Robin Hood - Ridley Scott (2010)
Moderator: jogiwan
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Robin Hood - Ridley Scott (2010)
Robin Hood
(Robin Hood)
mit Russell Crowe, Cate Blanchett, Max von Sydow, William Hurt, Mark Strong, Oscar Isaac, Danny Huston, Eileen Atkins, Mark Addy, Matthew Macfadyen, Kevin Durand, Scott Grimes, Alan Doyle, Douglas Hodge, Lea Seydoux
Regie: Ridley Scott
Drehbuch: Brian Helgeland
Kamera: John Mathieson
Musik: Marc Streitenfeld
FSK 12
Großbritannien / USA / 2010
Robin, ein heldenhafter Krieger, wird zum Gesetzlosen, als er sich mit einer Gruppe mutiger Kämpfer gegen einen schwachen und korrupten englischen König und dessen Willkürherrschaft auflehnt. Als sich der rebellische Held in die temperamentvolle Lady Marion verliebt, muss er zunächst ihr Dorf retten und sich dann mutig dem Ansturm drohender Gefahren stellen, um ihr Herz zu gewinnen. Als Helden wider Willen folgen Robin und seine Männer dem Ruf des Abenteuers, ziehen schließlich in die Schlacht - für die Ehre der Heimat - und werden dabei zu Legenden.
Wenn das Erfoldsduo Ridley Scott (Regie) und Russell Crowe (Darsteller) wieder einmal in einem Film vereint sind, dann denkt man als Zuschauer wohl in erster Linie an das Meisterwerk "Gladiator" und hegt dabei die Hoffnung, das mit dieser neuen Robin Hood-Version ein ähnliches monumentales Meisterwerk auf einen zukommt. Doch diese Hoffnungen sollte man ziemlich schnell wieder verwerfen, da vorliegendes Werk noch nicht einmal ansatzweise an die Klasse des mit 5 Oscars ausgezeichneten "Gladiator" herankommt. Es handelt es sich insgesamt um einen auf jeden Fall sehenswerten Film, bei dem insbesondere der Aspekt sehr wohlwollend auffällt, das man hier andere Wege gegangen ist und nicht zum wiederholten Mal die immer gleiche Geschichte präsentiert. Vielmehr erzählt Scott die fiktive Story, wie es überhaupt dazu gekommen ist das Robin Hood zu der Legende wurde, als die er in unzähligen Verfilmungen immer wieder dargestellt wird. So sorgt die Story-Line also durchaus für jede Menge Interesse beim Zuschauer und das Geschehen wird auch größtenteils recht spannend erzählt, doch fehlt es dem Szenario doch an einigen wichtigen Dingen.
Am negativsten fällt dabei die Darstellung der meisten Charaktere ins Auge, denn bis auf die Figuren von Robin und Marian werden alle eher sehr oberflächlich gezeichnet, so das insbesondere ansonsten immer sehr wichtige Charaktere in den Verfilmungen über Robin Hood zu absoluten Statisten degradiert werden. Bruder Tuck, Will Scarlett, Little John oder auch der Sherriff von Nottingham wirken zwar auch in vorliegendem Film mit, jedoch haben diese Personen im Prinzip überhaupt keinen richtigen Stellenwert und vegetieren viel eher im Hintergrund vor sich hin. Sicher, es handelt sich hier um die Vorgeschichte, jedoch hätte man angesprochenen Charakteren durchaus etwas mehr Gewicht und sichtbare Präsenz verleihen können, denn das hätte den Ereignissen ganz sicher nicht geschadet. So aber ist die Figur des Robin fast schon omnipräsent und lässt den Begriff oberflächliche Charakterzeichnung für die anderen Figuren schon fast als maßlose Übertreibung erscheinen. Crowe kann zwar in der Rolle des Robin Hood absolut überzeugen und auch Cate Blanchett liefert als Marian eine sehenswerte Leistung ab, jedoch sind beide schon so allgegenwärtig, das für andere überhaupt kein Spielraum bleibt.
Auch actionmäßig ist man von Ridley Scott schon ganz andere Dimensionen gewöhnt, als wie sie sich dem Betrachter in vorliegendem Film präsentieren. Lediglich zum Anfang und zum Ende der Geschichte bekommt man absolut sehenswerte und gut umgesetzte Schlachten und Nahkämpfe geboten, jedoch ist der gesamte Mittelteil dieses Werkes äosserst actionarm gestaltet, was bei einer Lauflänge von gut zweieinhalb Stunden schon für so einige eher zähflüssige Passagen sorgen kann. Damit wir uns nicht falsch verstehen, der Film ist keinesfalls langweilig, hätte aber die ein oder andere Action-Szene mehr durchaus gut vertragen können und so das gewonnene Gesamtbild etwas kurzweiliger gestaltet. Der Director's Cut weist so nämlich leider mehrere Passagen auf, die doch etwas künstlich in die Länge gezogen erscheinen und eventuell sogar dezente Ermüdungserscheinungen beim Zuschauer auslösen könnten. Man sollte das Werk aber auch nicht schlechter machen als es in Wirklichkeit ist, denn insgesamt gesehen bekommt man eine ziemlich Interessante Neu-Variante geboten, die in großen Teilen interessante und auch spannende Unterhaltung bietet, jedoch können eventuell vorhandene höhere Ansprüche nicht ganz erfüllt werden.
Letztendlich hat Ridley Scott mit "Robin Hood" eine durchaus sehenswerte, aber keinesfalls herausragende Version der Thematik kreiert, in der ein überzeugender Russell Crowe als Highlight angesehen werden dürfte. Ansonsten präsentiert sich das Geschehen allerdings für Scott-Verhältnisse etwas zu "normal", vor allem wenn man dabei Werke wie "Königreich der Himmel" oder "Gladiator" zum Vergleich heranzieht. Mit Ausnahme der beiden Haupt-Charaktere ist es insbesondere die Darstellung der anderen Figuren, die man als die größte Schwäche der Geschichte ausmachen kann. Es ist einfach schade, das kein anderer der etlichen Charaktere über den Rang eines notwendigen Statisten hinauskommt und so jede einzelne Rolle in der Geschichte seltsam verkümmert erscheint. An dieser Stelle hätte man dem Betrachter wenigstens bei einigen Personen einen tieferen Einblick gewähren müssen, kann man doch in vorliegender Form des Filmes zu kaum einem Mitwirkenden eine Art Verbindung herstellen. Zu sehr liegt der gesamte Focus des Geschehens auf einer einzelnen Person (Robin Hood), was dem Plot insgesamt gesehen nicht besonders gut tut. Jedoch hat man es immer noch mit einem sehenswerten Film zu tun, an den man allerdings mit etwas niedrigeren Erwartungen herangehen sollte, um letztendlich keine zu herbe Enttäuschung zu erleben.
Fazit:
Sollte man die Hoffnung hegen einen ähnlich genialen Film wie "Gladiator" zu erleben, dann dürfte die Enttäuschung nach der Sichtung von "Robin Hood" doch ziemlich stark sein. Zwar handelt es sich durchaus um einen guten Film, dem es allerdings etwas an wirklichen Höhepunkten mangelt. Schwache Charakter-Zeichnungen und einige zähflüssige Passagen trüben das Sehvergnügen sichtbar und lassen sogar teilweise Ermüdungserscheinungen auftreten, die man ganz sicher hätte vermeiden können. Aber allein schon aufgrund dessen, das es sich hier um die Vorgeschichte des Robin Hood handelt, sollte man dem Werk eine Chance geben und sich sein eigenes Urteil bilden.
6,5/10
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Re: Robin Hood - Ridley Scott
Der Film ist sicherlich nicht perfekt, da er sich nicht so ganz zwischen harter Abenteueraction und eher naiven Handlungssträngen ("Kinderbande") bzw. Romantik entscheiden kann. Etwas weniger Pathos wäre hier mehr gewesen, wenn Scott den Mut zur düsteren Atmo gehabt hätte, hätte dies ein richtig guter Film werden können.
Inszenatorisch leistet er sich aber keine Schwächen, das große Budget merkt man bei Action, Bauten und Kostümen zu jeder Zeit, der Cast ist beachtlich und spielt souverän.
Für einen verregneten Sonntagnachmittag ist diese leichte Kost genau richtig.
7/10
Inszenatorisch leistet er sich aber keine Schwächen, das große Budget merkt man bei Action, Bauten und Kostümen zu jeder Zeit, der Cast ist beachtlich und spielt souverän.
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"Dressing well is a form of good manners." - Tom Ford
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- karlAbundzu
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Re: Robin Hood - Ridley Scott
Robin Hood (2010) TV ZDF Neo
Die mittelalterliche Figur und Held einiger Geschichten wird ja immer wieder auf die Leinwand geholt, zuletzt ja auch 2018, und 1991 gleich zweimal gleichzeitig. Hier die Version von Ridley Scott, eine Art wie alles begann...
Robin kommt mit seinen Kumpels aus Jerusale wieder, werden von Franzosen überfallen mithilfe eines englischen Kollaborateurs, bei dem einerseits der König Richard stirbt und auch Ritter Loxley liegt im sterben, kann aber noch Robin Longstride sein Schwert in die Hand drücken mit der Bitte, es seinem Vater zu bringen....
Einiges gleich, vieles anders in der Story um den Bogenschützen mit den üblichen Getreuen.
Scott kann ja was, gefilmt ist das hier richtig gut, mal breit, mal nah, immer richtig, die Action nicht zu schnell zu übertrieben, richtige Schlachten inklusive Blut, tolle Landschaften, viele Details. Besetzt auf Sichheit: Russell Crowe als Söldner und Dieb mit dem Herzen auf dem richtigen Fleck, den die großen Gefühle dann irgendwann erwischen, die Mannen auch gut besetzt, aber die sind wirklcih nur Randfiguren, ältere Männer haben hier mehr zu tun: Max von Sydow, Oscar Isaac, William Hurt, und Mark Strong als Böser auch gut, wie gesagt Nummer sicher, auch bei Marian, aber Cate Blanchett nimmt man die anpackende Kleinadlige mit Johanna von Orleans - Anteilen gar nicht ab, halt auch wie meist bei ihr. Dafür gibt es kurz mal Lea Seydoux zu sehen.
Aber insgesamt dann sehr nervig: Denn eigentlich wird eine Art englisches Nationalepos, Geburt der Idee der Nation eines freien Landes unter der Krone. Inklusive Vater Sohn Pathos auf vielen Ebenen, unverhohlenen Nationalismus, heftigster Franzosenhass. Wirklich unangenehm. Da trieft dazu der Pathos auch aus den Lautsprechern. Und ein Buch voller Sprünge, Ungereimtheiten und nicht Nachvollziehbarem.
Schauwerte vorhanden, aber hier muss der Ton oder der Kopf oder beides ausgeschaltet werden. Aber irgendwie hübsch, das beständig große Phallussymbole in den Bildmittelpunkt gerückt werden.
Die mittelalterliche Figur und Held einiger Geschichten wird ja immer wieder auf die Leinwand geholt, zuletzt ja auch 2018, und 1991 gleich zweimal gleichzeitig. Hier die Version von Ridley Scott, eine Art wie alles begann...
Robin kommt mit seinen Kumpels aus Jerusale wieder, werden von Franzosen überfallen mithilfe eines englischen Kollaborateurs, bei dem einerseits der König Richard stirbt und auch Ritter Loxley liegt im sterben, kann aber noch Robin Longstride sein Schwert in die Hand drücken mit der Bitte, es seinem Vater zu bringen....
Einiges gleich, vieles anders in der Story um den Bogenschützen mit den üblichen Getreuen.
Scott kann ja was, gefilmt ist das hier richtig gut, mal breit, mal nah, immer richtig, die Action nicht zu schnell zu übertrieben, richtige Schlachten inklusive Blut, tolle Landschaften, viele Details. Besetzt auf Sichheit: Russell Crowe als Söldner und Dieb mit dem Herzen auf dem richtigen Fleck, den die großen Gefühle dann irgendwann erwischen, die Mannen auch gut besetzt, aber die sind wirklcih nur Randfiguren, ältere Männer haben hier mehr zu tun: Max von Sydow, Oscar Isaac, William Hurt, und Mark Strong als Böser auch gut, wie gesagt Nummer sicher, auch bei Marian, aber Cate Blanchett nimmt man die anpackende Kleinadlige mit Johanna von Orleans - Anteilen gar nicht ab, halt auch wie meist bei ihr. Dafür gibt es kurz mal Lea Seydoux zu sehen.
Aber insgesamt dann sehr nervig: Denn eigentlich wird eine Art englisches Nationalepos, Geburt der Idee der Nation eines freien Landes unter der Krone. Inklusive Vater Sohn Pathos auf vielen Ebenen, unverhohlenen Nationalismus, heftigster Franzosenhass. Wirklich unangenehm. Da trieft dazu der Pathos auch aus den Lautsprechern. Und ein Buch voller Sprünge, Ungereimtheiten und nicht Nachvollziehbarem.
Schauwerte vorhanden, aber hier muss der Ton oder der Kopf oder beides ausgeschaltet werden. Aber irgendwie hübsch, das beständig große Phallussymbole in den Bildmittelpunkt gerückt werden.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.