dr. freudstein hat geschrieben:dann bin ich mit meiner Einschätzung ja nicht alleine.
Neee, Du bist da nicht der Einzige, der nix von Filmen versteht
Spaß beiseite. Gerade wenn sonst hier mit 9ern und 10ern für jeden noch so belanglosen, modernen Genre-Kack rum geworfen wird, bin ich sehr überrascht, dass ein wirklich guter Film wie "Blade Runner" hier so runter gemacht wird.
Nein, "Blade Runner" ist jetzt nicht der Beste Film der Welt, steht aber doch meilenweit über so manchem SF-Rotz, der sich so gerne an ihm orientieren würde.
Über das richtungweisende und noch heute beeindruckende Set-Design, will ich gar nicht sprechen. Nicht über die überragende Vangelis-Musik. Auch Rutger Hauers meisterhafte Darstellung schweige ich, denn darüber dürfte ein allgemeiner Konsens bestehen.
Als ich "Blade Runner" mit 16 das erste Mal sah, war ich zugegebenermaßen auch etwas enttäuscht. Was an einer völlig falschen Erwartungshaltung und - dem Alter entsprechende - anderen Prioritäten lag. SF und Harrison Ford... da hatte ich gleich "Star Wars" im Hinterkopf und erwartete Non-Stop-Aktion. Gerade das bietet "Blade Runner" aber nicht. Im Gegenteil, der Film ist eher ruhig gespielt und verbindet in perfekter Art und Weise die Paranoia eines meiner Lieblingsautoren, Philipp K. Dick, mit einer sehr gelungenen Hommage an den klassischen Film noir.
Zudem beschäftigt er sich vorrangig mit der elementaren Frage: Wer bin ich? Wohin gehe ich? Und möchte ich wirklich wissen, wann ich gehe? Bin ich glücklicher,wenn ich weiß, wie viel Zeit mir noch bleibt? Und wenn ich es weiß... wie nutze ich die Zeit? Dabei stellt der Film dies aber nicht plakativ in den Vordergrund, sondern bindet es in eine sehr klassische Detektiv-Geschichte ein, die auch eigenständig gut zu unterhalten weiß.
Ebenfalls erfreulich die tolle schauspielerische Leistung, gerade der Nebenfiguren. William Sanderson, M. Emett Walsh oder Brion James. Jeder verleiht seine Figur ein Eigenleben, welches noch lange nach hallt.
Es gibt nur eins, was mich wirklich extrem nervt: Die Fassungsvielfalt. Kinofassung, Director's Cut, Final Cut, Workprint... Meiner Meinung nach sollte ein Film genau eine Fassung haben: Die, die der Regisseur von Anfang an intendiert hat. Den Rest braucht kein Mensch. Darum ist mein Favorit der alte Director's Cut, der das vom Produzenten oktroyierte Happy End und die Schnittabfälle aus "Shining" eliminiert.
Ich sag mal glatte 8/10.