Angriff der Killertomaten - John De Bello
Verfasst: So 6. Mär 2011, 16:49
Angriff der Killertomaten
(Attack of the Killer Tomatoes)
mit David Miller, Sharon Taylor, George Wilson, J. Stephen Peace, Jack Riley, Eric Christmas, Paul Abbot, Jerry Anderson, Nigel Barber, Benita Barton, Gregg Berger, Don Birch
Regie: John De Bello
Drehbuch: John De Bello / Costa Dillon
Kamera: John K. Culley
Musik: Gordon Goodwin / Paul Sundfor
FSK 12
USA / 1978
Sie sind bissiger als der weiße Hai, angriffslustiger als Hitchcocks Vögel und gefräßiger als sämtliche Killer-Ameisen zusammen: Tomaten aller Handelsklassen und Größen auf ihrem Rache-Feldzug. Sie verarbeiten zu Ketchup was oder wer sich ihnen in den Weg stellt. Und machen selbst vor harmlosen Hausfrauen, kleinen Kindern und alten Damen nicht halt. Früchte zum Fürchten, rot vor Zorn, gegen die selbst der CIA machtlos ist.
Wenn man über das Genre des Trashfilms spricht, dann kann man unmöglich an diesem Kultfilm von John De Bello vorbeigehen, der mit Sicherheit ein absoluter Klassiker des schlechten Geschmackes ist, an dem man allerdings seine wahre Freude hat. Allein schon der Titel des Filmes drückt dabei sehr eindrucksvoll aus, in welche Richtung das groteske Geschehen tendiert, das sich einem hier offenbart. Amerika wird von unglaublich agressiven Killertomaten heimgesucht, die kein Pardon mit ihren Opfern kennen und diese schonungslos töten. Unweigerlich fragt man sich als Zuschauer, wie man überhaupt auf eine solch absurde Idee kommen kann, ein Gemüse zu Killermaschinen mutieren zu lassen und wie man das Ganze auch noch filmisch umzusetzen vermag. Die Antwort darauf ist eigentlich ziemlich einfach, denn man braucht lediglich ein wenig Fantasie und muss eine ausgeprägte Vorliebe für filmischen Trash haben, um ein solches Szenario zu kreieren. So sollte man dann auch "Angriff der Killertomaten" keinesfalls nach den üblichen Kriterien bewerten, da es sich rein filmisch gesehen eher um den Bodensatz der Kunstform Film handelt.
Hier zählt einzig und allein der reine Unterhaltungswert und selbst dieser wird sich ganz bestimmt nicht jedem Zuschauer eröffnen, da der enthaltene Humor doch für die meisten ziemlich gewöhnungsbedürftig erscheinen dürfte. Wenn man sich allerdings zu den echten Trash-Liebhabern zählt, dann geht einem bei diesem äusserst skurrilen Werk ganz sicher das Herz auf, ist es doch schon aberwitzig, die hier dargestellten Ereignisse mitzuverfolgen die sich im Laufe der Zeit immer absurder gestalten und ihren Höhepunkt in einem Ende der Geschichte finden, das man trashiger kaum hätte gestalten können. Der einzige Anspruch, den man an diesen Film stellen darf ist der, das man wirklich von der ersten bis zur letzten Minute mit völlig überzogenem und groteskem Humor beliefert wird, der sich hauptsächlich in schrägem Wortwitz und äusserst skurriler Situationskomik zu erkennen gibt. Denn was hier für ein hirnverbrannter Unsinn geradet wird, das ist schon nicht mehr feierlich. Ein unsinniger Dialog jagt den anderen, was schon fast zwangsläufig dafür Sorge trägt, das einem ständig die Tränen in die Augen treten, da man aus dem Lachen nicht mehr herauskommt.
Das absolute Highlight dieses C-Movies sind jedoch die Darsteller und die von ihnen gespielten Charaktere, die schon rein vom Optischen her eine wahre Augenweide sind. Ein japanischer Wissenschaftler mit schwäbischem Dialekt und eine Eingreiftruppe die absurder nicht sein könnte, sind nur zwei Beispiele dafür, das hier geblödelt wird was das Zeug hält. So kommt es immer wieder zu den haarsträubendsten Situationen, die diese Genre-Parodie zu einem echten Leckerbissen machen und dem Zuschauer ein äusserst vergnügliches Filmvergnügen präsentieren. Mit geschätzten 90.000 $ verfügte diese Trash-Granate selbstverständlich über ein ziemlich niedriges Budget, was man dem Werk auch jederzeit anmerkt. Aber gerade dieser Aspekt verleiht dem Ganzen einen zusätzlich extrem ausgeprägetn Charme und verleiht ihm zudem einen unverwechselbaren Widererkennungswert. Die Visuallisierung der riesigen Killertomaten und ihre Attacken auf die Menschen ist dabei mit einem so herrlich naiven Charme erfolgt, das man lediglich die Menschen vermisst, die das Gemüse in Position rollen. Auch die von den Tomaten zu vernehmenden Geräusche sorgen immer wieder für diverse Lachsalven, sind doch die grummelnden Töne viel eher belustigend, als das sie Angst und Schrecken verbreiten würden.
Regisseur John De Bello hat hier wirklich alles richtig gemacht und eine Spaß-Granate geschaffen, die ganz einfach zeitlos ist und die man sich aus dem Genre des Trashfilmes nicht wegdenken kann. Unter normalen Gesichtspunkten würde man dieses Werk nun wirklich als Müll bezeichnen, denn rein filmisch gesehen gibt die Geschichte überhaupt nichts her. Wer aber ein ausgeprägtes Faible für den skurrillen und vollkommen überzogenen Film hat, der kommt ganz einfach nicht an vorliegender Geschichte vorbei, die ganz eindeutig zu den absoluten Trash-Klassikern zu zählen ist und auch nach mittlerweile über 30 Jahren nichts von ihrem Reiz und dem unverkennbaren Charme verloren hat. Selbst nach mehrmaliger Sichtung wird der Film zu keiner Zeit langweilig und bitet immer wieder Kleinigkeiten, die man bisher noch gar nicht richtig wahrgenommen hat. Und so kann man sich diese zeitlose Trash-Granate immer wieder gut anschauen, die jederzeit eine Garantie für vollkommen schräge und aberwitzige Unterhaltung bietet und einen die Tomate einmal mit ganz anderen Augen sehen lässt.
Fazit:
"Angriff der Killertomaten" ist ein Meisterwerk des schlechten Geschmackes, das ganz sicher nur eine bestimmte Zielgruppe ansprechen dürfte. Wenn man sich allerdings zu dieser zählen sollte, dann wird man mit jeder Menge skurrilem Humor belohnt, der einem ganz automatisch die Tränen in die Augen treibt. Als Messlatte darf man keinesfalls die ansonsten üblichen Kriterien für einen Film anlegen, sondern sollte diesen Film lediglich nach dem bewerten was er ist, nämlich absolut herrlicher Trash, an dem man als Fan seine wahre Freude hat.
9/10 Trash Punkte