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The Road - John Hillcoat (2009)
Verfasst: Di 8. Mär 2011, 12:41
von jogiwan
The Road
Originaltitel: The Road
Herstellungsland: USA / 2009
Regie: John Hillcoat
Darsteller: Charlize Theron, Viggo Mortensen, Guy Pearce, Robert Duvall, Kodi Smith-McPhee, u.a.
Story:
In naher Zukunft ist die Welt unbewohnbar geworden, der Himmel grau und die letzten verbliebenen Menschen ziehen plündernd durch die Gegend und sind meist Kannibalen geworden. In dieser unwirtlichen Zeit macht sich ein namenloser Mann gemeinsam mit seinem Sohn auf dem Weg in den wärmeren Süden um dort ein besseres Leben zu führen. Der Mann versucht dem Kind seine Werte von Menschlichkeit zu vermitteln, doch im Verlauf der Reise wird auch der herzensgute Mensch dazu gedrängt, Dinge zu tun, die seinem Wesen nicht entsprechen und der Junge beginnt, das Verhalten seines Vater zu hinterfragen.
Re: The Road - John Hillcoat ( 2009)
Verfasst: Di 8. Mär 2011, 12:42
von jogiwan
Grau-in-Grau-Arthouse-Schocker im Stil von "Children of Men" und "Die Stadt der Blinden" in einer postapokalyptischen Welt, in der die Menschheit ihre letzten Tage erlebt. Leider hat mich das komplett auf Stimmungskiller getrimmte Teil jedoch wenig berührt und eigentlich mag ich auch diese Art von plakativen Downern dann auch gar nicht nicht. Die episodenhafte Geschichte ist jedenfalls eher nicht so der Bringer und hat mir mit seiner humanistischen Botschaft und christlichen Anleihen auch nicht so gefallen. Zwischendurch gibts ein paar heftigere Szenen, aber auch viel ruhige Momente und Tristesse, wobei die Hoffnungslosigkeit dann auch konsequent bis zum Ende durchgezogen wird. Zutiefst amerikanisch und für Familienmenschen kaum zu ertragen - aber da ich beides nicht bin, ist "The Road" einfach not my cup of tea!
Re: The Road - John Hillcoat (2009)
Verfasst: Do 7. Jul 2011, 10:11
von purgatorio
da ich auf der Suche nach einem Centurion-Review in meinem Datenmüll gerade dieses hier ausgegraben habe, geb ich's auch gleich mal zum Besten:
The Road (2009)
Kein Action-Reißer, kein Gemetzel, wenig Blut - keine selbstgebastelten Fahrzeuge, keine Einzelgänger-Action, keine Donnerkuppel! Dafür: Eindrucksvolle Bilder und ein glaubhaftes Szenario, dessen Ursache in Vergessenheit geraten ist!
Ein Mann und sein Sohn (fantastisch gespielt von Viggo Mortensen und Kodi Smit-McPhee) ziehen über einen post-apokalyptischen Planeten, der deprimierender und realistischer nicht dargestellt sein könnte. Diese Erde liegt nicht etwa im sterben - nein - sie ist seit Jahren tot! Keine Pflanzen, keine Tiere. Die Vegetation rottet vor sich hin oder vergeht in einem gigantischen Inferno am Horizont. Warum? Danach fragt schon lange niemand mehr.
Jede Sekunde des Films ist glaubhaft inszeniert und zieht den Betrachter in eine Welt, die man sich so lieber nicht wünscht. Sie bietet keine verklärte Endzeit-Romantik oder One-Man-Action. Von Sequenz zu Sequenz scheint der Film an Farbe und Hoffnung zu verlieren und sich in ein alles umgebendes grau zu wandeln, dass den Tod als einzige und erstrebenswerte Konsequenz formt! Schon nur dadurch hebt sich der Film weit von anderen gängigen Endzeit-Streifen ab. Ruhig und in teils sehr langen Einstellungen wird die Katastrophe spürbar gemacht - Übergegner gibt es nicht, was zählt ist die Suche nach Nahrung! Und wenn jedes Tier verendet ist und jede Pflanze eingegangen ist, scheint den letzten Überlebenden alles Essbare recht zu sein. Da erscheinen ein hilfloser Vater und sein Sohn auch schon mal als Festtagsmenü!
In dieser lebensfeindlichen Umgebung versuchen sie sich auf Krampf einige Werte und Sitten zu erhalten, obwohl der Vater auch nicht müde wird seinem Sohn den Revolver in den Mund zu stecken und ihm zu erklären, wie man sich diesem elenden Schicksal entzieht.
Fazit: Ich habe selten einen so deprimierenden und niederschmetternden Film gesehen! Die Zerstörung der Familie als kleinste soziale Einheit, Sittenverfall und die rein menschliche Suche nach Hoffnung und Glauben, nach einem Sinn in der Sache und dem elementarsten Lebensgrund überhaupt: das Leben selbst, wird hier nachvollziehbar aber auch ausgedehnt geschildert.
Eine Zwingende Anguck-Empfehlung an alle, die die Welt jenseits von „Mad Max", „I am Legend", "Doomsday", „Book of Eli" und Co. (ohne diese durchgestylten Filme abwerten zu wollen!) in so verstörend ekelhaft ruhigen Bildern sehen wollen, dass es als sehr attraktiv erscheint den Kampf ums Überleben einfach aufzugeben und nackt zum sterben in die kalte Nacht hinaus zu laufen!
9/10 Punkte (Abzüge wegen kleinerer Logikfehler und Längen)
Re: The Road - John Hillcoat (2009)
Verfasst: Do 7. Jul 2011, 12:02
von Blap
Im Vergleich zum "Book of Eli" Desaster klar die bessere Wahl. Der Verzicht auf Krawall wird konsequent durchgehalten, die Hauptdarsteller machen einen guten Job. Trotzdem konnte mich "The Road" nicht vollständig überzeugen, denn die Erzählung mündet in moralinsaures Geschwafel des Sohnes, die letzten Szenen (ich will nicht spoilern) sind IMHO viel zu sanft geraten.
So ist "The Road" zwar auf den ersten Blick ein erstaunlich mutiger US-Film, stellt sich aber letztlich doch noch ein Bein.
6/10 (obere Mittelklasse)
Re: The Road - John Hillcoat (2009)
Verfasst: Di 26. Jul 2011, 06:32
von purgatorio
Ich glaube, ich muss meine Wertung nach unten korrigieren. Bei einer zweiten Sichtung weicht jegliche Spannung (derer Sequenzen es ohnehin nicht sonderlich viele gibt) und lässt Raum für Längen.
Aber das Setting ist dennoch der Hammer! Und gerade auch wenn man die postapokalyptische Optik mit dem gefühlt zeitgleich erschienenden "Book of Eli" vergleicht, muss "The Road" eine Klasse im Setdesign zugestanden werden, die so wohl noch nie da war.
7/10
Re: The Road - John Hillcoat (2009)
Verfasst: Di 26. Jul 2011, 06:39
von purgatorio
und welche Szene mich ja mal mehr und mehr zum wütenden Wahnsinn treibt ist folgende:
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Wie blöde muss man eigentlich sein, um nach so vielen Jahren in der Apokalypse und auf der Straße lebend, wo randalierende Kannibalen Leib und Leben bedrohen, sich als vermeidlich sicheren Schlafplatz für sich und seinen Sohn einen liegengebliebenen Truck auf einer gigantisch hohen Brücke auszusuchen und sich so sämtlicher Fluchtmöglichkeiten in alle Richtungen zu berauben? Das macht mich fertig! Mal abgesehen davon, dass die Entscheidung des Papas ziemlich dämlich ist, es muss doch am Set jemandem aufgefallen sein, wie blöde das eigentlich ist?
die Sequenz ist ein absoluter Graus für mich!
Re: The Road - John Hillcoat (2009)
Verfasst: Di 26. Jul 2011, 08:32
von jogiwan
Im ersten Moment dachte ich mir bei "The Road" - wow, für einen amerikanischen Film erfreulich konsequent und düster. Aber eigentlich ist er das überhaupt nicht, sondern der Streifen versucht dem Zuschauer die ganze Zeit auf sehr plumpe Weise zu vermitteln, wie leicht man doch in seinem Verhalten zum Tier wird, wenn es um das eigenen Überleben geht. Na und? Das nennt man wohl Selbsterhaltungstrieb und wer sich und sein Kind ständig mutwillig von einer Gefahrensituation in die nächste manövriert, muss halt damit rechnen, das man in einer postapokalyptischen Welt wohl die ein oder anderen Probleme bekommen kann... Und das der Streifen langweilig ist, darüber täuschen auch die gelungenen Settings und zwei Hollywood-Stars mit Mut zur Hässlichkeit (schnarch!) nicht hinweg.
Re: The Road - John Hillcoat (2009)
Verfasst: Di 26. Jul 2011, 11:22
von Arkadin
Ich habe den im Kino gesehen und die Bilder sind wirklich beeindruckend. Auch Mortensens Darstellung des Vaters hat mir gefallen, wie auch sein manisches Bedrohen des Sohnes mit dem Revolver, wenn es mal wieder eng wird. Die Stimmung ist düster und trostlos, Action sehr sparsam und die Grundhaltung hübsch nihilistisch. Was mir aber fehlte war ein Antrieb zur Story. Okay, die wollen ans Meer. Aber warum? Und was erwartet sie dort? Es gibt keinerlei Anhaltspunkte, dass es dort besser ist, als im Landesinneren. Somit fehlt der Reise die innere Triebfeder und sie wird belanglos. Ich hätte es weitaus besser gefunden, wenn klar wäre: Nein, es gibt keinen Ausweg. Es ist scheiße und wird nur schlechter. Deshalb stört es mich, dass immer wieder angedeutet wird, dass man unbedingt zum Meer müsse. Also entweder man gibt der Heldenreise solch ein Ziel (Paradies, Walhalla, Schangri-La) oder nicht. Ersteres ist weitaus publikumswirksamer, letzteres würde mir in diesem Zusammenhang besser gefallen. So sitzt der Film aber zwischen den Stühlen, ist hier weder Fisch, noch Fleisch. Schade. Das Ende fand ich auch ambivalent. Es ist defintiv nicht das düstere und konsequente Ende, dass solch ein Film mit diesem Anspruch hätte haben müssen.
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Es sei denn, die plötzlich auftauchende gute Familie gibt nur vor helfen zu wollen und sie nehmen den Jungen nur als Proviant mit. Aber ich denke, dem ist nicht so. Das ist der kleine Hoffnungschimmer, der es dem Zuschauer leichter machen soll, den Film zu schlucken - letztendlich aber gegen ihn arbeitet.
Ich gab damals 6/10. Ach ja: ein Pluspunkt noch. Die Szene im Haus mit Voratskeller fand ich extrem spannend umgesetzt und die hat mir altem Hasen tatsächlich etwas zugesetzt.
Re: The Road - John Hillcoat (2009)
Verfasst: Di 26. Jul 2011, 20:19
von purgatorio
Arkadin hat geschrieben:(...) Ach ja: ein Pluspunkt noch. Die Szene im Haus mit Voratskeller fand ich extrem spannend umgesetzt und die hat mir altem Hasen tatsächlich etwas zugesetzt.
Wenn man keinen Plan hat, wohin dieser Film führt entfaltet genau diese Szene eine extreme Wirkung und geht heftigst an die Nieren - ging mir und meinem (empfindlichen) Frauchen auch so! Bei der Zweitsichtung lässt die Szene einen völlig kalt. Man weiß ja was kommt... ich war aber auch im allgemeinen etwas sehr schockiert, wie hart der Dämpfer bei der erneuten Sichtung ausfiel.
Re: The Road - John Hillcoat (2009)
Verfasst: Mo 24. Jun 2013, 19:13
von Il Grande Silenzio
Sehr düsteres, postapokalyptisches Gesellschaftsdrama, welches auf dem Bestseller Corman McCarthys ("No Country for old Men") beruht.
Düster ist die Geschichte, düster ist auch die Inszenierung, es herrschen dunkle, gräuliche Farben vor, die die Auswegslosigkeit bekräftigen.
Die darstellerischen Leistungen sind gut (Smit-McPee) bis sehr gut (Mortensen).
Auch wenn es die Story vermuten lässt, die Gewalt wird oft nur angedeutet und spielt sich (zum Glück) größtenteils im Kopf ab, vordergründige oder gar selbstzweckhafte Gewaltdarstellungen wären fehl am Platze und hätten der Ernsthaftigkeit nicht gut getan. Der Film ist in erster Linie Drama und kein Action- oder gar Splatterfilm.
Die Bilder bleiben nachhaltig in Erinnerung und zeigen nachvollziehbar auf, wie dünn doch das Mäntelchen der Zivilisation sein kann bzw. dürfte. Selbstlosigkeit und Nächstenliebe oder gar Unschuld sind im Überlebenskampf eine Illussion und denjenigen vorbehalten, die keine Verantwortung übernehmen müssen oder wollen.
Die Menschheit stirbt, wie sie es hier offensichtlich nicht anders verdient hat: leise, emotionslos, ohne Moral und Werte.
Das Ende enttäuscht leider, da das
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angedeutete "Happy-End"
einfach nicht passt.
Im Kino dürfte die (ruhige) Bildersprache vermutlich besonders überzeugen.
7/10