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Blutspur - Terence Young

Verfasst: Di 24. Mai 2011, 10:53
von dr. freudstein
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Alternativtitel: Sidney Sheldon's Bloodline

Originaltitel: Bloodline

Herstellungsland: Deutschland / USA 1979

Regie: Terence Young

Darsteller: Audrey Hepburn, Ben Gazzara, James Mason, Claudia Mori, Irene Papas, Michelle Phillips,
Maurice Ronet, Romy Schneider, Omar Sharif, Beatrice Straight, Gert Fröbe, Wolfgang Preiss...

Story:
http://www.ofdb.de/review/19099,392705,Blutspur
Review von der ofdb.de

http://www.ofdb.de/film/19099,Blutspur

Re: Blutspur - Terence Young

Verfasst: Di 24. Mai 2011, 10:58
von dr. freudstein
AHF Satz Deutschland
8er Abrißbögen, getrennt, DIN A 4, dünnes Papier

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Re: Blutspur - Terence Young

Verfasst: So 2. Nov 2014, 19:36
von Prisma

BLUTSPUR / BLOODLINE (1979)

in den Hauptrollen Audrey Hepburn, Ben Gazzara, James Mason, Claudia Mori, Irene Papas,
Michelle Phillips, Maurice Ronet, Romy Schneider, Omar Sharif, Beatrice Straight und Gert Fröbe
mit Wolfgang Preiss, Pinkas Braun, Ivan Desny, Dietlinde Turban, Vadim Glowna, Walter Kohut,
Wulf Kessler, Charles Millot, Hans von Borsody , Dan van Husen, Friedrich von Ledebur, u.v.a.
eine Produktion der Paramount | NF Geria III-Produktion | Bavaria Film | im Verleih der CIC
nach dem Roman von Sidney Sheldon
ein Film von Terence Young


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»Die Arbeit einer Frau ist wohl nie zu Ende«
Sam Roffe, der Chef eines internationalen und mächtigen Pharma-Konzerns mit Hauptsitz in Zürich, kommt bei einem Ausflug in den Bergen unter mysteriösen Umständen ums Leben. Seine Tochter Elizabeth Roffe (Audrey Hepburn) erbt das Imperium und steht vor einer schweren Aufgabe. Die Familien- und Vorstandsmitglieder drängen sie, die Firma in eine offene Aktiengesellschaft umzuwandeln. Als durch das Auftauchen eines gewissen Inspektor Max Hornung (Gert Fröbe) eine wichtige Sitzung unterbrochen wird, stellt sich durch seine Berichterstattung heraus, dass es kein Unfalltod war, sondern Mord. Der Kreis der Verdächtigen ist mit der Familie und Vertrauten aus der Firma schnell gefunden, denn alle befinden sich aus unterschiedlichen Gründen in effektiven Geldnöten und haben daher ein Motiv. Für Elizabeth werden Vertraute zu Fremden und Freunde zu Feinden, auf wen kann sie sich noch verlassen? Der erste Mordanschlag auf die neue Chefin des Konzerns lässt nicht lange auf sich warten, doch wer steckt dahinter? Zur gleichen Zeit muss sich Inspektor Hornung mit einer erschütternden Mordserie an jungen Prostituierten befassen. Es tauchen Porno-Filme auf in denen die Morde in allen Einzelheiten gefilmt wurden und tatsächlich führt die Spur nur in eine Richtung, und zwar direkt in die Chefetage von Roffe...

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Die amerikanisch-deutsche Co-Produktion "Blutspur" wurde von James Bond-Regisseur Terence Young inszeniert und wartet mit einer unglaublichen Vielzahl an Stars auf, die Besetzung ist bis in die kleinsten Nebenrollen spektakulär. Mit den Hauptrollen scheint das Ensemble der internationalen Starbesetzung beinahe eine Garantie für einen Volltreffer zu sein, doch die Rechnung geht leider nicht optimal auf. Die Großproduktion war definitiv auf einen weltweiten Kinoerfolg zugeschnitten, bei der Kritik ist "Blutspur" allerdings im Großen und Ganzen einstimmig durchgefallen. So lautete beispielsweise das Urteil der Frankfurter Rundschau: »Fad und konturenlos schleppt sich irgendeine mörderische Angelegenheit durch eine Unternehmerfamilie, vielmehr eine Ansammlung mehr oder weniger umsatzträchtiger Stars, die sich orientierungslos der Kamera präsentieren, indes im Hintergrund ihre Agenten aufpassen, daß jeder seine Großaufnahme kriegt. Ein trüber Film.« Der Film nach dem gleichnamigen Roman von Sydney Sheldon wurde jedenfalls ein Flop auf ganzer Linie. Die Regie hat bei allen günstigen Grundvoraussetzungen den Überblick über die Geschichte verloren, die Handlungsstränge wurden wenig geschickt, teils sogar wenig sinnvoll ineinander verstrickt. Die Parallelhandlung rund um die Mordserie wurde außerdem viel zu isoliert dargestellt und erscheint bei der ersten Betrachtung wenig schlüssig, und wenn überhaupt nur insofern, dass man ausreichend Exposition mit an Bord haben wollte, auch wenn sie sich auch beim mehrmaligen Ansehen langsam erschließt. Doch diese zweite Chance hat der Film wohl in den wenigsten Fällen bekommen.

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Die Szenerie wurde mit bedeutenden (Alt-)Stars ausstaffiert, jedoch festigt sich schnell der Eindruck, dass man es beim Starring außer mit Audrey Hepburn, Ben Gazzara und Gert Fröbe nur noch mit Nebenrollen zu tun hat, die wesentlich an Bedeutung verlieren, da mehr als die Hälfte dieser Herrschaften Rollen bekleiden, die letztlich irrelevant erscheinen, da sie im Nichts verschwinden. Aber Hauptsache, man hat es mit einem Rudel Verdächtiger zu tun. Die uneingeschränkte Hauptrolle spielt die damals fast fünfzigjährige Audrey Hepburn, die auch hier immer noch eine reife Schönheit ausstrahlt und eine zeitlose Eleganz transportiert. Elizabeth Roffe ist eine scheue Frau, die plötzlich mit schwierigen Aufgaben betraut wird. Dabei erscheint sie allerdings, im Gegensatz zu den allgemeinen Hoffnungen des Roffe-Clans, sehr souverän und zielstrebig zu sein. Sie behauptet sich gegen den Zweifel schürenden Maurice Ronet, die scharfzüngige Romy Schneider, den wohlwollend zuredenden, aber Bedenken äußernden James Mason und das scheinbar freundschaftlich Rat gebende Duo Irene Papas und Omar Sharif. Auch der Vertraute ihres Vaters Ben Gazzara der sich besonnen zurückhält, scheint einen gewissen Einfluss auf sie zu haben. Doch trauen kann sie letztlich keinem, nur ihrer loyalen Sekretärin. Elizabezh arbeitet sich in die Konzernstrukturen hinein, sie geht der Vergangenheit auf den Grund, die intelligente Frau möchte keinen unvorbereiteten Schritt wagen und auf jede Situation vorbereitet sein. Sehr überzeugend wirkt Audrey Hepburn, wenn sie ihre Verwandtschaft in Schach hält und mit sauberen Methoden und gewissenhaften Entscheidungen ihren Willen durchsetzen kann. In der Handlung ist sie (vielleicht neben Gert Fröbe) die einzig sympathische, beziehungsweise integre Person. Wie gesagt, auch in fortgeschrittenem Alter hat die zauberhafte Audrey Hepburn nicht das Geringste von ihrem Charme und ihrer Klasse verloren.

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Romy Schneider spielt Hélène Roffe-Martin und was leider direkt negativ auffällt ist, dass die Familienverhältnisse nicht ausreichend durchleuchtet sind. Es ist eben alles auf einen ominösen Rätselfaktor zugeschnitten. In der Romy-Schneider-Literatur wird "Blutspur" meistens kaum und nur am Rande erwähnt, ihr Auftritt gehört zu den belanglosen ihres Schaffens. Zum einem hat das mit ihrer Auftrittsdauer zu tun und zum anderen handelt es sich von der Anlegung her um eine wenig relevante Rolle. Die meisten ihrer anglo-amerikanischen Engagements sollten für sie eben keine sehr ergiebige Schaffensperiode werden. Ihr Charakter ist als eine Art angriffslustige Kobra angelegt, sie reagiert giftig, hat ihr Umfeld in der Hand, diverse Aussagen reihen sie in den Kreis der Verdächtigen ein, ihre paar Einstellungen sind angenehm mitzuverfolgen, allerdings handelt es sich im Gegensatz zu ihren großen, tragischen Frauenrollen um eine leichte, wenig in Erinnerung bleibende Fingerübung. Dennoch strahlt sie auch hier in sinnlicher Schönheit und gefährlicher Nähe. Ihren Einstieg in das Szenario hat Romy Schneider übrigens bei einem Formel 1 Rennen, und das auch noch als Pilotin, die einen Grand-Prix gewinnt (!). Um ein Image der modernen, selbstbewussten und auf eigenen Füßen stehenden, Frau zu servieren die gerne mit dem Feuer spielt und das Schicksal herausfordert, hätte es bestimmt hunderte, weniger lächerliche Einfälle gegeben. Nichtsdestotrotz, Romy Schneider bereichert pauschal jeden Film und auch hier sind ihre paar Minuten wirklich nett anzusehen.

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Gert Fröbe, dem die Inspektor-Rolle immer sehr gut gestanden hat, kann auch hier mit seiner eigenwilligen und leicht skurrilen Art überzeugen. Weniger gut steht seinem Inspektor, dass er mit zu viel unfreiwilliger Komik ausgestattet wurde. Um den Mörder und den Drahtzieher zu finden, verlässt er sich beispielsweise gerne auf Computer, die er befragt und die ihm schließlich alle relevanten Informationen ausspucken. Ben Gazzara hinterlässt als Vertrauter bei Roffe einen unscheinbaren Eindruck, in den Kreis der Verdächtigen wird er jedoch geschickt integriert, wie das bei fast allen anderen Hauptrollen der Fall ist. James Mason als Sir Alec, der in erheblichen Geldnöten steckt, da seine junge attraktive Frau sein komplettes Vermögen verjubelt, wirkt solide (falls man von seiner offensichtlichen Unterforderung mal absieht). Irene Papas und Omar Sharif mussten für humoristische Komponenten herhalten und wirken meistens deplatziert, Maurice Ronet als Hélènes Mann und Untergebener, bleibt in seinen wenigen Einstellungen ebenfalls blass. Der präzisere Einsatz und ein konsequenteres in Szene setzen der jeweiligen Charaktere wäre dringend erforderlich gewesen. So bleibt lediglich eine erstaunliche Ansammlung von Stars, deren Potential nicht erkannt und demnach auch nicht genutzt wurde. Es ist allerdings zu betonen, dass die Interaktionsleistungen in den meisten Szenen-Abfolgen in einem Maße funktionieren, von denen andere Produktionen nur träumen können.

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"Blutspur" ist schnell abgestempelt, denn die anscheinend unzähligen Ungereimtheiten, die sich wie ein roter Faden durch den gesamten Film ziehen, sind nicht wegzudiskutieren und die Tatsache der überdurchschnittlich günstigen, aber ungenutzten Voraussetzungen, die in keiner Relation zum Endergebnis mehr stehen, wirken zusätzlich negativ in diesen Eindruck hinein. Wenn man die Grundstory einmal separat betrachtet muss man zugeben, dass es sich um einen sehr interessanten Stoff handelt. Leider verlor die Regie den roten Faden und ab irgend einem Zeitpunkt den Fokus bei der Inszenierung, viele Inhalte wurden schwammig bearbeitet und finden keinen zufrieden stellenden Abschluss, man verliert sich in diffusen Andeutungen. Gerade bei diesem Film verlangt man als Zuschauer aber lückenlose Aufklärung, was viel zu häufig versäumt wurde. Wie gesagt, das Ganze entfaltet sich flüssiger und präziser, bei der zweiten oder dritten Chance, seine Vorzüge werden leider von den vielen Unzulänglichkeiten überlagert. Das Staraufgebot überzeugt aufgrund der kurzen Anwesenheitsdauer und der unpräzisen Zeichnungen nur phasenweise, es entsteht sogar hin und wieder der Eindruck, dass man viele Zugpferde mutwillig verheizt hat. Die zahlreichen Aufnahmen an Original-Schauplätzen wirken einerseits exklusiv, andererseits zu überladen, da es durch zu abrupte Ortswechsel zu empfundenen Gedankensprüngen kommt.

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Bemerkenswert ist die Musik von Ennio Morricone (die phasenweise deutlich an "Exorzist II - Der Ketzer" erinnert). Experimentierfreudig und selbstsicher begleitet sie jeden Moment der etwas zu langen Geschichte, der einige Straffungen gut bekommen wären. Beim Thema Spannung und Tempo gibt es wesentlich weniger Probleme als beim großen Thema Logik, dem Zuschauer werden teils konfuse Inhalte zum Fraß vorgeworfen. Erwähnenswert ist, dass man der Produktion in jedem Detail, in jedem Setting und in jedem Accessoire das Produktionsbudget deutlich ansieht, so dass "Blutspur" insgesamt einen eleganten Charakter transportieren kann. Der größte Schuss in den Ofen ist allerdings das Finale. Hier hätte man sich etwas Geistreicheres einfallen lassen, oder wenigstens das Verständnisproblem beheben müssen. Man muss als Zuschauer äußerst wachsam und aufmerksam sein, weil man von Regie und Drehbuch weitgehend alleine gelassen wird. So bleibt ein Verlauf zurück, der sich im Endeffekt quasi selbst überholt hat. Persönlich (und auch schon häufig) gesehen, schätze ich diesen Film sehr, der in seiner zwar diffusen Silhouette immer ein Stück mehr Faszination und Verständnis preisgeben konnte. Er zählt zu den wenigen Produktionen, auf die ich immer große Lust habe sie mir nochmals anzusehen, weil der Film in seiner beinahe misslungenen Form etwas Nonkonformistisches besitzt und oftmals bleibt es eben auch nicht aus, dass flächendeckende Kritik bei mir stets zu einer gewissen Aufwertung führt. 'Bloodline' ist sozusagen eine Art Mikrokosmos, in dem nahezu alles zwischen Gut und Böse ausfindig zu machen ist.

Re: Blutspur - Terence Young

Verfasst: So 2. Nov 2014, 20:02
von Adalmar
Ich habe diesen Film als ziemlich enttäuschend und belanglos in Erinnerung. Da werden wirklich hauptsächlich diverse Stars präsentiert und darauf gehofft, dass dies reicht, um den Film zu tragen. Im Übrigen, wie kann man nur "Bloodline" mit "Blutspur" übersetzen :roll:

Re: Blutspur - Terence Young

Verfasst: So 2. Nov 2014, 20:43
von Prisma
Ja, belanglos ist wahrscheinlich die richtige Beschreibung. Dafür wurde einfach zu wenig richtig gemacht bei dieser Produktion, in die man sicherlich große Hoffnungen gesetzt hatte. Enttäuscht hat er mich jedoch nicht wirklich, dafür sehe ich mir "Blutspur" einfach zu gerne zwischendurch mal wieder an, was definitiv an dem verschwenderischen Einsatz so vieler namhaften Darsteller liegt (auch wenn einige von ihnen tatsächlich nur ziellos umherstolpern). Ich finde den Film trotz zahlloser Schwachstellen einfach unterhaltsam.