The Devil's Nightmare - Jean Brismée (1971)
Verfasst: Fr 28. Jan 2011, 23:15
The Devil's Nightmare
Originaltitel: La plus longue nuit du diable
Alternativtitel: La terrificante notte del Demonio
Regie: Jean Brismée
Darsteller: Erika Blanc, Jean Servais, Jacques Monseau, Ivana Novak, Lorenzo Terzon
Erika macht uns die Sukkubiene
Berlin in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs. Während die Bomben der Alliierten die Überreste der geschundenen Stadt umpflügen, wartet Baron von Rhoneberg (Jean Servais) ungeduldig auf die Geburt seines Kindes. Die Mutter des Neugeborenen verstirbt nach der Entbindung, doch der ranghohe Offizier interessiert sich in erster Linie für das Geschlecht seiner Brut. Mit eiskalter Präzision tötet er den weiblichen Säugling. Inzwischen sind viele Jahre ins Land gezogen, der Adelige bewohnt das herrschaftliche Anwesen seiner Familie. Eine kleine Reisegruppe strandet auf seinem Anwesen, man möchte die kommende Nacht notgedrungen in dem alten Gemäuer verbringen. Der verschrobene Hausdiener zehrt mit schaurigen Geschichten an den Nerven der Gäste, doch auch der Baron berichtet von einem alten Fluch, der seit vielen Generationen auf seiner Familie lasten soll. Stets wird die erstgeborere Tochter aus jeder Generation der von Rhonebergs, in Gestalt eines Sukkubus Unheil und Verderben über die Menschheit bringen. Freilich klingt diese Geschicht zu grotesk um wahr zu sein, doch sie hinterlässt Spuren bei den Anwesenden. Wenig später taucht eine rätselhafte Schönheit (Erika Blanc) auf, eine Nacht des Grauens nimmt unaufhaltsam ihren Lauf...
Der leider wenig bekannte Regisseur Jean Brismée, tischt uns mit "La plus longue nuit du diable" eine vorzügliche Horrorspeise auf. In Deutschland blieb dieser schöne Streifen leider unberücksichtigt, im englischsprachigen Raum ist er unter dem griffigen Titel "The Devil's Nightmare" geläufig. Wer ein Herz für Euro-Horror aus den siebziger Jahren hat, bekommt hier die Vollbedienung serviert, kann sich voller Wonne und Lust in den liebenswerten Klischees suhlen. Als zentrale Kulisse dient ein altes Schloss, für wohlige Gruselschauer ist in diesem hübschen Gothic-Ambiente bestens gesorgt. Kerzenlicht und dunkle Ecken, selbst ein kleines Labor im Keller fehlt nicht, schliesslich will der liebe Baron ein wenig experimentieren. Wüste Gemetzel sollte man nicht erwarten, jedoch lässt sich Brismée nicht lumpen, bringt eine Eiserne Jungfrau zum Einsatz, lässt ein wenig Blut fliessen, hackt ein Köpfchen ab. Klar, ausufernde Gewaltexzesse werden nicht zelebriert, diese wird allerdings auch kein Freund des Genres ernsthaft erwarten. Im Gegenteil, egal ob die Briten von Hammer und Amicus mit Stars wie Peter Cushing und Christopher Lee am Werk waren, egal ob Paul Naschy oder Amando de Ossorio den Spaniern eine Gänsehaut verpassten, oder ob in Italien Mario Bava für Gruselschauer sorgte: Die Atmosphäre stand im Vordergrund, wer Mettgut in hoher Dosierung braucht, sollte sich lieber in anderen Bereichen des Horrorkinos umsehen. Man merkt "The Devil's Nightmare" an, dass der Film nach 1965/66 produziert wurde, denn seit den späten sechziger Jahren wurde man immer freizügiger. Die Damen gewährten tiefere Einblicke, Sex war schon immer ein hervorragendes Verkaufsargument. In dieser Hinsicht stürmt Brismée erstaunlich offensiv auf den Zuschauer los, die Hüllen fallen mehrfach, inklusive sehr erotischer Lesbenszenen. Satan, was bekommen wir in diesem Flick für anmutige Schönheiten zu sehen!
Erika Blanc taucht erst nach der Vorstellung ihrer Speisekarte auf, doch dafür ist ihr Auftritt umso eindrucksvoller geraten. Wo Frau Blanc zu sehen ist brennt die Luft, füllen sich die Lungen des Betrachters mit einem Gasgemisch aus Begierde und Lust! Die "Verwandlung" sorgt für die immer wieder beschworenen Gruselschauer, mir jagt noch jetzt eine Erpeltapete nach der anderen über den Rücken. Die erotische Overpower knallen uns allerdings zwei andere Damen vor den Latz. Ivana Novak ist als brünette Corinne auf der Jagd nach heissen Erlebnissen, sie geht mit der blonden Schönheit Regine (Shirley Corrigan) in den züngelnden Nahkampf. Gegen die erotische Ausstrahlung und Anziehungskraft dieser Vollblutfrauen, wirkt die heutige Damenmannschaft wie eine Tüte vergammelter Rosinen, die man selbst mit verbundenen Augen am Botoxgeruch erkennt. Während Regine nach dem kleinen Räppelchen bereit zur Nachtruhe ist, gelüstet es Corinne nach weiteren Erlebnissen, gern auch mit dem Gatten einer anderen Mitreisenden. Jean Servais spielt den Baron von Rhoneberg mit entspannt-angespannter Routine, Charakterschädel Daniel Emilfork glänzt mit denkwürdigen Kurzauftritten. Christian Maillet überzeugt als ständig fressender Busfahrer (bei seinen Essgewohntheiten scheint mit das Wort "Fressen" in der Tat angemessenen), Lucien Raimbourg verlegt sich auf unaufhörlich fluchender Zeitgenosse. Jacques Monseau rundet das Ensemble als angehender Priester ab, der auf einen übermächtigen Gegner trifft. Den übrigen Mitwirkenden kann man getrost ein kaum minder gutes Zeugnis ausstellen, es wäre jedoch müßig alle Darsteller runterzuleiern.
Knapp 90 Minuten knuffige Unterhaltung für den Genrefan. Die sieben Todsünden, angerichtet als schmackhaftes Gothic-Grusel-Menü. Gewürzt mit ein paar Spritzern Lebenssaft, einem kräftigen Schuss Erotik, einer kleinen Prise Sleaze, gekonnt abgeschmeckt und stilvoll angerichtet. Zum Gelingen des Gesamtpaketes trägt die schöne Kameraarbeit bei, der Score untermalt das liebenswerte Treiben sehr angenehm.
Nein, ein Meisterwerk ist "La plus longue nuit du diable" wohl nicht, aber ein unglaublich charmanter, entzückender und sympathischer Film! Ein wohlige Wonne, vergleichbar mit dem warmen Vollbad am frühen Nachmittag, das den neuen Tag nach einer langen Nacht einläutet. Ich möchte darin versinken, mich dem Genuss hingeben. Die DVD aus dem Hause Raro Video reisst zwar keine Bäume aus, man kann aber gut mit der Scheibe leben. Leider gibt es nur einen sehr kurzen Trailer als Bonus, immerhin ist ein kleines Booklet an Bord. Der Ton liegt in italienischer und englischer Sprache vor, auf Untertitel muss man verzichten.
7,5/10 (Gut bis sehr gut). Ihr ahnt es bereits: Der Wohlfühlfaktor und die Knuffigkeit sprengen locker jede Skala! Solche Schätzchen halten meine Leidenschaft zum Film unter Volldampf!
Lieblingszitat:
"Yes, people do die from fear."
"Fear?"
Originaltitel: La plus longue nuit du diable
Alternativtitel: La terrificante notte del Demonio
Regie: Jean Brismée
Darsteller: Erika Blanc, Jean Servais, Jacques Monseau, Ivana Novak, Lorenzo Terzon
Erika macht uns die Sukkubiene
Berlin in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs. Während die Bomben der Alliierten die Überreste der geschundenen Stadt umpflügen, wartet Baron von Rhoneberg (Jean Servais) ungeduldig auf die Geburt seines Kindes. Die Mutter des Neugeborenen verstirbt nach der Entbindung, doch der ranghohe Offizier interessiert sich in erster Linie für das Geschlecht seiner Brut. Mit eiskalter Präzision tötet er den weiblichen Säugling. Inzwischen sind viele Jahre ins Land gezogen, der Adelige bewohnt das herrschaftliche Anwesen seiner Familie. Eine kleine Reisegruppe strandet auf seinem Anwesen, man möchte die kommende Nacht notgedrungen in dem alten Gemäuer verbringen. Der verschrobene Hausdiener zehrt mit schaurigen Geschichten an den Nerven der Gäste, doch auch der Baron berichtet von einem alten Fluch, der seit vielen Generationen auf seiner Familie lasten soll. Stets wird die erstgeborere Tochter aus jeder Generation der von Rhonebergs, in Gestalt eines Sukkubus Unheil und Verderben über die Menschheit bringen. Freilich klingt diese Geschicht zu grotesk um wahr zu sein, doch sie hinterlässt Spuren bei den Anwesenden. Wenig später taucht eine rätselhafte Schönheit (Erika Blanc) auf, eine Nacht des Grauens nimmt unaufhaltsam ihren Lauf...
Der leider wenig bekannte Regisseur Jean Brismée, tischt uns mit "La plus longue nuit du diable" eine vorzügliche Horrorspeise auf. In Deutschland blieb dieser schöne Streifen leider unberücksichtigt, im englischsprachigen Raum ist er unter dem griffigen Titel "The Devil's Nightmare" geläufig. Wer ein Herz für Euro-Horror aus den siebziger Jahren hat, bekommt hier die Vollbedienung serviert, kann sich voller Wonne und Lust in den liebenswerten Klischees suhlen. Als zentrale Kulisse dient ein altes Schloss, für wohlige Gruselschauer ist in diesem hübschen Gothic-Ambiente bestens gesorgt. Kerzenlicht und dunkle Ecken, selbst ein kleines Labor im Keller fehlt nicht, schliesslich will der liebe Baron ein wenig experimentieren. Wüste Gemetzel sollte man nicht erwarten, jedoch lässt sich Brismée nicht lumpen, bringt eine Eiserne Jungfrau zum Einsatz, lässt ein wenig Blut fliessen, hackt ein Köpfchen ab. Klar, ausufernde Gewaltexzesse werden nicht zelebriert, diese wird allerdings auch kein Freund des Genres ernsthaft erwarten. Im Gegenteil, egal ob die Briten von Hammer und Amicus mit Stars wie Peter Cushing und Christopher Lee am Werk waren, egal ob Paul Naschy oder Amando de Ossorio den Spaniern eine Gänsehaut verpassten, oder ob in Italien Mario Bava für Gruselschauer sorgte: Die Atmosphäre stand im Vordergrund, wer Mettgut in hoher Dosierung braucht, sollte sich lieber in anderen Bereichen des Horrorkinos umsehen. Man merkt "The Devil's Nightmare" an, dass der Film nach 1965/66 produziert wurde, denn seit den späten sechziger Jahren wurde man immer freizügiger. Die Damen gewährten tiefere Einblicke, Sex war schon immer ein hervorragendes Verkaufsargument. In dieser Hinsicht stürmt Brismée erstaunlich offensiv auf den Zuschauer los, die Hüllen fallen mehrfach, inklusive sehr erotischer Lesbenszenen. Satan, was bekommen wir in diesem Flick für anmutige Schönheiten zu sehen!
Erika Blanc taucht erst nach der Vorstellung ihrer Speisekarte auf, doch dafür ist ihr Auftritt umso eindrucksvoller geraten. Wo Frau Blanc zu sehen ist brennt die Luft, füllen sich die Lungen des Betrachters mit einem Gasgemisch aus Begierde und Lust! Die "Verwandlung" sorgt für die immer wieder beschworenen Gruselschauer, mir jagt noch jetzt eine Erpeltapete nach der anderen über den Rücken. Die erotische Overpower knallen uns allerdings zwei andere Damen vor den Latz. Ivana Novak ist als brünette Corinne auf der Jagd nach heissen Erlebnissen, sie geht mit der blonden Schönheit Regine (Shirley Corrigan) in den züngelnden Nahkampf. Gegen die erotische Ausstrahlung und Anziehungskraft dieser Vollblutfrauen, wirkt die heutige Damenmannschaft wie eine Tüte vergammelter Rosinen, die man selbst mit verbundenen Augen am Botoxgeruch erkennt. Während Regine nach dem kleinen Räppelchen bereit zur Nachtruhe ist, gelüstet es Corinne nach weiteren Erlebnissen, gern auch mit dem Gatten einer anderen Mitreisenden. Jean Servais spielt den Baron von Rhoneberg mit entspannt-angespannter Routine, Charakterschädel Daniel Emilfork glänzt mit denkwürdigen Kurzauftritten. Christian Maillet überzeugt als ständig fressender Busfahrer (bei seinen Essgewohntheiten scheint mit das Wort "Fressen" in der Tat angemessenen), Lucien Raimbourg verlegt sich auf unaufhörlich fluchender Zeitgenosse. Jacques Monseau rundet das Ensemble als angehender Priester ab, der auf einen übermächtigen Gegner trifft. Den übrigen Mitwirkenden kann man getrost ein kaum minder gutes Zeugnis ausstellen, es wäre jedoch müßig alle Darsteller runterzuleiern.
Knapp 90 Minuten knuffige Unterhaltung für den Genrefan. Die sieben Todsünden, angerichtet als schmackhaftes Gothic-Grusel-Menü. Gewürzt mit ein paar Spritzern Lebenssaft, einem kräftigen Schuss Erotik, einer kleinen Prise Sleaze, gekonnt abgeschmeckt und stilvoll angerichtet. Zum Gelingen des Gesamtpaketes trägt die schöne Kameraarbeit bei, der Score untermalt das liebenswerte Treiben sehr angenehm.
Nein, ein Meisterwerk ist "La plus longue nuit du diable" wohl nicht, aber ein unglaublich charmanter, entzückender und sympathischer Film! Ein wohlige Wonne, vergleichbar mit dem warmen Vollbad am frühen Nachmittag, das den neuen Tag nach einer langen Nacht einläutet. Ich möchte darin versinken, mich dem Genuss hingeben. Die DVD aus dem Hause Raro Video reisst zwar keine Bäume aus, man kann aber gut mit der Scheibe leben. Leider gibt es nur einen sehr kurzen Trailer als Bonus, immerhin ist ein kleines Booklet an Bord. Der Ton liegt in italienischer und englischer Sprache vor, auf Untertitel muss man verzichten.
7,5/10 (Gut bis sehr gut). Ihr ahnt es bereits: Der Wohlfühlfaktor und die Knuffigkeit sprengen locker jede Skala! Solche Schätzchen halten meine Leidenschaft zum Film unter Volldampf!
Lieblingszitat:
"Yes, people do die from fear."
"Fear?"