Gesichter des Sterbens - Akira Ide
Moderator: jogiwan
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Gesichter des Sterbens - Akira Ide
Originaltitel: Guinea Ama
Herstellungsland: Italien / Japan (1974)
Die Verantwortlichen dieser italienisch-japanischen Co-Produktion werden wohl selbst nicht geahnt haben, dass ihr Werk im weiteren Verlauf der italienischen Filmgeschichte eine, sagen wir, nicht unbedeutende Rolle spielen würde. GUINEA AMA ist ein Mondo, dessen Aufnahmen ausnahmslos in Neu-Guinea entstanden, und folgt sklavisch den Regeln des Genres. Die Realität, die das Filmteam im dortigen Dschungel vorfindet, interessiert zu keiner Sekunde, sie wird umgeformt, verzerrt, inszeniert bis sie den Anforderungen und Wünschen eines westlich-zivilisierten Publikums entspricht. Zumindest in der mir bekannten deutschen Fassung strotzt das Filmchen, auch das völlig genretypisch, nur so vor Sexismus und Rassismus, und wird bei dem Teil des Publikums, das GUINEA AMA als seriöse, fundierte Dokumentation betrachtet, unweigerlich den Eindruck erwecken, dass die Urbevölkerung Neu-Guineas seine Zeit mit nichts anderem vertreibt als mit Sex und Gewalt, wobei der Fokus eindeutig auf Ersterem liegt. Aus dem Off werden angebliche Hochzeitsriten, die Sexualbräuche, das Anfertigen eines Lendenschurzes aus einer Fledermaus mit unfreiwillig komischen Sprüchen (oder gar mit Marschmusik!) begleitet, die den Film eher in die Klamaukecke zu ziehen drohen: die zynische, pessimistische Weltsicht eines Jacopettis fehlt hier völlig, weshalb der Film auch mehr als leichte Unterhaltung funktioniert, und nur wenig schockiert, sieht man mal von drei derberen Tiersnuff-Szenen ab. Ständig nimmt der Sprecher den Mund zu voll, selbst dann, wenn es eigentlich gar nichts zu sehen gibt. Da sitzen Eingeborene ums Feuer und nehmen einen Trank zu sich, den der Sprecher entsetzt als Rauschgift klassifiziert. Obwohl die Eingeborenen sich kaum rühren, regungslos bleiben, ihre Körper höchstens leicht zu einer Musik bewegen, die irgendwo erklingt, weiß der Sprecher zu berichten, dass man danach die Kamera habe ausschalten müssen, um dem Publikum die folgenden Szenen zu ersparen, denn zu was die Wilden in ihren Drogenräuschen fähig seien, das übersteige selbst die kühnste Phantasie eines zivilisierten Menschen. Schlicht lächerlich.
Wie wild herumgeritten wird auf der Kannibalismus-Thematik, denn die Eingeborenen Neu-Guineas seien allesamt von Natur aus Menschenfresser, und würden diese kulinarischen Gepflogenheiten, seitdem die Regierung den Kannibalismus offiziell verbot, nun nur noch im Heimlichen ausleben. Einen Beweis liefert der Film allerdings nicht, konkret wird es nur in einer Szene, die mir ziemlich gestellt aussieht, wo das Filmteam angeblich aus 100 Meter Höhe ein kannibalistisches Ritual filmt, und dabei bangt, entdeckt und selbst verschlungen zu werden, man in Wirklichkeit jedoch einzig und allein zwei Eingeborene sieht, die um ein Feuer hocken, und daneben einen dritten, der unversehrt im Gras liegt. Gerade diese Szene, so stumpfsinnig sie auch sein mag, verweist, meiner Meinung nach, allerdings schon eindeutig auf ein Werk wie CANNIBAL HOLOCAUST, gerade, was die Kameraarbeit betrifft. Überhaupt scheint mir GUINEA AMA nicht unwichtig für das Verständnis des italienischen Kannibalenfilms zu sein, der 1974 ja noch in den Kinderschuhen steckte.
Noch wichtiger allerdings ist Bruno Matteis grenzenlose Liebe zu diesem Film, denn anders kann ich es mir nicht erklären, dass er tatsächlich in drei (!) seiner Filme Material aus GUINEA AMA verwertete, vornehmlich erbauliche Szenen, in denen Eingeborene [angeblich!] ihren Toten huldigen, indem sie auf ihren Leichen herumkrauchende Würmer verzehren oder sich mit ihrem Sekret einreiben, jedoch auch harmlose Landschafts- und Tieraufnahmen oder ganz allgemein Eingeborenenszenen, in denen nichts weiter Spektakuläres passiert. Zu finden sind diese in DIE HÖLLE DER LEBENDEN TOTEN, LIBIDOMANIA und auch in MONDO CANNIBALE von 2003, und daher fest im kollektiven Bewusstsein der Italo-Kino-Interessenten verankert, obwohl diese GUINEA AMA selbst nie zu Gesicht bekamen.
- buxtebrawler
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Re: Gesichter des Sterbens - Akira Ide
Wieder einmal eine sehr gelungene Kritik.
Der Mondo-Film - Vorläufer von "Explosiv - Das Magazin" & Co.
Der Mondo-Film - Vorläufer von "Explosiv - Das Magazin" & Co.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
Re: Gesichter des Sterbens - Akira Ide
Allesamt nicht mein Ding, hab einen gesehen, muß ich nicht nochmal haben!
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Re: Gesichter des Sterbens - Akira Ide
Ich hab quasi alles, will ich nicht mehr haben.....