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Der Pate - Francis Ford Coppola (1972)
Verfasst: Do 6. Jan 2011, 12:14
von buxtebrawler
Originaltitel: The Godfather
Herstellungsland: USA / 1972
Regie: Francis Ford Coppola
Darsteller: Marlon Brando, Al Pacino, James Caan, Richard S. Castellano, Robert Duvall, Sterling Hayden, John Marley, Richard Conte, Al Lettieri, Diane Keaton, Abe Vigoda, Talia Shire u. A.
Don Vito Corleone (Marlon Brando) ist der uneingeschränkte Pate in seiner Familie, die jedoch im ständigen Konflikt mit den anderen mächtigen Familien steht. Sein jüngster Sohn Michael (Al Pacino), der beim Militär war und mit der Familie nicht viel zu tun haben möchte, wird in die brutalen Verhältnisse hineingezogen, als sein Vater niedergeschossen wird. Unerwarteterweise rächt er kaltblütig den Mordversuch und muß außer Landes. Er geht nach Sizilien, wo er seine Ursprünge kennenlernt, während sein Bruder Sonny die Familie leitet. Doch auch Sonny wird ermordet und Michael kehrt zurück, härter denn je, während sich sein Vater langsam erholt...
Quelle:
www.ofdb.de
Re: Der Pate - Francis Ford Coppola
Verfasst: Do 6. Jan 2011, 12:14
von buxtebrawler
Nach langem Zögern habe ich mich nun doch endlich einmal an US-Regisseurs Francis Ford Coppolas Mafia-Epos und Literaturverfilmung „Der Pate“ herangewagt, zumindest an den ersten Teil der Trilogie aus dem Jahre 1972 – und habe es keineswegs bereut. Reizüberflutete Zuschauer mit der Aufmerksamkeitsspanne einer Stubenfliege oder diejenigen, die in erster Linie wilde Mafia-Ballerorgien erwarten, mögen dem Film Längen attestieren. Diese gibt es so allerdings nicht, man nahm sich einfach – wie in den 1970ern nicht unüblich – viel Zeit, um die komplexe, entwicklungsreiche, Konzentration erfordernde Geschichte mit all ihren Familienbanden zu erzählen, den Zuschauer in die Welt der italienischstämmigen Mafia der USA des beginnenden 20. Jahrhunderts zu entführen und ihn dank allgemein hervorragender Schauspieler, denen man ihre Rollen und charakterlichen Entwicklungen jederzeit abnimmt, nicht zu enttäuschen. Die Kulissen, sowohl des nicht mehr ganz jungen Amerikas als auch Siziliens, tragen aufgrund ihrer Authentizität ungemein zur Entfaltung der Atmosphäre bei. Sicherlich wurde Marlon Brando in seiner Rolle als vernunftorientierter Pate Don Vito Corleone, der den Einstieg ins Drogengeschäft ablehnt, etwas idealisiert, doch vermutlich brauchte die Handlung einfach einen guten bzw. nicht ganz so zynischen Charakter, um zu funktionieren. Mit ungeschönter Gewalt und dem radikalen Geschäftssinn der Mafiosi bekommt man es nämlich zur Genüge zu tun, wobei die actionreicheren Szenen sorgfältig platziert wurden. Der junge, unverbrauchte Al Pacino macht als Corleone-Sprössling Michael die größte charakterliche Veränderung durch und lässt den bisweilen schockierten Zuschauer an ihr teilhaben. Gleichzeitig transportiert „Der Pate“ aber auch ein bestimmtes Lebensgefühl, das geprägt ist von familiärer Loyalität als Erdungsfaktor, die nicht nur eingefordert werden kann, sondern auch bis zur Selbstaufgabe erwartet wird. Die Einflüsse der Mafia auf Politik, Wirtschaft und Kultur hingegen werden zwar grundsätzlich erwähnt, aber selten mehr als nur angerissen. Das populäre musikalische Titelthema gilt natürlich längst zurecht als Klassiker. Meines Erachtens ist Coppola mit „Der Pate“ die Kunst gelungen, auch an „Mafiafilmen“ oder der Thematik allgemein desinteressierte Zuschauer für seinen Film zu begeistern, sie zu fesseln und ihnen einen faszinierenden Einblick in jene Parallelwelt zu erlauben, über deren Grad an Realismus ich mir aber kein Urteil erlauben kann (allein schon, weil ich mich nicht mit schwerem Schuhwerk im nächsten Gartenteich wiederfinden möchte). Ein zeitloses Stück Filmgeschichte, das zahlreiche Nachahmer gerade auch im Exploitation-Bereich nach sich rief, hervorragend im Stile eines guten Weins gealtert ist und aufgrund seiner Komplexität immer wieder genossen werden kann. Dennoch halte ich „Der Pate“ nach all den Lobesarien dann doch für ein klitzeklein wenig überbewertet, denn andere Filme aus anderen Genres haben mich letztlich dann doch mehr berührt als diese Zeitreise ins gelackte, unterkühlt-gewalttätige Mafiamilieu.
Re: Der Pate - Francis Ford Coppola
Verfasst: Do 6. Jan 2011, 15:18
von untot
Papperlapapp Bux!!
Der Pate ist The Godfather of Film, hier zück ich die Höchstnote!!
10/10
Re: Der Pate - Francis Ford Coppola
Verfasst: Do 6. Jan 2011, 15:19
von Arkadin
Der zweite Teil ist noch besser.
Re: Der Pate - Francis Ford Coppola
Verfasst: Do 6. Jan 2011, 15:24
von untot
Arkadin hat geschrieben:Der zweite Teil ist noch besser.
Stimmt, der würd auch 10 kriegen, nur Teil drei stinkt etwas ab, gäbe aber trotzdem noch ne 8!
Re: Der Pate - Francis Ford Coppola
Verfasst: Do 6. Jan 2011, 15:33
von Arkadin
untot hat geschrieben:
Stimmt, der würd auch 10 kriegen, nur Teil drei stinkt etwas ab, gäbe aber trotzdem noch ne 8!
Da gebe ich Dir recht. Ist allerdings lange her, dass ich den gesehen habe. Den müßte ich auch mal wieder ins Feierabendprogramm mit aufnehmen. Ich erinnere mich aber gut daran, dass ein gewisse Dame die richtige Entscheidung getroffen hat, eine fragwürdige Schauspielkarriere aufzugeben, um geniale Regisseurin zu werden.
Ich glaube, Teil 3 hatte so seine Momente und die Mafia/Vatikan-Verflechtungen waren sehr interessant. Gegen Teil 2 und 1 kommt er nicht an, sehen sollte man aber trotzdem alle drei.
Re: Der Pate - Francis Ford Coppola
Verfasst: Do 6. Jan 2011, 16:05
von untot
Wenns nicht immer so lange dauern würde, die zu gucken, ich versuch immer einmal im Jahr ne lange Pate Nacht zu machen, alle Teile am Stück, wär mal wieder fällig!
Re: Der Pate - Francis Ford Coppola
Verfasst: Do 6. Jan 2011, 16:31
von Arkadin
Du weißt, dass es da noch eine TV-Version gibt, die nochmal etwas länger ist?
Dort sind Teil 1 und 2 in chronologischer Reihenfolge zusammen geschnitten und noch mit weiteren, vorher entfernten Szenen, noch verlängert worden.
Also wenn schon, denn schon...
Re: Der Pate - Francis Ford Coppola
Verfasst: Do 6. Jan 2011, 16:36
von buxtebrawler
jogiwan, was sagst du als Mafiafilm-Hasser denn zum Paten?
Re: Der Pate - Francis Ford Coppola
Verfasst: Do 6. Jan 2011, 17:15
von Blap
Bux, die Achse des Bösen sucht nach Verbündeten...
***
Ich bin grundsätzlich skeptisch, wenn Filme massiv mit Lob überschüttet werden. Vor allem wenn die pseudointellektuellen Dampfplauderer des "Fülletong" bestimmte Titel über den grünen Klee loben, die entsprechenden Flicks ferner in allen möglichen "Die-besten-Filme-aller-Zeiten-Listen" regelmäßig auftauchen. Ergo möchte ich mich in diesem Fall, geradezu instinktiv mit dem geschätzten Bux solidarisieren.
Aber... Die "Pate-Trilogie" ist einfach großartig. Ein Leckerbissen, ein opulentens Menü für Feinschmecker. Sicher keine Filme für meine persönlichen "Top 200", aber respektabel und geschätzt, unverzichtbar.