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Dread - Anthony DiBlasi (2009)

Verfasst: Mo 25. Apr 2011, 23:29
von horror1966
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Dread
(Dread)
mit Jackson Rathbone, Shaun Evans, Hanne Steen, Laura Donnelly, Jonathan Readwin, Vivian Gray, Carl McCrystal, Derek Lea, Siobhan Hewlett, Kieran Murphy, Cheyanne Raymond, Zoe Stollery, Elspeth Rae, Erin Gavin, Kerry Ann Smith
Regie: Anthony DiBlasi
Drehbuch: Anthony DiBlasi / Clive Barker
Kamera: Sam McCurdy
Musik: Theo Green
Keine Jugendfreigabe
Großbritannien / 2009

Die drei Studenten Quaid (SHAUN EVANS), Stephen (JACKSON RATHBONE) und Cheryl (HANNE STEEN), starten ein Projekt, das sich mit Furcht beschäftigt. Zu diesem Zweck sucht das Trio auskunftsfreudige Menschen, die über ihre tiefsten Ängste und persönlichen Dämonen sprechen wollen. Doch weder Stephen noch Cheryl ahnen, dass dies für Quaid nur die Vorstufe ist. Er möchte die Studie noch weiter ausreizen: Denn er glaubt, dass man Ängste nur überwinden kann, wenn man mit ihnen konfrontiert wird. Oder aber man zerbricht an ihnen. Und um sein Experiment zum Erfolg zu führen, schreckt Quaid nicht davor zurück, Stephen und Cheryl die Hölle auf Erden erleben zu lassen …


Verfilmungen diverser Kurzgeschichten aus den "Büchern des Blutes" von Clive Barker stehen im Moment anscheinend ziemlich hoch im Kurs und erfreuen sich großer Beliebtheit. So erscheint mit "Dread" ( Moloch Angst) mittlerweile die dritte Verfilmung innerhalb kurzer Zeit, die zudem auch noch als äusserst gelungen angesehen werden kann. Wies beispielsweise "Book of Blood" noch einige Längen auf, so hat es Regisseur Anthony DiBlasi hier sehr gut verstanden, die Kurzgeschichte auf Spielfilmlänge zu bringen, ohne den Zuschauer dabei mit zähflüssigen Passagen zu langweilen. Insbesondere die Entwicklung der hier erzählten Geschichte ist dabei exzellent in Szene gesetzt worden und versetzt dem Betrachter nicht gerade selten in ein absolutes Wechselbad der Gefühle. Wird man doch gerade im ersten drittel des Films mit einer eher harmlos wirkenden Konstellation konfrontiert, in der drei Studenten die Idee verwirklichen wollen, eine Studie über die Furcht und die Ängste der Menschen zu erstellen, so nimmt die Story danach doch merklich an Tempo auf, als Quaid sich mit den gewonnenen Ergebnissen keinesfalls zufriedengeben will. Vielmehr ist es sein Ansinnen, die betroffenen Personen mit ihren Ängsten frontal zu konfrontieren, wobei seine darauf folgenden Maßnahmen an Härte, Brutalität und Sadismus nur schwerlich zu überbieten sind.

Es ist insbesondere die drastische Wendung, die hier zu Tage tritt, die diesen Film so besonders intensiv erscheinen lässt, denn wird man in der ersten Filmhälfte doch hauptsächlich mit einer recht gelungenen Beleuchtung der einzelnen Haupt-Charaktere konfrontiert und erfährt auch eine Menge über deren eigene Ängste, so entfaltet sich danach ein äusserst harter und blutiger Psycho/Thriller, der merklich unter die Haut geht und auch sich auch nachhaltig im Kopf des Zuschauers einnistet, so das man auch noch lange nach dem Ende über ihn nachdenkt. Dabei sollte man anmerken, das sich der erste Teil des Films trotz etas fehlender Action keineswegs langatmig gestaltet, denn immer wieder wird man mit wirkungsvollen Schockmomenten bedient, die sich hauptsächlich durch visionsartige Flashbacks offenbaren. Ausserdem sind die diversen Informationen, die man über die Haupt-Protagonisten erhält, sehr interessant und auch für den weiteren verlauf des Geschehens ziemlich wichtig, damit mit die später folgenden Ereignisse besser nachvollziehen kann.

Bei den Charakter-Darstellungen der drei Studenten sticht ganz besonders das vollkommen unterschiedliche Wesen der beiden männlichen Personen hervor, während Stephen (Jackson Rathbone) eher der ruhige Pol ist, der lediglich eine normale Studie für seine Semester-Arbeit anfertigen will, entpuppt sich Quaid (Shaun Evans) doch ziemlich schnell als der äusserst impulsive Typ, der auch schnell einmal die Beherrschung verliert und anscheinend von der Idee regelrecht besessen ist, die Studien-Teilnehmer mit ihren ureigensten Ängsten ziemlich brutal zu konfrontieren. Dieser Kontrast der beiden total verschieden tickenden Männer kommt hervorragend zur Geltung und wurde erstklassig herausgearbeitet. So ist es dann auch nicht wirklich verwunderlich, das dieser Unterschied ein Hauptbestandteil des weiteren Verlaufes der Geschichte ist, die sich in der zweiten Filmhälfte extrem zuspitzt und äusserst harte-und blutige Züge annimmt. Insbesondere die Eiseskälte, die von Quaid ausgeht, sorgt hier für die ein oder andere Gänsehaut und lässt einen keinesfalls unberührt. das liegt auch ganz sicher im ausgezeichneten Schauspiel begründet, das die Darsteller an den tag legen und das einen sehr glaubwürdigen und authentischen Eindruck hinterlässt.

Nun kann man sich schon fast denken, das die Geschehnisse hier wohl für einige Beteiligetn kein gutes Ende nehmen werden, was dann letztendlich auch der Fall ist. Denn Quaid beschränkt sich bei seinen Taten nicht nur auf diverse Studien-Teilnehmer, sondern will vor allem seine beiden Mit-Studenten mit ihren Ängsten konfrontieren. Dies geschieht dann auch auf eine sehr intensive Art und Weise, wobei sogar ein gewisser Ekel-faktor beigemischt wird, so das man bei bestimmten Passagen ein aufkommendes Würgen nur sehr schwer unterdrücken kann. Letztendlich kann man "Dread" als wirklich absolut gelungen ansehen, denn hier ist ein Film entstanden, der in seiner Gesamtheit vollkommen überzeugen kann und durch seine beiden sehr unterschiedlichen Filmhälften ein hohes Maß an Intensität freisetzt, das sich ganz automatisch auch auf den Zuschauer überträgt und diesen streckenweise richtig mit den Opfern mitleiden lässt. Wer einen absolut unter die Haut gehenden Horror/Thriller zu schätzen weiss, der im zweiten Abschnitt zudem noch mit einem ordentlichen Härtegrad daherkommt, der sollte sich diese Werk keinesfalls durch die Lappen gehen lassen.


Fazit:


"Dread" ist eine weitere sehr gelungene Verfilnung einer Kurzgeschichte von Clive Barker und stellt bestimmt noch längst nicht das Ende der Fahnenstange dar, da die "Bücher des Blutes" noch genügend Stoff für weitere Filme bieten. Wenn diese dann auch noch so gelungen sind, wie das vorliegende Werk, dann kann man sich als Fan nur riesig darauf freuen. Ein toller Film, der einen von der ersten Minute an in seinen bann zieht und dessen Grundstimmung sich minütlich immer weiter verdichtet, um im Verlauf des Geschehens extrem bedrohliche Züge zu offenbaren, deren Intensität man sich nicht erwehren kann.


Die DVD:

Vertrieb: Sunfilm
Sprache / Ton: Deutsch DTS, DD 5.1 / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 90 Minuten
Extras: Making Of, Interviews, Trailer

Re: Dread - Anthony DiBlasi

Verfasst: Sa 12. Mai 2012, 01:36
von buxtebrawler
Achtung: Enthält Spoiler!

„Dread“ – das ist eine weitere Clive-Barker-Verfilmung, offenbar eine sehr ausgeschmückte Interpretation einer Kurzgeschichte aus den „Büchern des Blutes“. Der Film ist eine britische Produktion aus dem Jahre 2009, die Regie führte Debütant Anthony DiBlasi (wat’n Name).

Die Studenten Quaid (Shaun Evans, „Gone – Lauf um dein Leben“) und Stephen (Jackson Rathbone, „Twilight - Biss zum Morgengrauen“) beschließen, gemeinsam an einer Semesterarbeit zum Thema Angst zu arbeiten. Vor laufender Heimvideokamera sollen diverse Menschen den Seelenstriptease vollziehen und von ihren tiefsten Ängsten berichten. Da beide selbst in jungen Jahren tiefe Traumata erlitten haben, wird das Experiment auch zu einer Konfrontation mit ihren eigenen Ängsten – und als Quaid sich immer weiter in die Versuche hineinsteigert, geht er zu weit und das Projekt gerät außer Kontrolle...

„Dread“ fällt zunächst einmal positiv durch sehr durchkonzipierte und durchdachte Ausleuchtungen seiner Kulissen und Szenen auf. Dominante, kräftige Farben und dezidierte Hervorhebungen von Teilbereichen wie Hintergrundelementen und Details folgen einer eigenen, interessanten und einnehmenden Ästhetik, ohne artifiziell und verfremdend zu wirken. Neugierig macht auch die Charakterkonstellation, die Quaid und Stephen als gegensätzliche Typen zeigt, die dennoch zusammenarbeiten, wobei es unweigerlich zu Reibungen und Konflikten kommt. Von Quaid geht es etwas Manisches aus; er wirkt unsympathisch und suspekt, während Stephen den passiveren Part übernimmt und sich von Quaids Eifer antreiben lässt. Diverse mehr oder weniger bedeutsame Nebenrollen geben sich ein Stelldichein, von denen die von der Natur mit einem Ganzkörpermuttermal versehene Abby den größten Raum einnimmt. Von ihrer Erscheinung geht eine beinahe exotische Faszination aus, was nicht zuletzt in der zwischen Selbstbewusstsein und Verletzlichkeit pendelnden, überzeugenden schauspielerischen Leistung der attraktiven Nordirin Laura Donnelly („Right Hand Drive“) begründet liegt. Zunächst einmal passiert nicht unbedingt viel, doch „Dread“ erscheint unberechenbar; eine Aura permanenter Gefahr, die jederzeit zum Ausbruch kommen kann, bricht sich bahn.

Als es jedoch ans Eingemachte geht und „Dread“ unverkennbar zu einem härteren Psycho-/Horror-Thriller wird, offenbaren sich Schwächen in der Nachvollziehbarkeit des Drehbuchs. Stephens Beweggründe, die ihn sein Experiment ohne Rücksicht auf seine Teilnehmer in sadistischer Weise übers Ziel weit hinaus schießen lassen, bleiben diffus. Das wirkt sich besonders deshalb unglücklich auf den Gesamteindruck aus, da „Dread“ von nun an in seiner Thematik deutlich von Filmen wie den zahlreichen „Saw“-Fortsetzungen inspiriert scheint, indem individuelle Schwächen der Opfer in radikalem Ausmaße gegen sie verwandt werden. Das ist ohne Zweifel eine schwer erträgliche Zuspitzung der Dramatik und wird seinem Horror-Sujet damit gerecht, lässt aber wie diverse Folterfilmchen der jüngeren Vergangenheit den gewissen comicartigen (nicht komischen!) bzw. moritatischen oder zumindest metaphorischen Kniff vermissen, der Genrefilme zu vergnüglichen Erlebnissen macht. Dem über weite Stecken erkennbaren (evtl. nur vorgegaukelten?) künstlerischen und investigativen Anspruch des Films folgt eine selbstzweckhaft anmutende Aneinanderreihung von Scheußlichkeiten, die handwerklich ohne Tadel umgesetzt wurden, den Zuschauer in seinem herausgeforderten Gerechtigkeitsempfinden jedoch nicht befriedigen, ihm keine Möglichkeit bieten, die kruden Bilder mit etwas darüber Hinausgehendem dauerhaft in Verbindung zu bringen und entsprechend verknüpft im Langzeitgedächtnis abzulegen.

Das düstere, von Hoffnungslosigkeit und Zynismus geprägte Finale und seine „Pointe“ stehen für sich und scheinen keinen weiteren Zweck zu verfolgen, als den Zuschauer zu verstören. Aufgrund der unausgegorenen Handlung dürfte „Dread“ aber in erster Linie als unbefriedigend und letztlich belanglos aufgenommen werden, da der psychologische Hintergrund zu wenig Beachtung findet und die anfangs vielversprechende Auseinandersetzung mit tief sitzenden persönlichen Traumata Gefahr läuft, lediglich Alibicharakter zu erhalten.

Fazit: Visuell wie handwerklich auf der Höhe der Zeit, inhaltlich durchwachsen und zwiespältig.

Re: Dread - Anthony DiBlasi

Verfasst: Di 20. Aug 2013, 06:21
von purgatorio
DREAD (DREAD, Großbritannien 2009, Regie: Anthony DiBlasi)

Gestern zum zweiten Mal gesichtet und als etwas besser empfunden. Die Erstsichtung hatte ich als sehr anstrengend in Erinnerung, gestern vielen mir dann doch häufiger fiese kleine Gewaltspitzen auf. Inhaltlich muss den Stoff wohl einfach so hinnehmen, um halbwegs unterhalten zu werden. Unfassbare viele Zufälle und Begebenheiten müssen eben auch mal Kern einer Geschichte herhalten können, so ärgerlich das auch manchmal erscheint. Insgesamt durchaus unterhaltsam und mit einigen deftigen Härten: 6/10

Re: Dread - Anthony DiBlasi (2009)

Verfasst: Mo 20. Okt 2014, 07:33
von jogiwan
Ehrlich gesagt, konnte mich „Dread“ nicht sonderlich überzeugen. Die Geschichte mag zwar im Ansatz interessant klingen, aber irgendwie kommt der Streifen nie so richtig in Fahrt und wirkt bisweilen mehr als konstruiert. Das Zufallsbekanntschaft Quade gröber einen an der Waffel hat, ist ja gleich von Beginn an klar und warum man mit einem Typen, mit dem man nicht einmal ein Bier trinken gehen möchte, gemeinsam eine ominöse Seminar-Arbeit startet, erschließt sich mir ja nicht so ganz. Auch ansonsten bleibt vieles im Dunkeln und die diffuse Ängste vor Fleisch, Autofahren und sonstigen Dingen hilft dem Film ja auch nicht unbedingt eine bestimmte Glaubwürdigkeit zu entwickeln. Zwar gibt es darstellerisch und optisch nicht viel zu bemängeln und der Streifen hat auch seine blutigen Momente, aber die Geschichte fand ich einfach viel zu konstruiert und bemüht, als dass ich mich dafür auf Dauer begeistern könnte. Das unsympathische Ende dient – wie Bux bereits anmerkte – ja auch nur dazu, den Zuschauer noch einen vor den Latz zu knallen und für eine erstzunehmende Auseinandersetzung mit (Ur-)Ängsten ist „Dread“ einfach zu überzogen, oberflächlich und insgesamt zu wenig glaubhaft.