DVD von Mondo Macabro (USA)
Satanico Pandemonium (Mexiko 1975, Originaltitel: Satánico pandemonium)
Luzifers Lust
Schwester Maria (Cecilia Pezet) erscheint der Teufel höchstpersönlich. Zunächst wehrt sich die Nonne gegen den Deibel, verfällt jedoch mehr und mehr ihren Gelüsten und dunklen Wünschen. Selbstgeißelung und Gebete können die Umtriebe Marias nicht aufhalten, bald sind erste Todesopfer zu beklagen. Maria ist dem jungendlichen Schafhirten zugeneigt, der ganz in der Nähe des Klosters in einer ärmlichen Behausung lebt. Als der Junge sich verzweifelt gegen die sexuellen Attacken der Ordensschwester stemmt, artet ein nächtlicher Besuch in ein bizarres Blutbad aus...
Bewusst halte ich den Inhaltseinblick diesmal sehr kurz, denn "Satanico Pandemonium" will von aufgeschlosssenen Filmfreuden auf eigene Faust entdeckt werden. Der mexikanische Regisseur Gilberto Martínez Solares (1906-1997) hat im Laufe seiner langen Karriere über einhundertfünfzig Filme inszeniert, jede Menge Komödien gehen auf sein Konto. Mit dem hier vorliegenden Werk gelang ihm ein sehr respektabler Beitrag zum Nunsploitation-Genre, garniert mit einer märchenhaften Horror-Atmosphäre. Märchen ist im Bezug auf "Satanico Pandemonium" ein treffendes Stichwort. Obschon Nacktheit und Gewalt eine Rolle spielen, wird der Streifen von der bereits erwähnten "märchenhaften Horror-Atmosphäre" dominiert. Klar, in typischen Märchen umschreibt man entsprechende Auswüchse
(mehr oder weniger) geschickt, geht weniger offensiv mit erotischen Elementen um. Sadistische Machenschaften werden dort keineswegs ausgesperrt, wer erinnert sich nicht an die "rotglühenden Eisenpantoffeln" aus Schneewittchen, in denen die böse Königin bis zum Eintritt des Todes tanzen musste?
Wer nun jedoch auf wildes Gerödel, fliegende Körperteile und Blutfontänen hofft, der hat eindeutifg auf Sand gebaut. Die Nacktszenen sind meist von erotischer Schönheit geprägt, beschränken sich in erster Linie auf eine gepflegte Dosis Nippelschau. Der Besuch beim Schafhirten gerät ausser Kontrolle, dort verlieren die Verantwortlichen für einige Momente die Contenance. Unerwartet ruppig lässt Maria ihrem Zorn und ihrer Enttäschung freien Lauf, der Einschub verkommt trotz seiner blutroten Konsequenz nicht zum selbstzweckhaften Krawall, sondern unterstützt letztlich die Kraft und Eindringlichkeit
(im wahrsten Sinne des Wortes) des Films. An Symbolen mangelt es auf keinen Fall, beachtet z. B. den immer wieder auftauchenden roten Apfel. Hin und wieder springt die Handlung recht holprig voran, wirkt ungelenk und harsch aufs Ziel zugeschoben. Ob dies dem Drehbuch oder den Produktionsumständen geschuldet ist, erscheint mir aus heutiger Sicht nicht mehr relevant, denn selbst die handwerklichen Unzulänglichkeiten können den Film nicht nachhaltig beschädigen. Der Score soll nicht ohne Würdigung bleiben, psychedelisch anmutende Klänge und Nonnengesäusel sorgen für die passende musikalische Untermalung.
Cecilia Pezet erweist sich als Glücksgriff, besser hätte man die Hauptrolle kaum besetzen können. Frau Pezet schaut überzeugend naiv und bei Bedarf geschockt aus ihrer Ordenstracht hervor, bringt Angst, Verzweiflung und Wärme glaubhaft rüber, beherrscht aber auch Hass und Verschlagenheit ohne Einschränkungen. Gleichzeitig ist Cecilia Pezet eine sehr attraktive Erscheinung, die umgehend die Phantasie des Zuschauers anregt
(in welche Richtung die Gedanken driften, bleibt naturgemäß jedem Betrachter selbst überlassen). Enrique Rocha verkörpert den Leibhaftigen nicht minder treffsicher, er geht vermutlich auch in der "realen Welt" als Frauentyp durch. Ich möchte euch
(und mir) die Auflistung sämtlicher Nebenfiguren ersparen, beschränke mich daher auf möglichst wenige Worte. Die Mutter Oberin grummelt genretypisch vor sich hin, gehört aber zu den etwas zahmeren Vertreterinnen ihrer Zunft. Die ergänzenden Nönnchen sind nett anzuschauen, der Schafhirte ein typischer Jüngling, damit genug zum Ensemble.
Lasst euch bitte auf diesen schönen Film ein! Abseits von Hektik und hohlen Effektspektakeln, sorgt "Satanico Pandemonuim" für liebenswerte, sympathische Unterhaltung. Wieder eines dieser Werke in dessen Atmosphäre ich mit grösster Wonne eintauche, mich glückselig in der warmen Suhle wälze, die Welt vor der Tür vergesse. Sehr genehm ist mir das Ende, welches den Gedanken des Zuschauers keine krampfige Auflösung aufzwingt. Dank des zuverlässigen Labels Mondo Macabro dürfen sich interessierte Filmfreude auf die Reise begeben. Die Scheibe aus den USA präsentiert den Film in schöner Qualität, der spanische Originalton lässt sich durch englische Untertitel ergänzen, ferner ist die DVD codefree. Im Bonusbereich plaudert der Sohn des Regisseurs aus dem Nähkästchen, weitere sehenswerte Kleinigkeiten runden den guten Eindruck ab.
Fazit: Ein Film zum verlieben, ein echter
Knuffel! Zunächst ziehe ich dicke 7,5/10 (gut bis sehr gut)! Doch mein Herz ist offen wie ein Scheunentor, da geht noch was...
Lieblingszitat:
"I don't fear Hell... ...for I AM Hell!"