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The Ultimate Warrior - Robert Clouse (1975)

Verfasst: Mi 18. Mai 2011, 22:39
von Blap
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The Ultimate Warrior - New York antwortet nicht mehr (USA 1975, Originaltitel: The Ultimate Warrior)

Glatze sticht zu

2012 ist nicht mehr viel mit der Menschheit los. Doch obwohl es den Großteil unserer Art längst daringerafft hat, hält dies die Überlebenden erwartungsgemäß keinesfalls davon ab, sich gegenseitig mit Ausdauer an die Gurgel zu gehen. In einer Ecke von New York, hat sich eine Gruppe Menschlein um einen charismatischen Burschen geschart, der von seinen Leuten respektvoll "Der Baron" (Max von Sydow) genannt wird. Man lebt in einem halbwegs abgesichterten Häuserblock, und verfügt mit Cal (Richard Kelton) über einen Pflanzenexperten, dem trotz der widrigen Umstände die Nachzucht einiger Gemüsearten gelungen ist. Doch der Baron wird von beständig wachsenden Sorgen geplagt. Vor den dünnen Toren des gesicherten Viertels, scheinen der sadistische Carrot (William Smith) und seine Schlägerbande nur darauf zu warten, endlich über den Baron und seine Leute herzufallen. Da taucht der rätselhafte Carson (Yul Brynner) genau zur rechten Zeit auf, der Baron kann jeden guten Kämpfer gebrauchen, denn seine kleine Gemeinde ist bereits viel schwächer, als es der ruchlose Pöbel um Carrot ahnt. Carson erweist sich als sehr wehrhafter Recke, kann mit seinen Fäusten und dem Messer bestens umgehen. Der Baron erkennt schnell das Potential des neuen Weggefährten, nur Carson wäre dazu befähigt, den gewagten Plan des vorausdenkenden Mannes in die Tat umzusetzen...

Es ist merkwürdig. Das Kino der siebziger Jahre liegt mir mehr am Herzen als jede andere Phase der Filmgeschichte, ich liebe Endzeitfilme, ich sehe Yul Brynner und Max von Sydow sehr gern. Trotz dieser gewissermaßen perfekten Voraussetzungen, ist mir "The Ultimate Warrior" bisher völlig durch die Lappen gegangen. Als ich bei meinem üblichen "Forschungen" auf dieses Werk aufmerksam wurde, musste die glücklicherweise verfügbare DVD umgehend ins Haus. Auch der Regisseur ist kein unbeschriebenes Blatt, Robert Clouse inszenierte immerhin den Bruce Lee Klassiker "Der Mann mit der Todeskralle" (Enter the Dragon, 1973). Um keine überdimensionale Erwartungshaltung aufzubauen, wanderte die Scheibe sofort nach der Lieferung in den Player, reihte sich nicht zunächst in die Regale mit den jungfräulichen Silberlingen ein.

Vermutlich eine gute Entscheidung. Ich nehme es gleich vorweg, ein (von mir) bisher vergessener, übersehener und/oder sträflich ausgelassener Klassiker ist "The Ultimate Warrior" (leider) nicht. Dies liegt nicht an der durchaus gelungenen Optik, ein kleiner Ausschnitt des verwahrlosten New York wurde ansprechend umgesetzt. Auch an der Kameraarbeit von Gerald Hirschfeld gibt es nichts zu meckern, der Score von Gil Melle ist ebenso recht stimmig geraten. Eine vielversprechendes Ensemble befindet sich am Start, die "Endzeit-Thematik" steht bei mir hoch im Kurs. Es mutet schon nahezu sträflich an, dass die Erzählung immer wieder vor sich hinplätschert. Wenn Yul Brynner und/oder sein Gegenspieler William Smith (oder diverse Nebenfiguren) nicht gerade für blutige Randale sorgen, eiert das Drehbuch vor sich hin, wirkt bemüht aus den Figuren echte Charaktere herauszuarbeiten. Letztlich entsteht der Eindruck, dass der Mut zum "totalen Krawall" fehlte, es aber gleichzeitig nicht zur tiefschürfenden Anlage der zentralen Figuren reichte. So ist der Flick stets dann am stärksten, wenn er sich tatsächlich auf Action konzentriert, im Finale gesellt sich sogar Spannung hinzu, angereichert mit einer kleinen Dosis Kitsch (die das Mahl glücklicherweise nicht verdirbt).

Nun habe ich mein Fazit bereits gezogen, doch auf ein paar Worte zu den Schauspielern möchte ich nicht verzichten. Yul Brynner trägt als "Endzeit-Kämpfer" zwar keine Muskelberge spazieren, aber man nimmt ihm den konsequenten und unbeugsamen Helden sofort ab. Brynner überzeugt mit seiner kantig-kultigen Erscheinung, strahlt eine natürliche Autorität aus. Max von Sydow erweist sich als nicht weniger gut besetzter "Rudelführer", dessen "Baron" sich durch seine Intellektuelle Überlegenheit Respekt verschafft. 1975 war der 1929 geborene von Sydow noch keine 50 Jahre alt, sieht hier aber deutlich älter aus, was freilich sehr zuträglich ist, denn es passt perfekt zu seiner Rolle (Dem Makeup Artist gebührt Anerkennung). Gerade die Rolle des "Baron" hätte gern ein wenig mehr "echte" Tiefe vertragen können, doch dies lässt die überschaubare Laufzeit von rund 90 Minuten nicht zu. Immerhin, es gelingt im Rahmen der verfügbaren Spieldauer, den "Baron" nicht wie ein völlig flaches Abziehbild zu zeichnen. William Smith war nie ein grosser Star, doch sein markantes Gesicht kennt man aus unzähligen Filmen. Ich sehe Smith gern, für ihn wirkt sich die Synchronisation (einmal mehr) nachteilig aus, denn seine eigene Stimme ist sehr einprägsam. Da die DVD auch den englischen Originalton enthält, hat jeder Zuschauer die Möglichkeit sich selbst davon zu überzeugen. Brynner, Smith und von Sydow sind eindeutig die Platzhirsche in dieser Arena, bieten uns "Den Guten, den Bösen & den Intellektuellen". Die Nebendarsteller agieren auf ordentlichem Niveau, bleiben aber recht austauschbar. Im Finale kommt Joanna Miles zum Zuge, zuvor fällt Richard Kelton als Mann mit dem grünen Daumen auf.

Von den grossen Klassikern des dystopischen Films unterscheidet sich "The Ultimate Warrior" deutlich, da sich die übliche "Gesellschafts-/Systemkritik" der Action unterordnen muss. Ganz ohne eindeutige Fingerzeige kommt der Streifen nicht daher. Besonders gelungen sind die Momente, in denen sich die "guten und friedlichen" Menschen in reissende Bestien verwandeln, wegen Spoilergefahr kann nicht mehr dazu schreiben. "The Ultimate Warrior" fühlt sich nach einem Vorläufer der Endzeitfilme an, die nach dem grossen Erfolg von Mad Max (1979) über die Leinwände flimmerten. Während der Sichtung stellte ich mir mehrfach die Frage, warum Robert Clouse immer wieder die Zügel schleifen lässt, manche Chance nicht nutzt. Das Finale wertet den Film auf, denn dort versucht sich der Streifen nicht mehr als dystopischer Beitrag zu tarnen, sondern lässt endlich die Maske fallen, steht zu seiner wahren Ausrichtung: Endzeitkrawall!

Die aus dem Hause Warner stammende DVD präsentiert den Film ungekürzt, der Ton liegt in englischer und deutscher Sprache vor, die Bildqualität ist zufriedenstellend. Leider muss der Filmfreund auf jegliche Boni verzichten, typisch für Titel aus dem Backkatalog des Labels.

6,5/10 = oberste Mittelklasse, fast gut. Da ich ein grosser "Endzeit-Fan" bin, ist bei der nächsten Sichtung eventuell noch ein wenig mehr drin.

Lieblingszitat:

"Dieser Baron... Der Mann ist wirklich einmalig."

Re: The Ultimate Warrior - Robert Clouse

Verfasst: Fr 20. Mär 2015, 20:16
von Tomaso Montanaro
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Gelungene Endzeitvision mit Starbesetzung und einigen Härten. Kein amerikanischer Mad Max, für Freunde postapokalyptischen Horrors dennoch unbedingt sehenswert.

Die noch immer bestehende Indizierung kann ich nicht nachvollziehen: Sowohl die Gesicht-auf-glühende-Kohlen-Szene als auch die Hand-ab-Sequenz geschehen weitestgehend im Off. Da werden heutzutage von der FSK ganz andere Sachen durchgewunken.

7/10 Punkten

Re: The Ultimate Warrior - Robert Clouse (1975)

Verfasst: Fr 10. Jul 2015, 08:41
von purgatorio
NEW YORK ANTWORTET NICHT MEHR (THE ULTIMATE WARRIOR, USA 1975, Regie: Robert Clouse)

Die Welt ist durch Epidemien und eine Vielzahl nicht näher bestimmter Katastrophen überwiegend vom Menschen gereinigt. Die letzten Überlebenden schlossen sich in den Trümmern New Yorks zusammen, bildeten Clans und versuchten sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen. Aber Neid herrscht ja immer. Da hat der Eine eben etwas, das der Andere gern hätte – schon ist Kloppe vorprogrammiert. Da trifft es sich gut, dass ein starker Typ mit blankem Oberkörper drei Tage vor der Stadtbibliothek rumsteht, um sich anwerben zu lassen. Und eben jener Typ kennt auch noch den Weg zur Erlösung… irgendwie so.

THE ULTIMATE WARRIOR ist tatsächlich unterhaltsam, bietet eine ganze Palette von Endzeitklischees in kurzweiliger Mischung und überzeugt mit diversen Gewaltspitzen. Guckt sich gut, ist nicht zu lang und nicht zu kurz, erzählt nicht mehr als nötig. Für Zwischendurch: erstklassig!

Re: The Ultimate Warrior - Robert Clouse (1975)

Verfasst: Sa 28. Jul 2018, 08:23
von Tomaso Montanaro
Ein paar bunte Bilder aus dem Screenshot-Quiz:

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