Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"
Derrick Collectors Box 7 (Folge 91-105)
Folge 104 - Tödliches Rendezvous (Deutschland 1983)
Derrick wird Zeuge eines Bankraubes, bei dem ein junger Mann vergeblich versucht den Täter zu überwältigen. Der Bankräuber schlägt auf seinen Widersacher ein und entkommt unerkannt, der Möchtegernheld erliegt wenig später im Krankenhaus seinen Verletzungen. Auf den Taxifahrer Walter Hagemann (Peter Ehrlich) kommt ein aufregender Abend zu, denn der flüchtende Gangster erzwingt mit vorgehaltener Waffe seine Dienste. Hagemann bewahrt äusserlich Ruhe, beim Halt auf einem Waldweg gibt er dem Räuber klar zu verstehen, dass er ihn trotz Maske an seiner Stimme erkannt hat. Der Fahrer erpresst die Hälfte der Beute, mit dem Geld kann er seine finanziellen Schwierigkeiten auf einen Schlag lösen. Familie Hagemann zeigt sich zunächst wenig erfreut über den unverhofften Geldsegen, die erwachsenen Kinder Anita (Verena Peter) und Peter (Thomas Schücke) überwinden ihre Zweifel recht schnell, während Hausmütterchen Hagemann (Eva Kotthaus) ihr ungutes Gefühl nicht abstellen kann. Derrick liegt die Lösung des Falles besonders am Herzen, der Tod des mutigen Zeugen geht im nahe. Hagemanns Fahrzeug wurde gesehen, bereitwillig tischt der Taxifahrer den Beamten seine Version der Vorfälle auf. Flugs tauchen Vater Hagemann und seine Kinder in den Alltag ein, das trügerische Glück erliegt jedoch dem Vorschlaghammer, Walter Hagemann wird ermordert in seinem Wagen aufgefunden...
"Tödliches Rendezvous" bietet nicht unbedingt einen besonders packenden Fall an, diese Scharte wetzen Horst Tappert und Fritz Wepper aus, die mehrfach feine Selbstironie ins Spiel bringen dürfen. Auch wenn es gewissermaßen jedem Fan klar ist, an dieser Stelle müssen die Qualitäten von Tappert und Wepper erneut unterstrichen werden, die Herren sind großartig! Peter Ehrlich steht zunächst im Zentrum der Handlung, sein Taxibursche Hagemann legt erstaunlich viel kriminelle Energie an den Tag, die eigene Verdorbenheit wird mit Ausdauer verharmlost. Für meinen Geschmack kippen die Ansichten der Kinder etwas zu schnell, dies ist wohl der knappen Laufzeit geschuldet. Verena Peter versteckt sich als Töchterchen hinter einer naiven Maske, Thomas Schücke spielt recht hölzern, seine Darbietung wirkt hin und wieder wie abgelesen. Eva Kotthaus fungiert als moralischer Anker der Familie, kann sich aber nicht gegen ihre aus dem Ruder laufenden Schäfchen durchsetzen, übrig bleiben lediglich Tränen und tiefste Verzweiflung. Christian Berkel taucht in einer Nebenrolle auf
(Hölle, war der Typ in jungen Jahren ein hässlicher Vogel! Inzwischen sieht der Mann richtig gut aus!).
Mal wieder ein Familiendrama. Mit Anlauf rennt ein zuvor vermutlich unauffälliger Durchschnittsbürger ins Verderben, zieht sein Umfeld mit in den Sumpf. Es gab schon packendere Folgen mit ähnlichem Strickmuster, wie bereits erwähnt, überspielen Horst Tappert und Fritz Wepper die mäßige Gesichte souverän. Regisseur Jürgen Goslar lässt seine Stars agieren, geschickter kann man den mittelprächtigen Plot kaum umschiffen. Frank Duval beweist oft ein feines Gespür für den richtigen Ton, hier verfehlt seine Musik das Thema mehrfach. Schade, denn die Kompositionen tönen durchaus ordentlich. Die Kameraarbeit fiel mir immer wieder positiv auf, handwerklich leistet man sich in dieser Disziplin keine Schwächen. Fazit: Herbert Reinecker hat weitaus bessere Drehbücher abgeliefert, daher ist
"Tödliches Rendezvous" vor allem ein Beitrag für Fans des Ermittlerduos, Gelegenheitsglotzer sollten zu anderen Folgen greifen!
Knappe 6,5/10 (inkl. Fanbonus)