Schrei, wenn der Tingler kommt - William Castle (1959)

Moderator: jogiwan

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buxtebrawler
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Schrei, wenn der Tingler kommt - William Castle (1959)

Beitrag von buxtebrawler »

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Originaltitel: The Tingler

Herstellungsland: USA / 1959

Regie: William Castle

Darsteller: Vincent Price, Judith Evelyn, Darryl Hickman, Patricia Cutts, Pamela Lincoln, Philip Coolidge u. A.
Dr. Warren Chapin (Vincent Price) untersucht seit Jahren die Auswirkungen von Todesangst auf den menschlichen Körper und stellt an einigen Untersuchungsobjekten fest, daß diejenigen, die ihr Schicksal absehen konnten, eine zerquetschte Wirbelsäule haben. Er stellt die Theorie auf, daß sich die Angst selbst in der Körperregion manifestiert und nennt diese Erscheinung den "Tingler". Seine untreue Frau Isobel kommt ihm bald darauf als Testobjekt nur recht, so entdeckt er, das die Manifestation die Gestalt einer Art "Tausendfüßler" hat. Zerstören kann es offenbar nur ein markerschütternder Schrei. Als er das Tierchen jedoch einem Versuchsobjekt entnimmt, kann es entkommen und flüchtet in ein Kino. Und jetzt schreit um euer Leben - denn es ist in DIESEM KINO...
Quelle: www.ofdb.de
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buxtebrawler
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Re: Schrei, wenn der Tingler kommt - William Castle

Beitrag von buxtebrawler »

„Sieh ihn dir doch nur an: Er ist ein gefährliches, hässliches Ding. Hässlich, weil er durch die Angst eines Menschen entstanden ist, und Angst ist immer hässlich und gefährlich, weil ein verschreckter Mensch ja auch hässlich ist!“

US-Low-Budget-Filmer William Castle, dessen bekanntestes Werk wohl der Grusel-Klassiker „House on Haunted Hill” aus dem Jahre 1959 sein dürfte, hat im gleichen Jahr und im gleichen Genre für einen weiteren Film mit dem großartigen Vincent Price zusammengearbeitet: „Schrei, wenn der Tingler kommt“. Und der hat es wirklich in sich...

Dr. Chapin (Vincent Price) stellt in Form von zum Schreien komischen, aber vollkommen ernsthaft vorgetragenen, absurden pseudowissenschaftlichen Überlegungen die Theorie auf, dass sich bei Menschen in Todesangst im Körper ein Lebewesen manifestiert, der „Tingler“ eben, das sich um die Wirbelsäule krallt und kräftig zupackt, durch die panischen Schreie der Menschen aber wieder davon ablässt. Als die taubstumme Stummfilm-Kino-Betreiberin (!) stirbt, operiert ihr Chapin den Tingler heraus, der sich als eine Art überdimensionaler Gummi-Ohrenkneifer (!) entpuppt und natürlich prompt außer Kontrolle gerät.

Fantastisch, dass Price diesen Trash-Spaß mitgemacht hat, denn er veredelt es mit seinem Schauspiel. Die ihm eigene Theatralik kommt zwar nur selten zum Zuge, dafür wird man dann aber z.B. Zeuge eines gespielten LSD-Trips, mit dem Panikattacken einhergehen. Da seine Rolle eine nicht gerade glückliche Ehe führt und der Zuschauer erst zu einem späteren Zeitpunkt erfährt, wer für den Tod der taubstummen Frau verantwortlich, wird man zwischenzeitlich immer wieder im Dunkeln darüber gelassen, ob Chapin nun nur ein wissenshungriger Forscher ist oder er auch kaltblütig über Leichen geht. Das trägt ebenso zum unterhaltsamen Gesamteindruck des Films bei wie die Szene, in der das Tingler-Opfer in den Tod getrieben wird. Hierfür wurden zahlreiche wirkungsvolle Horrorfilm-Standards aufgefahren und einem bunten Bilderreigen abgespult, denn man hat einige farbige Bilder in den Schwarzweiß-Film integriert, damit das Blut auch schön rot leuchtet. Das Finale findet ironischerweise in eben jenem Stummfilm-Kino statt, wo ob des freilaufenden (eher kriechenden, wobei das Vieh aber generell sehr unbeweglich erscheint) Tingers eine Massenpanik ausbricht. Dies dürfte auch der Zeitpunkt gewesen sein, zu dem die von William Castle mit leichten Elektroschocks präparierten Kinosessel zum Einsatz kamen, um bei seinen Filmvorführungen das Publikum mit „sanftem Druck“ zum Schreien zu animieren – worauf er in der Eröffnungssequenz des Films bereits zweideutig hinwies.

Natürlich nimmt sich „The Tingler“ selbst nicht sonderlich ernst, versucht aber zum Amüsement des 50ies-Sci-Fi-Horror-B-Movie-Fans, längere Zeit zumindest den Anschein zu wahren und sämtliche Schauspieler sind bestens aufgelegt. Das macht „The Tingler“ zu einem urkomischen, kurzweiligen Kuriosum, das mit seinem Charme die Wirbelsäulen des Publikums im Sturm erobert und damit nicht nur für Vincent-Price-Fans zu einer Empfehlung. In diesem Sinne:

„Bleiben Sie ganz ruhig, bitte keine Panik. Aber schreien Sie, schreien Sie um Ihr Leben!“

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Regisseur, Produzent, Filmvorführer und König der Streiche William Castle

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Vincent Price theatralisch

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Nicht der Tingler

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Auch nicht der Tingler

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Ein Blutbad in Farbe

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Ein deutsches Insert

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Kein deutsches Insert

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Der Tingler

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Film im Film
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Re: Schrei, wenn der Tingler kommt - William Castle

Beitrag von purgatorio »

...und jetzt alle:
Vincent Price - Vincent Price - VINCENT PRIIIIIIIICE!!!

:D
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
dr. freudstein
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Re: Schrei, wenn der Tingler kommt - William Castle

Beitrag von dr. freudstein »

Schmunzelfaktor hoch 10 :thup:
Dennoch kein alberner Quatsch, sondern zwischenzeitlich sogar sehr spannend inszeniert wie z.B auch der gescheiterte Selbstversuch incl. einem Wahnsinnstrip oder das inszenierte Angstsequenz, die die Ehefrau sterben ließ und der Zuschauer den Falschen verdächtigte. Dort auch aufgefallen, wie vom altem Bux gepostet, der deutsche und englische Totenschein sowie das plötzliche rote Blut im s/w Film. Aber mir allein reicht ja schon der Vincent Preis, bislang kenne ich keinen schlechten Film von ihm, denn er allein trägt ja schon zum absolutem Wohlwollen bei. Wäre er nicht in einer schlechten körperlichen Verfassung, hätte er ruhig ewig so weiterspielen dürfen. So bleibt uns aber sein Vermächtnis.

Gibt 8/10 von mir, gefühlte 10/10 wegen angesprochener Sympathien.
P.S. ich vermisse hier noch die Kommentare/Kritiken anderer Forianer ;)

Und damit mich der Tingler nicht bekommt (oder hat er, bei DEN Rückenschmerzen?)

AAAAAAAAAAARRRRRRRRRRGGGGGGHHHHHH
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buxtebrawler
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Re: Schrei, wenn der Tingler kommt - William Castle

Beitrag von buxtebrawler »

dr. freudstein hat geschrieben:
AAAAAAAAAAARRRRRRRRRRGGGGGGHHHHHH
:D :thup:
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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dr. freudstein
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Re: Schrei, wenn der Tingler kommt - William Castle

Beitrag von dr. freudstein »

Reiner Selbstschutz, nicht daß ich an den Tingler glaube, aber man weiß ja nie :oops: :palm:
untot
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Re: Schrei, wenn der Tingler kommt - William Castle

Beitrag von untot »

Na gibt ja scheins auch keine deutsche DVD-VÖ von, oder?? :? :?:
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dr. freudstein
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Re: Schrei, wenn der Tingler kommt - William Castle

Beitrag von dr. freudstein »

untot hat geschrieben:Na gibt ja scheins auch keine deutsche DVD-VÖ von, oder?? :? :?:
Aber Fernsehfassung als Rip, leg ich beiseite, damit du nicht unglücklich bleibst :knutsch:
Merk ich doch, wie es dir unter den Fingern brennt, diesen Film sehen zu müssen :engel: :kicher:
untot
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Re: Schrei, wenn der Tingler kommt - William Castle

Beitrag von untot »

Woher Du das nur immer weißt!! :? :kicher:
Lieb von Dir Zuckerchen! :knutsch:
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Onkel Joe
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Re: Schrei, wenn der Tingler kommt - William Castle

Beitrag von Onkel Joe »

Ich bräuchte auch ne dt. Kopie von diesem Meisterwerk :kicher: .
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
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