Brut des Bösen - Christian Anders (1979)
Verfasst: Fr 25. Dez 2009, 21:52
Originaltitel: Roots of Evil
Herstellungsland: Deutschland / 1979
Regie: Christian Anders
Darsteller: Christian Anders, Maribel Martín, Dunja Rajter, Deep Roy, Fernando Bilbao, Fernando Hilbeck u. A.
Alles zum Film:
Schlagerkrüppel Christian Anders, ja, von allen Unterhaltungsdämonen teutonischer Vergangenheit ausgerechnet Christian Anders ist, da wollen wir uns mal nix vormachen, nach dem Abklingen seiner Hitparadenerfolge in den späten Siebzigern komplett und unwiederbringlich durchgedreht.In diesem großen Film, der es als Root of Evil sogar auf den amerikanischen Videomarkt geschafft hat und so dem fiesen Bild des Deutschen im Ausland völlig zurecht noch ein paar häßliche Farbtupfer verpassen konnte ist er so etwas wie ein Quasi-Albino Bruce Lee. Der Original Zug-nach-nirgendwo-Depp im Kampf der Karateschulen. Gegenspieler ist Van Bullock, ein zwergwüchsiger Zigeuner, der sich von seinem zweieinhalb Kubikmeter großen Bodyguard mit Bud Spencer-Synchro auf den Schultern durch die häßliche Welt tragen läßt.In Ordnung, Christian A. mag tatsächlich ein sehr fitter Karateka gewesen sein, aber es erschließt sich mir nicht, warum er nicht zum Beispiel bis zum Tod durch Idiotie (noch nicht eingetreten) eine Mauer im Keller verprügeln gehen konnte. Wer bei der Trainingssequenz, in der er Liegestütze ohne Hände und Füße macht, nicht vor Lachen Bekanntschaft mit dem bösen Geist der Inkontinenz schließt, hat vermutlich gar keine Blase. Mr. Van Bullock jedenfalls ist ein rechter Saubeutel. Nicht nur, daß er sich gelhaarigerweise und mit Hilfe eines klischeeisierten jüdischen Hausvermieters des Meisters Dojo unter den Nagel reißen möchte und gerne einmal besoffen auf den Rücken normalgroßer Nutten durch seine Villa reitet, nein, er hat auch in grauer Vorzeit dessen Lehrer, und wenn man Anders' Monologe am Grab einer näheren Betrachtung unterzieht, väterlichen Liebhaber gemeuchelt. Man könnte subsummieren, daß filmische Talentfreiheit nicht vor antisemitischen Störungen schützt. Zu allem Überfluß versucht er den strahlenden Helden mit von der Tänzerin Cora in die Wohnung geschmuggeltem Heroin auszuschalten. Cora heißt mit Nachnamen auch noch Ramada und wird von Serbiens Ein-Personen Schlagerterrorkommando Dunja Rajter (!) gegeben, die bereits 1979 so gruselig aussah, wie es kein Maskenbildner erschreckender hätte hinbekommen können, und einen atemberaubenden Zaubertrick beherrscht: Wenn sie zu singen anfängt, ertönt im Hintergrund der Sound eines kompletten Orchesters, der mit ihrer Unterbrechung des Songs auch sofort aprupt endet. Hat mich wirklich beeindruckt. Die Musik ist ohnehin eine Wiederveröffentlichung als Deluxeedition mit den Fußnägeln des Autors wert. Karate Kid persönlich singt vor Sachen wie: "A loser is a man who doesn't realise that violence is the brother of death" mit der Inbrunst eines Spandexmetalkreischers - aber über ein Discostück. Meine Lieblingszene ist eine Schlägerei zum Schluß, wo ein kahler Sumoringer im braunen Frottee-Trainingsanzug die etwas überzogen brutalen Faustattacken des Helden nicht zu überleben scheint - in Wirklichkeit. Ja, ich denke Christian Anders trägt seit den Dreharbeiten zu diesem Juwel (übrigens nicht sein einziger Ausflug in die Welt des Kinos) ein düsteres Geheimnis mit sich herum. Vielleicht nennt er sich deswegen mittlerweile Lanoo und veranstaltet spirituelle Aromatherapien in Kalifornien. "Oh meine Schüler! Ich kann machen, daß es stinkt!".
Der Text wurde vom Christian geschrieben, besser bekannt als Mr.Fucking Gillis !