Seite 1 von 1

Satanico Pandemonium - Gilberto Martinez Solares (1975)

Verfasst: Fr 24. Dez 2010, 11:16
von jogiwan
Satanico Pandemonium - Gilberto Martinez Solares (1975)

Bild

Originaltitel: Satánico pandemonium

Alternativtitel: La Sexorcista

Herstellungsland: Mexiko / 1975

Regie: Gilberto Martinez Solares

Darsteller: Cecilia Pezet, Enrique Rocha, Delia Magaña, Clemencia Colin, Sandra Torres, u.a.

Story:

Der Ordensschwester Maria erscheint eines Tages an einem Fluss ein mysteriöser, nackter Mann. Sie flüchtet, doch nach dem Erlebnis ist ihr Leben nicht mehr wie zuvor. Sie beginnt an ihrer religiösen Einstellung zu zweifeln, entdeckt ihre bisher verschmähte Sexualität und beginnt die Leute in ihrem Konvent zu manipulieren. Immer öfter quälen sie grausame Visionen und schon bald schreckt Maria auch vor Mord und Totschlag nicht mehr zurück...

Re: Satanico Pandemonium - Gilberto Martinez Solares (1975)

Verfasst: Fr 24. Dez 2010, 11:22
von jogiwan
Mit Nunploitation ist es ja immer so eine Sache. Entweder man mag dieser Art von Film, oder eben nicht. Ich gehöre natürlich zur ersten Sorte und "Santanico Pandemonium" ist natürlich ein richtiger Kracher vor dem Herrn. Im Gegensatz zu vergleichbaren Werken ist der 1975 gedrehte Streifen aus Mexico zwar gar nicht mal so explizit, aber ungemein atmosphärisch ausgefallen. Cecilia Pezet ist nicht nur eine Augenweide, sonder verkörpert die innerlich zerrissene Maria in dem etwas seltsamen Konvent auch mit jeder Pore ihres Körpers. Das Ende mag Geschmackssache sein und an "Alucarda" reicht er auch nicht ganz heran, aber insgesamt gesehen ist der Streifen schon ziemlich geil! 8/10

Re: Satanico Pandemonium - Gilberto Martinez Solares (1975)

Verfasst: So 26. Dez 2010, 00:59
von Nello Pazzafini
herrlicher film, hab mich damals sehr über die dvdää gefreut und werde den noch dieses jahr wieder sichten! wär auf nonnen steht (wer nicht? :? ) muss den haben! :)

Re: Satanico Pandemonium - Gilberto Martinez Solares (1975)

Verfasst: So 26. Dez 2010, 23:23
von firetrain
MONDO MACABROs erste DVD-Veröffentlichung in den USA war die Special Edition von ALUCARDA, und bald schon folgte der ebenfalls aus Mexiko stammende SATANICO PANDEMONIUM (Originaltitel = LA SEXORCISTA) aus dem Jahr 1973, dessen Bekanntheitsgrad erst durch Robert Rodrigez / Quentin Tarantinos FROM DUSK TIL DAWN in die Höhe geschraubt wurde...

Bild

Die liebevolle Nonne Maria (gespielt von Cecilla Pezet) lebt sehr zurückgezogen in einem Kloster und kümmert sich unter anderem um die Tiere und Kids des nahegelegenen Dorfes. Eines schönen Tages bietet ihr ein nackter Mann - der "teuflisch" gut aussehende Enrique Rocha - einen knallroten Apfel an (eine Anspielung auf die Schlange, die Eva im Garten Eden ebenfalls so eine verbotene Frucht anbot). Kurz darauf überkommen sie seltsame Neigungen: sie verlangt nach lesbischen Sex mit den anderen Nonnen des Klosters - und auch auf den Jungen des Dorfes hat sie es abgesehen... :shock:

Bild
Der Teufel in Menschengestalt (Enrique Rocha) hat es...

Bild
...auf die fromme Maria (Cecilla Pezet) abgesehen!

Genau wie Juan Lopez Moctezuma in seinem ALUCARDA mixt Regisseur Gilberto Martinez Solares in SATANICO PANDEMONIUM pure Exploitation und Sleaze mit echtem Kunstanspruch - und das ist in diesen beiden Ausnahmefällen atemberaubend gut gelungen! Doch der Film ist längst nicht so sleazig wie seine italienischen Genrekollegen, und auch die antireligiöse Grundhaltung ist bei weitem nicht so dominant wie zum Beispiel in Ken Russels vergleichbaren Streifen. Und obwohl ich KEIN Nunploitationfreak bin, hat mir SATANICO PANDEMONIUM wirklich ausgezeichnet gefallen - besonders die beeindruckende Fotografie und die Farbgestaltung im Mix mit poetischen und sleazigen Sequenzen. Die Atmosphäre ist zwar intensiv, aber längst nicht so fies wie in FLAVIA und ähnlichen Nunploitationknallern. Doch vor allem ist es Cecilla Pezets darstellerische Leistung, die mich wirklich erstaunte - mal ganz davon abgesehen, das sie 'ne ziemlich heisse Schnecke ist! Auch Enrique Rocha (ein sehr bekannter Schauspieler in Mexiko) verleiht seinem teuflischen Charakter eine gewisse Tiefe...

Bild

Bild

In Sachen Blut, Sex und Gewalt hält sich Regisseur Gilberto Martinez Solares im Gegensatz zu seinen italienischen Kollegen noch sehr zurück (dennoch ist SATANICO PANDEMONIUM zumindest für die mexikanischen Verhältnisse des Jahres 1973 teilweise ziemlich gewagt - besonders was die religiösen Elemente betrifft), und selbst die ungeschnittene MONDO MACABRO-DVD könnte in meinen Augen ruhigen Gewissens ab 12 Jahren freigegeben werden (ALUCARDA ebenfalls). Die einzige wirklich fiese Szene kommt ohne Blut und Titten aus: eine schwarze Nonne greift aus Verzweiflung zum Henkersstrick und Maria schaut ihr lächelnd dabei zu! :shock:

Bild

MONDO MACABRO zeigt den Streifen in toller Optik: eine damals (= 2005) brandneue, restaurierte Version des Originalkameranegativs verwöhnt die Augen. Die Farben in den Aussenaufnahmen sind absolut satt und wirklich beeindruckend (das tiefe Blau des Himmels, das Grün der Wiesen) - genauso wie die Kleidung (zum Beispiel die Nonnengewänder und der Umhang des Teufels). Das Schwarz ist ebenfalls schön tief, und ich bin froh, daß ein leichtes und natürliches Grieseln intakt ist.
In Sachen Sound ist ebenfalls alles bestens - schön, das es den spanischen Originalton mit englischen UT gibt!

Unter den vielen Extras findet man unter anderem ein interessantes Interview mit dem Sohn des Regisseurs, der damals das Drehbuch schrieb. Auch das Featurette ist vor allem für Leute, die eben noch keine allzu grossen Nunploitation-Kenntnisse haben, sehr informativ.

Ich kann die Scheibe jedenfalls sehr empfehlen - und zwar vor allem für alle Mexikohorror- und Nunploitationfreaks, die einen gewissen Art-House-Touch zu schätzen wissen! :thup:

Bild





Re: Satanico Pandemonium - Gilberto Martinez Solares (1975)

Verfasst: Mo 12. Sep 2011, 23:40
von Blap
Bild
DVD von Mondo Macabro (USA)


Satanico Pandemonium (Mexiko 1975, Originaltitel: Satánico pandemonium)

Luzifers Lust

Schwester Maria (Cecilia Pezet) erscheint der Teufel höchstpersönlich. Zunächst wehrt sich die Nonne gegen den Deibel, verfällt jedoch mehr und mehr ihren Gelüsten und dunklen Wünschen. Selbstgeißelung und Gebete können die Umtriebe Marias nicht aufhalten, bald sind erste Todesopfer zu beklagen. Maria ist dem jungendlichen Schafhirten zugeneigt, der ganz in der Nähe des Klosters in einer ärmlichen Behausung lebt. Als der Junge sich verzweifelt gegen die sexuellen Attacken der Ordensschwester stemmt, artet ein nächtlicher Besuch in ein bizarres Blutbad aus...

Bewusst halte ich den Inhaltseinblick diesmal sehr kurz, denn "Satanico Pandemonium" will von aufgeschlosssenen Filmfreuden auf eigene Faust entdeckt werden. Der mexikanische Regisseur Gilberto Martínez Solares (1906-1997) hat im Laufe seiner langen Karriere über einhundertfünfzig Filme inszeniert, jede Menge Komödien gehen auf sein Konto. Mit dem hier vorliegenden Werk gelang ihm ein sehr respektabler Beitrag zum Nunsploitation-Genre, garniert mit einer märchenhaften Horror-Atmosphäre. Märchen ist im Bezug auf "Satanico Pandemonium" ein treffendes Stichwort. Obschon Nacktheit und Gewalt eine Rolle spielen, wird der Streifen von der bereits erwähnten "märchenhaften Horror-Atmosphäre" dominiert. Klar, in typischen Märchen umschreibt man entsprechende Auswüchse (mehr oder weniger) geschickt, geht weniger offensiv mit erotischen Elementen um. Sadistische Machenschaften werden dort keineswegs ausgesperrt, wer erinnert sich nicht an die "rotglühenden Eisenpantoffeln" aus Schneewittchen, in denen die böse Königin bis zum Eintritt des Todes tanzen musste?

Wer nun jedoch auf wildes Gerödel, fliegende Körperteile und Blutfontänen hofft, der hat eindeutifg auf Sand gebaut. Die Nacktszenen sind meist von erotischer Schönheit geprägt, beschränken sich in erster Linie auf eine gepflegte Dosis Nippelschau. Der Besuch beim Schafhirten gerät ausser Kontrolle, dort verlieren die Verantwortlichen für einige Momente die Contenance. Unerwartet ruppig lässt Maria ihrem Zorn und ihrer Enttäschung freien Lauf, der Einschub verkommt trotz seiner blutroten Konsequenz nicht zum selbstzweckhaften Krawall, sondern unterstützt letztlich die Kraft und Eindringlichkeit (im wahrsten Sinne des Wortes) des Films. An Symbolen mangelt es auf keinen Fall, beachtet z. B. den immer wieder auftauchenden roten Apfel. Hin und wieder springt die Handlung recht holprig voran, wirkt ungelenk und harsch aufs Ziel zugeschoben. Ob dies dem Drehbuch oder den Produktionsumständen geschuldet ist, erscheint mir aus heutiger Sicht nicht mehr relevant, denn selbst die handwerklichen Unzulänglichkeiten können den Film nicht nachhaltig beschädigen. Der Score soll nicht ohne Würdigung bleiben, psychedelisch anmutende Klänge und Nonnengesäusel sorgen für die passende musikalische Untermalung.

Cecilia Pezet erweist sich als Glücksgriff, besser hätte man die Hauptrolle kaum besetzen können. Frau Pezet schaut überzeugend naiv und bei Bedarf geschockt aus ihrer Ordenstracht hervor, bringt Angst, Verzweiflung und Wärme glaubhaft rüber, beherrscht aber auch Hass und Verschlagenheit ohne Einschränkungen. Gleichzeitig ist Cecilia Pezet eine sehr attraktive Erscheinung, die umgehend die Phantasie des Zuschauers anregt (in welche Richtung die Gedanken driften, bleibt naturgemäß jedem Betrachter selbst überlassen). Enrique Rocha verkörpert den Leibhaftigen nicht minder treffsicher, er geht vermutlich auch in der "realen Welt" als Frauentyp durch. Ich möchte euch (und mir) die Auflistung sämtlicher Nebenfiguren ersparen, beschränke mich daher auf möglichst wenige Worte. Die Mutter Oberin grummelt genretypisch vor sich hin, gehört aber zu den etwas zahmeren Vertreterinnen ihrer Zunft. Die ergänzenden Nönnchen sind nett anzuschauen, der Schafhirte ein typischer Jüngling, damit genug zum Ensemble.

Lasst euch bitte auf diesen schönen Film ein! Abseits von Hektik und hohlen Effektspektakeln, sorgt "Satanico Pandemonuim" für liebenswerte, sympathische Unterhaltung. Wieder eines dieser Werke in dessen Atmosphäre ich mit grösster Wonne eintauche, mich glückselig in der warmen Suhle wälze, die Welt vor der Tür vergesse. Sehr genehm ist mir das Ende, welches den Gedanken des Zuschauers keine krampfige Auflösung aufzwingt. Dank des zuverlässigen Labels Mondo Macabro dürfen sich interessierte Filmfreude auf die Reise begeben. Die Scheibe aus den USA präsentiert den Film in schöner Qualität, der spanische Originalton lässt sich durch englische Untertitel ergänzen, ferner ist die DVD codefree. Im Bonusbereich plaudert der Sohn des Regisseurs aus dem Nähkästchen, weitere sehenswerte Kleinigkeiten runden den guten Eindruck ab.

Fazit: Ein Film zum verlieben, ein echter Knuffel! Zunächst ziehe ich dicke 7,5/10 (gut bis sehr gut)! Doch mein Herz ist offen wie ein Scheunentor, da geht noch was...

Lieblingszitat:

"I don't fear Hell... ...for I AM Hell!"