In einem Sattel mit dem Tod - Burt Kennedy (1971)
Moderator: jogiwan
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In einem Sattel mit dem Tod - Burt Kennedy (1971)
Produktionsland: England
Produktion: Tigon British Film Productions
Erscheinungsjahr: 1971
Regie: Burt Kennedy
Drehbuch: Peter Cooper
Kamera: Edward Scaife
Schnitt: Jim Connock
Musik: Ken Thorne
Länge: ca. 85 Minuten
Freigabe: FSK 18
Darsteller: Raquel Welch, Christopher Lee, Ernest Borgnine, Diana Dors, Robert Culp, Jack Elam, Strother Martin
Die drei Clemens Brüder sind nach einem Banküberfall auf der Flucht. Bei dem Versuch, Pferde zu stehlen erschießt einer der Büder, den Stationsvorsteher Jim Caulder. Anschließend vergewaltigen sie dessen Frau Hannie und stecken das Haus in Brand. Hannie Caulder hat nur noch den Wunsch nach Rache und will die Mörder und Peiniger töten. Als sie den Kopfgeldjäger Price kennen lernt, lehrt dieser ihr nach anfänglichem Nichtwollen, das Schießen, so dass Hannie ihrer Rache nachgehen kann.
„In einem Sattel mit dem Tod“ kann man nicht einfach als frühen Rape and Revenge Western bezeichnen. Dieses wäre einer Missachtung gleichzusetzen, da dieser Film wesentlich mehr zu bieten hat. Der Film hat nämlich so ziemlich Alles, was ein perfekter Film braucht.
Trotz der Regie von Burt Kennedy (Auch ein Sheriff braucht mal Hilfe, Dreckiges Gold) handelt es sich hier um keinen US Western. Die Produktion wurde von der Firma Tigon British Film Productions, übernommen, die eher für andere Genres bekannt war und Filme wie Der Hexenjäger und In den Krallen des Hexenjägers produzierte. Eine Tatsache, die verständlich macht, warum „In einem Sattel mit dem Tod“ eine dermaßen geniale Farbvielfalt wiedergibt, die man eher aus englischen Hammer-Filmen gewohnt ist.
Kameratechnisch ist das, was Edward Scaife abliefert einfach großartig. Dieses ist erwähnenswert, da Scaife in seiner Karriere gerade 13 mal für einen bekannten Film (darunter auch zwei Beiträge der britischen Carry on Reihe) hinter der Kamera stand. Neben den herrlichen Landschaftsaufnahmen, wird die Hauptdarstellerin Raquel Welch selbstverständlich vordergründig in den Film eingebracht. Dieses mag 50% der Kameraarbeit zu verdanken sein, ansonsten liegt dieses an der einzigartigen Präsenz und dem unglaublichen Charisma von Raquel Welch.
Da der Film sein Augenmerk auf die Rolle der Hannie Caulder legt und dieses mit zahlreichen Wendungen untermauert, kann hier durchaus von einer Art Emanzipation-Western gesprochen werden. „Es gibt keine harten Frauen, es gibt nur weiche Männer“, so die Aussage von Hannie Caulder. Neben der Rolle der Hannie Caulder, kommt die des unterstützenden Kopfgeldjägers Thomas Luther Price, zum Tagen. Die drei Clemens Brüder, liefern in ihrer Hohlheit und ihren Dialogen, eine gewisse Prise dumpfen Humor.
Fazit:
In einem Sattel mit dem Tod, mag keine große Handlung bieten, allerdings ist der Film bis zur letzten Sekunde spannend inszeniert. Raquel Welch erschlägt den Zuschauer allein durch ihre Präsenz. Eine Ausstrahlung, die es heute in keiner Weise und bei keiner Darstellerin mehr gibt. Dazu kommt ein überraschendes Finale und eine sehr gute Filmmusik und das innerhalb eines englischen Westerns, der italienischer wirkt, als man es zuerst annimmt.
9/10
Re: In einem Sattel mit dem Tod - Burt Kennedy
Mal eine kurze Frage. Im "Western Lexikon" von Joe Hembus (für Italo-Fans eher weniger geeignet, aber ansonsten ein sehr gutes Nachschlagewerk) stand, dass die Welch immer nackt unter ihrem Poncho wäre und ihre Feinde dadurch ablenkt, dass sie diesen Eastwood-mäßig nach hinten schlägt. Ist da was dran? Ich kann mich nicht erinneren, dass die Welch jemals blank gezogen hätte. Wenn ja, dann wäre das natürlich ein zusätzliches Argument, sich den Film zu beschaffen.
Früher war mehr Lametta
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- sid.vicious
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Re: In einem Sattel mit dem Tod - Burt Kennedy
Ich habe die Aussage von Herrn Hembus auch heute gelesen. Als die 3 Brüder die Station verlassen und das Haus niedergebrannt haben, hat Raquel Welch nur eine Decke, die sie als Pocho trägt. Als sie den Kopfgeldjäger trifft gibt er ihr Geld, damit sie sich eine Hose und weitere Sachen kaufen kann.
Schießen lernt sich ja erst später und bei der Gegenüberstellung wirft sie dem Ponco nach hinten, so dass der Arm komplett frei ist. Das dieses zur Verunsichrung dient kann man Herrn Hembus abnehmen, da der Kopfgeldjäger ihr gelehrt hat, dass die Gegner auch mit Äusserlichkeiten ablenken.
Schießen lernt sich ja erst später und bei der Gegenüberstellung wirft sie dem Ponco nach hinten, so dass der Arm komplett frei ist. Das dieses zur Verunsichrung dient kann man Herrn Hembus abnehmen, da der Kopfgeldjäger ihr gelehrt hat, dass die Gegner auch mit Äusserlichkeiten ablenken.
Re: In einem Sattel mit dem Tod - Burt Kennedy
Ich hatte nicht allzu viel erwartet, als ich mir damals die DVD für kleines Geld zulegte. "Ein Western", aber immerhin von Tigon. Umso größer fiel meine Freude darüber aus, dass sich der Film als echte Perle erwies.
Ein älterer Kurzkommentar:
In einem Sattel mit dem Tod
Nach einem mißlungenen Raubzug sind die drei Clemens Brüder auf der Flucht. Emmet (Ernest Borgnine), Frank (Jack Elam) und der leicht vertrottelte Rufus (Strother Martin), wollen auf einem kleinen Anwesen Pferde stehlen, dabei töten sie den Besitzer. Ein ganz mieser Tag für Hannie Caulder (Raquel Welch), denn die Drecksäcke töten nicht nur ihren Mann, sondern fallen auch noch über die geschockte Frau her, brennen anschliessend das Anwesen nieder. Hannie taumelt durch die Landschaft, trifft dabei auf den Kopfgeldjäger Thomas Luther Price (Robert Culp). Sie bittet ihn um Hilfe, er soll sie den Umgang mit dem Colt lehren. Zunächst lehnt Price ab, doch schon bald hat Hannie ihn weichgekocht. Das ungleiche Paar reitet nach Mexiko, sucht dort den Büchsenmacher Bailey (Christopher Lee) auf, mit dem Price schon länger befreundet ist. Der Waffenschmied fertigt einen speziellen Colt für Hannie an, während sie vom erfahrenen Revolvermann Price die Benutzung des Tötungsinstrumentes lernt. Wird sich Hannie den fiesen Clemens Brüdern zum finalen Showdown stellen, kann und will sie dabei auf die Hilfe von Price bauen...?
"Hannie Caulder" ist eine Produktion aus dem Hause Tigon. Diese Schmiede ist in erster Linie für ihre gepflegten Gruselfilme bekannt, spielte hinter Hammer und Amicus die dritte Horrorgeige auf der britischen Insel. Der unerwartete Ausflug ins staubige Westerngenre, lässt zunächst durch sein durchaus beeindruckendes Aufgebot an Stars aufhorchen. Raquel Welch in voller Blüte, Ernest Borgnine, Kult-Glupschauge Jack Elam, Robert Culp, sowie als Krönung Christopher Lee in einer für ihn ungewöhnlichen Rolle. Zwar fällt der Part des Herrn Lee nicht sonderlich üppig aus, doch in einem Western sieht man den guten Mann wahrlich nicht alle Tage. Alle Beteiligten spielen hochklassig auf, scheinen wirklich mit Spass bei der Sache zu sein.
Vorwerfen könnte man dem Film vielleicht, dass manchmal ein wenig zu humorig mit dem ernsthaften Thema umgegangen wird (Nachtrag: Hä?). Doch verfällt "Hannie Caulder" nie in stumpfsinnigen Klamauk, daher empfinde ich den humorigen Aspekt letztlich nicht als unpassend oder gar störend. Wenn Mitwirkende den blauen Bohnen zum Opfer fallen, kommen die "Horrorwurzeln" von Tigon zum Vorschein, denn in solchen Momenten fliesst der rote Lebenssaft recht üppig. Die sehr straffe und kurzweilige Inszenierung weisst keinerlei Leerlauf auf, wirkt aber glücklicherweise auch nicht überstürzt. Manche Ansätze verlaufen im Sande, eine bestimmte Person bleibt ein völliges Rätsel. Man hätte die Handlung sicher ohne Probleme weiter auswalzen können, doch nachteilig wirkt sich die straffe Umsetzung nicht aus.
E-M-S hat "In einem Sattel mit dem Tod" aka "Hannie Caulder" in solider Qualität auf DVD gebannt. Jeder Fan schöner Eurowestern darf, nein muss, hier bedenkenlos zugreifen!
Sehr gut = 8/10
Ein älterer Kurzkommentar:
In einem Sattel mit dem Tod
Nach einem mißlungenen Raubzug sind die drei Clemens Brüder auf der Flucht. Emmet (Ernest Borgnine), Frank (Jack Elam) und der leicht vertrottelte Rufus (Strother Martin), wollen auf einem kleinen Anwesen Pferde stehlen, dabei töten sie den Besitzer. Ein ganz mieser Tag für Hannie Caulder (Raquel Welch), denn die Drecksäcke töten nicht nur ihren Mann, sondern fallen auch noch über die geschockte Frau her, brennen anschliessend das Anwesen nieder. Hannie taumelt durch die Landschaft, trifft dabei auf den Kopfgeldjäger Thomas Luther Price (Robert Culp). Sie bittet ihn um Hilfe, er soll sie den Umgang mit dem Colt lehren. Zunächst lehnt Price ab, doch schon bald hat Hannie ihn weichgekocht. Das ungleiche Paar reitet nach Mexiko, sucht dort den Büchsenmacher Bailey (Christopher Lee) auf, mit dem Price schon länger befreundet ist. Der Waffenschmied fertigt einen speziellen Colt für Hannie an, während sie vom erfahrenen Revolvermann Price die Benutzung des Tötungsinstrumentes lernt. Wird sich Hannie den fiesen Clemens Brüdern zum finalen Showdown stellen, kann und will sie dabei auf die Hilfe von Price bauen...?
"Hannie Caulder" ist eine Produktion aus dem Hause Tigon. Diese Schmiede ist in erster Linie für ihre gepflegten Gruselfilme bekannt, spielte hinter Hammer und Amicus die dritte Horrorgeige auf der britischen Insel. Der unerwartete Ausflug ins staubige Westerngenre, lässt zunächst durch sein durchaus beeindruckendes Aufgebot an Stars aufhorchen. Raquel Welch in voller Blüte, Ernest Borgnine, Kult-Glupschauge Jack Elam, Robert Culp, sowie als Krönung Christopher Lee in einer für ihn ungewöhnlichen Rolle. Zwar fällt der Part des Herrn Lee nicht sonderlich üppig aus, doch in einem Western sieht man den guten Mann wahrlich nicht alle Tage. Alle Beteiligten spielen hochklassig auf, scheinen wirklich mit Spass bei der Sache zu sein.
Vorwerfen könnte man dem Film vielleicht, dass manchmal ein wenig zu humorig mit dem ernsthaften Thema umgegangen wird (Nachtrag: Hä?). Doch verfällt "Hannie Caulder" nie in stumpfsinnigen Klamauk, daher empfinde ich den humorigen Aspekt letztlich nicht als unpassend oder gar störend. Wenn Mitwirkende den blauen Bohnen zum Opfer fallen, kommen die "Horrorwurzeln" von Tigon zum Vorschein, denn in solchen Momenten fliesst der rote Lebenssaft recht üppig. Die sehr straffe und kurzweilige Inszenierung weisst keinerlei Leerlauf auf, wirkt aber glücklicherweise auch nicht überstürzt. Manche Ansätze verlaufen im Sande, eine bestimmte Person bleibt ein völliges Rätsel. Man hätte die Handlung sicher ohne Probleme weiter auswalzen können, doch nachteilig wirkt sich die straffe Umsetzung nicht aus.
E-M-S hat "In einem Sattel mit dem Tod" aka "Hannie Caulder" in solider Qualität auf DVD gebannt. Jeder Fan schöner Eurowestern darf, nein muss, hier bedenkenlos zugreifen!
Sehr gut = 8/10
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
Re: In einem Sattel mit dem Tod - Burt Kennedy
Arkadin hat geschrieben:Mal eine kurze Frage. Im "Western Lexikon" von Joe Hembus (für Italo-Fans eher weniger geeignet, aber ansonsten ein sehr gutes Nachschlagewerk) stand, dass die Welch immer nackt unter ihrem Poncho wäre und ihre Feinde dadurch ablenkt, dass sie diesen Eastwood-mäßig nach hinten schlägt. Ist da was dran? Ich kann mich nicht erinneren, dass die Welch jemals blank gezogen hätte. Wenn ja, dann wäre das natürlich ein zusätzliches Argument, sich den Film zu beschaffen.
Ich hab den Film 3-4 mal gesehen aber blank hat sie leider nie gezogen , sie gibt sich freizügig(wie so oft)aber Nackt ist sie hier nicht zu sehen.Dieser Film lohnt sich aber auch so , solltest du Ihn noch auf DVD finden solltest du ihn KAUFEN .
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
- DrDjangoMD
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Re: In einem Sattel mit dem Tod - Burt Kennedy
Hier ein Auszug aus meinem neuen Buch "Wie inszeniere ich weibliche Hauptrollen richtig. Ein Filmhistorischer Exkurs von Dr. Django M.D."
Handlung:
Nach einem blutigen Banküberfall befinden sich die Clemens-Brüder (Ernest Borgnine, Jack Elam, Strother Martin) auf der Flucht. Auf selbiger gelange sie zur Behausung der Hannie Caulder (Raquel Welch), die sie kurzerhand vergewaltigen und deren Mann sie umbringen. Rache schwörend trifft Hannie auf den Kopfgeldjäger Thomas Luther Price (Robert Culp), der sie in Sachen Waffenführung unterrichtet…
Kritik:
Western spielen in einer Zeit in deren Frauen, sein wir ehrlich, wenig zu sagen hatten. Gedreht wurden sie teilweise jedoch in einer Zeit in der dieser Umstand Gott sei dank weitgehend aufgehoben war. Nun waren viele Regisseure und Drehbuchautoren bemüht, den emanzipatorischen Zeitgeist auf ihre Filme zu übertragen und es entstanden einige Western mit weiblichen Hauptrollen. Ich begrüße zwar immer äußerst, wenn ein Film, der in einer vergangenen Zeitperiode spielt, starke Parallelen zur Gegenwart aufweist, aber ich muss mir leider eingestehen, dass die meisten Regisseure, die dieses noble Ziel angingen, klägslichst versagten. (Ja, ich mag selbst „Spiel mir das Lied vom Tod“ nicht, ehrlich, für mich der schlechteste Leone-Western! )
Das Problem liegt in meinen Augen darin, dass man die Frauen, die sich in der von Männern dominierten Welt behaupten wollen, entweder zu weibisch lässt oder ihnen im Gegenteil alles Feminine wegnimmt. Damit meine ich: Entweder werden Frauen in wichtige Rollen gedrängt (dies gilt für Hauptrollen genauso wie für wichtige Nebenrollen) einfach deswegen, man vergisst aber diese Frauen außergewöhnlich zu machen. Viele Damen, die sich Westernheldinnen schimpfen bleiben schwach, schreckhaft und feige. Oft geschieht es, dass der Schurke nachdem er den Helden entwaffnet hat von der Freundin des Helden eins in den Rücken bekommt (wenn ich mich recht erinnere ist das selbst in „Zwölf Uhr Mittags“ der Fall), und die Filmemacher stellen das so dar, als wäre es trotzdem heroisch, weil für eine Dame selbst das in den Rücken Ballern bewundernswert ist. Dem ist aber nicht so; Leute, die anderen Leuten in den Rücken schießen sind nicht heldenhaft sondern feige, egal welches Geschlecht sie haben.
Auf der anderen Seite haben wir dann weibliche Rollen, die nicht mehr als solche zu erkennen sind, die sich wiederum zu männlich benehmen, die hart im nehmen sind und sich durch ungehobeltes Benehmen bemerkbar machen. Dies ist fast noch schlimmer! Es wirkt einfach unglaubwürdig und außerdem ist das Bewundernswerte an sich behaupteten Frauen, dass sie trotz ihres Geschlechtes Heldentaten vollbringen; wenn von diesem Geschlecht nichts mehr übrig ist, wankt das ganze Konzept.
Warum nun diese lange Einleitung? Weil ich heute über einen Film sprechen möchte, der als Western mit seiner weiblichen Hauptrolle einfach perfekt umgegangen ist. Nämlich „In einem Sattel mit dem Tod“ mit Raquel Welch als Hannie Caulder. Das Wunderbare an ihrer Figur ist, dass sie wie eine klischeehafte weibliche Western-Stereotype beginnt. Das erste mal, dass wir sie sehen, steht sie in einer Küche und eine Einstellung später wird sie schon von einem Haufen Banditen vergewaltigt. Wenn danach nicht ihr Mann sondern sie ins Gras gebissen hätte, wäre dies beispielsweise ein wunderbarer Anfang für einen Django-Film geworden.
Nun lernen wir aber einige ihrer starken Charaktereigenschaften kennen, die aber keinen Widerspruch zu ihrer femininen Seite bilden: Sie ist hartnäckig, hat Durchhaltevermögen und Sinn für Gerechtigkeit. Alles wunderbare Vorraussetzungen um sich auf einen Rachefeldzug zu begeben. Doch eben weil sie eine Hausfrau aus dem vorigen Jahrhundert ist, wurde sie weder auf den Umgang mit Waffen erzogen, noch hat sie eine Militärvergangenheit, weswegen sie das Schießen erst von einem Mann, gespielt von Robert Culp, erlernen muss.
Wir erleben mit wie sie sich langsam zu einer Meisterschützin entwickelt und durch dieses „langsam“ wird es glaubwürdig. Schließlich verfügt sie über alle heroischen Eigenschaften eines typischen Westernhelden, sie verfehlt ihr Ziel nicht und (ganz wichtig) sie gibt ihren Gegnern die Chance sich zu wehren. Sie knallt nicht einfach Leute von hinten ab (schneide dir gefälligst eine Scheibe ab, Grace Kelly ).
Dennoch behält sie, obwohl sie zielführend in Etappen zu einem wunderbaren Pistolero geworden ist, einige weibliche Eigenschaften. Sie hat noch Skrupel ein Menschenleben zu nehmen, sie spielt gerne mit Kindern herum und sie freut sich, wenn man ihr ein Kompliment macht. Dies alles macht Raquel Welch’s Figur in meinen Augen zu der schlichtweg besten weiblichen Rolle, welche ich jemals in einem Film dieses Genres gesehen habe.
Nach diesem kleinen Exkurs „Wie drehe ich einen feministischen Western“, hier nun noch ein paar Bemerkungen zu den anderen Aspekten des Filmes, die nicht minder gelungen sind: Die drei Schurken sind geniale Figuren. Gleich in der ersten Szene knallen sie einige arme Teufel äußerst kaltblütig über den Haufen und sie zeigen überhaupt reichlich Gewaltbereitschaft. Aber die Art wie sie miteinander sprechen, ihre witzigen Dialoge, machen sie auch zu einer spaßigen Truppe. Dadurch werden wir einerseits bestens unterhalten, wenn die drei im Bild sind, und andererseits gönnen wir der guten Raquel aber aus ganzem Herzen, dass sie diese brutalen Bastarde nach Strich und Faden fertig macht (langsam und qualvoll bevorzugt).
Auch wenn sie qualitativ Top sind, sind drei Bösewichtern quantitativ etwas wenig, aber der feinfühlige Drehbuchautor hat zum Glück da noch eine Gruppe Mexikaner reingeschrieben, die kurz mal vorbei schauen und unverzüglich von unseren Protagonisten in die ewigen Jagdgründe befördert werden. Am Rande sei übrigens auch erwähnt, dass Christopher Lee eine kleine feine Rolle als pazifistischer Waffenschmied einnimmt.
Die Inszenierung ist spitzenmäßig: Durch eine gekonnte Kameraführung und den richtigen Einsatz von Zeitlupe werden Szenen unaussprechlicher Spannung heraufbeschworen, nicht zuletzt auch, weil wir um das Leben der guten Charaktere kümmern können. Regisseur Burt Kennedy ist im Westerngenre erprobt, weiß also, wie man es richtig macht, hat aber auch den Mut ein wenig herumzuexperimentieren, was dem Film noch um eine Stufe besser macht.
Ein Punkt wird dem Film abgezogen, einerseits, weil ein paar Charaktere entweder aus dem nichts kommen oder in selbiges verschwinden, wie der Trupp Soldaten, der den Banditen hinterher jagt und nicht mehr vorkommt, oder der Schwarzgekleidete, der einmal eine Miniszene hat und sich aufgrund derer schon für eine Hauptfigur hält und meint, er hätte jetzt das Recht am Schluss der große Deus ex Machina zu sein. Auch gibt es Szenen, die vielleicht nicht komödiantisch zu nennen sind, aber so gefilmt wurden, was recht unpassend daherkommt. Die Art und Weise wie Welch, die mit ihrer nassen Hose durch die Stadt schreiten muss, ins Bild gerückt wurde, verweist beispielsweise auf eine billige Komödie, was bei dem harten Ton des Filmes ein wenig ablenkt. Aber dies sind nur kleine Anmerkungen, und auch wenn sie diesem Film die Höchstnote verwehren, wird er in meinem Herzen immer ganz groß bleiben…
…heißt das etwa, ich habe einen USA-Western gefunden, der nicht von Peckinpah ist und den ich trotzdem abgöttisch lieben kann??? Ist die Hölle etwa zugefroren, kann man sich denn auf gar nichts mehr verlassen. Oh hey, mein Italowesternliebling Aldo Sambrell lehnt sich in einer Szene kurz aus einem Fenster. Oh hey, der italowestern-erprobte Luis Barboo schaut einmal kurz als Mexikaner vorbei. Oh hey, der Streifen wurde nicht in Amerika sondern in Spanien gedreht…Könnte es vielleicht sogar sein, dass…JA, er ist ein englischer Film, kein amerikanischer. Hurra, es gibt also noch Sachen auf die man sich verlassen kann!
Fazit: Eine durch und durch gelungene Inszenierung, spaßige aber diabolische Schurken und die schlichtweg BESTE weibliche Rolle, die ich jemals in einem Western sehen durfte, gespielt von einer hervorragenden Raquel Welch, machen diesem Film zu einem wahnsinnig guten Genrevertreter. 9/10
Handlung:
Nach einem blutigen Banküberfall befinden sich die Clemens-Brüder (Ernest Borgnine, Jack Elam, Strother Martin) auf der Flucht. Auf selbiger gelange sie zur Behausung der Hannie Caulder (Raquel Welch), die sie kurzerhand vergewaltigen und deren Mann sie umbringen. Rache schwörend trifft Hannie auf den Kopfgeldjäger Thomas Luther Price (Robert Culp), der sie in Sachen Waffenführung unterrichtet…
Kritik:
Western spielen in einer Zeit in deren Frauen, sein wir ehrlich, wenig zu sagen hatten. Gedreht wurden sie teilweise jedoch in einer Zeit in der dieser Umstand Gott sei dank weitgehend aufgehoben war. Nun waren viele Regisseure und Drehbuchautoren bemüht, den emanzipatorischen Zeitgeist auf ihre Filme zu übertragen und es entstanden einige Western mit weiblichen Hauptrollen. Ich begrüße zwar immer äußerst, wenn ein Film, der in einer vergangenen Zeitperiode spielt, starke Parallelen zur Gegenwart aufweist, aber ich muss mir leider eingestehen, dass die meisten Regisseure, die dieses noble Ziel angingen, klägslichst versagten. (Ja, ich mag selbst „Spiel mir das Lied vom Tod“ nicht, ehrlich, für mich der schlechteste Leone-Western! )
Das Problem liegt in meinen Augen darin, dass man die Frauen, die sich in der von Männern dominierten Welt behaupten wollen, entweder zu weibisch lässt oder ihnen im Gegenteil alles Feminine wegnimmt. Damit meine ich: Entweder werden Frauen in wichtige Rollen gedrängt (dies gilt für Hauptrollen genauso wie für wichtige Nebenrollen) einfach deswegen, man vergisst aber diese Frauen außergewöhnlich zu machen. Viele Damen, die sich Westernheldinnen schimpfen bleiben schwach, schreckhaft und feige. Oft geschieht es, dass der Schurke nachdem er den Helden entwaffnet hat von der Freundin des Helden eins in den Rücken bekommt (wenn ich mich recht erinnere ist das selbst in „Zwölf Uhr Mittags“ der Fall), und die Filmemacher stellen das so dar, als wäre es trotzdem heroisch, weil für eine Dame selbst das in den Rücken Ballern bewundernswert ist. Dem ist aber nicht so; Leute, die anderen Leuten in den Rücken schießen sind nicht heldenhaft sondern feige, egal welches Geschlecht sie haben.
Auf der anderen Seite haben wir dann weibliche Rollen, die nicht mehr als solche zu erkennen sind, die sich wiederum zu männlich benehmen, die hart im nehmen sind und sich durch ungehobeltes Benehmen bemerkbar machen. Dies ist fast noch schlimmer! Es wirkt einfach unglaubwürdig und außerdem ist das Bewundernswerte an sich behaupteten Frauen, dass sie trotz ihres Geschlechtes Heldentaten vollbringen; wenn von diesem Geschlecht nichts mehr übrig ist, wankt das ganze Konzept.
Warum nun diese lange Einleitung? Weil ich heute über einen Film sprechen möchte, der als Western mit seiner weiblichen Hauptrolle einfach perfekt umgegangen ist. Nämlich „In einem Sattel mit dem Tod“ mit Raquel Welch als Hannie Caulder. Das Wunderbare an ihrer Figur ist, dass sie wie eine klischeehafte weibliche Western-Stereotype beginnt. Das erste mal, dass wir sie sehen, steht sie in einer Küche und eine Einstellung später wird sie schon von einem Haufen Banditen vergewaltigt. Wenn danach nicht ihr Mann sondern sie ins Gras gebissen hätte, wäre dies beispielsweise ein wunderbarer Anfang für einen Django-Film geworden.
Nun lernen wir aber einige ihrer starken Charaktereigenschaften kennen, die aber keinen Widerspruch zu ihrer femininen Seite bilden: Sie ist hartnäckig, hat Durchhaltevermögen und Sinn für Gerechtigkeit. Alles wunderbare Vorraussetzungen um sich auf einen Rachefeldzug zu begeben. Doch eben weil sie eine Hausfrau aus dem vorigen Jahrhundert ist, wurde sie weder auf den Umgang mit Waffen erzogen, noch hat sie eine Militärvergangenheit, weswegen sie das Schießen erst von einem Mann, gespielt von Robert Culp, erlernen muss.
Wir erleben mit wie sie sich langsam zu einer Meisterschützin entwickelt und durch dieses „langsam“ wird es glaubwürdig. Schließlich verfügt sie über alle heroischen Eigenschaften eines typischen Westernhelden, sie verfehlt ihr Ziel nicht und (ganz wichtig) sie gibt ihren Gegnern die Chance sich zu wehren. Sie knallt nicht einfach Leute von hinten ab (schneide dir gefälligst eine Scheibe ab, Grace Kelly ).
Dennoch behält sie, obwohl sie zielführend in Etappen zu einem wunderbaren Pistolero geworden ist, einige weibliche Eigenschaften. Sie hat noch Skrupel ein Menschenleben zu nehmen, sie spielt gerne mit Kindern herum und sie freut sich, wenn man ihr ein Kompliment macht. Dies alles macht Raquel Welch’s Figur in meinen Augen zu der schlichtweg besten weiblichen Rolle, welche ich jemals in einem Film dieses Genres gesehen habe.
Nach diesem kleinen Exkurs „Wie drehe ich einen feministischen Western“, hier nun noch ein paar Bemerkungen zu den anderen Aspekten des Filmes, die nicht minder gelungen sind: Die drei Schurken sind geniale Figuren. Gleich in der ersten Szene knallen sie einige arme Teufel äußerst kaltblütig über den Haufen und sie zeigen überhaupt reichlich Gewaltbereitschaft. Aber die Art wie sie miteinander sprechen, ihre witzigen Dialoge, machen sie auch zu einer spaßigen Truppe. Dadurch werden wir einerseits bestens unterhalten, wenn die drei im Bild sind, und andererseits gönnen wir der guten Raquel aber aus ganzem Herzen, dass sie diese brutalen Bastarde nach Strich und Faden fertig macht (langsam und qualvoll bevorzugt).
Auch wenn sie qualitativ Top sind, sind drei Bösewichtern quantitativ etwas wenig, aber der feinfühlige Drehbuchautor hat zum Glück da noch eine Gruppe Mexikaner reingeschrieben, die kurz mal vorbei schauen und unverzüglich von unseren Protagonisten in die ewigen Jagdgründe befördert werden. Am Rande sei übrigens auch erwähnt, dass Christopher Lee eine kleine feine Rolle als pazifistischer Waffenschmied einnimmt.
Die Inszenierung ist spitzenmäßig: Durch eine gekonnte Kameraführung und den richtigen Einsatz von Zeitlupe werden Szenen unaussprechlicher Spannung heraufbeschworen, nicht zuletzt auch, weil wir um das Leben der guten Charaktere kümmern können. Regisseur Burt Kennedy ist im Westerngenre erprobt, weiß also, wie man es richtig macht, hat aber auch den Mut ein wenig herumzuexperimentieren, was dem Film noch um eine Stufe besser macht.
Ein Punkt wird dem Film abgezogen, einerseits, weil ein paar Charaktere entweder aus dem nichts kommen oder in selbiges verschwinden, wie der Trupp Soldaten, der den Banditen hinterher jagt und nicht mehr vorkommt, oder der Schwarzgekleidete, der einmal eine Miniszene hat und sich aufgrund derer schon für eine Hauptfigur hält und meint, er hätte jetzt das Recht am Schluss der große Deus ex Machina zu sein. Auch gibt es Szenen, die vielleicht nicht komödiantisch zu nennen sind, aber so gefilmt wurden, was recht unpassend daherkommt. Die Art und Weise wie Welch, die mit ihrer nassen Hose durch die Stadt schreiten muss, ins Bild gerückt wurde, verweist beispielsweise auf eine billige Komödie, was bei dem harten Ton des Filmes ein wenig ablenkt. Aber dies sind nur kleine Anmerkungen, und auch wenn sie diesem Film die Höchstnote verwehren, wird er in meinem Herzen immer ganz groß bleiben…
…heißt das etwa, ich habe einen USA-Western gefunden, der nicht von Peckinpah ist und den ich trotzdem abgöttisch lieben kann??? Ist die Hölle etwa zugefroren, kann man sich denn auf gar nichts mehr verlassen. Oh hey, mein Italowesternliebling Aldo Sambrell lehnt sich in einer Szene kurz aus einem Fenster. Oh hey, der italowestern-erprobte Luis Barboo schaut einmal kurz als Mexikaner vorbei. Oh hey, der Streifen wurde nicht in Amerika sondern in Spanien gedreht…Könnte es vielleicht sogar sein, dass…JA, er ist ein englischer Film, kein amerikanischer. Hurra, es gibt also noch Sachen auf die man sich verlassen kann!
Fazit: Eine durch und durch gelungene Inszenierung, spaßige aber diabolische Schurken und die schlichtweg BESTE weibliche Rolle, die ich jemals in einem Western sehen durfte, gespielt von einer hervorragenden Raquel Welch, machen diesem Film zu einem wahnsinnig guten Genrevertreter. 9/10
- buxtebrawler
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Re: In einem Sattel mit dem Tod - Burt Kennedy
Haha, einerseits lobst du die geschlechterklischeearme Zeichnung der Hauptfigur, wirfst dann aber doch mit geschlechtsspezifischen Stereotypen um dich hinsichtlich vermeintlich "weiblicher Eigenschaften". Damit begibst du dich auf etwas dünnes Eis, nichtsdestotrotz hat mir deine Kritik gut gefallen und durchaus auch mein Interesse geweckt.DrDjangoMD hat geschrieben:Hier ein Auszug aus meinem neuen Buch "Wie inszeniere ich weibliche Hauptrollen richtig. Ein Filmhistorischer Exkurs von Dr. Django M.D."
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: In einem Sattel mit dem Tod - Burt Kennedy (1971)
Erscheint voraussichtlich am 27.01.2023 bei Spirit Media noch einmal auf Blu-ray und DVD:
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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- sergio petroni
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Re: In einem Sattel mit dem Tod - Burt Kennedy (1971)
Hmm, den könnte man durchaus mal Updaten.
Rakete Welch in Hochform, auch wenn sie nur beinahe blank zieht
Rakete Welch in Hochform, auch wenn sie nur beinahe blank zieht
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
- buxtebrawler
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Re: In einem Sattel mit dem Tod - Burt Kennedy (1971)
Erscheint voraussichtlich am 28.04.2023 bei Leonine noch einmal als Blu-ray/DVD-Kombination oder Doppel-Blu-ray (geht aus den Einträgen leider nicht hervor) in verschiedenen Mediabooks:
Cover A
Cover B
Cover C
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Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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