Kleine Hartbox aus der CMV Trash Collection (#51)
Die Mumie des Pharao (Italien, Ägypten, USA 1981, Originaltitel: Dawn of the Mummy)
Gold und Mettgut, hirntoter Ritt durch die Wüste
Gierige Grabräuber öffnen die Ruhestätte des Safiraman. Noch bevor die Burschen in aller Ruhe nach dem begehrten Goldschatz suchen können, taucht plötzlich ein Fotograph mit einem kleinen Rudel Fotomodellen im Schlepptau auf. Bisher fanden die Amerikaner keine eindrucksvollen Motive in der Wüste, was sich nun zum Leidwesen der Grabschänder schlagartig ändert. Flugs bauen die ungebetenen Gäste ihre Ausrüstung auf, rauben den Dieben nahezu den letzten Nerv. All diese schändlichen Vorgänge lassen Safiraman aus seiner Totenruhe erwachen. Mit ihm erhebt sich seine Armee der Toten aus dem Staub, niemand soll dem Zorn des Pharao entkommen. Nicht nur in den Grabräumen schlägt der alte Herrscher zu, auch in der nahen Oase und der nächsten Ortschaft, werden Safiraman und seine Untoten für Angst und Schrecken sorgen...
Regisseur Frank Agrama bietet dem Zuschauer einen sehr sympathischen Horrorstreifen an. Zunächst schreitet die Handlung im gemäßigten Tempo voran, sieht man von den schnoddrigen Dialogen ab, fühlt man sich unwillkürlich an Gruselstreifen aus den fünfziger und sechziger Jahren erinnert. "Die Mumie des Pharao" ist aber auch eindeutig als Kind der frühen achtziger Jahre identifizierbar, das Finale könnte durchaus aus einem typischen Italo-Horrorflick aus dieser Zeit stammen. Daher mag sich der Film ein wenig zwischen die Stühle setzen, denn Freunden klassischer Horrorwerke dürfte es zu kaputt und blutig zugehen, während die andere Fraktion das groteske Treiben vermutlich als langweilig abkanzeln wird.
Zu den Schauspielern mag ich nicht viel schreiben. Besonders bei der Erstsichtung muten die Damen und Herren sehr blass an, fallen weder positiv noch negativ auf. Die Herren geben wahlweise den Macho, Gönner oder Depp (vereinen teils alle Aspekte in sich), die Damen zicken, plärren, keifen und taumeln durch die Landschaft. Dies erweist sich allerdings nicht als störend, die Fratzen gehen auf angenehme Weise in der Gesamtheit dieses epischen Überwerks auf
(hä?). Der Flick lebt von seiner liebenswerten, übergreifenden "Jahrzehnte-Mixtur", aus der eine äusserst
knuffige Atmosphäre erwächst. Beim Anblick der Mumie kommt Freude auf, wenn die Zombies des Herrn Pharao dem Sandkasten entsteigen, macht sich endgültig wohlige Stimmung in meinem Herzen breit. Bezüglich nackter Tatsachen hält sich das Werk bedeckt
(haha), die blutigen Momente kommen überraschend krude daher. Zunächst präsentiert sich alles eher harmlos, die ersten Panschereien sorgen daher für kleine Ausrufezeichen. Freilich darf der Filmfreund nun keine wild-hysterische Blutorgie erwarten, doch vor allem in der letzten Viertelstunde hauen der alte Wickel und seine Gesellen fröhlich und saftig aufs Mett. Qualitativ sind die Effekte mehr putzig als schockierend, passen sich dem vorherrschenden Niveau des Gesamtpaketes an.
Dank der DVD aus der Trash Collection von CMV, kommt man in den Genuß zweier unterschiedlicher Fassungen. Die alte VHS-Version wurde um rund fünf Minuten Handlung erleichert, wodurch das Tempo ein wenig anzieht. Insgesamt halte ich die ungekürzte Fassung für eine Spur "runder", beide Varianten funktionieren jedoch sehr zufriedenstellend. Pixelzähler werden an der Scheibe keine Freude haben, aber diese Personen dürften sowieso kaum zur Zielgruppe der Veröffentlichung zählen. Ich halte die vorliegende Auswertung für brauchbar, lediglich die Kompression schwächelt zweitweise störend. Der Ton liegt in deutscher und englischer Sprache vor, ergänzend ist ein Kommentar des Regisseurs an Bord. Wie im Rahmen der hauseigenen Trash Collection üblich, hat CMV der DVD eine kleine Hartbox spendiert. Ferner wurde der Silberling im Rahmen der sogenannten "Retro-Edition" auf den Markt geworfen, bei dieser Reihe verwendet CMV Glasboxen (Super-Jewelcase). '84 Entertainment hat ein Repack der CMV-Scheibe am Start. Ältere Ausgabe von Laser Paradise (und weiteren Labeln) sollte man meiden, ebenso die gekürzte CMV Scheibe mit FSK 16 Freigabe.
Klar, von einem Klassiker und/oder Meisterstück ist "Die Mumie des Pharao" mindestes zweihundert Grabkammern weit entfernt. Selbst viele Fans deftiger Kost aus den frühen Achtzigern werden nicht vorbehaltlos mit dem Streifen glücklich werden. Mich hat die harmlose Sause gut unterhalten, ich habe mir zwei schöne Abende mit dem Film gemacht, weitere werden zweifellos folgen.
Zunächst wollte ich 6/10 ziehen, doch nach Sichtung beider Fassungen lege ich noch ein halbes Pünktchen drauf!
Lieblingszitat:
"Was ist hier los? Was sind das für Gestalten?"