieren, der es versteht, den Betrachter zu fesseln und in seinen Bann zu ziehen.

Doch "Der Schrei der Eule" würde nicht annähernd die Intensität aufweisen, wenn er nicht mit wirklich erstklassigen Schauspielern besetzt wäre, die den von ihnen gespielten Charakteren eine Seele einhauchen würden und dem Ganzen so einen sehr überzeugenden und glaubhaften Eindruck verleihen würden. Ganz besonders tun sich hier Paddy Considine (Robert) und Julia Stiles (Jenny) hervor, die durch ihre autenthische Darstellung viel zur vorhandenen Klasse dieses Werkes beitragen. Hierbei sind vor allem die emotionalen Passagen ihrer Beziehung zueinander brillant gespielt und wirken auf den Zuschauer sehr nachdrücklich ein.

Letztendlich kann man "Der Schrei der Eule" bedenkenlos weiterempfehlen, denn gerade durch den Einfluß mehrerer Genres ist hier ein hochkarätiges Filmerlebnis entstanden, das auch höhergesteckten Ansprüchen genügen dürfte. Ein Paradebeispiel dafür, wie man auch ohne spektakuläre Action und überladende Effektgewitter einen erstklassigen Film produzieren kann, der es schafft, nur durch seine Geschichte und seine tollen Schauspieler zu überzeugen und den Betrachter begeistert.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 2,35:1 (16:9 Anamorph)
Laufzeit: 96 Minuten
Extras: Making Of, Original Trailer, Kurzvita Patricia Highsmith
Big Brother is watching you
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jogiwan
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Re: Der Schrei der Eule - Jamie Thraves

Beitrag von jogiwan »

Der erfolgreiche Konstrukteur Robert lebt mitten in einer Scheidung und hat in seiner Einsamkeit ein zweifelhaftes Hobby entwickelt. Er besucht nachts das Haus von Jenny, die er bei Alltagsarbeiten aus der Ferne beobachtet. Eines Tages wird er von Jenny entdeckt, doch anstatt die Polizei zu rufen bittet die junge Frau den Mann auf ein Gespräch zu sich ins Haus. Anfangs noch geschmeichelt drängt sich Jenny jedoch immer mehr in das Leben von Robert, der auch den Kopf für die Annäherungsversuche nicht frei hat. Später verlässt sie ihren Freund, der Robert zur Rede stellt und später spurlos verschwindet. Der Konstrukteur gerät unter Verdacht, wird offen angefeindet, doch der Alptraum ist da noch lange nicht zu Ende…

Ruhig erzählter Psychothriller über kaputte Menschen, Obsessionen und Mord, der sich um einen ambivalenten Charakter dreht, der es dem Zuschauer nicht wirklich leicht macht. Sympathieträger gibt es in „Der Schrei der Eule“ nicht und dennoch kann man gut nachvollziehen, warum der von allen Seiten bedrängte Mann, nachts Zerstreuung am scheinbar ruhigen Leben anderer Menschen sucht. Doch bald zerschlägt sich auch diese Illusion und das Stalking-Opfer wird selbst zur Täterin und setzt so eine Reihe von Ereignissen in Gang, die bald zu alptraumhaften Ereignissen führen. Regisseur Jamie Thraves inszeniert die Geschichte nach Patricia Highsmith jedoch immer betont ruhig und unaufgeregt, was zur Folge hat, dass „Der Schrei der Eule“ eher erwachsen wirkt und trotz seines Twists glaubhaft bleibt. Zudem spielt Paddy Considine seine Rolle als kaputter und ausgebrannter Konstrukteur auf der Suche nach Halt im Leben sehr gut und auch Julia Stiles passt in ihrer Rolle als ruhiges Landei mit Abgründen sehr gut. Mir ist auch keine der anderen beiden Verfilmungen bekannt, aber diese hier hat mir doch gut gefallen. Ein durchwegs spannender und schön gemachter Thriller voller interessanter Charaktere mit allerlei Problemen, der langsam aber effektiv bis zum bitteren Ende an der Eskalationsschraube dreht.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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Adalmar
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Re: Der Schrei der Eule - Jamie Thraves

Beitrag von Adalmar »

Ich fand den überraschend gut ... habe mich da auf so eine Art Routine-Thriller von der Stange eingestellt, aber sowohl die Spannung als auch die Charakterdarstellung waren da auf hohem Niveau.

Mir als Fan von Patricia Highsmith haben die meisten Verfilmungen nur so mittelmäßig gefallen (Hitchcocks "Der Fremde im Zug" ragt da natürlich heraus), aber die hier kann ich doch klar empfehlen.
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