Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"
Derrick Collectors Box 7 (Folge 91-105)
Folge 92 - Nachts in einem fremden Haus (Deutschland 1982)
Werner Stettner (Stefan Behrens) und seine Gattin Hilde (Susanne Beck) sind nach einer Party auf dem Heimweg. Das Ehepaar wird durch eine lästige Reifenpanne ausgebremst, zu allem Überfluss erweist sich auch der Ersatzreifen als unbrauchbar. Sie haben vor einem Privatgrundstück angehalten, sehen im Haus noch Licht brennen, die Haustüre steht offen. Obwohl sich seine Frau zunächst ziert, betritt Werner Stettner das Gebäude, der junge Mann macht sich mehrfach bemerkbar, erhält aber keinerlei Antwort. Eine unerwartete Entdeckung schockt die Eheleute, auf dem Fußboden liegt ein toter Mann, auf dem Weg nach draussen sehen sie einen PKW hektisch davonrasen, ihr eigenes Auto wird durch ein unglückliches Manöver des anderen Fahrers leicht beschädigt. Endlich auf der nächsten Polizeiwache angekommen, erwischen die Stettners dort noch Derrick und Klein, die die aufgeregten Zeugen umgehend zum vermutlichen Tatort begleiten. Dort öffnet ihnen die mürrische Haushälterin Frau Baum (Marilene von Bethmann), die nichts von den geschilderten Vorfällen bemerkt haben will, auch der wenig später auftauchende Hausherr Dr. Stoll (Heinz Bennent) und dessen Verwandter Erich Steuber (Thomas Astan) sind ratlos. Tatsächlich ist keine Leiche auffindbar, Spuren sind ebenfalls Mangelware. Dennoch glaubt Derrick nicht an einen üblen Scherz der Eheleute Stettner, das seltsame Verhalten Dr. Stolls weckt den Spürsinn des Ermittlers...
Heinz Bennent war schon mehrfach in der Reihe zu sehen, diesmal darf er ganz groß aufspielen. Seine Darbietung ist unglaublich exzentrisch, regelrecht bizarr, Bennent hat herrliche Szenen mit Horst Tappert, bei denen mich seine wirren Ausführungen
-und der daraus resultierende Gesichtsausdruck Tapperts- fast vom Sofa gehauen haben, großartig, gigantisch, galaktisch! Vor allem unbeschreiblich, ich rate dringend zur Sichtung! Überhaupt mutet diese Folge wie ein Treffen der
"Derrick-Veteranen" an, Thomas Astan spielte bereits in
"Lissas Vater" (48) an der Seite von Heinz Bennent, in
"Besuch aus New York" (60) überzeugte er als grenzdebiler Privatschnüffler. Hier bleibt Astan ein wenig im Hintergrund, wird
(wie fast alle anderen Beteiligten) von Bennent an die Wand gespielt. Susanne Beck und Stefan Behrens sind ebenso
"alte Bekannte", als offenbar glückliches Ehepaar fallen ihnen ungewonht zahme, normale Rollen zu. Marilene von Bethmann gruftet die freundlichen Beamten mit Ausdauer an, Ullrich Haupt gibt sich undurchsichtig, Hans Quest und Edith Schneider sind in kleinen Nebenrollen zu sehen. Wie immer eine starke Truppe, angeführt von Heinz Bennent, veredelt durch Horst Tappert!
Zunächst kommt
"Nachts in einem fremden Haus" sehr mysteriös daher, bietet kaum einen greifbaren Ansatz für eigene Ermittlungen des Zuschauers. Nach und nach wird der Nebelschleier dünner, durchschaubarer, das Ende setzt jedoch mit einer kleinen und gelungenen Überraschung ein erneutes Ausrufezeichen. Der aufmerksame Zuschauer wird eventuell kleine Logikfehler bemängeln, mich stören diese vermeintlichen Ungereimtheiten freilich nicht, Logik ist eine
"phantasiehemmende" Seuche. Ich verrate sicher nicht zu viel, Gier, Gier und Gier treibt die
"Bösewichter" mit fatalen Folgen an. Helmuth Ashley sitzt inzwischen fest im Sattel, schon seit einiger Zeit habe ich nichts mehr an den von ihm inszenierten Folgen zu bemängeln. Auch hier lässt sich der Regisseur nicht lumpen, lässt seine Trümpfe Heinz Bennent und Horst Tappert gewähren, das grandiose Ergebnis wird mir nachhaltig im Gedächntnis bleiben! Über den Abspann hat Hans Hammerschmid eine hübsche
("irgendwie grotesk") tönende Komposition gelegt, die wie die berühmte Faust aufs Auge zu dieser Episode aus dem
"Derrick-Universum" passt. Mindestens eine gute Folge, mein massiver Lachanfall sorgt für eine weitere Aufwertung, vielen Dank dafür!
7,5/10 (gut bis sehr gut)