Deliria-Italiano

In einem Pariser Pornokino trifft Dr. Seymour Love auf die Straßen-, äh, Kinohure Misty Beethoven ("Ist das dein richtiger Name?" "Nein, ich hab gedacht, das klingt wichtiger." "Wie hast du vorher geheißen?" "Dolores Beethoven!" "Hätt' ich mir beinah' gedacht"), deren fachlichen Fähigkeiten seiner meiner Meinung stark zu Wünschen übrig lassen. Zusammen mit seiner Freundin Geraldine verordnet er ihr ein sexuelles Training, an dessen Ende Misty vom Herrenmagazinverleger Lawrence Layman, einem gelangweilten Schnösel, der nur anlässlich seines ersten grauen Haares geschockt ist, zum Goldschwanzmädchen des Jahres gekürt werden soll. Das gelingt auch, doch Dr. Love muss sich dann die Frage stellen, ob er seinen Nachnamen zu Recht trägt, oder hat der Sex die Liebe verdrängt?

Es gibt kein Vertun, "Misty Beethoven" ist zweifellos der beste P-Film, den die Welt gesehen hat. Die Hauptdarsteller Jamie Gillis (Dr. Love) und Constance Money (Misty) vermögen den Film sowohl sexualdarbieterisch als auch sonst zu tragen. Metzgers Qualitäten stehen ohnehin nicht in Frage, dass wir es hier mal mit einer durchgehenden Story zu tun haben, kommt dem Film sehr zugute, kranken doch "Barbara Broadcast" oder "Maraschino Cherry" an der genreüblichen episodenhaften Struktur. Der Score pendelt zwischen Klassik und Progrock, und die deutsche Synchro ist auch jenseits von dem, was man gemeinhin als "Pornosynchro" bezeichnet.

Humorvoll ist der Film auch noch (das Schmuggeln jamaikanischer Zigarren ist schließlich nicht verboten!) und wenn ihr das nächste Mal fliegen müsst, vergesst nicht, richtig zu buchen: "Erste Klasse, Sex, Nichtraucher, Junggesellenfilm, normales Menü, lecken"

ugo-piazza hat geschrieben: Es gibt kein Vertun, "Misty Beethoven" ist zweifellos der beste P-Film, den die Welt gesehen hat.

Wo er recht hat, hat er recht

Ich mag generell Metzgers Filme. Seien es nun die aus den frühen 60ern (Carmen Baby!), die eleganten Erotikfilme der späten 60er oder seine Erwachsenenfilme aus der Mitte der 70er. Ein Regisseur, der all seine Werke mit einer schwelgerischen Eleganz ausstattete. Ich hatte ja das Glück, den Mann mal persönlich zu treffen und er ist genau so, wie man ihn sich aufgrund seiner Filme vorstellt. Elegant, eloquent und immer mit einem verschmitzten Augenzwinkern.

Arkadin hat geschrieben: [ Ich hatte ja das Glück, den Mann mal persönlich zu treffen

Auf dem Internationalen Filmfest Oldenburg letztes Jahr war ihm nicht nur eine Retrospektive gewidmet, sondern er wurde auch mit einem Ehrenpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
Und da ich als Presse akkreditiert war, hatte ich die Gelegenheit ihn im Presseraum zu erleben, wo er munter plauderte. War ein klasse Erlebnis. Leider hatte ich nix zum Unterschreiben dabei, aber Fotos habe ich gemacht.



Ich habe hier (http://www.filmforum-bremen.de/2010/09/ ... 93-teil-2/) noch ein paar Sätze mehr drüber geschrieben. Wen es interessiert.

"The Opening of Misty Beethoven" ist dann tatsächlich ein Fleischfilm mit Handlung, der nicht nur erotisch, sondern vor allem augenzwinkernd und ungemein unterhaltsam daherkommt. Anstatt eine Ferkelei nach der anderen episodenhaft aneinanderzureihen, gibt es in Radley Metzgers Streifen eine originelle Handlung die an "My Fair Lady" angelehnt ist, unterschiedliche und schöne Handlungsorte auf zwei Kontinenten, einen flotter Soundtrack und Darsteller, die nicht nur schauspielern können, sondern auch sonst mit vollen Körpereinsatz dabei sind. "The Opening of Misty Beethoven" wirkt zu jeder Sekunde erfrischend unverkrampft und bietet für den Zuschauer einen Einblick, was in der kurzen Zeit des sogenannten "Porn Chics" so alles möglich gewesen ist, als derartige und von künstlerisch begabten Menschen produzierten Filme in Mainstream-Kinos gezeigt und auch von der breiten Masse gesichtet wurden. Die Blu-Ray-Disc von Distripix bietet den Streifen in wunderbarer Qualität, wahlweise auch in einer Softcore-Fassung, mehrsprachigen und auch deutschen (!) Untertiteln und jeder Menge Bonusmaterial. Ein wunderbares Cover hat die VÖ auch:

Yepp, wirklich ansehnlicher Porno auf einem gewissen Niveau, technisch, ästhetisch wie schauspielerisch, inhaltlich schwankend zwischen sympathischem augenzwinkernden Humor und eher platten Albernheiten sowie natürlich der typisch männlichen Sichtweise mit ihrer Phantasie von dauergeilen Weibchen, die durchweg Prostituierte sind.

buxtebrawler hat geschrieben:von dauergeilen Weibchen, die durchweg Prostituierte sind.

Und Stewardessen, Kapitänsgattinnen und Hausangestellte!

buxtebrawler hat geschrieben:Yepp, wirklich ansehnlicher Porno auf einem gewissen Niveau, technisch, ästhetisch wie schauspielerisch, inhaltlich schwankend zwischen sympathischem augenzwinkernden Humor und eher platten Albernheiten sowie natürlich der typisch männlichen Sichtweise mit ihrer Phantasie von dauergeilen Weibchen, die durchweg Prostituierte sind.

Wo bleibt die klassische ausführliche Bux'sche Filmkritik?

ugo-piazza hat geschrieben:Wo bleibt die klassische ausführliche Bux'sche Filmkritik?

Die spar ich mir bei Pornos

buxtebrawler hat geschrieben:

ugo-piazza hat geschrieben:Wo bleibt die klassische ausführliche Bux'sche Filmkritik?

Die spar ich mir bei Pornos

Wieso, guckste so viele?

Und wenn ein P-Film ein ausführliches Review verdient, dann doch dieser (OK, ein paar mehr gäb's schon)