Schwarze Geschichten - Roger Corman (1962)
Verfasst: Sa 18. Jun 2011, 22:02
Schwarze Geschichten
Originaltitel: Tales of Terror
Alternativtitel: Der Grauenvolle Mr. X (Was???)
Land: USA
Jahr: 1962
Regie: Roger Corman
Darsteller: Vincent Price (3x), Peter Lorre, Basil Rathbone, …
Handlung: Wir bekommen drei kleine Geschichten geboten, die sich alle um das nette Thema Tod drehen. In „Morella“ sucht der Geist einer Verstorbenen Rache an ihrem Mann (Price) und ihrer Tochter, ein Alkoholiker (Lorre) mauert in „Die Schwarze Katze“ seine Frau und ihren Liebhaber (noch mal Price) lebendig ein und „Der Fall Valdemar“ erzählt uns von einem Toten (schon wieder Price) der von einem diabolischen Wissenschaftler (Rathbone) am endgültigen Sterben gehindert wird, was ihm aber gar nicht mal so gut bekommt.
Kritik: Ich geb es offen zu, ich mag keine Episodenfilme. „Die Drei Gesichter der Furcht“ ist für mich einer der schlechtesten Bava-Filme, „Django – Unbarmherzig wie die Sonne“ ist einer meiner meist gehassten Italowestern und der „Monster Clupb“ zählt zu den miesesten Horrorfilmen, die ich je gesehen habe. ABER: Roger Cormans „Schwarze Geschichten“ ist so unsagbar geil, dass ich diesen Film trotz Episodencharakter sofort in mein Herz geschlossen habe!
Ein großer Pluspunkt ist, dass die Storys allesamt auf Kurzgeschichten Edgar Allan Poes beruhen und das ist gut so! Poes Erzählungen sind einerseits recht knapp. Jeder der beispielsweise seinen „Fall Valdemar“ gelesen hat wird mir zustimmen, dass eine Spielfilm-Adaption davon nichts anderes sein kann als 20 Minuten Spannung und 70 Minuten Filler. Andererseits sind die Poeschen Geschichten auch noch so unglaublich mitreißend, dass man selten nach nur einer schon genug hat. Idealer Grundstoff also für einen Episodenfilm.
Das erste Drittel fällt sehr düster aus. Das ganze erinnert mich stark an „Die Verfluchten – Der Untergang des Hauses Usher“ (ebenfalls mit Vincent Price). Beide Geschichten sind sehr simpel, mit wenigen Charakteren oder Schauplätzen dafür aber sehr deprimierend. Corman inszeniert diesen Teil sehr gut, greift auf sehr viele seiner billigen Trickspielerein zurück, die durch seine Regie aber faszinierend rüberkommen. Das Drehbuch von Richard Matheson überarbeitete die Originalgeschichte auch mit sehr viel Phantasie. In den ersten fünfzehn Minuten bekommen wir mehr Plotwendepunkte und Charakterentwicklungen als in den meisten Spielfilmen. Price Performance ist hier, wie im „Untergang des Hauses Usher“ zwar faszinierend wie jede seiner Leistungen aber doch mehr vergessenswürdig als das, was er uns in den anderen beiden Teilen präsentiert.
„Die Schwarze Katze“ hat mir persönlich am besten gefallen, sie bildet durch ihre Länge (zirka so viel wie die anderen Teile zusammen) und ihre zentrale Position im Gesamtfilm auch den eindeutigen Hauptteil. Was macht diese Kurzgeschichte nun so toll? Vieles aber besonders eines: Peter Lorre!!!
Der Typ ist genialst! Er spielt den Alkoholiker so, dass man in einem Moment noch schallend über ihn lachen kann und im nächsten Moment dann Angst vor ihm haben muss, ohne dass er dabei unglaubwürdig wirken würde. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass Lorres Montresor eine der, wenn nicht die interessanteste Figur aller Roger Corman Filme ist. Mir fällt keine Person in der ganzen Welt der Filme ein, die gleichsam so diabolisch aber auch menschlich nachvollziehbar ist wie diese. Das wirft auch neues Licht auf die übliche Frau-betrügt-Mann-und-das-bedeutet-Rache-Geschichte, denn wir bekommen Mitleid und Verständnis für seine arme Gattin, die es mit diesem menschlichen Unmensch aushalten muss.
Dass seine Figur auch witzig rüberkommt ist nicht nur Peter Lorre allein zu verdanken. Der Mittelteil ist von Corman eindeutig als komödiantisches Intermezzo geplant worden. Dafür spricht neben dem Soundtrack auch die Schauspielerei von Vincent Price, der so übertrieben agiert, wie Lorre natürlich. Das macht die Geschichte über einen Alkoholiker, rasenden Ehemann und lebendig eingemauert werden um einiges erträglicher und das ist auch ganz gut so, denn somit können wir die witzige Seite Lorres genießen ohne wegen seiner ernsten Seite allzu deprimiert zu sein.
Corman wartet hier auch mit einigen sehr interessanten Effekten auf um Lorres Betrunkenen-Vision zu verbildlichen. Den Höhepunkt bietet eine spaßige Traumsequenz bei der Price und Lorres Gattin dem Gutsten den Kopf abreißen und damit Ballspielen, wobei der Kopf übrigens noch lebt und sich lauthals über diese Behandlung beschwert.
Der Schlussteil „Der Fall Valdemar“ ist geschickt am Ende platziert, denn diese Geschichte ist mit ihrem einen Schauplatz und der beschränkten Darstelleranzahl die perfekte Therapie um all die Eindrücke, die uns die vorige Episode geboten hat, gut verarbeiten zu können.
Price spielt hier seine sympathischste Rolle, er mimt einen sterbenden alten Mann, der froh ist über Milderung von Schmerzen oder einen raschen Tod und dessen einziger Wunsch im Leben noch ist, seine geliebte Frau in guten Händen zu wissen.
Umso netter uns Price erscheint, umso diabolischer wirkt Rathbone, der ihn an der Erfüllung seiner Wünsche hindert. Mir gefällt es sehr gut, dass sie in die Poe-Erzählung die eigentlich nur ein nüchterner Bericht von einer Technik, mit der man den Tod hinauszögern kann, ist, einen Bösewicht getan haben, das macht alles gleich viel interessanter. Rathbone ist zwar ein guter Schauspieler, da wir aber leider noch Lorres Performance in frischer Erinnerung haben, werden wir von ihm ein wenig enttäuscht.
Fazit: Ein Episodenfilm, der die gesamte Bandbreite von Roger Cormans Können präsentiert und neben einen Vincent Price, welcher drei seiner besten Rollen verkörpert, noch mit einem unübertroffenen Peter Lorre aufwartet. Umbedingt ansehen!!!
9/10
Originaltitel: Tales of Terror
Alternativtitel: Der Grauenvolle Mr. X (Was???)
Land: USA
Jahr: 1962
Regie: Roger Corman
Darsteller: Vincent Price (3x), Peter Lorre, Basil Rathbone, …
Handlung: Wir bekommen drei kleine Geschichten geboten, die sich alle um das nette Thema Tod drehen. In „Morella“ sucht der Geist einer Verstorbenen Rache an ihrem Mann (Price) und ihrer Tochter, ein Alkoholiker (Lorre) mauert in „Die Schwarze Katze“ seine Frau und ihren Liebhaber (noch mal Price) lebendig ein und „Der Fall Valdemar“ erzählt uns von einem Toten (schon wieder Price) der von einem diabolischen Wissenschaftler (Rathbone) am endgültigen Sterben gehindert wird, was ihm aber gar nicht mal so gut bekommt.
Kritik: Ich geb es offen zu, ich mag keine Episodenfilme. „Die Drei Gesichter der Furcht“ ist für mich einer der schlechtesten Bava-Filme, „Django – Unbarmherzig wie die Sonne“ ist einer meiner meist gehassten Italowestern und der „Monster Clupb“ zählt zu den miesesten Horrorfilmen, die ich je gesehen habe. ABER: Roger Cormans „Schwarze Geschichten“ ist so unsagbar geil, dass ich diesen Film trotz Episodencharakter sofort in mein Herz geschlossen habe!
Ein großer Pluspunkt ist, dass die Storys allesamt auf Kurzgeschichten Edgar Allan Poes beruhen und das ist gut so! Poes Erzählungen sind einerseits recht knapp. Jeder der beispielsweise seinen „Fall Valdemar“ gelesen hat wird mir zustimmen, dass eine Spielfilm-Adaption davon nichts anderes sein kann als 20 Minuten Spannung und 70 Minuten Filler. Andererseits sind die Poeschen Geschichten auch noch so unglaublich mitreißend, dass man selten nach nur einer schon genug hat. Idealer Grundstoff also für einen Episodenfilm.
Das erste Drittel fällt sehr düster aus. Das ganze erinnert mich stark an „Die Verfluchten – Der Untergang des Hauses Usher“ (ebenfalls mit Vincent Price). Beide Geschichten sind sehr simpel, mit wenigen Charakteren oder Schauplätzen dafür aber sehr deprimierend. Corman inszeniert diesen Teil sehr gut, greift auf sehr viele seiner billigen Trickspielerein zurück, die durch seine Regie aber faszinierend rüberkommen. Das Drehbuch von Richard Matheson überarbeitete die Originalgeschichte auch mit sehr viel Phantasie. In den ersten fünfzehn Minuten bekommen wir mehr Plotwendepunkte und Charakterentwicklungen als in den meisten Spielfilmen. Price Performance ist hier, wie im „Untergang des Hauses Usher“ zwar faszinierend wie jede seiner Leistungen aber doch mehr vergessenswürdig als das, was er uns in den anderen beiden Teilen präsentiert.
„Die Schwarze Katze“ hat mir persönlich am besten gefallen, sie bildet durch ihre Länge (zirka so viel wie die anderen Teile zusammen) und ihre zentrale Position im Gesamtfilm auch den eindeutigen Hauptteil. Was macht diese Kurzgeschichte nun so toll? Vieles aber besonders eines: Peter Lorre!!!
Der Typ ist genialst! Er spielt den Alkoholiker so, dass man in einem Moment noch schallend über ihn lachen kann und im nächsten Moment dann Angst vor ihm haben muss, ohne dass er dabei unglaubwürdig wirken würde. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass Lorres Montresor eine der, wenn nicht die interessanteste Figur aller Roger Corman Filme ist. Mir fällt keine Person in der ganzen Welt der Filme ein, die gleichsam so diabolisch aber auch menschlich nachvollziehbar ist wie diese. Das wirft auch neues Licht auf die übliche Frau-betrügt-Mann-und-das-bedeutet-Rache-Geschichte, denn wir bekommen Mitleid und Verständnis für seine arme Gattin, die es mit diesem menschlichen Unmensch aushalten muss.
Dass seine Figur auch witzig rüberkommt ist nicht nur Peter Lorre allein zu verdanken. Der Mittelteil ist von Corman eindeutig als komödiantisches Intermezzo geplant worden. Dafür spricht neben dem Soundtrack auch die Schauspielerei von Vincent Price, der so übertrieben agiert, wie Lorre natürlich. Das macht die Geschichte über einen Alkoholiker, rasenden Ehemann und lebendig eingemauert werden um einiges erträglicher und das ist auch ganz gut so, denn somit können wir die witzige Seite Lorres genießen ohne wegen seiner ernsten Seite allzu deprimiert zu sein.
Corman wartet hier auch mit einigen sehr interessanten Effekten auf um Lorres Betrunkenen-Vision zu verbildlichen. Den Höhepunkt bietet eine spaßige Traumsequenz bei der Price und Lorres Gattin dem Gutsten den Kopf abreißen und damit Ballspielen, wobei der Kopf übrigens noch lebt und sich lauthals über diese Behandlung beschwert.
Der Schlussteil „Der Fall Valdemar“ ist geschickt am Ende platziert, denn diese Geschichte ist mit ihrem einen Schauplatz und der beschränkten Darstelleranzahl die perfekte Therapie um all die Eindrücke, die uns die vorige Episode geboten hat, gut verarbeiten zu können.
Price spielt hier seine sympathischste Rolle, er mimt einen sterbenden alten Mann, der froh ist über Milderung von Schmerzen oder einen raschen Tod und dessen einziger Wunsch im Leben noch ist, seine geliebte Frau in guten Händen zu wissen.
Umso netter uns Price erscheint, umso diabolischer wirkt Rathbone, der ihn an der Erfüllung seiner Wünsche hindert. Mir gefällt es sehr gut, dass sie in die Poe-Erzählung die eigentlich nur ein nüchterner Bericht von einer Technik, mit der man den Tod hinauszögern kann, ist, einen Bösewicht getan haben, das macht alles gleich viel interessanter. Rathbone ist zwar ein guter Schauspieler, da wir aber leider noch Lorres Performance in frischer Erinnerung haben, werden wir von ihm ein wenig enttäuscht.
Fazit: Ein Episodenfilm, der die gesamte Bandbreite von Roger Cormans Können präsentiert und neben einen Vincent Price, welcher drei seiner besten Rollen verkörpert, noch mit einem unübertroffenen Peter Lorre aufwartet. Umbedingt ansehen!!!
9/10