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Shelter - Mans Marlind / Björn Stein

Verfasst: Mi 12. Jan 2011, 15:47
von horror1966
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Shelter
(Shelter)
mit Julianne Moore, Jonathan Rhys Meyers, Jeffrey DeMunn, Frances Conroy, Nathan Corddry, Brooklynn Proulx, Brian Anthony Wilson, Joyce Hurring, Steven Rishard, Charles Techman, John Peakes, Michael Graves, Chaz Moneypenny
Regie: Mans Marlind / Björn Stein
Drehbuch: Michael Cooney
Kamera: Linus Sandgren
Musik: John Frizzell
FSK 16
USA / 2009

Die Psychiaterin Cara (Julianne Moore) ist Expertin für „multiple Persönlichkeitsstörungen“. Ihre Autorität auf dem Gebiet hat sie schon als Gutachterin in zahlreichen Gerichtsprozessen bewiesen. Ihre Kompetenz besteht vor allem darin, die Existenz dieser Störung zu widerlegen. Dann lernt sie Adam (Jonathan Rhys Meyers) kennen. Ihr wissenschaftlicher Ansatz bringt Cara hier an die Grenzen des Erklärbaren, denn Adams „multiple Persönlichkeiten“ sind allzu real: Allesamt sind sie Opfer brutaler Morde geworden. Cara beginnt Nachforschungen über die Mordopfer anzustellen und mit jedem Detail, das sie herausfindet, erscheint der Fall sonderbarer. Die schockierendste Entdeckung macht sie allerdings in einem abgelegenen Bergdorf: Hier stößt sie auf einen uralten Kult, der nicht nur ihre Überzeugungen als Wissenschaftlerin in Frage stellt, sondern auch ihren Glauben zutiefst erschüttert …


Filme in denen die Thematik multipler Persönlichkeiten bearbeitet wird, haben immer ihren ganz besonderen Reiz und so bietet auch "Shelter" eine äusserst interessante Geschichte, die vor allem im späteren Verlauf gekonnt die Ebene der Realität mit diversen fikttiven Erzählelementen miteinander verbindet. Das verleiht dem Geschehen insbesondere im letzten Drittel des Filmes eine Menge an Tempo und lässt äusserst unhemliche Züge erkennen, von denen sich eine ungeheure Faszination auf den Zuschauer überträgt. Zugegeben, vor allem die erste Filmhälfte ist nicht unbedingt rasant und temporeich gestaltet, dient sie doch vielmehr dem Story-Aufbau und bringt dem Betrachter die einzelnen Charakter etwas näher, so das man auch eine gewisse Bindung zu ihnen aufbauen kann. Dabei steht die Figur der Psychaterin Cara (Julianne Moore) im Vordergrund, deren Stärke darin liegt, multiple Persönlichkeitsstörungen zu widerlegen. Ihr neuer Patient Adam (Jonathan Rhys Meyers) jedoch scheint ein ganz aussergewöhnlicher Fall zu sein, was sich im Verlaufe der Geschichte immer stärker herauskristallisiert.

Mir persönlich hat ganz besonders der dramaturgisch sehr gelungene Spannungsaufbau gefallen, denn auch wenn die erste Stunde des Geschehens eher recht ruhig verläuft, so beinhaltet sie doch eine Menge Spannung und die eigene Neugier wird immer intensiver, möchte man doch unbedingt wissen, wie sich die Dinge zueinander verhalten. Dabei versucht man selbstverständlich auch sein eigenes Szenario zu erstellen, um der Wahrheit auf den Grund zu gehen, jedoch ist es so gut wie unmöglich, der wirklichen Lösung nahe zu kommen. Was sich nämlich letztendlich als Lösung herausstellt hat mit der Realität herzlich wenig zu tun, ist aber dennoch eine äusserst interessante Variante und verleiht dem Ganzen zudem auch äusserst mysteriöse Züge, die meiner Meinung nach nahezu perfekt in das gewonnene Gesamtbild hineinpassen. Es ist besonders die gut gelungene Mischung aus einer eher rationalen ersten Filmhälfte und dem darauffolgenden sehr mysteriösen Restt des Filmes, die den Zuschauer in ihren Bann zieht und für ein gelungenes Filmerlebnis sorgt.

So kann man auch richtig spüren, wie sich die von Beginn an gute Grundstimmung mit der Zeit immer mehr verdichtet, eine teils unheilvolle Atmosphäre ergreift immer mehr Besitz von den Ereignissen, die auch zunehmend an Intensität gewinnen. Menschen sterben auf unerklärliche Art und Weise, niemand kann sich zunächst einen Reim darauf machen, bis letztendlich die ganze fantastische Wahrheit ans Tageslicht kommt. Sicher, für viele Leute mag die Lösung eventuell etwas zu fantastisch erscheinen, aber handelt es sich doch einmal um eine etwas andere Variante, als wie man sie ansonsten in Filmen mit dieser Thematik geboten bekommt. Zudem tragen auch die überzeugenden Darsteller zu einem insgesamt sehr guten Gesamteindruck bei, wobei insbesondere Julianne Moore und Jonathan Rhys Meyers durch ihr Schauspiel ganz besonders hervorstechen. Moore bringt besonders die Passagen besonders gut rüber, in denen eine ansonsten rational denkende Psychaterin feststellen muss, das es anscheinend genügend Dinge gibt, die überhaupt nicht in ihre nüchterne Weltanschauung passen. Meyers hingegen brilliert durch die flüssigen Übergänge in die verschiedenen Persönlichkeiten die in ihm schlummern und sorgt vor allem in den Verwandlungsszenen für so manch kalten Schauer, der einem unwillkürlich über den Rücken jagt.

Insgesamt gesehen kann man hier von einem wirklich gelungenem Horrorthriller sprechen, der sich dem Zuschauer in zwei vollkommen verschiedenen Filmhälften präsentiert. Dient die erste Stunde doch hauptsächllich zum ausführlichen Einstieg in die Geschichte und beleuchtet die einzelnen Charaktere etwas nachhaltiger, so entpuppt sich doch der Rest des Filmes als ziemlich temporeich und lässt eine immer mysteriöser erscheinende Atmosphäre in den Vordergrund treten, die auch in diversen Passagen durchaus für ein gepflegtes Gänsehaut-Feeling sorgen kann.


Fazit:


"Shelter" ist bestimmt nicht der beste Vertreter seiner Art, bietet aber ganzzeitig gute und spannende Unterhaltung. Meiner Meinung nach entsteht gerade durch die vorhandenen Tempowechsel während der Geschichte ein sehr intensives Filmerlebnis, an dem man seine wahre Freude haben kann. Gute Darsteller, ein gelungener Spannungsbogen und einige mysteriöse Elemente ergeben eine gelungene Mixtur und sorgen dafür, das die Aufmerksamkeit des Zuschauers jederzeit aufrechterhalten wird.


7,5/10

Re: Shelter - Mans Marlind / Björn Stein

Verfasst: Fr 10. Feb 2012, 13:34
von Reinifilm
Gestern 'Shelter" gesehen und in weiten Teilen kann ich horror1966 zustimmen - ABER: Der Film ist mir an einigen Stellen zu sehr von einer evangelikalen Sichtweise der Welt geprägt - Beispiele:

- Todesstrafe wird kein einziges Mal kritisch hinterfragt (ok, das ist bei den meisten US-amerikanischen Filmen der Fall...)
- Bestimmte Teile der modernen Psychologie werden abgelehnt, so etwas wie Schuldunfähigkeit aufgrund von psychischen Erkrankungen
- Bestraft werden alle, die von Gottes Weg abgekommen sind - das ist diesmal nicht nur der obligatorische Metalfan, sondern auch ein kleines Mädchen, was nicht mehr an Gott glauben kann, weil ihr Vater tot ist oder auch Leute, die nicht nur beten, sondern sich impfen lassen / in die Obhut moderner Medizin begeben (diese Argumentation taucht sogar öfters auf...).

Auf der Haben-Seite fielen mir übrigens noch die gelungenen Kamerafahrten auf, ganz besonders die am Anfang des Films...