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Derrick: Folge 131 - Lange Nacht für Derrick

Verfasst: Fr 27. Mai 2011, 14:33
von untot
Erstausstrahlung: 28.06.1985

Strafverteidiger Dr. Bomann bittet Derrick verzweifelt um Hilfe.
Seine 20jährige Tochter Roberta wurde entführt, seltsamerweise jedoch stellten die Täter, keine Lösgeldforderung.
Auch für Derrick ist schnell klar, das die Täter scheinbar kein Geld erpressen wollen, aber was führen sie dann im Schilde?
Derrick kommt der Verdacht, es könnte mit Bomanns derzeitigem Klienten Rotter zu tun haben, den er vor Gericht vertritt, ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt...

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Mit:
Klaus Schwarzkopf (Dr. Bomann)
Annemarie Düringer (Elvira Bomann)
Marion Kracht (Roberta Bomann)
Christian Kohlund (Rechtsanwalt Strobel)
Marika Adam (Frau Seyner)
Horst Sachtleben (Herr Stoll)
Eva-Maria Bayerwaltes (Annegret Rotter)
Wilfried Baasner (Rotter)
Michael Gahr (Kriminaldirektor Golz)
Michael Boettge (Honold)
Klaus Krüger (Sobach)

Re: Derrick: Folge 131 - Lange Nacht für Derrick

Verfasst: So 19. Aug 2012, 12:41
von Blap
Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"

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Derrick Collectors Box 9 (Folge 121-135)


Folge 131 - Lange Nacht für Derrick (Deutschland 1985)

Nervenkrieg

Rechtsanwalt Dr. Bomann (Klaus Schwarzkopf) hat die Verteidigung des eiskalten Raubmörders Rotter (Wilfried Baasner) übernommen, der bisherige Verhandlungsverlauf und die eindeutige Beweislage deuten auf eine lange Haftstrafe hin. Bomann bereitet der Fall arge Bauchschmerzen, die Kaltblütigkeit seines Mandaten verstört den Advokat. Irgendwann ruft Frau Bomann (Annemarie Düringer) besorgt die Kanzlei ihres Mannes an, Tochter Roberta (Marion Kracht) ist ohne eine Nachricht zu hinterlassen aus dem Haus verschwunden. Zunächst hält der Anwalt die Ängst seiner Gattin für unbegründet, wenig später geht jedoch der erste Anruf eines Entführers ein. Auch Rechtsanwalt Strobel (Christian Kohlund) ist entsetzt, Bomanns Kollege ist mit Roberta liiert. Noch zögert Dr. Bomann damit die Polizei zu informieren, zu massiv haben die einschüchternden Worte des unbekannten Anrufes ihre Spuren hinterlassen. Elvira Bomann setzt sich durch, endlich informieren die Eheleute den ihnen persönlich bekannten Oberinspektor Derrick. Weitere Anrufe verschaffen Klarheit über die Absichten des Entführers, Bomann soll eine geladene Pistole ins Gericht schmuggeln und Rotter übergeben! Eine lange Nacht akribischer Ermittlungen nimmt ihren Lauf, jede kleine Spur muss verfolgt und ausgewertet werden...

Klaus Schwarzkopf steht als Anwalt Bomann bereits vor der Entführung seiner Tochter unter Druck, droht unter der Sorge um seinen Nachwuchs zu zerbrechen. Eine starke Leistung, Schwarkopf bringt die "Menschlichkeit" des Juristen überzeugend rüber. Annemarie Düringer mutet zunächst wie die stärkere Hälfte des Ehepaares an, Elvira Bomann verfällt allerdings unter dem Terror aus Angst und Ungewissheit zunehmend. Christian Kohlund verstärkt die Sorge um das Entführungsopfer, hier sind nur die Eltern in Panik, hier ringt auch der Liebhaber um Fassung. Marika Adam und Marika Adam kommen als treue Buröhelferlein der Anwälte ins Spiel, doch sind die Mitarbeiter tatsächlich zuverlässig und loyal? Marion Kracht kann zu Beginn der Folge ein braves und fröhliches Töchterlein zeichnen, Wilfried Baasner genügen wenige Momente zum Entwurf des absolut bösartigen Ganoven. Eva-Maria Bayerwaltes poltert als Ex-Frau des Angeklagten durch das Szenario, ihr rheinischer Dialekt bohrt sich schmerzhaft in die Ohren des Zuschauers. In diesem überwiegend ernsthaften Rahmen eine fast grotesk anmutende Vorstellung, die Intention des Autors und/oder Regisseurs ist mir nicht klar. Auflockerung? Zufall?

"Lange Nacht für Derrick" macht es dem Betrachter leicht Zuneigung zu verteilen. Anwalt Bomann ist das Gegenstück zum Klischee vom abgebrühten Rechtsverdreher, führt offensichtlich seine sehr harmonische Ehe und versteht sich prächtig mit seiner Tochter. Eine Vorzeigefamilie in den Krallen teuflischer Bestien. Da kann nur noch Derrick helfen, der umgehend alle nötigen Mitarbeiter für den nächtlichen Einsatz mobilisiert und auf Kurs bringt. Sogar der Kriminaldirektor schaut kurz rein, verabschiedet sich dann aber wieder in die Federn. Klar, wäre er ein fähiger Ermittler, hätte man ihn nicht zum Chef gemacht, grins. Regisseur Dietrich Haugk kann auf ein starkes Ensemble und ein nicht minder packendes Drehbuch bauen. Geschickt wird an der Schraube gedreht, alle Beteiligten haben zunehmend Mühe die Kontrolle nicht zu verlieren. Horst Tappert zeigt uns einen Derrick unter Druck, sogar am Ermittler aller Ermittler geht der Druck nicht spurlos vorbei. Freilich lässt sich Fritz Wepper nicht lumpen, auf Harry Klein ist Verlass. Hermann Thieme unterfüttert mit seiner simplen aber effektiven Musik sehr gut die vorherrschende Stimmung, legt lockere Töne über den Abspann, lässt damit den Zuschauer wieder zur Ruhe kommen. Vielleicht ist die heile der Welt der Anwaltsfamilie eine Spur zu dick aufgetragen. Bedenkt man die überschaubare Spieldauer des TV-Krimis, scheint mir diese Überhöhung fraglos sinnvoll und angemessen. Eine starker und kurzweiliger Beitrag zum Derrick-Kosmos!

7,5/10 (gut bis sehr gut)