Das Geschlecht der Engel - Ugo Liberatore (1967)
Verfasst: Sa 12. Mär 2011, 14:00
3 junge Damen, Carla, Nora und Nancy, greifen sich eine Yacht, die Noras Vater gehört, für einen Ausflug von Italien an die kroatische Küste. Ein Zwischenstopp wird vor einem Campingplatz gemacht, wo man Marco aufliest, und ihn an Bord "verschleppt". Wir sind schließlich im Umbruchjahr 1968 und da brauchen die 3 gutaussehenden Ladys einen "Fickspatz" (Begriff von mir geklaut aus der deutschen Synchro von "Naked came the stranger", in Liberatores Film kommt der Begriff NICHT vor) an Bord.
Marco macht sich dann auch gleich daran, Carla zu verwöhnen. Doch das eigentliche Ziel des Trips ist ein anderer Trip, nämlich LSD! In einer abgelegenen Bucht wird das Schiff gestoppt, der Raum verschlossen, das Gewehr (zum Möwenschießen!!) weggesperrt, ein Tonbandgerät mit Mikrofon in Betrieb genommen, um die Drogenerfahrungen aufzunehmen (Max Goldt hat in einer seiner Kolumnen mal erwähnt, dies mit Kokain mal so gemacht zu haben. Als er sich das Band nüchtern angehört habe, sei ihm dies sehr peinlich gewesen, was für einen sinnlosen Scheiß er da gelabert habe) und der Würfelzucker geschluckt. Am nächsten Morgen erwacht Marco mit einer Schußwunde im Bauch, doch niemand kann sich erinnern, was in der Nacht geschah. Als Medizinstudent ist Marco klar, dass die Wunde umgehend fachmännisch versorgt werden muss. Das würde allerdings bedeuten, dass die Mädchen aufklären müssen, was auf dem Boot geschah, und daran scheinen sie kein Interesse zu haben...
Die späten 60ger scheinen ja so einige interessanten Yachtfilme hervorgebracht zu haben. Herbert Fux machte aus einer Kreuzfahrt das Grauen, und "Sklaven ihrer Triebe" mit Edwige und Rosalba gehört ja bekanntlich in jeden Videoschrank. Mit jener Granate kann das "Geschlecht der Engel" dann doch nicht mithalten, auch wenn wir hier bereits im berüchtigten Milieu der reichen Töchter aus gutem Hause bewegen, die Drogen und Männer ausprobieren wollen und auf dem offenen Meer auch schon mal aus arglos herumfliegende Möwen ballern. Die Drogenthematik hätte sich sicherlich weiter ausbauen lassen können, hier werden die Würfel geschluckt und in der nächsten Szene ist dann bereits Morgen.
Sex spielt als Thema schon eher eine Rolle. Nancy ist noch Jungfrau, da sie sich für einen Neger aufsparen möchte (das ist provokativer!), opfert sich dann allerdings für einen dubiosen Apotheker mit Dreitagebart und Sonnenbrille, um ihn so dazu zu bringen, Morphium herauszurücken.
Auf deutscher Seite war Franz Seitz als Koproduzent beteiligt, der wohl auch dafür gesorgt, die Rolle der Nora mit Doris Kunstmann zu besetzen, die (wie alle der Mädels) mal in einer kurzen Sonnenszene ihre Titten zeigen darf. Allerdings steuert sie das Schiff auf dem Weg nach Jugoslawien mit einem Kopftuch. Ein visionärer Beitrag Liberatores zur Integrationsdebatte?