Der ehemalige Spielhöllenbesitzer Real (Rudolf Forster) vermacht sein gesamtes Vermögen der jungen Kathleen Kent (Judith Dornys), Tochter eines ehemaligen Croupiers bei Real, der sich vor Jahren das Leben nahm, weil sein Chef ihn zu Grunde richtete. Aus Reue lässt er dessen Tochter nach London kommen um sie über das neue Testament zu unterrichten. Seine ehemaligen Mitarbeiter wollen ihm allerdings einen Strich durch die Rechnung machen und fangen die Millionenerbin vorher ab. Connor (Ernst Fritz Fürbringer), der Chef dieser Gruppe, versucht einen Deal mit Kathleen auszuhandeln um an einen Teil des Vermögens zu gelangen, welches sich in Reals Haus in einer Gruft befindet, die einem Hochsicherheitstrakt gleicht. Aber der Weg dort hin birgt tödliche Fallen, doch Connors Truppe dezimiert sich auch ohne Reals mörderische Spielereien, da ein Phantom einen nach dem anderen aus dem Hinterhalt abknallt. Inspektor Angel (Harry Meyen) von Scotland-Yard steht vor einem schwierigen Rätsel...
Dieser neunzehnte Edgar Wallace-Film, und nach
"Der Fluch der gelben Schlange" und
"Der schwarze Abt" dritte Beitrag des Regisseurs Franz Josef Gottlieb, stellt innerhalb der langjährigen Reihe keinen besonders großen Wurf dar und er hatte mit bis dahin nur 1,3 Millionen Kino-Besuchern die schwächste Resonanz zu verbuchen. Die Gründe dafür sind wohl hauptsächlich in den Bereichen der neu strukturierten Besetzung und der streckenweise sehr umständlichen Inszenierung zu finden. Der Verlauf erweist sich als ziemlich eigenwillig, jedoch nicht in dem gewünschten Ausmaß, neue Akzente zu setzen. So sieht man es dieser Produktion von Anfang bis Ende an, dass die neue Gewürzmischung zwar vorhanden ist, aber einfach nicht wie gewollt oder erhofft zünden kann, da innerhalb der Geschichte zu zahlreiche Widerstände aufgebaut werden, die klumpig und kontrakt wirken. Die Erzählstruktur transportiert somit zu viel an Hektik, die selbst die spärlich vorhandenen spannenden Passagen unterwandert. Leider ist das Thema um das Millionenerbe des alten Real nicht besonders originell, so dass auch das gut gemeinte Säbelrasseln der Regie in vielen Sequenzen untergeht, oder sogar über das Ziel hinaus schießt. Insgesamt vermisst man neben allen offensichtlichen Unterhaltungs-Ambitionen daher eine notwendige Dosierung und Vieles wirkt zu dick aufgetragen. Bei aller Kritik verfügt
"Die Gruft mit dem Rätselschloss" natürlich auch über erwähnenswerte Vorteile, die sich vor allem im visuellen Bereich finden lassen. Etliche Schauplätze kommen besonders gut an, insbesondere die geheimnisumwobene Mühle, und vor allem im Bereich der Bildkompositionen sieht man eine sehr ansprechende Gestaltung, die im Bereich der Wallace-Filme in der oberen Kategorie anzusiedeln ist, wobei einige Bauten und Spielereien unfreiwillige Komik vermitteln. Leider geht dieses insgesamt gute Gespür in einer recht oberflächlich gehaltenen Geschichte unter und viele Sequenzen wirken künstlich gestreckt.
Was im nachfolgenden Film
"Der Hexer" für Furore sorgen sollte, nämlich eine beispiellos wirkende Doppelspitze bei den männlichen Hauptrollen, hätte dieser Produktion auch sehr gut gestanden. Dabei ist es weniger von Belang, wie die Anlegung der jeweiligen Rolle im Szenario zu funktionieren hat, sondern wichtiger wäre eine auf Augenhöhe funktionierende Ausprägung gewesen. Harald Leipnitz und Harry Meyen hätten in diesem Zusammenhang deutlichere Konturen vom Drehbuch bekommen müssen, um kein offensichtliches Ungleichgewicht zu transportieren. Der anscheinend freundschaftliche Umgang der beiden wäre eine hervorragende Basis für potentielle Überraschungen beim Zuschauer gewesen und Inspektor Angels Puffer-Funktion zwischen den Fronten wäre nicht nur als gutes Ausgangsmaterial am Rande verpufft. Der Mut zur alternativen Besetzung in den Hauptrollen wird insgesamt durch ungünstige Anlegungen der Rollen vertan und es entsteht der Eindruck einer zweiten Garnitur, die den Film ungünstig prägt. Zu Harald Leipnitz' Interpretation bleibt zu sagen, dass er in der Edgar-Wallace-Reihe eine seiner besten Leistungen demonstriert, auch wenn der zwielichtige Charakter des Jimmy Flinn nur bedingt funktioniert. Die in Ungarn geborene Kanadierin Judith Dornys, deren Karriere mit wenigen Highlights gespickt ist, und die ihren Schwanengesang in einigen
"Frau Wirtin"-Filmen hatte, wirkt leider austauschbar und gibt der bedrohten Millionenerbin wenig Kontur. Selten wirkt sie richtig bedroht und das Kidnapping (welches im Endeffekt eher eine unfreiwillige Unterbringung in einer Art Hotel zu sein scheint) will mit all dem belanglosen Hin und Her einfach nicht richtig funktionieren. Die zierliche Kathleen Kent wirkt darstellerisch weitgehend austauschbar und gestaltet diese wichtige Rolle im Gesamtgeschehen eher diffus, transportiert immer wieder Anflüge von Ausdruckslosigkeit, auch wenn man sie als durchaus sympathisch empfindet.
Interessantere Darbietungen sieht man definitiv von Rudolf Forster als Real und Ernst Fritz Fürbringer als Banden-Chef Connor, die beide richtig auftrumpfen können. Zwar sind auch diese Rollen über Strecken zu stereotyp angelegt, aber die schauspielerischen Finessen halten durchaus bei der Stange. Forster, den man leider in seinem Wallace-Gastspiel sieht, kann schließlich durch Dominanz überzeugen und seine Rolle offeriert hin und wieder einen doppelten Boden, der sogar eine ironische Note offeriert. Im Verlauf flacht der eigentlich gut aufgebaute Charakter des Real jedoch ab, da man schwammige, überaus sentimentale Tendenzen vernehmen kann, die einfach nicht zu ihm passen wollen. Connor wirkt auch nur temporär richtig gefährlich und ohne Skrupel, doch dieser Eindruck wird immer wieder durch seine eigenen Komplizen unterwandert. Dem Empfinden nach handelt es sich nämlich um eine bunt zusammen gewürfelte Truppe, die vor Unfähigkeit nur so zu strotzen scheint. Eine gute Voraussetzung für das Auftauchen des geheimnisvollen Mörders, der Connors Gefolgschaft im Sinne von Kanonenfutter dezimieren darf. Erwähnenswert ist auf jeden Fall noch Rechtsanwalt Spedding, ein Lakai der nur auf den richtigen Moment warten wird, um ebenfalls an Reals Vermögen zu kommen. Die Darstellung durch Werner Peters ist gewohnt solide, immer wieder vermochte der Schauspieler es seine Personen mit einer zwielichtigen Note auszustatten und Abscheu und tiefstes Misstrauen hervorzurufen. Siegfried Schürenberg als Sir John sieht man bei jedem Auftritt an, dass er an dieser Rolle nach Belieben feilen konnte. Erneut wirkt er hektisch, mürrisch und gereizt bei Komplikationen, die sich ohnehin wie ein roter Faden durch
"Die Gruft mit dem Rätselschloss" ziehen werden. Eddi Arent ist hier leider kaum zu verschmerzen, sein gebetsmühlenartiger Humor verlangt Durchahltevermögen ab, so dass er der Geschichte leider mehr schadet, als ihr Nutzen zu bringen. Erwähnenswert sind natürlich noch die kleineren Auftritte von Vera Tschechowa und Ilse Steppat, die beide eine hohe Präsenz aufbauen, was ein überaus zwielichtiger Klaus Kinski hier am nachhaltigsten schafft. Er schleicht durch die Kulissen und ist nicht zuzuordnen, sein wortloser Auftritt hat dabei sogar das Potential, in stille Begeisterung zu versetzen.
Gut, was wäre ein echter Edgar Wallace ohne eine besondere Besetzung? In dieser Hinsicht weiß
"Die Gruft mit dem Rätselschloss" vom Prinzip her zu überzeugen, auch wenn es letztlich der Vergleich innerhalb des Wallace-Universums ist, der Gottliebs Film schwer zusetzt. Der Wille, diesen neunzehnten Beitrag mit neuen Impulsen anzureichern, scheint allgegenwärtig zu sein, aber unterm Strich zeigt das Ergebnis doch lediglich einen recht durchschnittlichen Charakter. Was man Gottliebs Inszenierungen generell zu Gute halten darf, ist eine Art verspielter Detail-Verliebtheit und ein angenehmes, experimentelles Vorgehen, was wieder besonders bei den vielen spektakulären Kamera-Einstellungen geltend gemacht wird. Ein Gespür für die Geschichte ist durchaus zu sehen, aber den Unterschied machen einfach viele Feinheiten aus und es gibt zahlreiche Ungereimtheiten in der Abstimmung, so dass diese Produktion sich Vergleiche gefallen lassen muss. Positiv zu erwähnen ist die Prätitel-Sequenz, die mit einem gelungenen Film-im-Film-Ereignis überzeugen, bei der Erst-Ansicht sogar überraschen kann, und auch der erste Mord im Kino wirkt über die Projektionsfläche Vera Tschechowa sehr eindringlich. Der Vorspann zeigt aussagekräftige Szenenbilder, was sich stets als gutes Stilmittel bewiesen hat und die Musik von Peter Thomas ist vielleicht nicht seine beste, bleibt aber insbesondere in Verbindung mit gewissen Veranschaulichungen deutlich in Erinnerung.
"Die Gruft mit dem Rätselschloss" transportiert einen recht klaren, und durchstrukturierten Ablauf, der aber leider herkömmlich bleibt. Zu spannungsarm und kopflastig wirkt das Ganze und zurück bleibt bestenfalls eine kurzweilige Angelegenheit, die allerdings immer wieder per Holzhammer-Methode durch Eddi Arents ungezügelte Humor-Einlagen gestört wird. Mehr Vehemenz und Ernsthaftigkeit hätten da schon für kleinere Wunder sorgen können. Unterm Strich bleibt also ein Film zurück, der seinen berüchtigten Stellenwert, im Sinne von Durchschnittsware mit kleineren Farbtupfern nicht umsonst auferlegt bekommen hat. Für Zustimmung sorgt dann eher die wallacewürdige Besetzung, die als augenscheinlich zweite Garnitur für begrüßenswerte Momente sorgen kann. Insgesamt gesehen findet sich diese Produktion in der langjährigen Reihe daher zurecht auf den hinteren Rängen wieder.