Handlung:
Dr. Guido Malerva (the one and only
ANTHONY STEFFEN) hat es mit seiner hassenswerten Gattin (Livia Cerini) weiß Gott nicht leicht. Doch größere Probleme nahen als eines Abends zwei Gangster (Margaret Lee und Giuseppe Castellano) vor seiner Türe stehen und ihn zwingen ihren, bei einem Raubüberfall verwundeten Kumpanen, zu behandeln. Kann Inspector Di Stefano (Luigi Pistilli) die Verbrecher ausfindig machen, bevor sie dem Doc ein Haar krümmen oder muss sich der Gutste selbst aus dieser misslichen Lage befreien?
Kritik:
Da meine oberste Intention, diesen Film zu sehen, der Name meines Anthönchens auf dem Cover war beginn ich gleich mal mit den Darstellern: Anfangs war ich von Steffens Rolle ein klein wenig enttäuscht. Der Typ hat nichts weiter zu tun als wahlweise dazusitzen oder dazustehen und einen (erraten!) leidenden Blick aufzusetzen. Gegen Ende jedoch erlebt seine Rolle einen interessanten Wandel, der ihm sichtlich Freude bereitet. Kurz vor Schluss stapft er mal erfreut, mal besorgt durchs Bild, bringt seine Mimik dazu, Emotionen darzustellen
und bringt hier und da sogar einen echten Grinser zusammen
…außerdem trägt er ein lustiges Käppchen und so etwas wird immer gerne gesehen.
Die größte Schwäche des Filmes liegt in der Performance von Livia Cerini, welche als des Doktors Gattin einfach unerträglich ist! Stets hat sie so einen abweisenden Blick, schimpft ununterbrochen mit dem armen Anthönchen, schert sich einen Dreck um das Leid anderer, erkennt die Gefahr, die von den Gangstern ausgeht, nicht und und und. Jetzt könnte man argumentieren: „Aber ihre Rolle soll ja unsympathisch sein, betrachtet man, was am Ende mit ihr geschieht.“ Ja, das stimmt schon und es ist gut, dass Cerini ihre Rolle nicht liebenswert angelegt hat aber 1) übertreibt sie die Unausstehlichkeit über alle Maßen und 2) erkennen wir erst gegen Schluss den Sinn dahinter die Rolle so hassenswert zu gestalten, was uns die ersten drei Viertel des Filmes einfach nur unter ihrer Performance leiden lässt. Um auszudrücken wie unglaublich hassenswert Livia Cerinis Charakter in diesem Film rüberkommt, hier eine Liste mit Personen, welche mir sympathischer sind als sie:
► Text zeigen
Ihr Ehemann
Die drei Gangster
Major Jackson aus „Django“
Jeder einzelne Gehilfe Major Jacksons
Jeder einzelne Bond-Bösewicht
Leute, denen James Camerons „Avatar“ gefällt
James Cameron
Der Jäger, welcher Bambis Mutter getötet hat
Caligula aus Tinto Brass’ „Caligula“
Caligula aus Joe D’Amatos „Caligula 2“
Caligula, die echte Person
Luzifer
Die „Heldin“ aus „Blaue Bohnen für ein Halleluja“, welche Django erschoss
Das Kind aus „Cowboys and Aliens“
Das Kind aus „Absurd“…OK, das vielleicht nicht
Das Kind aus „Ich war noch niemals in New York“…OK, das ganz sicher nicht.
Zur Hölle mit dem Kind aus „Ich war noch niemals in New York“
, das war die entsetzlichste Rolle, die ich in meinem ganzen Leben gesehen habe. Wer denkt sich so was aus?
Zum Glück sind die restlichen Darsteller und ihre Rollen wesentlich besser: Luigi Pistilli ist immer gerne gesehen und macht hier wie immer gehörig Laune, ebenso Giuseppe Castellano, welcher einen cartoonhaften Fiesling spielen darf und, da er mit seiner Rolle sichtlich Freude hat, für einige Lacher sorgt; und last but not least weiß Margaret Lee zu überzeugen: Sie versteht es skrupellos herüberzukommen, dass wir ihr einen mehrfachen Mord zutrauen und gleichsam ist sie stets charmant und liebenswürdig und schmeichelt sich damit erfolgreich in das Herz der Zuseher.
Kommen wir nun zur Inszenierung, für die sich Vincenzo Rigo verantwortlich zeichnet, dessen Werke als Regisseur bedauernswerter Weise an einer Hand abzuzählen sind. Mit einigen ungewöhnlichen Ideen schafft er es die altbekannte Prämisse interessant umzusetzen. Hier und da sind seine Einfälle allerdings auch ziemlich komisch und steigern eher den Trash-Wert des Filmes. So lässt er das Bild mehrmals einfrieren, nicht immer an wichtigen Stellen, zeigt am Schluss eine rücklaufende Aufnahme von abhebenden Tauben (eine recht plumpe Symbolik) und einmal lässt er völlig aus dem Nichts eine Lesbenszene zwischen Lee und Cerini einfließen, die keinen Sinn ergibt und den Zuseher letzten Endes mehr verwirrt als sonst was (Sehr geehrter Herr Rigo, ich heiße es gut, dass Sie sich ein Vorbild suchen, ABER MUSSTE DIESES VORBILD AUSGERECHNET JOE D’AMATO SEIN???
). Sonst zeichnet sich seine Regie allerdings durch eine dichte Atmosphäre aus, so dass wir ihm einige Anfängerfehler (hier und da wissen wir nicht genau worauf er mit einzelnen Einstellungen hinaus will) gerne verzeihen.
Noch zu erwähnen ist der Soundtrack, welcher das Geschehen mit einem schönen spannenden Thema untermalt, welches gut die Stimmung des Filmes einfängt…nur in einer Szene beschloss man „Eine Nacht auf dem kahlen Berge“ von Mussorgski zu spielen, was dann doch ziemlich fehl am Platz wirkt. Sicher, wenn Tinto Brass und Stanley Kubrick für ihre epochalen Meisterwerke mit klassischer Musik aufwarten wirkt es grandios, aber wenn Vincenzo Rigo in seinem kleinen Gangsterdramachen solch großen Melodien auflegt verstimmt es mehr als dass es passt.
Fazit: Vincenzo Rigo konnte bei seinem ersten Film mit einigen hervorragenden Darstellern (und mit Livia Cerini)zusammenarbeiten, die er mit einer talentierten Regie versorgt. Diverse Unstimmigkeiten scheinen nur typische Anfängerfehler zu sein. 7/10