Maigret und sein größter Fall
Maigret und sein größter Fall / Maigret fait mouche / Caso difficile del Commissario Maigret
Österreich / Frankreich / Italien 1966
Regie: Alfred Weidenmann
Heinz Rühmann, Françoise Prévost, Günther Stoll, Günter Strack, Gerd Vespermann, Eddi Arent, Günther Ungeheuer, Alexander Kerst, Ulli Lommel, Edwin Noel, Walter Varndal, Hans Habietinek, G. Koska, Rudolf Barry, Silvana Sansoni, Peter Gerhard, Peter Groß
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OFDB
In einem Pariser Museum wird ein Van Gogh gestohlen und der Museumswärter wird ermordet. Um den Mörder nervös zu machen entscheidet Maigret, den Diebstahl geheim zu halten und eine Kopie des Bildes aufzuhängen. Und tatsächlich steht am nächsten Tag der Engländer Holloway in seinem Büro und meldet, dass ihm jemand das Gemälde zum Kauf angeboten hat. Holloway reist nach Lausanne, und Maigret und sein Assistent Cassel reisen hinterher. In der Bar Moulin Bleu nimmt Holloway Kontakt auf zu dem Schlagzeuger Robin, doch dieser Kontakt wird beobachtet vom Kellner Giorgio sowie von den beiden Freunden René und Jean. Ersterer ist Kellner in dem Hotel, in dem Holloway und auch Maigret abgestiegen sind, letzterer ist der Sohn des reichen Industriellen Lafosse und Liebhaber des Animiermädchens Simone aus dem Moulin Bleu. Und als die Bar am Abend schließt, und René und Jean die Kasse ausrauben wollen, da stehen sie plötzlich vor der Leiche Holloways. Was Maigret sehr beschäftigt.
In der zweiten Hälfte der 60er-Jahre hatte Heinz Rühmann eine Anzahl internationaler Koproduktionen, bei denen ich mich heute ernsthaft frage, wie er da wohl zu gekommen sein mag. GELD ODER LEBEN mit dem Co-Star Fernandel ist ja auch heute noch einigermaßen lustig, aber spätestens in DIE ABENTEUER DES KARDINAL BRAUN wirkt Rühmann völlig deplatziert, und überlässt den Film komplett seinen italienischen Kollegen. Ähnlich wirkt auch MAIGRET UND SEIN GRÖSSTER FALL auf mich, wo er vor allem in der ersten Hälfte spielt als ob er nicht dazugehöre, und erst das Auftauchen Günter Stracks ihn ein wenig in die Geschichte einbindet.
Bis dahin rennen viele große Schauspieler durch den Film, geben eine unglaubliche (Günther Stoll ist zum Hinknien gut) oder eine vollkommen unauffällige (ist das wirklich DER Claudio Camaso, der hier so nichtssagend agiert?) Performance ab, und bestücken diese etwas mühsam konstruierte und flott erzählte Geschichte mit ausreichend Personen, um schnell einmal den Überblick zu verlieren. Wenn man aufpasst ergibt sich ein etwas wirrer Krimi, der dank der reichlich vorhandenen Charaktere mit vielen roten Heringen punkten kann, dabei aber, und das ist eigentlich der viel wichtigere Teil, eine aus heutiger Sicht starke Stimmung birgt.
Das geht schon bei dem gelungen Score an – Das Titelthema rollt gelungen zwischen den Begriffen
Drollig und
Mysteriös hin und her, und die Jazzstücke, welche von der Kapelle in der Bar zum besten gegeben werden, haben viel Flair. Der Höhepunkt ist natürlich erreicht, wenn Robin einer Schallplatte mit seinem eigenen Trompetensolo lauscht, wohl wissend, dass er seine große Zeit und den damit verbundenen Ruhm gnadenlos verspielt hat, und dass er sein damaliges Erfolgsdasein längst eingetauscht hat gegen ein Leben in den Schatten. Ich persönlich mag Günther Stoll nicht wirklich, aber diese Szene, seine Augen, seine Ausstrahlung in dem Moment, das ist pure Gänsehaut.
Ebenso stark sind das alltägliche Treiben in der Stadt Lausanne oder die Vorgänge in der Bar. Solche Momente setzen dem Film gerade aus heutiger Sicht nostalgische Höhepunkte auf, während die Krimihandlung wie erwähnt eher unübersichtlich und wirr daherkommt. Szenenanschlüsse wirken teilweise wie aus zwei verschiedenen Filmen, Figuren wie der Versicherungsdetektiv Labas (Eddi Arent!) sind völlig überflüssig, und eine interessante Figur wie Simone, die mit Vater und Sohn Lafosse gleichzeitig eine Affäre hat und des Lebens im Nachtclub völlig überdrüssig ist, segelt am Horizont der Narration unbeachtet dahin und kann sich in keiner Sekunde entfalten. Viel wichtiger scheint es zu sein, dass Maigret seine Gedanken vor der Kamera wälzt, mysteriöse Anordnungen erteilt (die natürlich auch sofort und ohne Murren ausgeführt werden, weil er ja schließlich der große Maigret ist), und dass sich am Schluss, wenn man als Zuschauer ganz genau aufpasst, die meisten Bausteine tatsächlich auf unerbittliche Weise ineinanderfügen. Aber gute Krimiunterhaltung geht anders, und der damalige quirlige Zeitgeist und der älter gewordene Heinz Rühmann, das mag einfach nicht wirklich zusammen passen.
5/10