Der junge Wissenschaftler Benjamin Land (Hiram Keller) kommt nach Amsterdam, um seinen alten Freund Dr. Paul Linden (Eric Schneider) zu besuchen. Dieser Linden arbeitet seit längerem an der Entwicklung eines Serums, welches das menschliche Leben verlängern soll. Doch bevor Land etwas über das Projekt erfahren kann, erhängt Linden sich in seiner Wohnung, die daraufhin von Benjamin übernommen wird. Gleichzeitig übernimmt er auch die Arbeit von Dr. Linden und versucht seinem Geheimnis auf die Spur zu kommen.
Eine wichtige Rolle scheint dabei die junge Anna (Tina Aumont, Kinski-Fans bekannt als durchtriebene Chonchita in „
Mit Django kam der Tod“) zu spielen, die in den letzten Monaten Lindens Geliebte war. Sie wiederum steht in Verbindung mit dem geheimnisvollen Schweizer Geschäftsmann Nicholas Ulrich (Klaus Kinski), in dessen Auftrag Linden seine Experimente machte. Land bekommt heraus, dass Linden nicht nur an Mäusen sein Serum ausprobierte, sondern auch an einigen Bewohnern eines Altenheims. Linden hatte ein Serum gefunden, das als Membrane die Zellen umschließt und somit Schutz vor Strahlung bietet. Folge ist eine Verlangsamung des Alterungsprozesses.
Land bekommt von Nicholas Ulrich das Angebot gemacht, zu gleichen Konditionen die Arbeit von Dr. Linden weiterzuführen. Ulrich ist, wie er sagt, nicht daran interessiert, ein
alter, reicher Mann zu sein. Im Gegenteil, er hat panische Angst vorm Altern und nutzt jedes erlaubte und unerlaubte Mittel, um seinem Ziel näher zu kommen.
Benjamin kommt dem Geheimnis seines Mentors immer näher.
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Er geht sogar so weit, dass er heimlich bei Nacht und Nebel eine Gewebeprobe von Lindens ehemaliger Putzfrau, die ebenfalls eines der Versuchskaninchen im Altenheim war, zu entnehmen. Als Land danach an einem weiteren alten Mann eine Biopsie vornimmt, stirbt dieser angeblich an den Folgen des Eingriffs. Land hatte in seinem Eifer vergessen, seine Instrumente nach der Leichenfledderei zu sterilisieren und wird daraufhin in eine Irrenanstalt gesteckt.
Seinen Widersachern, allen voran Prof. van Arp, kommt diese Gelegenheit nur recht. Schon Linden war ihnen mit seinen Forschungen ein Dorn im Auge und der junge Land ist der Lösung gefährlich nahe gekommen. Eine Lösung, die gewisse Leute unbedingt verhindern wollen.
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Jetzt versucht man, Land als Irren und Mörder abzustempeln und mundtot zu machen. Und tatsächlich droht Benjamin langsam den Verstand zu verlieren. In nächtlichen Wahnvorstellungen erscheint ihm der tote Dr. Linden, woraufhin Benjamin sich entschließt, endgültig das Angebot Ulrichs anzunehmen.
Benjamin verlässt die Anstalt und reist in die Schweizer Alpen, wo Ulrich ein riesiges Forschungslabor besitzt. Land will die Versuche fortführen und zunächst an sich selbst ausprobieren. Und danach vielleicht, aber auch nur vielleicht, Ulrich zu dem ewigen Leben verhelfen, welches dieser so ersehnt. Land ist nun besessen von der Aussicht auf Unsterblichkeit. „Denn wie kann man mit etwas zufrieden sein, das endet ...?“
Regisseur Alexander Whitelaw ist es gelungen, ein Science Fiction-Drama zu erschaffen, das zumindest einzigartig ist. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob der Film auch gelungen ist oder einfach nur Müll ist. Aber schon allein auf Grund dieser inneren Zweifel hat
LIFESPAN durchaus eine Daseinsberechtigung. Zudem hat der Film mit Hiram Keller als Benjamin Land und Tina Aumont als Anna zwei, wenn auch nicht herausragende, so aber doch passable Darsteller gefunden.
Tina Aumont hatte ja bereits in „
Mit Django kam der Tod“ einen eindrucksvollen Auftritt hingelegt (außerdem wirkte sie auch noch in einem meiner liebsten Giallo-Film mit : „
Torso“). Hier spielt sie die geheimnisvolle Ex-Freundin Lindens, die Tragweite ihrer Rolle bleibt bis zum Schluss im Dunkeln.
Klaus Kinski bringt in seiner Rolle als Nicholas Ulrich hervorragend die Angst vor dem Älterwerden zum Tragen. Ulrich hat alles, vor allen Dingen Reichtum, Macht und Einfluss. Doch auch er unterliegt den Gesetzen der Natur und versucht nun, der Schöpfung ein Schnippchen zu schlagen, indem er ein Serum entwickeln lässt, das den Prozess des Altern aufhalten soll.
Kinski nimmt man diese Rolle voll ab. Er selbst - ein Mann in mittleren Jahren (Kinski war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 48 Jahre alt), steht an der Schwelle zum Älterwerden. Der Zeitpunkt des Todes ist zwar noch in weiter Entfernung, aber absehbar. Wie in vielen weiteren Filmen, speziell in den französischen, stellt Kinski auch hier einen in sich verlorenen Charakter dar, der zwar alles kaufen kann, aber an seiner eigenen Existenz letzlich scheitert. War Kinski früher stets auf den Part des Bösewichtes festgelegt, so gibt man ihm nun endlich mit zunehmendem Alter Rollen mit Tiefe und Emotionen. Kinski erfüllt diesen Part genauso souverän wie früher die kleinen Ganoven in den Wallace-Filmen oder später die Desperados der Italowestern. Kein Charakter scheint ihm fremd zu sein, keine Haut scheint nicht auch seine eigene Haut zu sein.
LIFESPAN ist ein düsterer, fast emotionsloser Film. Die Atmosphäre Amsterdams ist beklemmend, die Musik von Terry Riley unterstützt diese Stimmung in hervorragender Weise. Obwohl in der Gegenwart spielend, wirkt der Film fast wie eine Endzeit-Vision. Whitelaws Film schildert schonungslos Ängste, die jeder von uns in sich trägt, über die man aber ungerne spricht. Weil man sich der Chancenlosigkeit im Kampf gegen die menschliche Uhr des Lebens bewusst ist.
LIFESPAN dürfte zu den Werken Kinskis gehören, die am meisten unterschätzt worden sind. Zu Unrecht, wie ich meine. Dieser Film gehört für mich ganz eindeutig zu den zehn besten Kinski-Filmen überhaupt.
9/10
![Bild](http://img214.imageshack.us/img214/6178/0alifespan3tl5.jpg)