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Barfly - Barbet Schroeder (1987)

Verfasst: Mi 9. Feb 2011, 00:17
von untot
barfly.jpg
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Originaltitel: Barfly

Herstellungsland: USA

Erscheinungsjahr: 1987

Regie: Barbet Schroeder

Darsteller: Mickey Rourke, Faye Dunaway, Alice Krige, Jack Nance, J.C. Quinn, Frank Stallone,
Sandy Martin, Roberta Bassin, Gloria LeRoy, Joe Unger, Harry Cohn, Pruitt Taylor Vince...

Inhalt:
Die Bars sind sein Zuhause, Alkohol sein tägliches Brot und die nächtlichen Prügeleien mit Eddie, dem Barkeeper, sein zweitgrößtes Vergnügen: Henry Chinasky, saufender Nebenbei-Dichter ohne Ambitionen, ist eine "Barfliege", die sich an jeder Theke heimisch fühlt. Hauptsache, das Glas ist gefüllt. Die Verzweiflungstrinkerin Wanda wird eines Tages seine Gefährtin. Als die reiche Verlegerin Tully den Müllpoeten für sich entdeckt, verteidigt Wanda den Platz an seiner Seite so, wie Henry sich gegenüber dem Macho Eddie behauptet: mit den Fäusten...

Fazit:
"Barfly" ist eine Verfilmung nach den Erzählungen von Bukowsky.
Seit ich diesen Film gesehen hab, bin ich ein riesen Fan von Mickey Rourke, der hier schon gezeigt hat, was in ihm steckt, wirklich großartig gespielt.
Faye Dunaway als Wanda, wird ja von vielen als zu ladylike kritisiert, ich seh das aber nicht so, im Gegenteil, ich finde es hat was, wenn man hier bei der kaputten Wanda noch eine Spur ihrer früheren Klasse erkennt!
Dieser Film stößt einen ab in all seiner Schäbigkeit und Verkommenheit und zugleich fasziniert er einen und bringt einen zum Lachen.
Für mich ist "Barfly" ganz großes Kino.

Lieblingszitat:
"Ich hasse die Bullen nicht, ich fühl mich nur wohler wenn keine da sind!"
oder
"Er ist schon in Ordnung, er trinkt und der wartet ab"

9/10

Re: Barfly - Barbet Schroeder

Verfasst: Mi 9. Feb 2011, 00:21
von dr. freudstein
Oh ja, tauschen wir mal durch, okay :prost:

Re: Barfly - Barbet Schroeder

Verfasst: Mi 9. Feb 2011, 00:36
von untot
Jawoll, das könn mer tun! 8-)

Re: Barfly - Barbet Schroeder

Verfasst: So 27. Nov 2011, 01:16
von buxtebrawler
Erscheint am 02.12.2011 bei Koch Media auf Blu-ray.

Bild

Re: Barfly - Barbet Schroeder

Verfasst: Mo 28. Nov 2011, 12:04
von Die Kroete
"Barfly" ist auf jeden Fall KULT :thup:

Re: Barfly - Barbet Schroeder

Verfasst: So 8. Jan 2012, 19:55
von buxtebrawler
„Was trinkst du?“ – „So ziemlich alles!“

US-Gossenkultautor Charles Bukowski entwickelte Anfang der 1980er zusammen mit dem gebürtig iranischen Regisseur Barbet Schroeder („Weiblich, ledig, jung sucht...“) das Drehbuch zu „Barfly“, einem Film, der nach Finanzierungsschwierigkeiten 1987 endlich erschien und Bukowskis Alter Ego, Trinker und Gelegenheitsschriftsteller Henry Chinaski von Mickey Rourke („The Wrestler“) gespielt in eine alkoholgeschwängerte Romanze mit Wanda (Faye Dunaway, „Network“) schlittern zeigt.

Im Leuchtreklamengossenambiente des Los Angeles der 1980er sitzt Chinaski beinahe jeden Tag am Tresen seiner Stammkneipe, trinkt einen nach dem anderen und prügelt sich mit dem verhassten Macho-Barkeeper Frank Stallone („Rocky“). Dass er dabei ständig verliert, scheint ihm nichts auszumachen. Eines Nachts gewinnt er dann aber doch mal und lernt daraufhin die attraktive Wanda kennen, die ebenfalls regelmäßig dem Alkohol zuspricht. Man verliebt sich ineinander und zieht zusammen, woraufhin sich bizarre Szenen abspielen – insbesondere, nachdem sie Henry ausgerechnet mit Eddie betrügt und Henry wiederum von Verlegerin Tully (Alice Krige, „Stephen King’s Schlafwandler“) aufgesucht wird, die nicht nur seine Geschichten drucken, sondern ihn auch dazu überreden will, mit ihr ein neues, vermeintlich besseres Leben anzufangen...

Auf den ersten Blick mag die Handlung unpointiert und beliebig erscheinen, doch das täuscht. „Barfly“ bricht eine Lanze für Alkoholiker, für das Leben am Rande der Gesellschaft, für Leistungsverweigerer und „Verlierer“, indem man Mickey Rourke ambitioniert und enthusiastisch einen Trinker spielen lässt, der unter seiner Situation keinesfalls leidet, sondern sie spitzbübisch genießt. Henry Chinaski steht über den Dingen, seine Pleiten und Pannen können ihm nichts anhaben, da er sie vor niemandem zu rechtfertigen braucht, schon gar nicht vor den Idioten um ihn herum, deren bemitleidende oder verächtliche Blicke ihn nicht kränken oder in seinem Stolz verletzen können, sondern in seinem Lebensentwurf eher noch bestätigen. Chinaski ist cool, er inszeniert seinen allabendlichen Absturz mit Stil, Würde, Humor und dem Stolz eines aufrichtigen Trinkers in einer Welt, für die sich ein bürgerliches, nüchternes Leben nicht lohnt. Nicht das Leben lacht über Chinaski, Chinaski lacht über das Leben.

Ja, „Barfly“ ist voll von augenzwinkerndem, selbstironischem bis zynischem Humor, der Chinaskis Spaß an seinem Leben, das doch eigentlich so problembehaftet sein sollte, porträtiert. Das ändert sich erst durch die Beziehung mit Wanda, die es schafft, ihn zu verletzen. Als er jedoch die Möglichkeit bekommt, ein luxuriöses Leben mit Tully zu führen, entscheidet er sich bewusst dagegen und für sein gewohntes Umfeld sowie Wanda, die gerade Tully verprügelt. Sein Geld, das er für seine Geschichten bekommen hat, vertrinkt er mit seinen „Freunden“ in der Kneipe und freut sich auf die nächste Schlägerei mit dem widerwärtigen Schnauzbartproll Eddie. Diese bewusste Entscheidung für exakt dieses Leben, ganz ohne Reue, Scham oder Verbitterung, ist die Pointe unter Schroeders und Bukowskis Zusammenarbeit, die möglicherweise von denjenigen Zuschauern, die von einem Trinkerfilm pädagogische oder moralistische Aussagen erwarten, als vollkommen unverständlich aufgenommen bzw. gar nicht wahrgenommen wird.

Auf der anderen Seite ist Chinaski eben gar kein „typischer Alkoholiker“. Er hat auf gewisse Weise seinen Konsum im Griff, erleidet keinen in seinen Konsequenzen schlimmen Kontrollverlust, erfährt keinen Leidensdruck. Er hat die mal mehr, mal weniger verlockend mit Geld, Ansehen und Gesundheit wedelnde Welt aufgegeben, nicht sich selbst. Er ist mit sich im Reinen und davon überzeugt, kein schlechteres, sondern schlicht ein anderes Leben zu führen. Das unterscheidet ihn von zahlreichen Alkoholikern und macht „Barfly“ dadurch zwar keinesfalls zu einem glorifizierenden Werk, aber doch zu einem, dessen Aussage differenziert betrachtet werden sollte und keine Allgemeingültigkeit beinhaltet.

Mickey Rourkes Schauspiel zwischen exaltiert und besonnen bereitet ihm sichtlich Freude. Auch optisch wurde er für seine damals für ihn ungewöhnliche Rolle passend zurechtgemacht, wenn man auch anhand Bukowskis Literatur eigentlich einen älteren Charakter mit Chinaski verbindet. Hin und wieder erinnert mich sein Schauspielstil in „Barfly“ an den eines Jack Nicholsons, den ich mir auch gut für die Rolle hätte vorstellen können. Faye Dunaway bewies ebenfalls Mut für eine außergewöhnliche Rolle – zwar keinen zur Hässlichkeit, aber immerhin zu einem gegen ihr Image gebürsteten Charakter. Schroeders Regie setzt beide eindrucksvoll in Szene und hievt den Film auf ein auch rein handwerklich gehobenes Niveau, das die richtige Stimmung vermittelt. Für das, was Barfly sein will – nämlich eben kein betroffen machendes Sozialdrama oder Chronik eines alkohol-/drogenbedingten Zerfalls – ist „Barfly“ überaus gelungen, eine interessante, alternative Betrachtungsweise gegen gängige Klischees und bringt Bukowskis eigenen lockeren Umgang mit der Thematik gekonnt auf die Leinwand. Dieser hat es sich übrigens nicht nehmen lassen, einen kleinen Cameo-Auftritt als Kneipengast hinzulegen, für den er natürlich kein schauspielerisches Talent benötigte.

Re: Barfly - Barbet Schroeder

Verfasst: Mo 9. Jan 2012, 16:21
von untot
Bux! :thup:

Re: Barfly - Barbet Schroeder

Verfasst: So 29. Okt 2017, 13:26
von karlAbundzu
DIE CHARLES BUKOWSKI TAPES (1987)
Beigabe zur BARFLY - DVD. Aber eigentlich nur Auszüge, wie ich dem INternet entnahm. Barbet Schröder interviewte und tapte wohl 4 Stunden Bukowski, hier gibt es 66 Minuten Bukowski pur, interessantes und spannendes vom Poeten. gefiel mir sehr gut, vier Stunden am Stück vielleicht nicht drchzuhalten, es gab auch ein paar Wiederholungen, aber trotzdem würde man das mal alles gerne sehen. TIPP.

Re: Barfly - Barbet Schroeder (1987)

Verfasst: Mo 13. Nov 2017, 11:23
von Tomaso Montanaro
Ein wahrhaft wüstes, aber auch höchst autentisches, fesselndes und bisweilen amüsantes Säuferdrama nach einem Drehbuch von Charles Bukowski, das Mickey Rourke in Bestform zeigt. Ganz ohne moralisches Zeigefinger wird hier der Alltag und die Liebesromanze des notorischen Säufers und Schlägers Henry gezeigt. Wo der Film anfangs noch etwas konzeptlos und lahm erscheinen mag, nimmt er schnell Fahrt auf und zieht den Zuschauer in seinen Bann. Ich hab dann irgendwann auch den Single Malt aus dem Regal geholt, um mich besser in die Hauptfigur hineinversetzen zu können (hicks!).

7/10 Punkten

Re: Barfly - Barbet Schroeder (1987)

Verfasst: Mi 13. Nov 2019, 18:49
von buxtebrawler
Ist mutmaßlich am 07.11.2019 bei Concorde noch einmal auf Blu-ray und DVD erschienen:

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