So Freunde, heute das Niveau mal eintüten, bitte! Und los geht die wilde Fahrt:
Willkommen in den wilden 50ern. Wir befinden uns in Amerika und eigentlich geht’s hier jedem gut (back to the future anyone?). Die Comics werden zur Freude der Jugend und zum Ärger der Eltern immer gewalttätiger (der Comic-Code droht und wird 1954 von der verängstigten Elterngeneration auch durchgesetzt), Rock ’n’ Roll treibt die jugendliche Protestkultur voran – fetzen tut er auch noch. Essen gibt’s genug, die Autos sind schick, im Kino geht’s auch gehörig ab – allerdings fällt hin und wieder mal ein UFO in die Wüste, aber danke, liebe Regierung, dass sich der Durchschnittsbürger damit nicht auch noch rumärgern muss!
Der große Krieg ist seit geraumer Zeit vorbei aber besser ist die Welt dadurch nicht unbedingt geworden. Denkt man etwas länger darüber nach ist sie für den gemeinen Amerikaner jetzt sogar etwas schlechter. Denn da gegenüber, auf der anderen Seite des großen Wassers sitzen jetzt die Roten und gieren nach dem Wohlstand der USandA. Das gegenseitige Hochrüsten und Drohen war angelaufen, der nächste Krieg war auch schon wieder hübsch am Verluste-fordern und die nukleare Bedrohung (ja, Hiroshima fanden auch Amerikaner schrecklich) wurde beinahe täglich spürbar (ABC-Schutzmaske unter der Schulbank und Dosenfuttervorräte im Schutzkeller für die nächsten 20 Jahre geben ein Gefühl von Sicherheit und Alltag). Da wendet man den Blick doch gerne ab und schaut gen Himmel. Dummerweise kreiste da seit 1957 auch etwas Rotes und glotzte auf den Durchschnittsami voller Neid und Gier (1961 konnte dann zu allem Überfluss der erste Rote aus Fleisch und Blut voller Abscheu runter glotzen – hach, die Fortuna ist schon sehr gemein zum gemeinen Ami gewesen). Offensichtlich will in dieser Zeit jeder und alles dem Amerikaner etwas Böses. Ja, dem Amerikaner, dem es eigentlich nicht schlecht ging (sofern er weiße Haut hatte - natürlich).
Und diese permanent gefühlte Bedrohung war ein richtig guter Nährboden für allerhand unsinnige – teils massiv idiotische(natürlich nur aus heutiger Sicht) – Filmideen. Da es auch ein (junges) Publikum gab, welches dem cineastischen Unsinn einen reißenden Absatz bescherte, steigerten sich die Zahlen der Produktionen von B-Horror-Movies und Sci-Fi-Trash ins Unermessliche. Diesem unermesslichen Unsinn wollen wir uns heute einmal widmen. Und am besten geschieht dies in dem man sich einer Serie widmet, die sich diesem Unsinn widmet – quasi zwei Fliegen(-de Untertassen) mit einer Klappe.
Mystery Science Theater 3000 (MST3K) – The Movie
Das Mystery Science Theater ist eine amerikanische Comedy-Fernsehserie, die von 1988-1999 ausgestrahlt wurde (leider nie bei uns). Basisprinzip der Serie (und des hier im Folgenden besprochenen Films) war, dass Leute und Dinge im Kino sitzen und sich aus wechselnden –albernen – Gründen massig doofe Filme reinziehen (teils aus lizenzrechtlichen Gründen, später weil es für den Erfolg der Serie mitbestimmend war, nur alte B-Schinken aus de 50er und 60er Jahren). Im Falle des hier vorgestellten Films sind diese „Leute und Dinge“ ein Astronaut, ein Roboter und ein Kaugummiautomat, die wiederum aus Forschungsgründen von Dr. Clayton Forrester gezwungen werden einen Film zu sehen (er sucht einen menschheitsverblödenden Film und probiert ihn experimentell an den dümmsten Typen aus, die ihm in die Finger kamen). Dieser im Kino laufende Film wird in der Serie wie auch im Kinofilm durch Zwischenrufe, Aufstehen, Nachspielen und Nachsynchronisieren kommentiert und ad absurdum geführt. Die immense Gag-Dichte generierte gute Quoten und sorgte für die beachtliche Anzahl an ausgestrahlten Staffeln und den (zu Unrecht) gefloppten Kinofilm. Letzterer ist durch das Engagement und die kongeniale Synchronisierung von Oliver Kalkofe und Oliver Welke in Deutschland auf VHS und später auf DVD erschienen (Auf der DVD kann man sich den Streifen optional auch ohne das Geschwafel ansehen – muss man aber nicht).
Zum Film im Film:
„MST3K – The Movie“ zeigt aus menscheitsverdummenwollenden Gründen die 50‘s Über-Trash-Gurke „This Island Earth“ (oder viel treffender auf Deutsch: „Metaluna IV antwortet nicht“).
Titel: Metaluna IV antwortet nicht
Orignialtitel: This Island Earth
Regie: Joseph M. Newman/ Jack Arnold (Nachdreh)
Produktionsland: USA (1955)
Cast: Jeff Morrow, Faith Domergue, Rex Reason, Lance Fuller , Douglas Spencer, Russell Johnson
Story:
Auf Metaluna IV ist die Hölle los. Darum düsen einige Aliens zur Erde um dort unter Vorwänden die Hilfe von irdischen Wissenschaftlern zu erzwingen.
Was bleibt also zu sagen? Das „Mystery Science Theater“ ist ein riesen Spaß. Die drei Kameraden im Publikum sprechen aus, was man selbst wahrscheinlich auch von diesen Filmen hält. Und: sie benehmen sich, wie man es bei einem richtigen Kinobesuch sicherlich überhaupt nicht witzig finden würde - im Rahmen dieser Reihe geht das aber absolut klar! Auf Grund der humoristischen Note über einem thematisch anders gearteten Film ist dieser Streifen für mich zum Beispiel der Einstieg ins 50's-B-Movie-Genre gewesen, dem ich heute vollends verfallen bin! Ich kann's nur empfehlen
Am Rande: spaßiger Weise ist der Film mit 73Min. Laufzeit kürzer als eine Standartepisode der Serie mit meist über 90Min. Passt also für den Einstieg
Und ich würde sofort eine Petition unterzeichnen, damit Kalkofe auch noch einige Highlights der TV-Serie synchronisiert. Denn er hat eine ganz eigene Note einfließen lassen und diverse Gags für das deutsche Publikum umgeschrieben – wer also mit „Kalkofes Matscheibe“ seinen Spaß hatte, wird ihn auch mit MST3K haben!